Gerade noch rechtzeitig habe ich uns gestern Abend eine Unterkunft für heute gerissen. Die größte Herausforderung bestand dabei darin, etwas in Kingston, Ontario und nicht in Kingston, Jamaika zu buchen 😎. Doch diese Hürde nehme ich locker.
Zeitig verlassen wir nach einem ausgiebigen Frühstück das Hotel. Im Parkhaus lernen wir was für uns Neues: Da wir bereits beim Check In unser Autokennzeichen angegeben hatten, brauchen wir kein Ticket, um aus dem Parkhaus rauszukommen. Die Kamera an der Ausfahrt erkennt das Kennzeichen. Und schon sind wir in Freiheit!
Auf dem Weg zu unserem heutigen Etappenziel wollen wir noch einen Boxenstopp in Niagara-on-the-Lake einlegen. Das Städtchen wurde uns von mehreren Seiten ans Herz gelegt und liegt auch mehr oder weniger auf der Strecke, genauer gesagt 15 Kilometer nördlich der Wasserfälle an der Mündung des Niagara River in den Lake Ontario.
Belohnt werden wir mit einer sehr schönen Strecke entlang des Niagara Parkway. Das Ziel ist schnell erreicht, und so schwingen wir unsere Hufe wieder aus dem Wagen.
Das Städtchen erweist sich als kitschig-hübsch, voller Souvenir- und Klamottenläden, Restaurants und Cafés. Die historischen Backsteinhäuschen und viktorianischen Fassaden sind schön anzusehen, doch der rein touristische Charakter lässt den Ort irgendwie künstlich erscheinen.
Die genannten Einrichtungen hangeln sich hauptsächlich an der Queen Street entlang. Erwähnte ich schon, dass wir bisher in JEDEM Ort, den wir besucht oder durchfahren haben, eine Queen Street und eine King Street vorgefunden haben? Meist sind es die Hauptachsen des jeweiligen Ortes, die auf diese etwas einfallslose Weise benannt sind. Das englische Erbe ist offenbar nicht so leicht abzuschütteln 😎.
Die auch an diesem recht frühen Morgen schon erbarmungslos schwüle Hitze treibt uns in Richtung Wasser. Die Waterfront ist ebenfalls hübsch anzusehen, …
… lässt uns jedoch etwas ratlos zurück: schon nach rund 250 Metern hat die Promenade ihr Pulver verschossen und endet abrupt. Und da uns der Sinn gerade weder nach Shopping noch nach einem Restaurantbesuch steht, machen wir bereits nach insgesamt einer Stunde den Abflug. Es sind ja auch schließlich noch ein paar Kilometer bis zur Ziellinie.
Hit the road, Stefan! Und so brettern wir munter erst über den QEW (Queen Elisabeth Way) und dann über die Mautstrecke 407. Schnelligkeit geht vor Geiz. Freundlich formuliert kann man die gesamte Strecke als unspektakulär beschreiben. Es ist flach, hier und da tauchen Grasflächen und ein paar Bäumchen auf sowie einiges an Industrie und sonstigem Gewerbe. That’s it. Kurz: Es sieht aus wie in Brandenburg, nur mit breiteren Autobahnen 🤓.
Die vier Stunden, die wir für die rund 400 km lange Strecke benötigen (Tempolimit 100) ziehen sich entsprechend zäh wie Kaugummi, vor allem für die Beifahrerin, obwohl wir dieses Mal ohne Stau oder zähfließenden Verkehr davonkommen.
Am Ende werden wir belohnt. Kingston ist unbedingt einen Besuch wert, wie wir auf unserem nachmittäglichen Rundgang erfreut feststellen. Die alte Garnisonstadt mit ihrem großen Yachthafen zählt rund 170.000 Einwohner. Darunter sind viele junge Leute, da sich hier mehrere Colleges, darunter auch die renommierte Queen’s University, befinden. Das merkt man der Stadt atmosphärisch auch an. Kingston war bereits im 17. Jahrhundert ein wichtiger Pelzhandelsposten, was es u.a. seiner strategisch günstigen Lage am Abfluss des St. Lawrence River aus dem Lake Ontario verdankt. Einige der historischen Gebäude wurden aus dem in dieser Region typischen Kalkstein errichtet, was Kingston den hübschen Beinamen „Limestone City“ einbrachte. Doch nun genug geschwatzt. Her mit den Fotos!
Modern und kunstorientiert kann das Städtchen auch!
Die Dämmerung setzt ein, wir sind ob des anstrengenden Tages und der sengenden Hitze ermattet. Zurück zum Hotel! Dort warten zwei Restaurants darauf, uns ihre Aufwartung zu machen. Ach nee, doch nicht. Dieses Etablissement hat bereits geschlossen, …
…, aber gleich nebenan dürfen wir es uns gemütlich machen und werden gut bekocht. Mahlzeit!
Kingston scheint wirklich nett zu sein, aber auch Niagara in the Lake. Schade, dass es zu künstlich wirkte. Warum wurde euch der Ort denn empfohlen? Wegen der hübschen Ansicht oder etwas speziellem? Und mal etwas anderes: ist es normal, dass ihr zu dieser Jahreszeit noch so eine schwüle Hitze dort habt? Ich hätte eher damit gerechnet, dass es so um die 20 Grad wären, da es doch recht nördlich liegt.
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@ Niagara-on-the-Lake: Es wurde uns empfohlen, weil es so hübsch sein soll. Ist es ja irgendwie auch. Wir fanden es halt von der Atmosphäre her nicht so toll. Wir sind aber auch nicht so die Shopper und Touri- Kram-Käufer und fallen von daher wohl etwas aus dem Rahmen 😂.
@ Wetter: Wir hatten auch mit etwas kühleren Temperaturen gerechnet. Schwül- heiße Sommer sind an der Ostküste zwar normal, aber nicht so spät im Sommer, nicht so lange am Stück und nicht mit dauerhaft über 30 Grad. Sagten uns zumindest die Kanadier vor Ort. Es war wohl, wie auch bei uns, ein sehr ungewöhnlicher Sommer.
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