Ende November letzten Jahres unternahm ich einen recht spontanen Tagesausflug nach Halle an der Saale. Wettertechnisch gibt es sicher attraktivere Jahreszeiten dafür, aber die Kunst schert sich nun einmal nicht um meine Animositäten.

Binnen einer guten Stunde bringt mich die Bahn in die Stadt im Süden Sachsen-Anhalts. Mit rund 240.000 Einwohnern ist Halle die größte Stadt dieses Bundeslandes, aber nicht seine Hauptstadt.

Mit der Tram fahre ich vom Bahnhof in Richtung Innenstadt. Mein Ziel ist die in Kunstkreisen bekannte und geschätzte Moritzburg. Da sie noch nicht geöffnet hat, schlendere ich noch ein wenig durch die lauschige Kleine Ulrichstraße, …

… und gönne mir an diesem sonnigen, aber eisig kalten Morgen ein zweites Frühstück im lauschigen Roten Horizont. Beim Rausgehen fällt mein Blick auf ein Klavier, das schon die ganze Zeit musikalische Untermalung bietet. Seine Tasten bewegen sich wie von Geisterhand! Und so mache ich zum ersten Mal Bekanntschaft mit einem selbstspielenden Hybrid-Klavier.

Zeit für Bildung! Nach nicht einmal fünf Minuten erreiche ich die nahegelegene Moritzburg. Im 15. Jahrhundert als befestigtes Schloss im Stil der Spätgotik angelegt, diente es einige Zeit als Residenz der Magdeburger Erzbischöfe. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts beherbergt es ein Kunstmuseum von überregionaler Bedeutung. Vor rund zehn Jahren wurde es um moderne Anbauten erweitert.

Den „Machern“ der Moritzburg gelang letztes Jahr die kleine Sensation, diese anlässlich des 100sten Todestages von Gustav Klimt auf die Beine gestellte Ausstellung an Land zu ziehen, und zwar als einziger europäischer Standort außerhalb Österreichs. Und genau dies ist der Grund, weswegen ich mich um diese Jahreszeit auf ins nahe gelegene Halle gemacht habe. Wer weiß, wann es mich wieder nach Wien verschlägt!

Wer sich von euch nun aber Hoffnungen macht, es mir gleich zu tun, den muss ich enttäuschen. Da dieser Blogbeitrag mit mehrmonatiger Verspätung erscheint, ist die Sache längst gelaufen, Klimt schon wieder auf anderen Abwegen. Doch zum Trost dieses: ab dem 10. Februar 2019, also ab übermorgen, sind bis einschließlich 12. Mai 2019 die Werke von Marc, Macke und Nolde hier zu bewundern.

Erst einmal schleiche ich von außen um die sehr ansehnliche Anlage herum. Heute ohne Kamera unterwegs, bemüht sich mein iPhone, das opulente Bauwerk zumindest in Teilen abzubilden.

Nach erfreulich kurzer Wartezeit (pünktlich zur Öffnungszeit unter der Woche) bin ich dann drin im Heiligen Gral der Kunst. Dort begehe ich den Fehler, erst einmal gemütlich durch die faszinierende Dauerausstellung zu schlendern. Moderne Kunst vom Feinsten in toller Architektur! Wer mehr vom Museum und den Ausstellungen sehen will: bitte hier entlang.

Mehrere vorwiegend aus Rentnern bestehende Großtrupps stürmen das Museum – und sind natürlich hauptsächlich wegen Klimt gekommen. Und so komme ich dann doch noch in den Genuss, mir an dem gesonderten Eingang zu dieser Ausstellung oben im zweiten Stock die langen Beine in den Bauch stehen zu dürfen. Hätte ich stattdessen selbige gleich nach dem Eintreten ins Museum in die Hand genommen, um einen sportlichen Sprint hinzulegen, wäre mir das erspart geblieben. Aber egal. Nach rund 20 Minuten bin ich dann drin.

Es sind nicht die „üblichen“ Werke des Künstlers, die hier zu sehen sind. Vielmehr erwarten mich viele Skizzen und halbfertige Werke, die einen aufschlussreichen Einblick in die Entstehungsgeschichte eines Gemäldes geben. Die Ausstellung ist klein, aber fein. Fazit: es hat sich unbedingt gelohnt!

Raus in die sonnige Kälte um 0 Grad herum. In unmittelbarer Nachbarschaft thront die Leopoldina, die weltweit älteste Wissenschaftsakademie auf dem Jägerberg.

Über den Domplatz …

… gelange ich ins Innere des Doms, wo ich wie zuvor im Museum deutlich den Altersschnitt senke.

Und da ich mit den fotografischen Ergebnissen meines Mobiltelefons nicht einmal ansatzweise mit den künstlerischen Möglichkeiten eines Lyonel Feininger mithalten kann, lass ich an dieser Stelle doch lieber den Meister für sich sprechen. Voilà, der Dom!

Nach dem Mittagessen schlendere ich durch die kleinen Gässchen der Altstadt, …

… und vorbei an der Residenz. Ein schöner Rücken kann bekanntlich auch entzücken.

Wenig später bewundere ich den modernen Bau des hiesigen Finanzamtes. „Schöner Steuern zahlen“ scheint hier das Motto zu lauten 😎.

Sodann lande ich im Herzen der Stadt, dem Marktplatz mit dem Roten Turm und der Marienkirche, wo ich mich eine Weile treiben lasse.

Durch schöne Gässchen und vorbei an hübschen Häuschen …

… führt mich mein Weg entlang der Leipziger Straße zum Leipziger Turm, …

… in dessen Nähe sich als Kontrastprogramm ein wenig Street Art ausgebreitet hat.

Vorbei am Gottesacker gelange ich zum Gelände der Stadtverwaltung, das sich mit dieser Skulptur schmückt.

Wesentlich spektakulärer jedoch finde ich das Gebäude des Landgerichtes, das sich hier an dieser Stelle auch mit einem würdigen Rahmen schmückt.

Zurück Richtung Zentrum des Zentrums. Rein zufällig lande ich am Beatles Museum, von dessen Existenz ich bislang noch nichts wusste.

Die Besichtigung desselben hebe ich mir für meinen nächsten Besuch auf, aber einen Kakao zum Aufwärmen im hauseigenen Café genehmige ich mir. Für bescheidene 1,25 Euro bekomme ich nicht nur ein leckeres Heißgetränk, sondern auch noch ein anregendes Gespräch über „alte Zeiten“ und einen interessanten Einblick in die Beatles’sche Merchandising-Auswahl.

Wieder auf den Straßen von Halle unterwegs, fällt mir dieser erhellende Sprachkurs ins Auge. Hättet ihr es gewusst?

Und schon bricht die Dämmerung herein.

Höchste Zeit für die Eröffnung der Glühwein-Saison auf dem historischen Marktplatz! Bei zwei netten Gesprächen mit der einheimischen Bevölkerung lasse ich das leckere Nass meine Kehle herablaufen und erfreue mich an dem stimmungsvollen Ambiente.

Am Abend bringt mich die Bahn wieder zurück in die heimische Hauptstadt. Schön war’s! Halle, wir sehen uns wieder. Versprochen!

6 Gedanken zu “Halle – Klimt und Glühwein

  1. Die Klimt-Ausstellung hätte mir sicher auch gefallen, wobei die jetzt startende auch ziemlich gut klingt. Die Moritzburg ist schon ein tolles Gebäude. Ja auch in Halle kann man schöne Ecken finden. Nächstes Mal musst du auch den Wasserturm bewundern. Von der Halleschen Mundart kenne ich tatsächlich nur 7 von 14, der Rest hat es nicht über die Landesgrenze nach Thüringen geschafft.😅

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    1. Der Wasserturm steht schon auf der Liste! Und bei der Halleschen Mundart musste ich auch an mehreren Stellen passen. Das Saarland ist ja auch eine ganze Ecke weit weg, noch weiter als Thüringen 😅.

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  2. Hallo Elke,
    ich danke dir für den herrlichen Reisebericht. Besonders gefiel mir die Stelle mit den langen Beine in den Bauch stehen. 🙂 So etwas ähnliches hatte ich vor kurzem auch. Dachte noch ich hätte Zeit und dann verlor ich Zeit und Beine in der Schlange.
    Und Dank für die wunderbaren Bilder. War 1992 in Halle. War wohl eine andere Stadt, ist heute nicht mehr wiederzuerkennen. Schön ist es geworden.
    Liebe Grüße, Peter

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    1. Ja, das Beine-in-den-Bauch-Stehen sollte olympische Disziplin werden. Wir beiden wären dann schon mal gut vorbereitet, um aufs Treppchen zu kommen 😅. Halle ist wirklich schön! Solltest mal wieder hinfahren nach so langer Zeit. Auch wenn der Ruhrpott dir schon genug Abwechslung bietet.

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  3. Ich wäre nie auf die Idde gekommen, Halle zu bereisen. Dass muss ich zu geben. Wenn ich jetzt den Bericht so lese und mir die Bilder anschaue, da habe ich etwas verpasst. Das geht mir jedes Mal so, wenn ich Blogs von Elke lese.

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