Die Hauptstadt der Provinz Québec ist die älteste Stadt Kanadas. Mit ihrer komplett erhaltenen Altstadt aus dem 17. und 18. Jahrhundert und der einzigen unzerstörten Stadtmauer nördlich von Mexiko erlangte Alt-Québec völlig zu Recht den Status des UNESCO-Weltkulturerbes.

Hier erlebt man französisches Flair in Reinkultur. Mitnichten wird hier „auf französisch gemacht“. Nein, es ist authentisch wie in Frankreich selbst: in den Läden, Restaurants, Cafés und in der Boulangerie, in den Markthallen, auf der Straße, in den Galerien.

Touristen aus aller Welt, besonders aber diejenigen aus Nordamerika, lieben dieses Städtchen. Im Juli und August platzt es entsprechend aus allen Nähten. Jetzt aber, Anfang September, lassen die Massen nach.

Québec mit seinen rund 600.000 Einwohnern ist jedoch keineswegs ein vom Tourismus abhängiges Museumsdorf, sondern in erster Linie Hafenstadt und Verwaltungszentrale.

So, nun aber los! Heute ist es wieder warm, aber nicht mehr schwül. Sonne und tollste Wölkchen werden uns den ganzen Tag über begleiten. Was wollen wir mehr?

Wir starten unsere Tour in der sehr charmanten Rue St. Joseph mit ihren netten Läden und Cafés …

… bewundern die wunderschöne Kirche, die sich zwischen all den Läden behauptet, …

… und setzen unseren Weg durch die Unterstadt fort.

Die teils als Hochbahn durch die Stadt geführte Schnellstraße, die unseren Weg kreuzt, lenkt mit Kunst auf Beton gekonnt von ihrem Mangel an Schönheit ab.

Weit kommen wir nicht. Der sehr sehenswerte Bahnhof …

… weckt sehnsüchtige Erinnerungen an meine vergangenen Zugfahrten durch Nordamerika. Und wie ich Stefan so an meinen nostalgischen Gedanken teilhaben lasse, erwächst bei uns gleich ein weiterer Reiseplan: mit dem Zug von Toronto nach Vancouver einmal quer durch Kanada!

Doch nun Schluss mit der Tagträumerei. Zurück zum Hier und Jetzt! Vorbei an diesem schicken Gebäude …

… nähern wir uns dem Wasser, das die Stadt von mehreren Seiten umgibt. An der schönen Promenade bewundern wir die alten Markthallen …

… und lassen uns anschließend von einem der insgesamt neun in der ganzen Stadt verteilten, teils skurrilen Kunstobjekte ablenken. Das Ganze läuft unter dem Titel „Passages insolites„, sprich außergewöhnliche bzw. ungewöhnliche Passagen. Sorry, die verlinkte Website gibt es nur auf französisch. Aus Gründen.

Ein paar Meter weiter entdecken wir, dass Québec auch modern kann. Schick, oder?

Vorübergehend wenden wir uns vom Wasser ab und der Altstadt in der Unterstadt, wenn man das so sagen kann, zu. Dort stolpern wir gleich über das nächste der bereits erwähnten kuriosen Kunstwerke im öffentlichen Raum. Sehr originell, wie wir finden.

Wir folgen nicht ganz zufällig der Rue Dalhousie …

… und stehen schon bald vor dem Musée de la Civilisation, das wegen einer der aktuellen Ausstellungen mal eben den Big Ben in knallgelb an die Museumsfassade geklatscht hat. Wer beim Titel der Ausstellung gleich an The Clash denkt, ist mit mir in bester Gesellschaft. Ich sag nur: London calling!

Wir trinken einen Kaffee bzw. Tee im Museumscafé, trollen uns ein wenig auf der Dachterrasse herum und genießen die Aussicht einerseits aufs Wasser und andererseits auf die Oberstadt.

Bevor wir endgültig ins Epizentrum der Unterstadt eintauchen, streifen wir kurz wieder die Promenade de la Pointe-à-Carcy, wo uns dieses charmante Kunstwerk mal seine Rückseite …

… und mal seine Vorderseite präsentiert.

Nun aber rein mit uns in die kleinen, gemütlichen Gässchen, …

… die sich um das Herzstück der Unterstadt (Basseville) herum winden. Darf ich vorstellen? Die Place Royale!

Wir schlendern noch ein wenig durch die recht trubeligen Gassen mit ihren unzähligen Restaurants, Cafés und Läden, …

… bevor wir uns mit dem Aufzug (Aufklärung und Fotos folgen im nächsten Beitrag) hoch in die Oberstadt (Hauteville) katapultieren lassen.

Oben angekommen, landen wir direkt auf der Terrasse Dufferin – weil sie so schön ist, darf sie heute das Titelbild zieren – und vor dem Château Frontenac. Beide habe ich euch gestern schon vorgestellt. Was dabei jedoch unterging, war der Tanz der Zeit. Das darf nicht passieren und wird hiermit schnellstens nachgeholt.

Ach, wenn wir schon dabei sind, verliere ich gleich noch ein paar Worte aus der Rubrik „Wusstet ihr schon?“ über das Schlösschen: Zum hundertsten Jubiläum 1993 stand die Zukunft des Hauses auf der Kippe. Der Eigentümer, die Hotelkette Fairmont, ließ sich glücklicherweise dann doch nicht lumpen und investierte ein hübsches Sümmchen in das altehrwürdige Gemäuer. Die illustre Gästeliste des Hauses kann sich im übrigen sehen lassen. Queen Elisabeth, Charles de Gaulle, Grace Kelly, Frank Sinatra und nicht zuletzt unser verstorbener Saumagen liebender Dauerkanzler aus der Pfalz betteten hier ihre müden Häupter auf die hoffentlich nicht zu weichen Kissen.

Geschichtsträchtiges hat das Häuschen auch zu bieten. Im Mai 1943 trafen sich hier Churchill und Roosevelt zu einer Konferenz, um die Invasion in der Normandie vorzubereiten. 800 Hotelgäste wurden dafür kurzerhand vor die Tür gesetzt, damit die beiden Politiker samt umfangreichem Tross Einzug halten konnten. Zwei Jahre später dann das gleiche Spiel anlässlich der Kapitulation Japans.

Zurück in die Gegenwart. Auf der Suche nach genehmer Nahrung spazieren wir entlang der Rue Saint-Louis mit ihren hübschen Häusern …

… und gelangen, nachdem wir das gleichnamige Stadttor passiert haben, wieder in den Bereich außerhalb der Stadtmauer. Das Parlament, das rechterhand direkt hinter dem Stadttor liegt, ist leider so was von komplett verbaustellt und von hohen Zäunen und Bretterverschlägen verdeckt, dass ihr auf ein Foto verzichten müsst. Ich habe nämlich erst gar keins geschossen. Wer seine Neugier jedoch nicht zügeln kann, schaue bitte hier.

Die Rue Saint-Louis stellt sich außerhalb der Stadtmauer als äußerst kontrastreich heraus. Neben den „üblichen“ Altbauten stehen dort beispielsweise diese Exemplare:

Nachdem wir uns in einem der vielen Restaurants gestärkt haben, lockt uns diese Kirche an. Im Innern dann die große Überraschung: ein Flohmarkt für gebrauchte Bücher und Schallplatten!

Auf dem Rückweg Richtung Innenstadt liegt das weitläufige Gelände der Zitadelle.

Wir entscheiden uns gegen einen Besuch und für eine ausgiebige Runde Chillen im Gras unter Schatten spendenden Bäumen 😎.

Am späten Nachmittag rollen wir entlang der Promenade des Gouverneurs herunter bis zur Terrasse Dufferin und warten den Beginn der Dämmerung ab. Auf der Toilette (😂) in einem der Restaurants in der Gegend komme ich ins Gespräch mit Christine aus Toronto. Wir verquatschen uns ausgiebig, und die wartenden Männer machen sich nichtsahnend so ihre Gedanken. Ihrer wundert sich, warum sie das inzwischen gelieferte Essen kalt werden lässt, während Stefan argwöhnt, ich hätte mich durch den Hinterausgang verdrückt und läge längst gemütlich im Hotelbett. Ja, so kann’s gehen.

Jetzt ist die Dämmerung hereingebrochen, und Stefan waltet seines Foto-Amtes. Zum Abschluss des heutigen Berichtes kommt ihr nun in den Genuss von zwei seiner Werke. Ersteres entstand in der Oberstadt, letzteres vor dem euch schon bekannten Bahnhof. Bis morgen!

4 Gedanken zu “Tag 19: Québec City – Fronkraisch, Fronkraisch

  1. Ok, du hast mich noch überzeugt. Quebec ist hübsch! Zum Teil sogar eine richtig zuckrige Puppenstube. Der Bahnhof und dieser kleine Platz in der Altstadt…sehr süß. Witzig auch der abgestürzte Satellit. Ideen muss man haben! Seid ihr noch in die Zitadelle oder gab die nicht so viel her? PS: Im UNO fehlt noch das ESC.😉

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    1. Ich wusste es, dass ich dich noch überzeugt kriege 😎. Nee, in der Zitadelle waren wir nicht mehr. Keine Ahnung, ob die was her gibt. Sicherlich für diejenigen, die sich für Militärgeschichte interessieren. Uns stand da nicht so der Sinn danach. @ fehlendes ESC: 😂🤓

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      1. Oftmals haben solche Zitadellen ja einen erhabenen Ausblick, aber ansonsten wäre das auch nicht so mein Fall. Zudem hattet ihr ja bereits ein Erlebnis dieser Art. Mit ESC meinte ich natürlich nicht den Eurovision Song Contest.😜

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