6. Februar 2022

Gleich nach dem Aufwachen bin ich schon ganz aufgeregt. Heute steige ich der Insel aufs Dach! Na ja, zumindest fast … Nach dem Frühstück schnappe ich mein Tagesgepäck und mache mich auf den Weg.

Der Bus fährt zumindest um diese Jahreszeit nur einmal am Tag hoch in den Teide Nationalpark. Um 9:30 Uhr geht’s hin, um 16 Uhr wieder zurück. Bei einer Fahrzeit von einer Stunde und 40 Minuten ist keine größere Wandertour drin. Aber die hatte ich auch gar nicht vor. Alleine in hochalpinem Gelände herumzulatschen bei mangelnder Trittsicherheit und nicht allzu großer Kondition kommt mir nicht in den Sinn.

Eine halbe Stunde vor Abfahrt betrete ich den Busbahnhof. Die Schlange vor dem Bus hält sich zu dem Zeitpunkt noch in Grenzen. Meine gute Ausgangslage verspiele ich jedoch durch einen Besuch der Toilette. Als ich zurückkomme, hat sich die Schlange verdoppelt. Ob ich wohl noch einen Platz im Bus ergattere 😱?

Ja, es klappt. Als alle Sitzplätze belegt sind, fährt der Bus los – zehn Minuten zu früh. Es stehen noch etliche Leute draußen. Die Armen! Doch dann checke ich es: nun wird einfach ein weiterer Bus eingesetzt! Und notfalls noch ein dritter. Das geht solange, bis alle an Bord sind. Niemand bleibt zurück. Sagt bzw. schreibt das doch gleich! Besser wäre es für die zarten Touristen-Nerven.

Wir verlassen die Stadt und schrauben uns die Serpentinen hoch. Auch der Weg in den Nationalpark bietet bereits schöne Aussichten. Und mitten im Wald fährt der Fahrer plötzlich rechts ran und stoppt den Bus. Was ist los? Er grinst und verabschiedet sich in eine kurze Pinkelpause. Und schwups tun es ihm eine Handvoll Jungs unter großem Gelächter der übrigen Fahrgäste gleich 😂. Wer hat eigentlich das Gerücht in die Welt gesetzt, die schwache Blase sei ein weibliches Problem?

Weiter geht’s. Heute ist ein strahlend schöner Tag, wenn auch deutlich kühler als unten an der Küste. So ist das, wenn man die 2.000er-Höhenmarke überschreitet.

Temperatursturz

Und dann bin ich da. Bevor es losgeht, gebe ich euch noch ein paar Infos zum Nationalpark. Mit 135 Quadratkilometern ist er der größte auf den Kanaren. Sein Kernstück ist ein gigantischer Kraterkessel namens Las Cañadas, majestätisch überragt vom Teide. Der Cañadas-Kessel ist mit seinen 16 Kilometern Durchmesser einer der weltweit größten Krater. Umsäumt wird er von einem 45 Kilometer langen gezackten Rand.

Weite Ebenen, tiefe Schluchten, kleine und große Hügel aus Asche und Geröll zieren die Landschaft. Die Oberflächen des Gesteins sind mal glattpoliert, mal pockennarbig. Das Ganze fügt sich zu einer farbenfrohen, bizarren und faszinierenden Mondlandschaft. Fast fühle ich mich auf einen fremden Planeten katapultiert. ‚Beam me up, Scotty‘ hat vielleicht wirklich funktioniert.

Volle Breitseite

Der 3.718 Meter hohe Teide hüllt sich bekanntlich nicht nur in Schweigen, sondern häufiger auch in ein dichtes Nebelgewand. Aber nicht, wenn die Elke kommt 😁! Die Entscheidung, ob ich ihm mit Hilfe des Teleferique aufs Dach steige oder nicht, wird mir abgenommen. Wegen ungünstiger Wetterverhältnisse oben – es hat wohl vor wenigen Tagen noch mal geschneit – fährt die Seilbahn heute nicht.

Ich laufe nun die ausgeschilderte Route 3 (Roques de Garcia) und bereue es nicht. Die überschaubare Strecke ist der ultimative Hammer! Wie gut, dass sie nicht so lang ist, denn ich komme vor lauter Fotografieren kaum zum Laufen. Der Weg ist einfach zu gehen. Nur beim Abstieg hinunter ins Tal zur ‚Kathedrale‘ wird es etwas kraxeliger.

Nun aber genug gequatscht! Hier kommt mein Foto-Best-of vom Teide Nationalpark. Schwelgt einfach mit!

Auf dem Mond

Habe ich zu viel versprochen? Ich hoffe nicht! Am Fuße der ‚Kathedrale‘ angelangt, habe ich das Ziel schon fast vor Augen. Noch 750 Meter steil bergauf. Dann ist es geschafft. Vor meinem geistigen Auge sehe ich mich schon gemütlich im Café vor einem kühlen Getränk sitzen, bevor ich mich wieder in den Bussitz sinken lasse.

Doch das bleibt graue Theorie! Auf besagtem letzten Teilstück des Weges gab es kurz vorher einen Personenunfall, der einen Rettungseinsatz mit vollem Programm (Arzt, Sanitäter und Hubschrauber) erfordert. Da der Weg recht schmal ist, es um Leben und Tod geht und deshalb kein überflüssiges Publikum gebraucht wird, ist der Weg nun gesperrt.

Ich muss also umkehren und den ganzen Weg, den ich schon hinter mir habe, wieder zurück laufen. Nun muss ich ordentlich Gas geben! Schlussendlich klappt es dann doch noch, wenigstens ein Viertelstündchen mit einem kühlen Getränk auf der Terrasse des Cafés zu verbringen, bevor mich der Bus wieder zurück nach Puerto de la Cruz bringt.

Die Eindrücke des Tages begleiten mich bis in den Abend hinein. Was für ein toller Nationalpark! Ich bin total begeistert und werde sicherlich eines Tages wieder hierher zurückkehren. Garniert wurde das Ganze mit einigen netten Gesprächen im Bus und auf der Strecke. Diverse Angebote zum Mitwandern und Mitfahren im Auto, falls ich wegen des durch den Unfall verursachten Umweges den Bus verpasst hätte, gab es auch.

Zurück an der Küste, gönne ich mir ein frühes Abendessen in La Paz, bevor ich es mir im Hotel gemütlich mache. Was für ein Tag ♥️!

11 Gedanken zu “Teneriffa – Verkratert auf dem Mond

  1. Wie schön, liebe Elke!
    Ich wusste nicht wie interessant und beeindruckend Teneriffa ist. Bisher kannte ich nur die jährlichen Strandfotos meiner Schwägerin und meines Schwagers. Die haben mich nie animiert, nach Teneriffa zu fliegen.
    Das hat sich jetzt geändert.
    Liebe Grüße von Susanne

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    1. Das freut mich, Susanne. Es würde dir und Micha da ganz sicher gefallen. Teneriffas Norden ist ein Wanderparadies! Deine Verwandtschaft gehört dann wohl zu den Kandidaten, die ich im ersten Bericht erwähnte. Wem es reicht, im All-inc.zu wohnen und am Strand zu liegen, ist im Süden gut aufgehoben. Landschaftlich ist dort allerdings nichts weiter. Jedem das Seine 😎.

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  2. Die Aussichten sind gigantisch. Nicht zu viel versprochen, definitiv nicht! Ich denke, es ist nochmal anders, selbst dort zu stehen und den Blick über die Landschaft schweifen zu lassen. Schön, dass du noch den Bus gekriegt hast (obwohl, wer weiß? Vielleicht hätten sich sonst noch ein paar tolle Bekanntschaften ergeben?)

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    1. Ja, auf den Fotos fehlt die dritte Dimension. Die Kulisse vor Ort zu betrachten ist noch deutlich beeindruckender. Aber das wirst du ja dann selbst erleben, wenn es dich hierher verschlägt 😎.

      Wer weiß? Vielleicht hätte sich wirklich ein prima Alternativprogramm ergeben, wenn ich den Bus verpasst hätte!

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