Halbzeit! Allerdings ohne Pause. Wenn man schon mal Neuseelands kleinsten und gleichzeitig wunderschönen Nationalpark vor der Nase hat, werden doch fix die Wanderschuhe geschnürt. Für diesen Ausflug habe ich gestern ein Rundum-Sorglos-Paket gebucht: Bustransfer nach Kaiteriteri, von dort eine Bootsfahrt zum Start des Wanderweges und ein Lunchpaket. Insgesamt misst der Abel Tasman Coast Track, benannt nach einem europäischen Seefahrer, der im 17. Jahrhundert hier ankerte, rund 60 km. Ich habe mir als Tageswanderung den Abschnitt zwischen Medlands und Anchorage Beach, der auf den klangvollen Namen „Swing bridge, bush and beach“ hört, ausgesucht. Die Strecke beläuft sich auf 12 km, denen ich noch ein paar Sonderschleifen entlang des Weges hinzufüge.
Heute herrscht ideales Wanderwetter: rund 22 Grad, trocken und keine pralle Sonne. Der Himmel hält sich bedeckt mit ein paar Auflockerungen zwischendurch. Mensch, jetzt höre ich mich schon an wie der Wetterbericht!
Der annähernd voll besetzte Bus des Touranbieters Wilsons lässt erahnen, dass ich sicher nicht alleine auf weiter Flur unterwegs sein werde. Doch glücklicherweise verteilt sich die Meute, zu der wir uns am Bootsanleger in Kaiteriteri gesellen, schnell auf verschiedene Boote mit verschiedenen Zielen. Viele Besucher machen auch nur einen Bootsausflug mit kurzen Stopps. Die, die auf Wanderschaft gehen, suchen sich die unterschiedlichsten Strecken und Laufrichtungen raus. Und so bleibt der befürchtete Massenstart in den Medlands aus.
Beim Warten am Ticketschalter stürzen plötzlich zwei Figuren auf mich zu. Es sind die beiden Kalifornier, die ich bei der Wanderung auf dem Queen Charlotte Track vor zwei Tagen kennengelernt hatte! Die Welt kann so klein sein.
Kaum hat unser Boot Fahrt aufgenommen, stoppt es auch schon wieder. Der berühmte in der Mitte geteilte Split Apple Rock – oh je, da werde ich doch gleich wieder hungrig! – ist es wert, das Tempo zu drosseln. Er hat sich dann auch als heutiges Titelbild durchgesetzt. Hier ist das leckere Teil noch einmal aus einer anderen Perspektive:
Als ich das Boot verlasse, stellt sich heraus, dass mein bestelltes Lunchpaket nicht an Bord ist. Die nette Crew organisiert dann fix, dass ich in der Lodge an der Torrent Bay, die auf der Hälfte der Strecke liegt, mein Futter bekomme. Umso besser! Muss ich nichts schleppen. Am Medlands Beach fällt dann für mich der Startschuss.
Der Weg verläuft moderat mit nur kleinen Steigungen. Die Wegbeschaffenheit ist sehr gut. Hier könnte man auch mit Turnschuhen wandern.
Lediglich bei einer meiner Extrarunden, nämlich der hinunter zum Sandfly Beach, ist etwas Kraxelei angesagt. Doch die Mühe lohnt sich. Der Blick auf die einsame Bucht ist toll!
Zwischendurch wird es wackelig. Eine Hängebrücke muss überquert werden!
Ein Blick nach links und rechts lohnt. Dass das folgende Foto vom Ausblick in der Mitte der Brücke nicht verwackelt ist, wundert mich schon. Denn obwohl sich maximal fünf Personen auf einmal auf der Brücke aufhalten dürfen, habe ich selbst bei nur einer weiteren Figur das Gefühl, eine ganze Horde Elefanten trampele hinter mir herum!
Kurz darauf kommt mir eine junge Frau entgegen, die mir bekannt vorkommt. Es ist die nette Münchner Krankenschwester, zur Zeit auf einer dreimonatigen Weltreise, die zusammen mit mir gestern im Bus von Picton nach Nelson gefahren ist. Wir plaudern ein wenig, genießen gemeinsam diese Aussicht …
… und laufen dann in unsere jeweiligen Richtungen weiter. Auf dem Weg zum Boxenstopp erfreuen sich meine Augen an diesen Anblicken, …
… und schon liegt mir Torrent Bay zu Füßen.
Wie versprochen wartet dort schon mein Lunchpaket auf mich. Zur Entschädigung, weil sie mich vergessen hatten, fällt es ganz besonders üppig aus. Wenn ich das jetzt alles auf einmal vertilge, falle ich ins Fresskoma und schaffe die zweite Etappe nicht. Also packe ich den Rest für heute Abend ein.
Für den nächsten Streckenabschnitt gibt es zwei Optionen: die kurze Strecke am Strand entlang oder die drei km längere Variante weiter oben herum. Für mich fällt die Wahl heute flach, denn die Flut würde mich zu einer unfreiwilligen Schwimmeinlage zwingen:
Auch die zweite Etappe zwingt mich immer wieder zum Anhalten. Was ich hier zu sehen bekomme, ist einfach zu schön, um achtlos und schnellen Schrittes daran vorbei zu trampeln.
Und plötzlich lacht mich dann dieses freundliche Gesicht an:
Zeit für einen weiteren kleinen Abstecher. Cleopatras Pool möchte ich mir gerne ansehen. Dort bin ich zwar alles andere als alleine, …
… aber auf dem Hin- und Rückweg bieten sich mir noch ein paar schöne Motive.
Zwischendurch tun sich Abgründe auf.
Und kurze Zeit später bin ich auch schon auf der Zielgeraden. Ich bin recht früh an der Anchorage Bay und kann mich dort noch eine ganze Weile umschauen. Da ist der Alte Sack dann auch wieder mit am Start. Der Kiwi indes hat wegen seiner Eskapaden in Wellington zur Zeit Rucksackarrest.
Die Bay bietet, wie nicht anders erwartet, ebenfalls schöne An- und Aussichten.
Wusstet ihr eigentlich, dass manche Vertreter der Fauna die Körperhaltung verändern, sobald sie den Schnabel aufreißen? Mir wäre das auf Dauer definitiv zu anstrengend.
Das Boot kommt heran gebraust. Die nun wieder angewachsene Meute versammelt sich am Strand, bereit, das Schiffchen zu entern.
Vorbei an einer einzelnen Robbe – sorry, kein Foto, war zu weit weg – brettern wir über die Wellen zurück nach Kaiteriteri, immer vorbei an allem Sehenswerten, was die üppige Natur hier zu bieten hat.
Der Bus bringt mich wieder zurück nach Nelson. Kurzer Stopp im Hotel, dann gleich ein paar Meter weiter in den „Anchor“, wo am frühen Samstagabend ordentlich das Leben tobt. Hier in diesem hallenartigen, vollen und doch gemütlichen Restaurant ist eine Stimmung und eine Geräuschkulisse wie in einem englischen Pub kurz bevor die Three Lions das Endspiel einer Fußballweltmeisterschaft gewinnen. OK, eine sehr unrealistische Vorstellung … Ich mache dann mal Feierabend!
Wow, die haben bei den dreifingerigen Figuren sogar an die
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…ups zu schnell…an die Genitalien gedacht.😂 Lustig auch das Spiegelei auf dem Stein und der Waldgnom! Die Strände sind ja paradiesisch schön. Und von silbrigweiß bis goldgelb alles vorhanden. Wie ist die Wassertemperatur eigentlich? Viele sehen ja recht warm angezogen aus. Jetzt muss ich mich mal noch an Tag 20 und 21 machen…ich hänge etwas hinterher.
PS: lass doch bitte den armen Kiwi wieder heraus. Er wird seine Heimat wahrscheinlich nie wieder sehen!
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@ Genitalien: das ist Liebe zum Detail 😂! Wie die Wassertemperatur dort war, kann ich dir gar nicht so genau sagen. Ich war nur mit den Füßen drin. So kalt kam es mir nicht vor. Vielleicht so wie die Ostsee. Hier weiter südlich in Dunedin hatte das Wasser laut Anzeige 12 Grad. Aber schwimmen ist hier bei der Brandung und den Strömungen eh nicht angesagt … Die Lufttemperaturen im Abel Tasman lagen an dem Tag um die 20 bis 22 Grad herum. Bin den ganzen Tag mit T-Shirt rumgelaufen. @ Kiwi: schon passiert!
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Na die Neusis können nicht nur Städtchen sondern protzen auch mit ganz schön Landschaft – muss ich schon sagen. Cleos Pool habe ich mir aber anders vorgestellt. Sollte die nicht immer in Eselsmilch geaalt haben – oder war das nur Hollywood 🤔
…. und sonst: Kiwi, Kiwi, Kiwi, Kiwi, Kiwi, Kiwi. …. heiser, örgs.
Mal schauen was die anderen Tage so gebracht haben. Bin auch ganz schön hinterher …
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Ja, die Kiwis können so einiges! @ Cleo: Eselsmilch war gerade aus … 🤓. Welchen der drei Kiwis meinst du???
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