4. Oktober 2021
Vor dem Frühstück muss ich raus, um mir ein frisches Baguette zu besorgen. Der Regen hat zwar aufgehört, hat aber einen ordentlichen Temperatursturz verursacht. Feucht-kühle 13 Grad schlagen mir entgegen, als ich vor die Haustüre trete. Der Wind pfeift ebenfalls noch ordentlich um die Ecke!
Noch ist es still und leer in den Gassen der Altstadt. Doch vereinzelt hier und da schickt sich das Städtchen an, den Tag zu beginnen. Von Leben in der Bude würde ich in diesem Stadium jedoch noch nicht sprechen wollen. Die fehlende Ablenkung schärft meine Aufmerksamkeit für die kleinen Schönheiten und Kuriositäten am Wegesrand.


Nach dem Frühstück ziehe ich los, gewappnet für alle Wetterlagen. Denn die Vorhersage lässt für heute wenig Gutes erwarten. Ich schlendere entlang der Rue de la République. Lieferfahrzeuge machen sich gegenseitig die enge Fahrbahn streitig. Radfahrer und Fußgänger müssen schauen, wo sie bleiben. Im Laufe des Tages lichtet sich der Erfahrung nach das Chaos. Doch jetzt um diese frühe, morgendliche Zeit wird angeliefert, was das Zeug hält.

Heute führt mich mein Weg quer durch das malerische Viertel La Roquette. Hier geht es noch sehr dörflich zu. Ich gönne mir einen Kaffee an der Place Paul Doumer, der wie ein echter Dorfplatz daherkommt.



Anschließend mäandere ich ein wenig hier und da durch die Gassen, in denen sich mir noch ein paar interessante Fotomotive aufdrängen.





Weiter geht’s zum etwas außerhalb der Innenstadt gelegenen Musée départemental Arles antique, passend zu seinem Teint auch ‚Blaues Museum‘ genannt. Hinter der modernen Fassade zeigt es archäologische Funde von Arles.
Der Bau ist sehr fotogen. Und so schleiche ich eine Weile drumherum. Hatte das Wetter bisher ein Einsehen mit mir, so reißt ihm jetzt der Geduldsfaden. Der erste Schauer des Tages geht auf mich nieder. Doch ich habe es gerade so eben geschafft, abzulichten, was mein Herz begehrte.


Mittagszeit. Trockenen Fußes schaffe ich es zurück zur Wohnung. Es folgt ein eher karges Mittagessen und eine kurze Siesta.
Als der Tatendrang wieder nach mir greift, riskiere ich einen Blick nach draußen. Es ist trocken, und der Himmel hat sich mithilfe dramatischer Wolken ordentlich aufgebrezelt. Das ist doch DIE Gelegenheit, mir die Arena endlich einmal von innen anzusehen!
Die Ticketbude ist geöffnet, zwei Damen sitzen gelangweilt hinter dem Schalter. Lakonisch teilt mir eine davon mit, dass die Arena heute wegen des schlechten Wetters geschlossen sei.
Na kommt schon, Mädels! Ein frischer Wind, etwas niedrigere Temperaturen, hier und da ein Schauer reichen aus, um hier die Bude dicht zu machen? Nur weil es eventuell später am Nachmittag etwas mehr Richtung Unwetter gehen könnte? Nun gut … Schade, es wären bestimmt gute Aufnahmen herausgekommen bei diesem Himmel.
Stattdessen laufe ich durchs Städtchen. Hier und da drücke ich auf den Auslöser, passiere unter anderem das Café Van Gogh auf der Place du Forum, streife die ebenfalls wegen des Wetters geschlossenen Konstantinsthermen und weitere Schätze am Wegesrand.

Beim gesamten Gang durch die Altstadt fällt auf: Arles ist wie ausgestorben! Viele Läden sind zu, sogar die meisten Gastronomiebetriebe. Was in unseren deutschen Gefilden als normal fieses Wetter durchgeht, scheint hier als Vorstufe zum Weltuntergang zu gelten🤷🏽♀️.

Selbst der Einkauf eines banalen Baguettes gestaltet sich schwierig. Alle Boulangerien, die meinen Weg kreuzen, sind schon geschlossen. Dabei ist es noch nicht mal 15 Uhr. Zum Glück bekomme ich noch eins im Supermarkt. Wenigstens dieser ist geöffnet.
Jetzt setzt Dauerregen ein. Ein guter Zeitpunkt, bei der Fondation Van Gogh vorbeizuschauen! Insgesamt finde ich den Besuch dort etwas enttäuschend. Mit der Ausstellung von Laura Owens kann ich wenig anfangen. Hier und da hängt ein Bild des Namensgebers. Das reißt es auch nicht raus. Allerdings war mir schon im Vorfeld bekannt, dass hier nicht unbedingt mit Massen von Werken von Van Gogh zu rechnen ist. Besitzt Arles selbst doch nicht ein einziges Original, sondern muss sich mit Leihgaben begnügen!




Als ich wieder vor die Tür trete, hat sich der Dauerregen endgültig festgesetzt. Dennoch lasse ich es mir nicht nehmen, eingehend die zahlreichen Fotos an den Häuserwänden in Arles zu betrachten. Ist doch die Fotografie – ich erwähnte es bereits an anderer Stelle – untrennbar mit der Stadt verbunden.



Dann läute ich gegen 16 Uhr ungewohnt früh den Feierabend ein und mache es mir in meiner schönen, behaglichen Bude auf dem Sofa mit Tee und Buch gemütlich. Bis morgen!
* Dieses Wortspiel erschließt sich nur denjenigen, die des Französischen mächtig sind. Deshalb hier eine Interpretationshilfe: ‚Zut alors’ heißt soviel wie ‚Verdammter Mist!‘ ‚Alors’ für sich alleine genommen bedeutet ‚also’. ‚Zu also!‘ wegen der vielen geschlossenen Einrichtungen heute und der ähnlichen Schreibweise wie bei dem französischen Schimpfwort.
Grüße aus Cordoba von Bernhatd
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Oh, wie schön! Da war ich letzten November. Tolle Stadt! Genießt es! Herzliche Grüße aus Santorini
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Eine schöne Stadt!
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Allerdings 😎!
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Und wieder diese herrlich doppelbödigen Bildunterschriften!
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Danke 😎
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„Keiner Zuhause“ der ist richtig in die Jahre gekommen der Briefkasten !
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Allerdings!
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