9. – 10. März 2022
Voller schöner Erinnerungen an den gestrigen Ausflug nach Oía betrachte ich das Städtchen am frühen Morgen aus der Ferne. Der Tag erwacht, die Sonne kommt raus, Oía räkelt sich im ersten scheuen Morgenlicht.

Als ich mich später auf den Fußweg nach Firá mache, ist die Wetterwelt noch in Ordnung. Um 10 Uhr fährt von dort aus der nächste Bus nach Akrotiri. Er durchkurvt auf der Strecke mehrere Dörfer, von denen ich mir damit einen ersten Eindruck verschaffen kann.
Rund 25 Minuten später spuckt mich der Bus direkt vor der Ausgrabungsstätte Agrotiri aus. Dieses archäologische Highlight ist das Pompeji Griechenlands. Vor rund 3.700 Jahren entstand hier Europas älteste Stadt, von der noch erstaunlich viel erhalten ist. Hier sind nicht nur kniehohe Grundmauern und Spuren im Boden zu sehen, sondern auch Hausfassaden und Freiflächen, denen man ihre Funktion als Dorfplatz noch gut ansehen kann.
Ich muss mir das außergewöhnliche Areal mit nur fünf weiteren Besuchern teilen. Das soll dann aber auch der einzige Vorteil in dem Zusammenhang bleiben 😅. Und so wundert es mich schon bald nicht mehr, wieso ich nur sechs statt der in meinem Reiseführer erwähnten 12 EUR Eintritt zahle. Denn der interessantere Teil des im Ablauf streng festgelegten Rundgangs, der unten direkt an den Ruinen vorbei führt, die dann in ihrer Größe erst richtig zur Geltung kommen, ist komplett gesperrt. So bleibt den geneigten Besuchern nur der Blick von oben.





Die Ausgrabungsstätte ist an sich schon sehr beeindruckend. Aber dennoch finde ich sie nicht so spannend, dass ich mich hier ewig aufhalten muss. Und so bin ich nach rund 30 Minuten schon wieder draußen – wo es sich zwischenzeitlich stabil eingeregnet hat. Dabei waren nur gelegentliche Schauer angesagt. Mit meiner Wetter-App muss ich jetzt doch mal ein ernstes Wörtchen reden! Bisher hat sie mich zuverlässig fehlinformiert. Auch die Temperatur ist auf dem Rückzug. Von den 14 Grad heute morgen sind nur noch 10 übriggeblieben.
Auf die Empfehlung meiner Berliner Nachbarin Claudia hin laufe ich die paar Meter hinunter zur Hafenpromenade. Dort sollen ein paar wahrlich reizende Cafés und Tavernen sein. Dem ist auch so – im Sommer. Sonderlich überrascht bin ich nicht, dass mir hier das gleiche Bild begegnet wie in den anderen kleinen und mittelgroßen Orten auch. Die Gastro ist geschlossen! Die meinem es wirklich ernst mit Off Season, die Griechen.
Ich hatte eigentlich überlegt, von hier aus noch ins rund eineinhalb Kilometer entfernte Dorf Akrotiri und /oder zum berühmten Red Beach zu laufen. Doch der mittlerweile recht kräftige Regen hört im Gegensatz zu gestern, als der Spuk nach etwa 30 Minuten vorbei war, einfach nicht auf. Und dass ich in dem Dörfchen auch nur einen Schluck zu trinken oder einen Happen zu essen bekomme, wage ich nach den bisherigen Erfahrungen ebenfalls stark zu bezweifeln.
Also gleich in den nächsten Bus gehüpft und auf den Rückweg gemacht. Wie auf allen bisherigen Fahrten schallt auch auf dieser fröhlich Musik durch den Bus. Dabei erweisen sich die Geschmäcker der Chefs am Lenker als durchaus unterschiedlich. Von griechischer Folklore bis hin zu tragischen Geigensoli ist fast alles dabei.
Ankunft in Firá am frühen Nachmittag. Es nieselt immer noch. Da in Kürze ein Bus in „mein“ Dörfchen fährt, nutze ich die Gelegenheit und schenke mir den Fußweg. Kaum entsteige ich dem Bus in Imerovigli, zeigt mir das Wetter, wo der Sonnenhammer hängt. So ein Miststück! Aber egal. Ich esse erst mal eine Kleinigkeit im einzigen geöffneten Laden, …

… kaufe anschließend dort noch ein wenig ein und schlendere dann bei strahlender Sonne nach Hause.
Dort hält es mich nicht lange. Auf zum Skáros-Felsen, der sich knollenförmig direkt in den Krater reingesetzt hat. Er liegt mehr oder weniger direkt vor meiner Haustür. Am Restaurant Blue Note steigt man abwärts, überquert einen Sattel und steigt auf einem breit angelegten Weg den Skáros hinauf. Theoretisch. Denn praktisch prangt an seinem Fuß ein Warnschild, das die Besteigung und auch die Umrundung auf halber Höhe zum rückwärtig gelegenen hübschen Kapellchen ausdrücklich wegen zu großer Gefahr untersagt.
Hm, in meinen Augen sehen beide Wege gut machbar aus. Doch brav wie ich bin, gehorche ich und trete nach dem Fotoshooting den geordneten Rückzug an. Halb so wild! Denn die Aussichten sind auch vom zugänglichen Teil des Weges grandios.





Auf dem Rückweg fällt mir die grandiose Lage des Grace Hotel Santorini mit seinem spektakulären Infinity Pool auf. Hier könnte ich es auch aushalten! Doch meine spätere Recherche auf den diversen einschlägigen Buchungplattformen ergibt, dass sich dieses Schmuckstück weit oberhalb dessen bewegt, was ich mir unter einem akzeptablen Preis vorstelle 😅. Nun, dann träume ich mich eben dorthin!
Den Rest des Nachmittags verbringe ich, warm angezogen, am Pool mit Schreiben und Lesen. Auch schön! Abends füllen sich die verbliebenen drei Apartments mit Gästen. Alles US-Amerikaner! Zum starken Dollar gesellt sich auch der Umstand, dass dort bereits Frühjahrsferien sind. Und so bleibe ich hier die einzige, die good old Europe vertritt.
Am nächsten Tag macht das Wetter Ernst. Acht Grad fühlen sich bei Windgeschwindigkeiten bis zu 40 km/h an wie null Grad. Fast kommt es mir vor, in eine neue Eiszeit geraten zu sein.
Aber egal: hinaus mit mir! Ich strippe zwei dünne Pullis übereinander und garniere das Ganze mit Schal und Sommerjacke. Das muss reichen. Denn was Wärmeres habe ich nicht im Koffer. Kein Wunder! Ging doch die Wettervorhersage vor meiner Anreise von durchgehend 14 bis 17 Grad für die ganze Woche aus.
Doch ich werde mit Sonne und schönsten Wolken entschädigt. Zu Fuß mache ich mich auf den Weg nach Firá, wo ich am späteren Vormittag den Bus nach Megalochori besteige. Es ist eines der ältesten Dörfer der Insel und liegt rund sechs Kilometer südlich der Hauptstadt.
Wie nicht anders erwartet, wird auch dort der Totentanz aufgeführt 😅. Ich begegne in der folgenden Stunde genau drei Passanten – alles Einheimische – und drei Bauarbeitern. Doch davon abgesehen ist das kleine Dörfchen wirklich wunderschön!

















Nach rund einer Stunde habe ich jedes Eckchen erkundet und bin auch komplett durchgefroren. Da im Ort selbst weder Cafés noch Restaurants geöffnet sind, laufe ich die wenigen Hundert Meter hoch zur Durchgangsstraße, wo sich ein an einen Supermarkt angeschlossenes Café mit Sitzgelegenheiten befindet. Auf dem Weg dorthin geht für zwei Minuten doch tatsächlich ein kleiner Hagelschauer auf mich nieder 😂! Doch das wird zum Glück der einzige Niederschlag für heute bleiben.
Ich genieße einen Kaffee und ein mit Kartoffeln gefülltes Blätterteigstück und nehme dann den nächsten Bus zurück nach Firá. Dort angekommen, bummele ich über die Promenade am Kraterrand, schaue kurz in die wenigen geöffneten Klamottenläden hinein und laufe dann zurück nach Imerovigli.
Auf dem Weg dorthin kann ich bestimmten Motiven nicht widerstehen und drücke ich noch hier und da auf den Auslöser.



Zurück in meiner Wohnung, werfe ich direkt die Heizung an und wärme mich mit einer Kanne Tee auf. Draußen pfeift der Wind am späteren Nachmittag immer heftiger und wächst sich im Laufe des Nachmittags zu einem veritablen Sturm aus. In der Wohnung flattern dank etwas undichter Fensterscheiben sogar die Vorhänge. Trotz geschlossener Fenster!
Ich bleibe für den Rest des Tages drinnen. Heißer Tee, mein spannender Krimi und eine warme Decke sorgen für Behaglichkeit und Beschäftigung. Und so muss die Sonne heute ohne mich untergehen 😎.
Liebe Elke,
du beschreibst sehr eindrücklich die Probleme, die man außerhalb der Saison haben kann, insbesondere in Regionen, wo fast nur Pauschalreisende vorkommen. Mit dem Wetter hattest du aber wirklich Glück. Wer hat das auf Santorin schon erlebt?
Liebe Grüße Horst
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Ja, das Wetter war – von den gegen Schluss immer niedriger werdenden Temperaturen mal abgesehen – fototechnisch wirklich optimal. Der Himmel bot meist ordentlich Drama!
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Ich kenne also Santorini doch nicht komplett ! Anscheinend gibt es noch viel mehr zu sehen als was ich gesehen habe. Ausgrabungsstätten sind nicht meins und somit hake ich das mal ab. Sehr schön aber der Skaros Fels. Das Foto „Knollig“ ein Traum !
Mit dem Wetter hattest du ja wirklich Pech an dem Tag. Regen und sogar Hagelschauer und Temperaturen wie im November. Das wünscht sich niemand auf Santorini !!
Die Fotomotive zeigen wie Santorini ist und wie immer die passenden Bilduntertitel, aber da schreibe ich ja nichts neues !
Heizung auf Santorini ! Wusste ich so auch nicht aber klar es kann schon kalt und ungemütlich werden. Fazit: Schöner Beitrag meiner Lieblingsinsel !
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Danke, Manni! Nun, dann musst du dich wohl doch noch mal auf den Weg nach Santorin machen 😎.
Ja, an dem einen Tag hat es mir ziemlich in den Kram geregnet. Aber der Hagelschauer am darauffolgenden Tag währte zum Glück nur kurz. Niedrige Temperaturen stören mich normalerweise auch nicht so sehr. Aber ich war klamottentechnisch einfach nicht darauf eingestellt, weil die Vorhersagen anders waren, als ich den Koffer gepackt hatte. Und weil fast alle Läden geschlossen waren, konnte ich auch nichts nachkaufen 😅.
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Zumindest wäre es einen Gedanken wert nochmals dorthin zu reisen obwohl ich wirklich viel auch gesehen habe. Klar es gibt immer Orte die man nicht kennt, obwohl die Insel doch sehr überschaubar ist.
Blöd ist natürlich wenn die Wettervorhersage nicht stimmt. Zu der Zeit wo ich war, habe ich nicht einmal nach dem Wetter geschaut weil man es einfach nicht muss. Gutes Wetter hast du normalerweise zu 100 % dort, aber es war natürlich auch eine ganz andere Jahreszeit.
Bei mir damals waren auch viele Geschäfte und Lokale geschlossen. Es war in dem Jahr wo Griechenland in die finanzielle Krise gestürzt ist. Da ist manchen die Luft ausgegangen ! Aber merkliche Engpässe gab es nicht und viele Touris sind auch wegen der Krise schon gar nicht angereist. Es war also nicht überlaufen bis auf die Kreuzfahrttouristen die tagsüber die Insel bevölkert haben. Abends war es dann relativ ruhig geworden.
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Da hattest du ja wirklich eine optimale Zeit abgepasst.
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Ich denke auch die Zeit war perfekt!
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Das Inselchen ist auch bei diesem Wetter wirklich wunderschön. Der Wolkenhimmel hat einfach was. Gut, das gefühlte „Nullwetter“ hingegen nicht, und nicht mal in einem Café kann man sich nicht aufwärmen. Brr… Ich hoffe, du hattest es wenigstens in der Wohnung schön warm 🙂
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Ja, vom Licht und vom Wolkenspiel her war es einfach optimal! Den Fotos hat das Wetter richtig gutgetan. In der kleinen Wohnung wurde es zum Glück recht schnell warm. Die kühlen Temperaturen draußen hätten mich auch nicht so sehr gestört, wenn ich klamottentechnisch auf Winter eingestellt gewesen wäre. War ich aber nicht 😅. Als ich meine Sachen für die Reise packte, waren die Vorhersagen deutlich besser. Gerne hätte ich mir ja zum Beispiel einen warmen Pulli nachgekauft. Aber die drei Edel-Boutiquen, die in Firá geöffnet hatten, verkauften nur überteuerte Sommerkleidchen 😂
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Die Boutiquen waren dann wohl auf Sommer eingestellt 😉
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So sieht’s aus 😁!
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