17. – 18. September 2022

Wir lassen es bei schwülwarmen 31 Grad langsam und gemütlich angehen. Nach der obligatorischen Dosis Koffein, die ich mir heute im hippen Café Journey hier in Cihangir verpasse, …

… kehre ich zu Stefan in die Wohnung zurück. Dort vertrödeln wir den Vormittag auf dem aussichtsreichen Balkon. Am frühen Nachmittag raffen wir uns auf. Genauer und ehrlicher gesagt treibt uns der aufkommende Hunger hinaus aus unserer heimischen Komfortzone.

Im Vegan Food Cartel nahe dem Taksim Platz lassen wir uns ein richtig gutes Mittagessen servieren. Als Sahnehäubchen obendrauf kredenzt uns der nette Kellner eine klasse Playlist mit Rock der 1980er. Gebt mir einen bequemen Liegestuhl im Schatten, genügend Drinks – gerne auch ohne Alkohol – und ich verbringe den Rest des Tages hier 😎.

Doch so weit kommt es nicht. Stattdessen nehmen wir die unterirdische Standseilbahn Füniküler nach Kabataš, wo wir zusätzlich zu unseren Tickets noch zwei Ü’s kaufen. Schließlich nehmen wir ja die Fähre nach Üsküdar. Die angenehm kühle Luft auf der Fahrt quer über den Bosporus tut gut bei der drückenden Hitze. Yeah, wir haben es bis Asien geschafft, und das binnen zehn Minuten!

Üsküdar präsentiert sich an diesem Samstagnachmittag von seiner lebhaften Seite. Doch hier ist es bei weitem nicht so überfüllt wie „drüben“ im europäischen Teil der Stadt. Insgesamt wirkt es hier weniger touristisch, dafür aber etwas beschaulicher und gleichzeitig traditionell-konservativer. Auch wird auf dieser Seite des Bosporus unübersehbar noch mehrheitlich Kopftuch getragen.

Wir bummeln mehr oder weniger ziellos durch die Gassen in Ufernähe, wo sich gleich drei schöne Moscheen, zahlreiche Restaurants und Cafés sowie die unvermeidlichen Fellmonster tummeln. Zwischendurch passieren wir eine offen einsehbare Halle voller Männer, die mit riesigen Spielsteinen aus Holz Rummikub spielen. Fasziniert schaue ich zu, was die Spieler offensichtlich sehr erheitert.

Gerne teile ich ein paar meiner fotografischen Eindrücke mit euch:

Milchig grün
Strebsam
Cat Walk
Gewässert
Quell des Lebens
Wimmelbild
Ausgehfein
Gebetszeit
Fußball?
Einschlägiger Bedarf
Silhouette

Es gäbe hier auf der asiatischen Seite noch mehr zu entdecken, allem voran den Çamlica-Hügel, der wohl eine großartige Sicht auf die Stadt bietet. Doch es ist heiß, und generell ist bei uns ein wenig die Luft raus. Mut zur Lücke!

So nehmen wir stattdessen am frühen Abend die Fähre und anschließend den Fünikülar zurück nach Hause, wo wir den Rest des tropisch anmutenden Tages gemütlich auf unserem Balkon verbringen. Auch um 23 Uhr zeigt das Thermometer noch 27 Grad an.

Auch am nächsten Morgen heftet sich eine klebrige Hitze mit hoher Luftfeuchtigkeit an uns. Am Vormittag drehen wir beide zur Abwechslung jeweils eine Solotour. Ich frühstücke im bewährten Café Vasalisa, wo ich mit Stefan am Beginn unserer Reise schon einmal einkehrte. War es beim ersten Besuch nur ein Kätzchen, das mir mein Essen streitig machen wollte, so muss ich heute mein Futter gleich gegen drei Fressfeinde verteidigen. Auf sie mit Miau!

Anschließend unternehme ich eine kleine Fototour durch unsere Wohngegend. Das schöne, hipsterige Cihangir ist für Istanbuler Verhältnisse recht ruhig und beschaulich – von den allnächtlichen Parties in den Räumen des Radiosenders um die Ecke einmal abgesehen 😂.

Ich lasse mich planlos kreuz und quer durch die Gassen treiben, immer optischen Impulsen folgend. Überall wird an diesem sonnigen Sonntagmorgen gefrühstückt, Kaffee oder Tee getrunken, munter geplaudert, ins Mobiltelefon geschaut, auf Laptops getippt oder versonnen durch die Gegend geschaut.

Nicht alle, aber viele kleine Lädchen sind geöffnet und freuen sich auf Kundschaft. Katzen in allen Farben, Größen und Posen streunen überall herum. Business as usual.

Fanfinfon
Schirme und Schatten
Unter die Räder geraten

Danke! Du auch!
P wie Pappe
Vitamine!
Downtown Cihangir
Manche mögen’s heiß
Hier nicht abbiegen!

Am frühen Nachmittag bin ich wieder zuhause. Ein Stündchen später kehrt auch Stefan von seiner Runde durch die nähere Umgebung zurück.

Unser heutiges Mittagessen serviert uns der Thai um die Ecke. Während wir dort gemütlich speisen, prasselt der angekündigte Regenguss auf die Stadt nieder. Die Kanalisation ist deutlich überfordert ob der sich blitzschnell formierenden Sturzbäche, die sich ihren Weg durch die abschüssigen Gassen Cihangirs bahnen. Ein beeindruckendes Schauspiel!

Danach machen wir es uns zuhause gemütlich, nur unterbrochen durch das zwischenzeitliche Kofferpacken. Am Abend zieht es uns noch einmal kurz raus. Wir laufen die wenigen Meter hoch zum Tünelplatz an der Istiklal. Ein letzter Kumpir muss her!

… haben die dicksten Kartoffeln 😁

Während des restlichen Abends genießen wir ein letztes Mal unseren Balkon mit Aussicht und lauschen den Grundgeräuschen der Stadt. Unten auf der Straße presst sich der nie endende Strom des Autoverkehrs durch die engen Gassen. Der DJ der Radiostation holt auch heute alles aus den Mischpults heraus. Fröhliches Gelächter dringt in unsere Ohren. Aus allen Windrichtungen erschallt der Gesang der verschiedenen Muezzine. Später gesellt sich noch das Geschepper der Müllabfuhr dazu.

Ach, Istanbul! Faszinierend, schön, lebendig, reich an Kultur, Kontrasten, Lebensfreude und Fotomotiven. Und gleichzeitig auch kräftezehrend, erschöpfend und bisweilen auch nervtötend. Keineswegs bereuen wir, uns zehn Tage lang auf die Stadt eingelassen zu haben. Doch das Bedürfnis, hier länger bleiben oder bald wiederkehren zu wollen, will sich nicht einstellen. Und so zeichnet sich ab, dass wir Istanbul morgen ohne Wehmut den Rücken kehren und uns woanders in weitere Abenteuer stürzen werden. Stay tuned!

11 Gedanken zu “Istanbul – Von Kontinent zu Kontinent

  1. So ist es manchmal: es gibt die Reisen, die im Herzen bleiben und Orte, an die man wiederkehren möchte, und dann gibt es die anderen. Die schön waren. Spannend. Die wir gesehen haben, und damit ist es auch okay. Für mich war Istanbul auch so ein Ort. Eine tolle Stadt, aber die Welt hat noch so viele tolle Städte…

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  2. So, liebe Elke, jetzt mal das Etymolo…. ach, das Herkunftswörterbuch schnell geschnappt. In der Türkei ‚Kumpir‘, im Slawischen ‚krumpir‘, und im Saarländischen? Na? ‚Grumbern‘. Soll es da etwa Einflüsse aus dem Maurischen gegeben haben? Oder war’s doch nur die ‚krumme Beere‘? 🧐😉🙃
    Wieder schöne Berichte, Fotos und Untertitel (der von „Reih und Glied“ mit viel Augenzwinkern😅). „Gekringelt“ sah sehr appetitlich aus. Angeblich soll Recip T. Erdogan die in seinem früheren Leben verkauft haben. Naja, der Berufswechsel hätte uns mal erspart bleiben dürfen 😷
    Und wenn Euch wieder nach Istanbul ist, habt Ihr es ja leicht. Kreuzberg und Neukölln sind nicht weit. Da gibts auch Tickets mit zusätzlichen Üs 🤣

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    1. Danke, Andreas! Die gedankliche Verbindung zwischen Kumpir und den saarländischen Grumbern hatte ich bisher nicht hergestellt. Gut, dass du rechtzeitig eingegriffen hast 😁. @Herrn E.: auch hier hast du eine meiner zahlreichen Wissenslücken gefüllt. Und ja, den Berufswechsel kann man durchaus kritisch sehen. So, und jetzt dürfen wir beiden wohl nicht mehr ungestraft in die Türkei einreisen, weil wir so frech waren 😱. Ja, stimmt, Kreuzberg und Neukölln sind nah. Und mit der Ü-Bahn von uns aus sogar ohne Umstieg zu erreichen 😎.

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      1. Öhne Ümstieg geht halt in der Ü-Bahn nyx.
        Jetzt ist‘s wohl amtlich, so schnell lässt man mich nicht mehr über die türkische Border Control 🙃😎

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