Der Tag beginnt mit einem Déjà Vu. Mein überschaubarer Name ist eine Herausforderung. Weltweit. https://elkeunterwegs.wordpress.com/2016/06/27/prolog-und-epilog-ein-abwasch/

 
 
 Kaffeegestählt mache ich mich auf den Weg ins Städtchen. Manche von euch haben schon meinen ständigen Reisebegleiter vermisst. Nun hat er endlich erfolgreich seinen Jetlag im Rucksack ausgepennt und will wieder aktiv am Geschehen teilnehmen.


 Nachdem sich der alte Sack genügend vor edler Kulisse in Szene gesetzt hat, stolpere ich gleich über die nächst Performance. Die Botschaft ist gut, das Gespräch mit den beiden lebenden Figuren auch. Der junge Obama indes hüllt sich in vornehmes Schweigen.

 

 
  Etwas aufgewühlt schwinge ich mich in die U-Bahn Richtung Wicker Park, ein szeniges Viertel im Westen der Stadt. Ich steige hier aus …

 
 

… aber keinesfalls bei den Herren wieder ein. Ein kurzer Abstecher ins wirklich bezaubernde Ukrainian Village (Danke für den Tipp, Christine!) mit seinen wunderschönen Häusern muss sein.

 


 Auf dem Weg zurück entlang der Damen Avenue entdecke ich an einer etwas versteckten Mauer das Werk eines Herrn, der sich auch in Berlin an so manchen Häuserwänden verewigt hat: der gute Banksy, ein britischer Streetart-Künstler. Eine schöne Überraschung! Mich wundert nur, dass den noch keiner versucht hat, von der Wand zu kratzen. So bekannt wie der Künstler mittlerweile ist …

 

 

Nun also Wicker Park. Entlang der Milwaukee Avenue, der Hauptachse des Viertels spaziere ich vorbei an ausgefallenen Läden mit trendigen Vintage-Klamotten, Musik, Büchern und Antiquitäten. Nette Cafés, Kneipen und Restaurants fehlen natürlich auch nicht. Wirklich ein sehenswertes Viertel!

 


Ich lege zwischendurch eine kurze Rast ein und ziehe mir einen Smoothie in einem Laden, in dem es auch Frozen Yoghurt gibt. Zum ersten Mal sehe ich Hinterwäldlerin eine Selbstzapfanlage für diese leckere Nachspeise.

 
 Auf dem Weg zur nächsten U-Bahn-Station lerne ich, dass Sicherheitsstandards durchaus noch hochgeschraubt werden können.

Doch nun genug der Albernheiten. Auf zum Ernst des Lebens und zur Hauptattraktion des heutigen Tages. Was wäre ein Besuch in Chicago ohne den Besuch eines Baseball-Spiels? Irgendwie keine runde Sache, oder? In weiser Voraussicht habe ich mir schon vor Wochen ein Ticket online geordert. Denn die Hütte wird voll werden, und das nicht zu knapp.

Als ich in die Red Line umsteige, schwappt mir schon auf dem Bahnsteig eine wogende blaue Masse entgegen: die Fans der Chicago Cubs, die heute gegen die Saint Louis Cardinals antreten werden. Vereinzelt mischen sich gegnerische Trikots unter den Einheitslook. Und alle palavern friedlich, aufgekratzt und fröhlich miteinander und durcheinander. Das kennt man von europäischen Fußball-Ligen durchaus anders …

Die U-Bahn ist brechend voll, die Wege von der U-Bahn-Station bis zum Stadion auch. Hier ist die Hölle los! Die Kneipen platzen aus allen Nähten, die diversen Shops mit Fan-Devotionalien auch. Und dann endlich stehe ich vor dem eigentlichen Hauptdarsteller der ganzen Angelegenheit, dem legendären Wrigley Field. Und komme mir jetzt keiner mit „Is ja nur ein Sportstadion“. Nein, nicht nur. In diesem baseballverrückten Land ist dieses zweitälteste Stadion der Welt (die Goldmedaille in der Altersdisziplin gehört dem Fenway Park in Boston) Legende, Mythos und Pilgerstätte zugleich. Erbaut wurde es 1914, und seit 1916, also seit schlappen 100 Jahren ist es die Heimat der Cubs. Der Name mag euch bekannt vorkommen. Und richtig: Namensgeber ist der Kaugummifabrikant, der lange Vereinsbesitzer war.


Stefan pflegt ja gerne zu sagen: „Wer kommt schon zum ersten Inning?“ Tja, mein Lieber zumindest bei den Cubs ALLE! Trotz großen Andrangs und intensiven Taschenkontrollen geht es aber zivilisiert und flott rein. Und dann bin ich drin im Heiligen Gral, rechtzeitig vor Beginn zur kuriosen Uhrzeit um 13:20 Uhr.

 

Um es vorweg zu nehmen: der Drops ist eigentlich schon nach dem ersten Inning gelutscht. Der Pitcher der Cubs, Arrieta, der sieben Innings durchhalten wird, ist in Hochform und schickt gleich zu Beginn die ersten drei Batter der Cardinals mit jeweils einem Strikeout zurück auf die Bank. Die Cubs schaffen dann im selben Inning vier Runs. Im fünften Inning erhöhen Sie auf 5:0. Und das war’s dann. Auch wenn sich das jetzt nach Langeweile wie bei einem Spiel von Bayern München gegen den HSV anhört: Mitnichten! Das Spiel ist trotzdem unterhaltsam mit einigen spannenden Aktionen. Details erspare ich euch an dieser Stelle. Die kriegt Stefan exklusiv per Skype mitgeteilt :-). Hier stattdessen ein paar Fotos vom Spiel:

 


Nicht zu vernachlässigen ist auch der soziokulturelle Aspekt um ein solches Spiel herum. Die Fankultur ist ganz anders als bei unserem Fußball. Viel entspannter. Es ist ein Ereignis für die ganze Familie. Die Leute rennen die ganze Zeit rein und raus, essen, trinken, spielen mit ihren Kindern und quatschen, was das Zeug hält. Die Geräuschkulisse auf der überdachten Tribüne ist enorm! Die beiden Typen hinter mir – einer ein Fan der Cubs, der andere einer der Cardinals – erzählen sich gleich ihre halbe Lebensgeschichte. Bisweilen habe ich den Eindruck, dass ich die einzige bin, die das Spiel anschaut :-). Mal abgesehen von den Umpires natürlich. 

Doch im richtigen Moment jubeln alle rechtzeitig an den passenden Stellen. Wie auch immer die Leute das hinkriegen … Aber auch ich werde immer mal wieder abgelenkt und eingespannt. Zum Beispiel wenn mal wieder einer ein Bier ordern will, aber zu weit weg vom Gang sitzt, in dem der Verkäufer mit der begehrten Ware steht. Dann reichen alle, die dazwischen sitzen, Geldscheine von rechts nach links, dann das Bier von links nach rechts, gefolgt vom Wechselgeld. Hat der Verkäufer gerade nix mehr zum Wechseln, schiebt er als Ausgleich eben noch ein Bier rüber. Ach ja, Spaß habe ich gehabt, das sag ich euch! Auch mit den Chips, die die Typen vor mir rustikal in den Plastikhelm schütten. Soße drüber und aufgefuttert!

 Als das Spiel rum ist und sich das Stadion so langsam leert, begebe ich ich aus reiner Neugier runter in die Sitzreihen direkt am Spielfeldrand. Dort ergibt sich dann noch das eine oder andere Gespräch mit Leuten, die etwas näher am Geschehen dran sind. Einer der Fernsehtypen – oder war es einer der Statistiktypen? – schnappt sich dann plötzlich meine Kamera, und ehe ich mich versehe, prangt schon ein Selfie-Ersatz auf meinem Speicherchip. Ungefragt, aber dann spiele ich aus Höflichkeit auch mal mit ;-).

 


So, Leute, das war es für heute. Der nächste Bericht kommt eventuell mit Verzögerung, denn morgen ist ein Reisetag. Stay tuned! Ach nee, einen hab ich noch. Nehmt das! https://m.youtube.com/watch?v=A9XtDyDUjIU

6 Gedanken zu “Tag 6 – Chicago: Die wollen doch nur spielen!

  1. Deine Fotos und Kommentare sind wie immer Spitze und ja…wir waren mal bei einem weniger spektaculaerem Baseballspiel aufm Lande…gleicher Eindruck…Familienereignis,entspannen und in unserem Falle die Kids unterstuetzen…war ein Kids Baseballspiel…das liebe ich an den Amis….die Entspanntheit…kanns kaum erwarten San Antonio aus deiner Sicht…wir wohnen am noerdlichsten Stadtrand…10 Minuten noerdlich und schon aufm platten Land…wuerd ich dir gern zeigen…liebe gruesse

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  2. Und der alte Sack? Also ich finde ja, dass sich die Azubiene erst nach mindestens 10 gelungen Aufnahmen mit dem sympathischen Herrn zu den Profis zählen darf. Mal nicht so zaghaft, Elke, Nummer eins ist ja schon sehr gut gelungen 🙂
    Ich bin übrigens auch immer überrascht, wenn die Leute beim Baseball jubeln. Trotz zeitweilig hoher Konzentration auf das Spiel, habe ich noch immer nicht erkannt, wann Jubel angebracht ist oder wann ein bedauerndes stöhnen passt.
    Gute Fahrt!

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    1. Frau M.! Dass ausgerechnet SIE so Partei für den alten Sack ergreifen, erschüttert mich jetzt schon. Aber ich werde mein Bestes geben, ihn öfter mal in Szene zu setzen. Auch wenn er manchmal ziemlich bockig ist und sich nur schwer ablichten lässt. In Sachen Baseball: beim nächsten Spiel nimmste mich am besten mit. Ich verklicker dir dann alles ⚾️😀.

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