13. September 2022

Bei schönstem Wetter kugeln wir von unserem Hügel in Cihangir hinunter Richtung Straßenbahnhaltestelle. Auf dem Weg dorthin muss natürlich noch ein Kaffee her. Im Café meines Vertrauens entgehe ich nur knapp einem Unfall, der so wohl nur in Istanbul passieren könnte.

Denn wenn auf dem Weg zur im Halb- bis Ganzdunkel gelegenen Toilette eine schwarze Katze genau in der Mitte einer schwarzen Treppe liegt, ist das Schicksal, zum gefallenen Mädchen zu werden, fast schon besiegelt. Doch wir sind beide reaktionsschnell und retten uns rechtzeitig, jede auf ihre Weise.

Mit der Tramlinie 1 fahren wir von Tophane aus über die Galatabrücke bis hinüber nach Eminönu. Dort starten wir unseren Rundgang durch die klassische Altstadt von Istanbul. Bisher sind wir in dieser Gegend ja nur bis kurz hinter den Fähranleger gekommen.

Los geht es auf dem Platz vor dem Ägyptischen Basar, in den wir zumindest optisch eintauchen und der uns sehr beeindruckt. Wer hier schon länger mitliest, ahnt: dem Shopping verfallen wir garantiert nicht. Der Name dieses Basars, der in einem zu einer Moschee gehörenden Gebäudekomplex liegt, kommt übrigens daher, dass er aus in Kairo generierten Steuereinnahmen finanziert wurde. Bekannt ist der Basar aber auch als Gewürzmarkt. So lautet auch sein offizieller Name.

Am Start
Spicy

Gut gewürzt

Anschließend verlieren wir uns in dem Gewirr der Gassen, das direkt hinter dem Markt beginnt. Das Verlaufen gehört hier zum Programm. Doch wir wissen: unser nächstes Ziel liegt weiter oben. Also müssen wir einfach irgendwie den Berg hinauf.

Hoch die Gassen!
Beäugt

Der Plan geht auf. Und so stehen wir irgendwann vor einem der insgesamt 17 Eingangstore des Großen Basars. Hier schlägt das Herz der Altstadt. Diese riesige Shoppingmall erstreckt sich über eine Fläche von 32.000 Quadratmetern. Fast 4.000 Läden bieten ihre Waren an. Teppiche, Schmuck, Kleidung, Kosmetik, Lederwaren und vieles mehr wandern in die Tüten und Taschen der Kunden. Wer erschöpft ist vom vielen Schauen und Kaufen, stärkt sich zwischendurch zünftig mit einem frischgebrühten Tee.

Der Basar ist nach Gewerben geordnet. Jedes Handwerk hat seine eigene Gasse oder gar sein eigenes Viertel. Heutzutage wird hier fast nur noch verkauft und nur noch wenig hergestellt. Doch vereinzelt findet man hier und da noch einen Schneider oder eine Kupferschmiede. Doch welches Warenangebot auch immer euch gerade umgibt: das Verlaufen und Verlorengehen ist auch hier fester Bestandteil des Konzeptes.

Hereinspaziert!
Verziert
Mädchenzeug
Antik
Teepause
Auf dem Teppich bleiben

Leidenschaftliche Shopper und Basarfetischisten besuchen ein solches Etablissement sicherlich bevorzugt in den Abendstunden. Die Atmosphäre ist dann bestimmt noch beeindruckender. Die Massen, die sich dann hier durchschieben, aber garantiert auch. Und genau das ist der Grund, weshalb wir uns einen Vormittag mitten in der Woche ausgesucht haben.

Wir erfreuen uns an der Architektur, laufen eine Handvoll unterschiedliche Gewerbezweige ab und sind nach etwa 30 Minuten auch schon wieder draußen. Das reicht uns völlig aus, auch wenn der Große Basar wirklich wunderschön ist. Wer wie wir eher dem materiellen Minimalismus frönt, wird uns sicher verstehen. Alle anderen können gerne den Kopf über uns schütteln 😎.

Als wir wieder unter freiem Himmel sind, lassen wir uns entlang der Hauptverkehrsstraße Yeniçeriler Caddesi treiben. Wir essen hier, schauen da, fotografieren dort. Motive gehen uns in dieser Stadt mit Sicherheit nicht aus!

Eingekreist
Linientreu
Turm und Türmchen
Der Wegweiser
Angebahnt
Herausragend

Irgendwann biegen wir rechts ab und kommen zum Gelände des antiken Hippodroms. Die Römer hatten das Kolosseum, die Byzanthiner das Hippodrom. Hier wie dort wurde das Volk mit Spielen und Wagenrennen bei möglichst guter Laune gehalten. 100.000 Menschen sollen hier Platz gefunden haben. Heute ist von der Anlage so gut wie nichts mehr übrig. Lediglich ein paar Säulen in der Mitte der Rennbahn haben es in die heutige Zeit geschafft.

Überreste

Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zum Ende unseres Rundgangs. Hier verweilen wir ein wenig auf dem tollen Gelände der Sokullu-Mehmet-Pascha-Moschee. Sie scheint den Touristenscharen nicht so bekannt zu sein. Denn hier sind wir fast alleine auf weiter Flur. Erstaunlich! Handelt es sich hierbei doch um eines der architektonischen Meisterwerke von Mimar Sinan, dem hier auf dem Höhepunkt seiner Karriere dieses tolle Ensemble gelang.

Nur für uns
Beäugt
Massenandrang

Genug gesehen für heute. Wir machen uns von hier aus auf den Heimweg und gönnen uns in einem der schicken Cafés in unserem Wohnviertel Tee und Kuchen, inklusive Schwätzchen mit diesem kommunikativen Engländer und der netten Crew des Cafés.

Im Kaffeehaus

Wir ruhen uns danach ein Stündchen zuhause aus und brechen in der Dämmerung wieder auf. Der Taxim-Platz lockt unter einem sensationellen Himmel! Mit dieser Fotoimpression von der Abendstimmung hier verabschieden wir uns für heute von euch. Morgen geht’s weiter!

Abgefahren

13 Gedanken zu “Istanbul – Von Basar zu Basar, von Moschee zu Moschee

  1. Danke für den schönen Bericht. Ihr wart wirklich viel unterwegs in dieser quirligen Metropole und habt wunderbare Fotomotive gefunden.
    Istanbul habe ich vor vielen Jahren ( 25?) besucht. Damals gab es weder Google Maps noch Hotelbuchungen im Netz, daher habe ich eine geführte Reise gebucht, mich aber auch einige Male selbstständig gemacht. So habe ich auch die Kariye Moschee besucht, die Fresken waren außerordentlich! Habt ihr auch den Top- Kapi Palast, die Blaue Moschee und die Hagi Sofia ( damals Museum) angeschaut oder war es euch dort zu voll?

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    1. Danke, Inga! Das ist ja wirklich schon lange her, seit du in Istanbul warst. Topkapi, Blaue Moschee und Hagia Sophia haben wir uns angeschaut, trotz der Menschenmassen. Das sind ja mit die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die kann man nicht links liegen lassen.

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  2. Die beiden letzten Bilder sind genial! Wir sind auch immer in Rekordzeit aus den Einkaufsgelegenheiten wieder draußen, also vollstes Verständnis. Einzige Ausnahme war ein Outletcenter in Las Vegas, wo ich selbst dem Schuhkaufrausch verfallen bin.😎😇

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  3. Irgendwie habe ich Istanbul gar nicht so voll und hektisch in Erinnerung… das mag daran liegen, dass ich Trubel und Kasia mittendrin irgendwie mag 🙂 Ausgiebiges Shoppen ist auch nicht so mein Ding, aber ich stöbere gerne in fremden Gewürzen und Zutaten. Und wir erinnern uns, auf den Bazaren wollte ich nix kaufen… 😉

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    1. Du warst, wenn ich mich recht entsinne, im November dort. Bei uns war es Mitte September. Das ist eine der Hauptreisezeiten für Städtetrips generell. Zusätzlich zu den Massen an Einheimischen (da leben ja 16 Millionen Menschen) kamen dann halt noch die ganzen Touristen, die sich durch die meist recht engen Straßen quetschen. Das fanden wir auf Dauer schon recht anstrengend. Wenn Menschenmassen sich auf breitere Laufflächen verteilen wie in anderen Großstädten, stört mich das deutlich weniger. Die Istanbuler sind, auch wenn sie zu Fuß unterwegs sind, auch nicht sonderlich höflich. Die drängeln sich auch gerne mal vor bzw. an dir vorbei.

      Das Allernervigste allerdings war das rücksichtslose Gebaren der zumeist einheimischen Autofahrer. Sicher trauen sich nur wenige ausländische Besucher das Autofahren in Istanbul zu. So krass habe ich das bisher höchstens noch in Indien erlebt.

      @shoppen: ja, ich erinnere mich lebhaft an deine Schilderungen und das ewige Mantra, nichts zu kaufen. Und dann an die Fotos von eurem Gepäck vor dem Rückflug 😇!

      Gefällt 2 Personen

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