07. Juli 2022

Sagt euch der Name Joshua Norton etwas? Nein? Nun, bis heute hatte ich von diesem Herrn auch noch nichts gehört. Doch zum Glück wird meine und vermutlich auch eure Bildungslücke hier und jetzt geschlossen. Denn der gute Joshua war kein Geringerer als der selbsternannte Kaiser der Vereinigten Staaten von Amerika und zusätzlich auch der Schutzherr von Mexiko. Ihr glaubt mir nicht? Da ihr nicht bei mir im Big Bus sitzt und die Infos auf die Ohren kriegt, könnt ihr gerne hier oder – etwas ausführlicher – da nachlesen, was es mit dieser skurrilen und unterhaltsamen Geschichte und ihrem Zusammenhang mit San Francisco auf sich hat.

Gleich nach dem Frühstück ziehe ich los. Die Sonne kommt, wie so häufig hier in San Francisco, erst gegen Mittag zum Vorschein. Vorher ist es grau in grau. Die 19 Grad, die am Nachmittag erreicht werden, fühlen sich durch den starken Wind recht kühl an. Doch das soll meinem Erlebnisdrang keinen Abbruch tun.

Zweite Runde im Big Bus. Gestern habe ich mir auf einer ersten Erkundungsfahrt die Stopps ausgesucht, an denen ich heute den Bus verlassen und mich ein wenig länger umschauen möchte.

Den ersten Halt lege ich am Civic Center ein. Die Gegend ist nicht gerade ein Platz zum Wohlfühlen, denn keine 200 Meter davon entfernt tummelt sich das geballte Elend der Straße. Doch direkt auf dem riesigen Platz kann man sich unbesorgt ein wenig umsehen. Um das Rathaus herum befinden sich hier einige namhafte Kultureinrichtungen.

Schöner regieren
Symphonisch

Dann geht’s weiter bis zum Alamo Square, wo ein schöner Park, die Painted Ladies sowie ein fantastischer Blick auf die Stadtkulisse auf mich warten. Was für ein genialer Spot! Das ganze Setting ist echt klasse. Und obwohl ich dort nicht gerade alleine bin, wirkt es an diesem späten Vormittag weder überfüllt noch hektisch.

Angemalt
Auf den Hund gekommen

Auf dem Weg zurück zur Bushaltestelle wandere ich noch ein wenig die recht steile Straße auf und ab, um die wunderschönen Häuschen zu bewundern. Da sind richtige Schmuckstücke dabei. Hier ein Zweitwohnsitz? Na, das wäre doch was!

In Hanglage
Pastellig

In Haight Ashbury steige ich zum dritten Mal aus dem Bus. Der ehemalige Hippie-Stadtteil voller Flower Power ist als Gesamtkonzept eine Sehenswürdigkeit. Ein Hauch dieses Lebensgefühls und jede Menge Reminiszenzen an den Summer of Love finden sich hier auch heute noch. Musikalisch, modisch und stofflich. Hier flaniere und schaue ich ein Weilchen. Ich mag diese bunte Gegend mit toller Street Art, schrägen Läden und schönen Häuschen.

Bitte hier laufen
Herzig
George
Zebragelb

Jimi’s house
Verqualmt
Kunterbunt

In einem veganen Fast Food Laden namens VeganBurg genehmige ich mir am Schluss meines Rundgangs einen leckeren Burger und entere den nächsten Bus.

Den vierten und zugleich letzten Stopp auf dem Rundparcours des Big Bus genehmige ich mir an der Golden Gate Bridge. Erst treibe ich mich ein wenig am North Vista Point herum. Liebend gerne wäre ich mal wieder ein Stückchen über die insgesamt 2.700 Meter lange Brück gelaufen. Doch dafür ist es heute viel zu windig!

Ich kann mich bereits am Anfang der Brücke kaum gerade halten, geschweige denn der Kamera die Ruhe vermitteln, die sie braucht, um ordentliche Arbeit abzuliefern. Einmal ganz abgesehen davon, dass ich dank meiner wild wehenden Haarpracht gerade über ein sehr eingeschränktes Sehfeld verfüge. Haargummi war gestern!

Dann wechsele ich die Seite, …

Eingerahmt

… um hoch zum besten Aussichtspunkt, dem Battery Spencer View Point zu laufen. Dort erfreue ich mich nicht nur an der fantastischen Aussicht über die jetzt nebelfreie Bucht, sondern nutze die Szenerie auch, um meine Janus-Galerie zu erweitern.

Wusstet ihr eigentlich, dass die Brücke ursprünglich in langweiligem Grau gestrichen werden sollte? Die Marine hingegen hätte sie am liebsten in gut sichtbarem Schwarz-Gelb gesehen. Durchgesetzt hat sich dann ein kräftiges Orange-Rot. Und das finde ich auch gut so.

Lady in red

Als ich mich an den Natur-, Brücken- und Selbstdarsteller-Szenen sattgesehen habe, ist der Nachmittag bereits fortgeschritten. Ich steige in den nächsten Bus und fahre mit bis zu den Piers. Von dort aus bringt mich die nächste F-Tram in den geschichtsträchtigen und heute ganz im Zeichen des Regenbogens stehenden Stadtteil The Castro. Dort schlendere ich gemächlich herum und genieße das angenehme Ambiente.

Soulcycle
Endstation
Theatralisch

Eigentlich hatte ich vor, im Anschluss von hier aus noch zum Mission District zu laufen, wo hochkarätige Street Art lockt. Doch ich bin heute schon über acht Stunden unterwegs gewesen. Zudem habe ich auf dieser Reise schon sehr viel grandiose Street Art gesehen.

Und last but not least ist bei mir jetzt einfach die Luft raus. Ich bin randvoll mit den zahlreichen Eindrücken und Erlebnissen der letzten Wochen. Das muss ich alles erst gedanklich und emotional sortieren, sacken und Revue passieren lassen.

Von daher hebe ich mir den Mission District für meinen nächsten Besuch in der Stadt auf, der ganz sicher eines Tages anstehen wird.

Stattdessen geht’s per Tram ab nach Hause ins Hotel, das ich am frühen Abend noch einmal kurz für einem letzten kleinen Spaziergang entlang der Market Street mit all ihrem prallen und vielfältigen Leben verlasse.

Hobart
Heiligenschein

Am Abend sinkt mein Haupt zufrieden auf das weiche Kissen – ein letztes Mal vor meiner Rückkehr nach Deutschland.

12 Gedanken zu “San Francisco – Von Blumen und Brücken

    1. Ja, diese Reise war für mich etwas ganz Besonderes. Ich finde, ich muss sie gar nicht toppen. Die nächsten Reisen werden sicher anders, aber deshalb nicht schlechter. Nach 30 Jahren wäre es ja fast mal wieder an der Zeit für dich, San Francisco noch einmal zu besuchen. Aber erst kommt das Bad, ich weiß.

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    1. Ja, San Francisco ist eine richtig tolle Stadt – und der Anblick der alten Trams vermittelt den Eindruck, man sei mitten in einer Zeitreise gelandet. Die USA sind schon recht kontrastreich. Einerseits viel High Tech und Fortschritt, andererseits viel Nostalgie.

      Gefällt 1 Person

  1. Die Eindrücke der ersten Tage sind immer so frisch und man nimmt sie auf wie ein leerer Schwamm, aber je länger so eine Reise andauert, umso randvoller wird der Kopf. Deswegen brauche ich die Rückkehr nach Hause und einen totalen Resett.

    Es sieht aus, als ob sich die Reise dem Ende zuneigt?

    Gefällt 1 Person

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