Stefan genießt noch vor Sonnenaufgang ab 5:30 Uhr die Einsamkeit am Rande der Wasserfälle, während ich noch ein wenig das Bettchen hüte. Er wird mit schönem Licht und Wassergetöse ohne das störende Geplapper der Leute reich belohnt!

Etwas später, nachdem auch ich meinen Astralkörper in die Senkrechte gehievt und wir unser Frühstück mit Blick auf die Fälle genossen haben, …

… rollen wir die paar Meter bergab zur Bootsanlegestelle. Eine Fahrt mit einem der Boote ist ein Muss! Also rauf auf den „Hornblower“, wie die von der kanadischen Seite aus startenden Boote heißen. Solltet ihr einmal von der gegenüberliegenden US-Seite aus starten, landet ihr auf einer „Maid of the Mist“.

Nun also die „Journey to the Falls“! Ohne Wartezeit, obwohl schon einige Leute unterwegs sind, gelangen wir auf den etwas größeren Kahn. Die sind hier verdammt gut organisiert beim Durchschleusen von Massen! Die Kameras nehmen wir erst gar nicht mit. Mögen sie doch eine feuchte Dusche so gar nicht. Ein paar flüchtige Fotos mit den Handys sind aber drin. Schnell die rotem Ganzkörperkondome übergestülpt, …

und los geht’s. Schnell stellt sich heraus, dass die morgendliche Dusche im Hotel mehr als überflüssig war. Wind und Wasser erledigen das hier genauso gut. Es ist ein tolles Erlebnis, den Fällen „auf Augenhöhe“ zu begegnen. So nah und von unten betrachtet wirken sie noch gigantischer als von der Promenade oben.

Es ist laut, nass, beeindruckend — und viel zu schnell vorbei. Und schon sitzen wir wieder auf dem Trockenen. Darauf erst mal einen Kaffee bei Starbucks. Gemütliche Cafés sind hier Fehlanzeige 😎.

Zeit für ein paar Fakten. Die Niagarafälle liegen an der Grenze zwischen den USA und Kanada. Hier ergießt sich der Lake Erie in den Lake Ontario. Unfassbare Wassermassen stürzen hier hinab! Obwohl seit den 1950er Jahren mehrere Wasserkraftwerke erbaut wurden, die rund 75% der Wassermenge entnehmen, verbleiben noch 2.800 Kubikmeter pro Sekunde für das Schauspiel der Fälle. Vor dieser Regulierung muss das Spektakel noch wesentlich größer und beeindruckender gewesen sein. Doch ein positiver Nebeneffekt des menschlichen Eingriffs ist nicht zu verachten: ging die Abbruchkante vorher durch die Erosion um einen Meter pro Jahr zurück, beträgt der Abrieb des Felsens heutzutage nur noch einen Zentimeter pro Jahr.

Die weitaus beeindruckenderen kanadischen Horseshoe Falls (für diejenigen unter euch, die kein Englisch verstehen: Hufeisen Fälle wegen ihrer Form) sind 57 Meter hoch und etwa 670 Meter breit. Die American Falls (heutiges Titelbild) sind ebenso hoch, jedoch „nur“ 260 Meter breit. Letztere mögen weniger spektakulär sein, aber schön sind sie auch! Beide Fälle gehören, was diese Zahlen anbetrifft, nicht zur Superlative. Was ihre Pracht ausmacht, sind die in der Tat enormen Wassermassen!

Anschließend schlendern wir durch die Entertainment-Hölle von Niagara Falls. Da gibt es nichts zu beschönigen. Direkt hinter der Promenade und der Uferstraße ist es vorbei mit Schönheit der Natur und Co. Richtig schlimm haben sie das verbockt hier! Doch viele der insgesamt rund 14 Millionen Besucher pro Jahr mögen und nutzen das Angebot. Der Rubel, äh Dollar rollt. Nun denn …

Etwas akustische Untermalung gefällig? Nehmt das:

Mittagessen, kurze Siesta und nachmittags wieder raus. Zum wiederholten Mal lassen wir uns die Promenade entlang treiben. Am heutigen Montag ist es deutlich leerer und entspannter als gestern.

Wir wollen auf den Minolta-Konica-Turm rauf, um die Fälle besser von oben herab bestaunen zu können. Laut meinem schlauen Reiseführer soll dieser besser sein als der höhere Skylon-Tower, da er näher an den Fällen steht. Nun, mein Reiseführer ist offenbar nicht auf neuestem Stand: der Minolta-Konica Tower ist heute kein öffentlicher Aussichtsturm mehr. Jetzt beherbergt er das Tower Hotel mit IHOP-Restaurant. Letzteres liegt im 26. Stock, bietet wohl eine gute Aussicht – und ist für heute schon geschlossen.

Letzter Versuch. Ich frage den freundlichen Herrn an der Hotelrezeption, ob das denn wirklich der ehemalige Minolta Tower ist. Ja, ist er. Und wie er so unsere traurigen Minen sieht, lässt uns netterweise in die hoteleigene VIP- Etage mit DER Aussicht schlechthin! Und so kommen wir in den exklusiven Genuss, völlig alleine die beste Aussicht dieser Stadt ohne störende Massen genießen zu dürfen 😎.

Auf dem Weg zurück ins Hotel schlendern wir durch die hinter der Promenade gelegene Parkanlage …

… und nehmen dabei noch das Casino und den Skylon Tower mit. Natürlich nur von außen und optisch.

Abends gönnen wir uns noch einmal eine kurze Runde durch das Blingbling der Umgebung. Im Abendlicht hat es ja was!

Anschließend chillen wir im Hotel und beschäftigen uns mit der Planung der nächsten Tage. Denn ab jetzt ist nichts mehr fest geplant und gebucht. Freestyle …

Das allabendliche Feuerwerk lassen wir uns dabei natürlich nicht durch die Lappen gehen. Dieses Mal jedoch mischen wir uns nicht unten auf der Promenade unters Volk, sondern genießen den Anblick von unserem Hotelzimmer aus 😎. Mit einem von Stefans Fotos begann dieser Blogbeitrag, mit einem weiteren vom Meister endet er. Gute Nacht!

4 Gedanken zu “Tag 11: Niagara Falls – Feuchtes Vergnügen

  1. Hallo Elke und Stefan, kurz vor dem Wochenstart schnell noch ein Blick zu Eurem Bericht, der mich besonders interessiert. Die Bilder sind spektakulär, vorallem vom Tower aus! Eine grandiose Landschaft! Ich erinnere mich sehr gut: Die „Maid of the Mist“ Regen-Tüten hat Matthias ca. 7 Jahre aufbewahrt, denn es könnte ja nochmal regnen…..und die Regentüten „Behind the falls“ waren gelb und sind auch ganz nett (die Besichtigung auch!). Super !! Danke ! Sabine

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    1. Freut mich, dass dir die Fotos gefallen haben und so manche Erinnerungen für dich zurückbringen! @ Regen-Capes: 😂😂😂 Ich war ja auch drauf und dran, meine mitzunehmen. Aber letztendlich hat dann doch die Vernunft gesiegt. Sowas benutzt doch zuhause kein Mensch!

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  2. Sehr schöne fotografische Eindrücke der Fälle! Vom Turm hattet ihr ja eine fantastische Aussicht auf das komplette Paket. Wie kommt man denn zu den Bootsanlegern hinunter? Das sieht überall so steil aus. Das Bling Bling ist ja eigentlich mal ganz witzig (ich mag ja Ripley’s believe it or not und das Rainforest Café), aber in diesem Fall ist der Ort einfach total unangebracht. Mehr Natur wäre hier definitiv MEHR! Bin schon gespannt auf die nächsten Berichte.

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    1. Danke! Zu dem Bootsanleger führen ganz normale Straßen und ebenfalls asphaltierte Wege. Es geht zwar etwas bergab, aber es ist massentauglich für alle machbar. Was du zu dem Bling Bling sagst, sehe ich genauso. Zu Las Vegas z.B. mag das ja gut passen, aber in unmittelbarer Nähe zu diesem grandiosen Naturschauspiel ist es einfach deplatziert.

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