21. September 2022
Auf meinem Blog berichte ich über meine Reisen, ohne den Anspruch zu haben, einen Reiseführer ersetzen zu wollen. Doch ganz ohne allgemeine Infos kommt ihr mir nicht davon.
Auf die sprachlichen Besonderheiten bin ich im gestrigen Beitrag bereits kurz eingegangen. Barcelona hat mit Katalanisch und Spanisch gleich zwei Amtssprachen. Aus politischen Gründen bevorzugen die Katalanen natürlich das Katalanische. Was es damit auf sich hat und wie sich das Katalanische zum Spanischen verhält, wird hier recht anschaulich erläutert.
Barcelona hat rund 1,6 Millionen Einwohner. Rechnet man den Großraum mit ein, so kommt man auf etwas mehr als drei Millionen Menschen, die hier leben. Bezogen auf die Anzahl der Bewohner ist die katalanische Hauptstadt damit hinter Madrid die zweitgrößte Stadt Spaniens. Wer sich etwas genauer mit den Fakten zur Stadt beschäftigen möchte, wird hier und da fündig.
Seit den 1990er Jahren ist hier baulich und kulturell einiges passiert, was Barcelona auf der touristischen Beliebtheitsskala ganz weit nach oben gehievt hat. Heute zählt Barcelona zu den drei am häufigsten besuchten Städten Europas. Es liegt auf der Hand, dass dieser Umstand gute und weniger gute Auswirkungen auf die Stadt selbst sowie auf das Leben ihrer Bewohner hat.
Einerseits wird hier im Tourismussektor richtig gutes Geld verdient. Andererseits sind da sämtliche Anzeichen von Overtourism, die man auch von anderen beliebten Reisezielen kennt. Die Bewohner werden aus der Innenstadt verdrängt, weil sie die hohen Mieten kaum noch zahlen können. An den touristischen Hotspots ist es ganzjährig voll bis überlaufen. Und das wird sich so schnell sicher nicht ändern. Denn Barcelona lockt unverdrossen mit seiner Schönheit. Dem Ruf sind auch wir gefolgt.
Heute erwarten uns bis zu 24 Grad, die sich allerdings deutlich wärmer anfühlen. Die Sonne hat noch ganz schön viel Kraft für Ende September! Wir haben für unser erstes Ziel, den Park Güell, Online-Tickets mit einem Zeitfenster für den Einlass gebucht.
Wir fahren mit der U-Bahn ein Stückchen Richtung Park und keulen die restliche Wegstrecke zu Fuß den Berg hinauf. Oben angekommen, werden wir für die Mühen des Aufstiegs mit der überbordenden Kreativität des genialen Antoni Gaudí belohnt.
Der bedeutendste Architekt des als Modernisme bekannten katalanischen Jugendstils hat hier seiner Fantasie und künstlerischen Schaffenskraft freien Lauf gelassen. Der Anfang des 20. Jahrhunderts entstandene, organisch in die Gegebenheiten der Landschaft eingefügte Park ist eine Augenweide! Die ursprünglich an dieser Stelle geplante Gartenstadt hat einen mehr als würdigen Ersatz gefunden.
Fasziniert lassen wir uns lange Zeit durch den Park treiben. Der einzige Wermutstropfen, der den Besuch hier oben über den Dächern der Stadt etwas anstrengend macht, sind die Massen an Besuchern, die hier zeitgleich hereingelassen werden. Dagegen helfen letztendlich auch keine extra gebuchten Zeitfenster. Diese verkürzen lediglich das Warten am Eingang.
Aber wir wollen nicht darüber jammern, denn so ist das eben bei allen populären Sehenswürdigkeiten. Konzentrieren wir uns lieber auf die Schönheit der Kunst und ignorieren die ‚Störfaktoren‘ so gut es geht. Die Farbenpracht und der Formenreichtum sind wahrlich ein Fest für die Augen. Seht selbst!












Innerhalb des Parkgeländes treffen wir dann noch unverhofft auf den Meister persönlich. Mein schlichtes Gemüt geht wie selbstverständlich davon aus, dass es sich hierbei um eine metallene Statue von Gaudí handelt. Und so komme ich der glanzvollen Gestalt auf der Suche nach der besten Fotoperspektive geradezu unanständig nahe. Doch Stefans scharfem Blick entgeht nichts! Und so warnt er mich rechtzeitig, dass ich es hier mit einem sehr lebendigen Pantomimen zu tun habe 😂.

Nach insgesamt drei Stunden im Park lassen wir uns wieder den Berg hinunter kullern. Kurze Zeit später landen wir im In-Viertel Gràcia, einer einst eigenständigen Stadt, bevor sie von Barcelona einverleibt wurde. Doch das hat dem ganz eigenen Charme des – so der O-Ton meines Dumont-Reiseführers – ‚Dorfes in der Stadt’ keinen Abbruch getan. In den kleinen Gassen mit den zahlreichen Restaurants, Cafés und kleinen Lädchen lässt es sich gemütlich flanieren.



In einem der vielen Restaurants kehren wir hungrig ein. Das Café Floh serviert uns drei sehr leckere und individuelle Gänge. Solltet ihr einmal in der Gegend unterwegs sein und Lust auf was Vegetarisches haben, schaut unbedingt einmal dort vorbei.
Auf zur nächsten U-Bahnstation. Nun ist uns nach einer Prise klassischer Altstadt. An der Station Jaume I stellen wir uns wieder dem Tageslicht an der Oberfläche und lassen uns planlos durch die Altstadt um die Kathedrale herum treiben.










Wir schauen zwischendurch noch kurz beim Merkat de Santa Caterina vorbei. Doch für das tägliche Marktgeschehen sind wir deutlich zu spät dran. Die Markthalle ist bereits geschlossen. Unser nächster kleiner Abstecher führt uns zum sehr ansehnlichen, aber wegen seiner Lage in einer schmalen Straße schwer zu fotografierenden Palau de la Musica. Hier sehen wir katalanischen Jugendstil vom Feinsten! Und die unmittelbare Umgebung verführt uns ebenfalls dazu, die Kamera aus der Reserve zu locken.





An der Plaza de San Miguel sinken wir auf die nächste freie Bank und lassen die Szenerie um uns herum auf uns einwirken. Hier erwartet uns nicht nur ungewöhnliche Kunst, sondern auch die Erkenntnis, dass die 1970er Jahre gerade eine modische Renaissance zu erleben scheinen 😁.




Randvoll mit tollen Eindrücken machen wir uns auf den Weg nach Hause, wo wir bei unterwegs erstandenen Empanadas diesen abwechslungsreichen Tag Revue passieren lassen. Das Leben meint es gut mit uns 😎.
Barcelona hat seinen ganz eigenen Charme. Ich war angenehm überrascht bei meinem Besuch hier. Trotz der Menschenmassen finden sich schattige Straßen, ruhige Ecken. Seltsam ist auch, dass mich der Menschenandrang zu Beginn meiner „Reise-Kariere“ wenig gestört hat, der Anspruch auf „unbefleckte Orte“ hatte sich mit der Zeit erst entwickelt. Die berühmten, gehypten Plätze hat man kaum für sich alleine, das ist schon okay. Auch wenn man das gerne lieber anders hätte 😉
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Stimmt, in Barcelona findet man auch in Zeiten des Massentourismus ruhige, lauschige Ecken. Meine Ansprüche hinsichtlich Exklusivität von Orten und Plätzen haben sich genau wie bei dir erst nach und nach gesteigert. Ist vielleicht neben der zunehmenden Reiseerfahrung auch eine Sache des Alters. Wer weiß?
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Ich denke, es hat mit der Reiseerfahrung an sich zu tun. Zu Beginn ist man ja froh, überhaupt weg zu sein, ist von allem verzaubert. Ich weiß noch, wie ich mit einer Freundin in Marmaris jeden touristischen Quatsch mitgemacht habe, und wir hatten eine tolle Zeit. Ich versuche, von meinen Ansprüchen her zu dieser Phase zurück zu kehren und mir klar zu machen, dass ich (Tourist) Teil des Problems bin. Ich stehe nicht jenseits der Masse, ich bin die Masse. Das klappt mal so, mal so 😉
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Ja, so sieht’s aus. Dass ich, selbst als Touri unterwegs, Teil des Problems bin, ist mir auch bewusst. Und mir fällt es genau wie dir mal schwerer, mal leichter, mir das in Erinnerung zu rufen.
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Genau… sollen die alle weg und mir Platz machen 😉
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schön von der Kunst…aber schon früher war es ein bißchen mehr kriminell dort. Alle Sachen noch behalten können – oder wurde mal wieder was vermißt – hinterher ??? schöne Woche!
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Barcelona unterscheidet sich hinsichtlich Kriminalität eigentlich nicht von anderen Großstädten. Ich ergreife immer die gleichen Vorsichtsmaßnahmen, wenn ich unterwegs bin. Uns ist auch in Barcelona nichts dergleichen passiert. Alles noch da 😎.
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Was für eine Gaudi …
danke, tolle Gebäude … hier bei uns in der Hauptstadt (du weißt), baut man nur noch symmetrische Häuser mit Schießscharten
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Ja, das ist baulich echt ein Elend hier bei uns in Berlin. Kein Mut und wenig Sinn für Ästhetik.
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