Ein sonniger Pfingstsonntag in Berlin – nichts wie raus aus der Bude! Den Karneval der Kulturen haben wir das berühmte eine Mal zu oft angeschaut. Also Kontrastprogramm. Ein kurzer Boxenstopp am Hauptbahnhof, wo die Freiheit zum Greifen nah ist! Wer auch mal auf Tuchfühlung mit diesem Sehnsuchtsbegriff gehen möchte, und auch sonst auf Street Art steht, hat noch bis zum 18. Juni 2018 Gelegenheit dazu.

Kurzes Gewühle durch die zahlreichen Fans der Frankfurter Eintracht, die in der Mehrzahl nach schwer durchzechter Nacht aussehen. Es gab ja auch wahrlich was zu feiern! Danach eine kurze Fahrt mit der S-Bahn zur Friedrichstraße, wo sich die Massen in die U 6 Richtung Karneval wälzen. Wir jedoch fahren nach Norden, wo deutlich weniger bis gar nichts los ist.

Raus am Bahnhof Reinickendorfer Straße, direkt vor Bayer. Vorbei an diesem prächtigen Altbau …

…flanieren wir die Müllerstraße gen Norden. In dieser eher schmucklosen Ecke fällt dieser edle Hauseingang ins Auge:

Seitenwechsel. In unmittelbarer Nachbarschaft des Jobcenters Wedding stolpern wir über diesen eher ungewöhnlichen Foodtruck, der seine Kunden unter der Woche mit hoffentlich leckerem Falafel versorgt.

An der nächsten Ecke biegen wir rechts in die Gerichtstraße ein, wo es noch ruhiger zugeht als auf der heute sonntäglich verwaisten Hauptverkehrsachse namens Müllerstraße. Auf der linken Straßenseite hinter dem Friedhof stehen wir vor dem Silent Green Kulturquartier (https://www.silent-green.net/), das sich in den Räumlichkeiten des ehemaligen Krematoriums Wedding niederlassen durfte. Die Anlage nebst Außenanlagen wird zur Zeit zum großen Teil saniert, aber der sehr lauschige Café- und Restaurantteil ist zugänglich und geöffnet. Eine wahre Oase hier in der Großstadt!

Zurück zur Gerichtstraße, wo sich der alte Wedding noch in Gestalt uriger Geschäfte zeigt.

Wenig später stehen wir am Nettelbeckplatz, wo man sich beim Musizieren offenbar gerne auf diverse Art und Weise abkühlt.

Vor dem toll eingerichteten Café Mirage (http://mirage.berlin/) erfreuen wir uns an origineller Kunst am Profanbau.

Aber auch im noch profaneren Örtchen, das ich hier aufsuche, lauert Erbauliches auf mich. Na wenn das mal keine ordentliche Lebensweisheit ist!

Weiter die Gerichtstraße runter. Das ehemalige Stadtbad Wedding, schon lange geschlossen und zwischenzeitlich als Kultur- und Veranstaltungsgelände genutzt, ist mittlerweile dem Abriss zum Opfer gefallen. Nun prangt an seiner Stelle ein sicherlich hochpreisiger Wohnungsneubau. Doch der alte Gewerbehof direkt gegenüber ist weiter mit reichlich gewerblichem Leben gefüllt. Der Zahn der Zeit hat sichtbar an ihm genagt.

Doch zahlreiche großartige Graffiti peppen die Fassaden auf.

Der kleine Hunger zwischendurch kommt auf. Auf dem kleinen Markt im zweiten Hinterhof, idyllisch direkt an der Panke gelegen, …

… stimme ich mich kulinarisch schon mal auf unseren bevorstehenden Kanadaurlaub ein. Es gibt hier tatsächlich einen kleinen Stand, der Poutine, das Nationalgericht von Québec, anbietet! Das lasse ich mir natürlich nicht durch die Lappen gehen. Genüßlich schaufele ich die unter brauner Soße und Käsestückchen begrabenen Pommes in mich rein. Lecker! Und verdammt kalorienreich …

Gut abgefüllt gönnen wir uns noch ein paar weitere Graffiti, …

… bevor wir das von lässiger Reggae-Musik durchgroovte Gelände verlassen. Entlang des schattigen Uferweges begleitet uns die Panke noch ein Stück des Weges, bevor wir über die Kollberger Straße an die Wiesenstraße gelangen. Dieses Outdoor-Wohnzimmer ist gerade verwaist, aber dennoch widerstehen wir der Versuchung, es uns hier gemütlich zu machen.

Kurze Zeit später erkunden wir das Gelände des Kulturzentrums Wiesenburg (http://diewiesenburg.berlin/), von dessen Rückseite wir auf die Stelle auf der anderen Seite der Panke schauen können, wo ich vor noch gar nicht langer Zeit diese köstliche Poutine vernichtet hatte. Das ehemalige Obdachlosenasyl ist wahrlich einen Besuch wert!

Weiter die Wiesenstraße entlang, bis wir wieder das Ufer der Panke erreichen. Dort biegen wir rechts in die Orthstraße ein, die gleichzeitig Uferweg ist. An deren Ende landet man zwangsläufig an der Schönstedtstraße, wo sich das Amtsgericht Wedding als wahres Schmuckstück präsentiert. Die volle Breitseite konntet ihr schon auf dem Titelfoto bewundern. Ein weiteres Detail bekommt ihr hier:

Auf zur U-Bahn! Vor dem Eingang zur Station Pankstraße werden wir überlebensgroß daran erinnert, dass der raue Wedding gleich mehrere berühmte Söhne des Landes hervorgebracht hat.

Am Leopoldplatz verlassen wir den Untergrund wieder. Doch bevor wir uns eine andere Ecke des Bezirks ansehen, stärken wir uns erst einmal mit einem kühlen Getränk bei The Visit direkt am Platz.

Hier feiern wir ein Wiedersehen mit der endlos langen Müllerstraße, die uns bereits am Anfang der Tour begleitet hat. Entlang der alten Wedding-typischen Ladenmischung laufen wir gen Norden. Dabei fällt uns dieses unfreiwillig frivole Praxisschild ins Auge. Baut die Konsonantenblöcke mal kreativ um, dann erhaltet ihr den Nomen est Omen- Effekt 😎.

Bevor wir rechts in die Amsterdamer Straße einbiegen, stellen wir fest, dass der Wedding auch schicken Neubau kann.

Ein paar Meter weiter erregt dieses fette Teil unsere Aufmerksamkeit:

An der Ecke zur Malplaquetstraße bedauern wir, dass wir schon bei The Visit eine Rast gemacht haben. Nicht dass es uns dort nicht gefallen hätte! Aber das Schraders (http://www.schraders-berlin.de/) hätte es von der Lage her noch getoppt.

Fast um die Ecke haben sich, direkt an der Seestraße, vor langer Zeit die Osramhöfe breit gemacht. Im 20. Jahrhundert war dies einer der größten Industriestandorte der Stadt. Auch heute wird das Gelände noch gewerblich genutzt, nur eben von anderen Läden. Wir erfreuen uns an der tollen Industriearchitektur und streunen eine Weile durch die Gegend.

Es gäbe hier im Wedding natürlich noch einiges mehr zu sehen und zu entdecken. Doch für heute reicht es uns. Fortsetzung folgt irgendwann! Der Bus 106 bringt uns bis fast vor unsere Schöneberger Haustür. Der Rest ist … Balkon.

Steckbrief Wedding

-> Ortsteil des Bezirks Mitte

-> Fläche: 9,23 qkm

-> Einwohner: rund 85.000

Ihr wollt mehr? Nehmt das: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Berlin-Wedding

9 Gedanken zu “Berlin: Der Wedding – Arbeiterbezirk im Wandel

  1. Schön war der Tag nebst professionellen, stadtführerischen Informationen in genau der richtigen Dosierung. Danke! Imma jerne wieda. Aber erst einmal in der nächsten Woche … ACHTUNG SPOILERALARM: Zingst. 😜

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  2. Oh Berlin, meine Lieblingsstadt!! Ich glaube ich muß Dir mal wieder einen Besuch bescheren :-))
    Lg Sabine P.S. Das DSGVO beschäftigt zu sehr…..

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  3. Liebe Elke,
    du scheinst bei mir um die Ecke zu wohnen! Meine Atelierwohnung befindet sich in der Groninger Str. gerade über der Osramhöfe und das Silentgreen mag ich sehr, besonders jetzt, wo die Betonhalle fertig ist!
    Einen schönen sonnigen Tag, Susanne

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    1. Ich wohne in Schöneberg und hatte seinerzeit lediglich einen kleinen „Ausflug“ in den Wedding gemacht. Schöne Ecke, in der du da wohnst! Wenn ich mal wieder dahin komme, können wir ja gerne mal gemeinsam einen Kaffee in dem wunderbaren Silentgreen trinken, wenn du magst.

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      1. Ich bin schon im Wedding geboren, liebe Elke und mag meinen Kiez und seine stetigen Veränderungen sehr.
        Ich würde mich sehr freuen, wenn wir im Mars des Silentgreen einen Kaffee trinken gehen. Schreibe mir einfach, wenn du wieder in der Gegend bist. Sicherer ist es, wenn wir uns verabreden, ich habe immer ganz schön viele Termine, die eine Spontanität leider selten zulassen.
        Liebe Grüße von Susanne

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