24. Juni 2022
Heute bin ich für meine Verhältnisse spät am Start. Kein Wunder, bin ich letzte Nacht doch erst gegen 1 Uhr ins Bett gefallen. Der fehlende Schlaf wurde dann am Morgen drangehängt.
Auf dem Weg von meinem Zimmer zum Frühstücksraum muss ich gleich einmal herzlich lachen. Wäre es euch etwa anders ergangen, wenn ihr so ein Hinweisschild im Hotel vorfinden würdet?

Nach dem Frühstück zieht es mich hinaus in die Stadt, die ich nicht zum ersten Mal besuche. Vor sagenhaften 30 Jahren weilte ich schon einmal in der Hauptstadt des Bundesstaates

Doch das ist eine andere Geschichte, die ich im nächsten Bericht gerne kurz anreiße.
Salt Lake City wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von Mitgliedern der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (englisch: The Church of Jesus Christ of Latter-days Saints) gegründet. Bei uns in Deutschland sind die Mitglieder der Kirche eher unter der Bezeichnung Mormonen bekannt. Sie flohen seinerzeit wegen religiöser Diskriminierung und Verfolgung aus den östlichen Staaten gen Westen.
Die Mormonen waren die ersten Weißen, die sich in Utah niederließen. Das heutige Stadtgebiet gehörte damals formal noch zu Mexiko, war aber mehr oder weniger Niemandsland. Schlussendlich holte sie das Schicksal ein, doch wieder zu den USA zu gehören. Aber bis es soweit war, hatten sich sich genügend etabliert, um nicht mehr in ihrer Existenz gefährdet zu sein.
Salt Lake City ist bis heute vor allem bekannt durch seinen engen Bezug zur Kirche der Mormonen, die hier ihren Hauptsitz hat und das Stadtbild durch zahlreiche Institutionen und imposante Bauten prägt. Der Tempeldistrikt ist bis 2025 teilweise eine Baustelle, da das Areal erdbebensicher gemacht wird. Schade für die Besucher, aber notwendig für die Bauten!
Doch es ist schon noch genügend da, was angeschaut und besichtigt werden kann. Ich werde in einem der folgenden Berichte noch einmal darauf zurückkommen. Doch wir nähern uns hier vorab schon mal einer kleinen architektonischen Auswahl.



Rund 200.000 Menschen leben heute in der Stadt. Die Metropolregion um die wirtschaftliche Boomtown herum beherbergt rund 1,3 Millionen Einwohner. Und es werden immer mehr. Denn in und um Salt Lake City herum gibt es nicht nur lukrative Jobs unter anderem in diversen aufstrebenden Tech-Branchen, sondern es lässt sich hier auch gut leben. Denn der Freizeitwert der von Gebirgsketten und dem Tal des Great Salt Lake umgebenen Stadt mit vielen Grünflächen ist hoch. Sowohl Sommer- als auch Wintersportler kommen hier voll auf ihre Kosten.
A propos: der lange Name der Stadt kostet beim wiederholten Schreiben doch einiges an Überwindung. Ab jetzt siegt meine Faulheit! Deshalb nenne ich sie in diesem und in den folgenden Berichten nur noch SLC.
Schluss mit der Theorie, hinein in die Praxis! Auf meinem Fußweg ins Zentrum nehme ich SLC als eine typische US-Autostadt wahr. Sie ist durchzogen von bis zu sechsspurigen, schachbrettartig angeordneten Straßen. Fußgänger spielen eine untergeordnete Rolle. Entsprechend wenigen Menschen, die sich auf zwei Beinen fortbewegen, begegne ich deshalb an diesem schon recht fortgeschrittenen Vormittag auf meinem Weg entlang der breiten Straßen.
Es ist schon am Morgen – na was wohl – ziemlich heiß. Die Sonne brutzelt sehr intensiv, auch wenn SLC auf „nur“ rund 1.300 Metern Höhe liegt. Und die Aussichten für die nächsten Tage – ich verlasse die Stadt erst in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch – sind auch eher schweißtreibend 😅.

Nach einem 15-minütigen Fußmarsch erreiche ich das Stadtzentrum, das wirklich schön ist. Ältere Bauten und nicht allzu riesige Hochhäuser harmonieren sehr gut miteinander.








Und die Leute sind super freundlich, wie ich schon nach wenigen Begegnungen feststelle. Nun ist dieser Umstand in den USA ja eher die Regel als die Ausnahme. Doch SLC hält an diesem Morgen eine ganz besondere Überraschung für mich parat. Denn als ich zwischendurch in einem der zahlreichen Cafés Platz nehme, um mir meine tägliche Koffeindosis zuzuführen, finde ich an meinem Platz diesen wunderbaren Zettel vor. Was für eine schöne Idee! Ich habe ihn natürlich liegen gelassen, damit auch andere Gäste ihre Freude daran haben können.

Nun nehme ich den kleinen Anstieg zum Capitol Hill in Angriff. Der Name ist Programm. Oben auf dem Hügel des gleichnamigen Stadtteils thront das imposante Kapitol des Staates Utah. Auf dem Weg nach oben säumen gediegene Anwesen mit gepflegten Vorgärten meinen Weg durch das schöne und ruhige Viertel.
Oben angekommen, lenkt mich erst einmal eine sich gerade formierende Demonstration von dem schönen Areal um das beeindruckende Regierungsgebäude herum ab. Denn am heutigen Tag hat der Supreme Court – das Oberste Gericht der USA – in einem zwar erwarteten, aber dennoch spektakulären Urteil das Recht auf Abtreibung gekippt. Ihr habt das nicht mitbekommen? Dann informiert euch gerne hier.
Nun mag Utah einer der konservativsten Staaten der USA sein. Aber auch hier regt sich Widerstand gegen eine solch bahnbrechende Entscheidung. Lautstark fordern die Demonstranten alle vorbeifahrenden Autofahrer auf, zu hupen, wenn sie das Urteil auch wütend macht. Es hupen ganz viele! Wäre ich motorisiert gewesen, hätte ich es auch getan.

Nun aber widme ich meine volle Aufmerksamkeit dem Kapitol und seiner unmittelbaren Umgebung.





Auch die Aussicht auf die Landschaft, in die die Stadt eingebettet ist, lädt ein, noch ein wenig hier zu verweilen.

Den Aufmerksamen unter euch ist vielleicht aufgefallen, dass auf den Fotos häufiger ein Bienenkorb auftaucht. Nein, das ist keine Machtdemonstration der Imker 😎. Dahinter steckt, dass Utah auch als The Beehive State bekannt ist. Der Name kommt daher, dass die Staatsgründer den Bienenkorb als Sinnbild des Fleißes zum Symbol ihres Staates auserkoren.
Nachdem ich das Gebäude komplett umrundet habe, riskiere ich einen kurzen Blick durch eine offene Tür ins Innere. Ich bin etwas erstaunt, dass ich hier einfach so hereinspazieren kann, ohne dass man mich aufhält oder mich und meine Tasche inspiziert. Man kann auch weitgehend auf eigene Faust im Gebäude herumlaufen.
Wie sich herausstellt, wird zu jeder vollen Stunde eine 40-minütige kostenlose Führung angeboten. Da schließe ich mich doch gleich gerne an! Die nette Dame, die unser kleines Grüppchen herumführt, geizt nicht mit Informationen über das Gebäude, seine Historie und den Politikbetrieb hier. Doch es würde den Rahmen sprengen, an dieser Stelle näher darauf einzugehen. Wer Näheres wissen möchte, kann gerne hier mehr erfahren. Aber ein paar Fotos habe ich euch natürlich mitgebracht.




Zur Führung gesellt sich auch Michaela aus Frankfurt. Sie ist die erste deutsche Touristin, die mir in den bisherigen drei Wochen hier in den USA über den Weg läuft. Wir unterhalten uns nach der Führung noch kurz und gehen anschließend wieder unserer Wege.
Entspannt lasse ich mich den Capitol Hill wieder hinunterrollen und inspiziere weiter die recht überschaubare Innenstadt. Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass mir dort vor einem Café Michaela wieder über den Weg läuft. Jetzt aber nehmen wir uns die Zeit, bei einem Saft etwas ausführlicher zu plaudern. Es geht auf Reisen doch kaum etwas über angeregte Traveler-Gespräche 😎.
Auf dem Fußweg zurück ins Hotel nehme ich noch ein paar Fotomotive ins Visier. Eine kleine Auswahl davon teile ich gerne mit euch.








Puh, jetzt bin ich aber platt! Es ist 18:30 Uhr, als ich im Hotel ankomme. Und das Thermometer zeigt immer noch 31 Grad. Der Feierabend ist überfällig! Ich schaffe es gerade noch, eine Ladung Wäsche in die Trommel der Guest Laundry des Hotels zu befördern. Und dann hänge ich nur noch im klimatisierten Zimmer ab. Genug erlebt für heute!
Das sind ja wieder eindrucksvolle Gebäude und beeindruckende Temperaturen. Bin gespannt, ob du auch echte Mormonen getroffen hast. Eine Quiet Zone wünsche ich mir hier in Mumbai auch, hier ist es unerträglich laut 😖
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Oh je Mumbai, lauter und quirliger gehts ja kaum. Enjoy!!!
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Mumbai fehlt mir noch in der Sammlung, steht aber auf meiner Liste. Ich lasse erst mal dem Herrn Sinnlosreisen den Vortritt, um dann aus seinen Fehlern zu lernen und die notwendigen Schlüsse zu ziehen 😅.
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Ja lass ihn mal vorgehen, ich war da schon mal eine Woche und das hat mich deeply impressed… incredible Mumbai
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Ach so, jetzt bin ich das Versuchskaninchen 😁 und soll die Fettnäpfchen austesten.
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So ungefähr habe ich mir das vorgestellt. Fettnäpfchen sind doch deine Spezialität nach eigenen Aussagen, oder😇?
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@Mormonen: ja, habe ich! Gleich am nächsten Tag (geplant) und am Sonntag dann noch mal (zufällig). Quiet Zone und welche indische Stadt auch immer: das schließt sich praktisch aus 😂.!
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Mumbai! Ai, ich bin auf die Beiträge schon sehr gespannt…
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Toller Bericht aus SLC. Aber sag mal der Salt Lake … den gibts so nicht mehr oder? Steht da jetzt die Stadt drin?? Blöde Frage vielleicht … nehm ich aber gern auf mich 😉
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Danke! Auf den Salt Lake werde ich noch in einem der folgenden Berichte eingehen. Aber eines vorweg: es gibt ihn noch, aber er ist nur noch ein mickriger Schatten seiner selbst. Die ständig wachsende Stadt steht da (noch) nicht drin 😁.
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Bin gespannt
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Sag mal, kann es sein, dass wieder einer oder zwei meiner Kommentare unter deinen Berichten im Nirwana deines Spam-Ordners gelandet sind?
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Jupp, danke für den Hinweis, Ich berge sie
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Ich bin Fettnäpfchen Weltmeister🌏🏆
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Dein Ruf eilt dir voraus 😁. Wegduck …
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👊🏼🙄
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😇
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Interessante Eindrücke von der Stadt. Die Einwohner verfügen anscheinend über Freundlichkeit, gute Laune und Humor, alles wichtig im täglichen Miteinander. Die ausdrückliche Stille-Anordnung im Hotel gefällt mir außerordentlich gut. Obwohl ich bedaure, meine mobile Blaskapelle im Koffer lassen zu müssen 😉
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Ja, die von dir genannten Eigenschaften sind in der Tat essenziell für den Umgang im Alltag miteinander. Hierzulande scheint mir das manchmal ein wenig in den Hintergrund getreten zu sein. Doch zum Glück gibt es immer noch genügend Zeitgenossen, die diese Fertigkeiten beherrschen. Tja, die Blaskapelle. Umsonst mitgenommen! Genauso wie die Zirkustiere 😇.
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