20. September 2022

Oh, wie ist das schön! Auch wenn natürlich auch Barcelona eine laute, quirlige Großstadt mit unübersehbaren Anzeichen von Overtourism ist – im Vergleich zu Istanbul mutet sie wie ein beschaulicher Kurort an.

Trotz der vielen Menschen (darunter Massen an Touristen) ist genügend Platz zum Flanieren im eigenen Tempo. Niemand drängelt eng an uns vorbei, niemand hupt uns aus dem Weg. Die Menschen sind freundlich und rücksichtsvoll.

Nicht zu unterschätzen ist natürlich auch, dass ich ein wenig Spanisch spreche. Meine Sprachkenntnisse reichen zwar nicht dazu aus, eine längere und tiefergehende Unterhaltung zu führen. Doch ich kann mich in der Regel verständigen, ohne aufs Englische ausweichen zu müssen.

Zumindest rudimentäre Kenntnisse der Landessprache öffnen auch hier Türen und können, wenn vielleicht nicht Wunder wirken, doch immerhin Vorteile bringen. Aus naheliegenden Gründen kommt man damit viel besser in Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung, die meiner Erfahrung nach sehr offen dafür ist, über das Notwendigste hinaus ein kleines Schwätzchen zu halten.

Gleich bei der gestrigen Einreise konnte ich die Sprachkarte schon erfolgreich ausspielen. Da wir aus dem Nicht-EU-Ausland einreisen, müssen wir durch ein gesondertes Einreiseprocedere mit Passkontrolle. Wir stellen uns an einem EU-Bürgern vorbehaltenen Schalter an. Vor uns steht ein rund zehnköpfiger Trupp, von denen nur eine einzige Person einen EU-Pass in der Hand hält. Das riecht förmlich nach Diskussionen und langwierigem Hin und Her.

In der Nähe steht eine akut unbeschäftigte Dame vom Sicherheitsdienst. Wirklich ohne Hintergedanken smalltalke ich sie an und scherze entspannt, dass es für uns ja sicher noch ein Weilchen dauern könne wegen der Gruppe vor uns, die sicherlich nicht einfach so durchgewunken wird. Wir plaudern noch etwas. Dann schreitet sie unaufgefordert zur Tat, schnappt Stefan und mich und lotst uns nach Rücksprache mit dem Kollegen hinter dem Schalter nach vorne in die Pole Position vor die besagte Gruppe. ¡Muchas gracias, Señora!

Auch der Umstand, dass wir hier in der Hauptstadt Kataloniens sind, in der die Einheimischen bevorzugt Katalanisch sprechen, tut dem zuvor Gesagten keinen Abbruch. In der wirtschaftlich prosperierenden Metropole leben schließlich auch viele Spanier aus anderen Landesteilen, die genauso wenig Katalanisch sprechen und verstehen wie die Millionen Touristen, die Barcelona besuchen. In den Geschäften ist in der Regel alles zweisprachig ausgeschildert. Und natürlich sind die Katalanen des Spanischen mächtig, auch wenn manche letzteres aus politischen Gründen nicht so gerne sprechen.

Ha! Die Elke hat heute wohl Plauderwasser getrunken! Eigentlich stelle ich euch am ersten Tag gerne die Stadt vor, in der ich mich befinde. Doch damit dieser Beitrag nicht über alle Maßen textlastig wird, verschiebe ich die Vorstellungsrunde auf morgen.

Stefan war noch nie in Barcelona, und mein letzter Besuch hier ist über 20 Jahre her. Deshalb sind wir sehr gespannt auf die nächsten Tage. Unsere unmittelbare Wohnumgebung an der Avenida Diagonal erweist sich als sehr ansprechend. Hier bekommen wir schon einen ersten Vorgeschmack auf den hohen baulichen Standard und die Vielfalt der Architektur. Und zwischendrin entdecken wir, wie es sich für uns gehört, auch Szenen mit durchaus übersehbarer Situationskomik.

Schöner wohnen
Flagge zeigen
Tritt verpasst

Unsere erste Amtshandlung besteht heute darin, die zu unseren Pläne passenden Tickets für den ÖPNV zu erstehen. Dann geht’s hinein in den Untergrund.

Für den Anfang wählen wir eine relativ junge Ecke der Stadt: die Wasserseite. Lange Jahre fristete sie ein verwahrlostes Dasein. Doch mit den Olympischen Spielen 1992 stiegen der Stadtteil Barceloneta und die angrenzenden Gebiete wie Phönix aus der Asche.

Ab Mitte der 1980er Jahre bekam die dem Mittelmeer zugewandte Seite Barcelonas sukzessive nicht nur ein Facelifting mit Generalsanierung der Gebäudesubstanz und sauberes Meerwasser. Dazu gesellten sich ein vier Kilometer langer Strand, Parks, Grünflächen, Cafés, Bars, Restaurants, Museen und Theater. Das Ergebnis kann sich sehen lassen!

Der alte Hafen, Port Vell, mit seinen zahlreichen touristisch relevanten Institutionen, beginnt gleich am unteren Ende der berühmten Ramblas, auf die ich in einem der nächsten Berichte noch zurückkomme. Im weitläufigen und modernen Hafengelände lassen wir uns gehörig Zeit und schauen uns ausgiebig um. Denn hier gibt es wirklich eine Menge zu sehen.

Verbogen
Verdichtet
Gegondelt
Segel setzen
Aufgeschaut
Abgelegt
Ausgebootet
Lückenfüller

Wir lassen das Viertel Barceloneta bis auf einen kurzen Abstecher ins Gassengewirr buchstäblich links liegen und nähern uns der Strandpromenade, die das Hafengelände mehr oder weniger übergangslos fortsetzt. Dort tobt das städtisch-lässige Strandleben, garniert mit einer vielfältigen Gastroszene und einer guten Prise Kunst. Auch hier lassen wir uns lange Zeit treiben, inklusive kleiner Abstecher ins unmittelbar dahinter liegende Gelände.

Herumgeturnt
Der Schattenmann
Am Ball bleiben
Auf dem Trockenen
Dickes W
Gestrandet
Bar Celona
Vergittert
Ausgehfein
Walverwandtschaft

Der Nachmittag schreitet voran. Auf der Höhe des Olympiahafens biegen wir ins ‚Landesinnere‘ ab, bewundern auf dem Weg zur nächsten U-Bahnstation noch diverse Kunst …

Versprüht
David gegen Goliath
Mit Bodenhaftung

… und fahren dann gen Heimat. Am Passeig de Gracia bei uns um die Ecke serviert man uns ein leckeres Abendessen inklusive netter Unterhaltung mit dem Personal, bevor wir am Frühabend geplättet, aber glücklich in unser schmuckes temporäres Zuhause zurückkehren. Genug für heute!

12 Gedanken zu “Barcelona – An der Waterkant

  1. Liebe Elke, von wegen Plauderwasser getrunken – ich finde deine Gedankengänge und Überlegungen zu diesem und jenem Thema überaus interessant, du darfst uns gerne öfter Einblick in das Innere von Elkes Kopf gewähren 🙂

    Barcelona fand ich damals vor rund zehn Jahren ziemlich entspannt, auch wenn es langer her ist. Ich bin gespannt, wie ich die Stadt heute erleben würde. Die katalanische Kultur wird von den Menschen hoch gehalten, ach ich hätte ihnen damals liebend gern ihre Unabhängigkeit gegönnt.

    Ich bin gespannt, wie ihr die Stadt erlebt und betrachtet habt 🙂

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    1. Sehr schön! Dann werde ich gerne öfter einmal Einblicke ins Innere meines Kopfes gewähren. Hirnmasse ausgenommen 😁.

      Ich fand Barcelona auch ziemlich entspannt, trotz der Menschenmassen. Irgendwie verläuft es sich dann doch in den oftmals breiten Gassen und Straßen. Ja, die Katalanen gehören nach wie vor nicht gerne zu Spanien. Ich hatte vor vielen Jahren mal das Vergnügen, zufällig zum Nationalfeiertag am 11. September in der Stadt zu sein. Da wurde mir ganz plastisch vor Augen geführt, was es den Menschen bedeutet.

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  2. Schön, dass du nun aus Barcelona berichtest!
    Vor fünf Jahren haben wir vor allem die einzigartige Architektur von Gaudi bewundert, fanden die Stadt aber auch total überlaufen und die Preise z.T. überteuert. Aber wenn man aus Istanbul kommt, …
    Ich war jedenfalls nicht traurig, als wir zu unserem Wanderurlaub in die spanischen Pyrenäen weitergereist sind (Berichte siehe Blog).
    Auf deine Berichte freue ich mich.

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    1. Ich habe mich ja in Barcelona total wohlgefühlt und fand die Stadt toll trotz der vielen Leute. Wandern in den Pyrenäen ist ja eine ganz andere Art Reise, die auch schön ist. Ich würde beides aber nicht gegeneinander abwägen wollen.

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  3. Liebe Elke, 3 Jahrzehnte ist‘s her, dass ich diese beeindruckende Stadt besucht habe. Damals die großen klassischen Highlights, sieht Euer Stadtbummel natürlich ganz anders aus. Tolle Eindrücke aus heutigem Blickwinkel. Super intéressante Eindrücke. Merci und LG Sabine

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    1. Danke, Sabine! Freut mich. Wir waren insgesamt eine Woche in Barcelona und hatten somit genügend Zeit, sehr unterschiedliche Erkundungen in der Stadt zu unternehmen. Es werden noch ein paar weitere Berichte folgen.

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