21. Juni 2021

Erst geht es ganz gemächlich los. Mein Bus nach San Sebastián fährt erst um 11 Uhr. So kann ich noch in aller Ruhe frühstücken, meine Sachen packen und die ersten Sonnenstrahlen auf der Hotelterrasse genießen. Dann per Tram zum Busbahnhof. Meine Fahrkarte habe ich schon vor ein paar Tagen online erworben. Das ist auch ratsam bei den Fernbussen, …

… auch wenn man natürlich auch kurz vor der Abfahrt am Bahnhof ein Ticket erwerben kann. Denn Stehplätze sind hier nicht vorgesehen. Wenn alle Sitzplätze verkauft sind, guckst du in die Röhre bzw. musst den nächsten Bus nehmen, für den es noch freie Plätze gibt.

Die Abfahrt naht. Fast lande ich im falschen Bus! Doch der Mitarbeiter, der die Tickets vor dem Einsteigen kontrolliert, passt gut auf. Was ich nicht wissen konnte: Zur selben Zeit fahren gleich zwei Busse zu meinem Ziel. Und ich stehe bei der falschen Busgesellschaft an. Dabei bin ich des Lesens durchaus mächtig 😅. Doch da Alsa, für die ich ein Ticket habe, auf der Anzeigetafel nicht auftaucht, dachte ich, dass die andere Firma eben die Fahrt für Alsa durchführt. Das habe ich so im übrigen schon des öfteren erlebt.

Des Rätsels Lösung: mein Bus wird nicht angezeigt, weil noch keine Haltebucht für ihn feststeht. Und diese steht deshalb nicht fest, weil der Bus, der bereits von woanders herkommt, Verspätung hat. Die Buchten werden offenbar erst wenige Minuten vor Abfahrt zugeteilt, zumindest wenn der Bus von woanders herkommt. Als aber die reguläre Abfahrtszeit erreicht ist, taucht er plötzlich doch in der Liste auf, nur eben ohne Buchtnummer, und auch ohne Verspätungsanzeige. 15 Minuten später geht‘s dann aber los. Der Bus ist bis auf den letzten Platz ausgebucht. Nach 80 Minuten bin ich am Ziel.

Mein Hotel liegt nur 400 Meter vom Busbahnhof entfernt. Und so bin ich im Handumdrehen da. Der zuvorkommende Mitarbeiter an der Rezeption ist so nett und bietet mir statt meines gebuchten Standardzimmers ein Upgrade in die nächsthöhere Kategorie an. So komme ich in den Genuss eines etwas größeren Zimmers, das nicht zur Straßen-, sondern zur Flussseite hin gelegen ist. Großartig! Ach, und weil es so schön hier ist, mache ich doch gleich schamlos Werbung für meine Unterkunft: ich logiere im Abba Hotel und kann es uneingeschränkt empfehlen.

Ticktack

Ich verteile schnell und nachlässig mein Zeug im Zimmer und mache mich gleich auf die Socken, von Neugier auf die neue Umgebung und von meiner Sehnsucht nach Meer getrieben.

Draußen umschmeicheln mich angenehme 24 Grad, Sonne und Bewölkung wechseln sich ab. Ich lasse mich auf dieser ersten Erkundungstour mehr oder weniger ziellos treiben und schlage spontan, meist angelockt von optischen Reizen, hier und da einen Haken. Infos zu dem Städtchen, in dem ich die nächsten Tage verweilen werde, gibt es morgen. Oder übermorgen. Heute sollten euch meine ersten fotografischen Eindrücke genügen.

Gerädert
Von Häusern und Hügeln
Laterne, Laterne
Grüne Kulisse
Verschleiert
Im Gleichschritt

Dann tauche ich in das Gassengewirr der bezaubernden Altstadt ein – und liebe San Sebastián schon jetzt. Nicht zu groß, nicht zu klein. Die tolle Altstadt, die Architektur, das Setting am Meer und zu Füßen diverser Hügel, die relaxte Atmosphäre. Einfach toll!

Platz da!

Sakrale Schönheit
Verknöchert
Museal
Zaunkönig

Anschließend zieht es mich ans Wasser und zur Hafenpromenade, wo ich die An- und Aussichten ausgiebig genieße.

Flaniermeile
Ausschau
Doppelspitze
Baske und Bildhauer
Aus den Angeln
Hereinragend

Jetzt beginnt das Drama am Himmel. Selten habe ich so intensive Farbspiele und schnelle Lichtwechsel vor einer drohenden Gewitterkulisse gesehen. Die folgenden Fotos sind innerhalb von knapp 30 Minuten entstanden. Und zwischen den beiden letzten Aufnahmen liegen gar nur drei Minuten. Es war wirklich unglaublich!

Bogenlampe
Horizontale
Ins Blaue
Verschifft
Apokalyptisch

Kaum ist das letzte der obigen Fotos im Kasten, prasseln schon die ersten Tropfen auf mich nieder. Ich schaffe es gerade noch, meine Kamera in den sicheren und trockenen Weiten und Tiefen meines Rucksacks zu verstauen. Die Windverhältnisse lassen mich erst gar keinen Gedanken daran verschwenden, den Schirm auszupacken. Ich beschleunige meine Schritte und hoffe, bald einen passenden Unterschlupf zu finden.

Als ich mich auf der Höhe des Rathauses dem Beginn der Playa de la Concha nähere, bricht von einer Sekunde auf die andere ein heftiges Gewitter los. Ein lauter Knall, ein Wolkenbruch, der sich gewaschen hat – und ich bin ungelogen in fünf Sekunden nass bis auf die Haut. Dazu ein ordentlicher Sturm, der ein Geradeauslaufen schier unmöglich macht. Bevor die Welt noch heftiger untergeht, schaffe ich es inmitten eines Trupps kreischender Mädels im Teeniealter gerade noch über die Straße, um dort um die Ecke der Windschneise zu entkommen. Dort finde ich gemeinsam mit den Mädels Unterschlupf in einer überdachten Toreinfahrt. Zehn Minuten später ist der Spuk vorbei. Nun regnet es nur noch leicht. Und ich mache optisch nicht mehr den allerbesten Eindruck 😅.

Nass mit Watzmann

Nun kehre ich zum Hotel zurück. Denn bei nunmehr nur noch 17 Grad und nass bis auf die Haut wird es jetzt doch etwas ungemütlich. Dort angekommen, stelle ich fest, dass es im Bad ein kleines Problem mit der Technik gibt. Die Mitarbeiterin an der Rezeption reagiert schnell und bietet mir ein neues Zimmer an. Jetzt gesellt sich zu meinem schon erwähnten Upgrade noch ein kleiner Balkon dazu 😎. Da nehme ich es doch gerne auf mich, mein bereits im alten Zimmer verteiltes Zeug noch mal zusammenzuraffen und umzuziehen.

Dann packt mich die Experimentierfreude. Ich lasse ich mich dazu hinreißen, am beleuchteten WC statt des herkömmlichen Spülknopfs die modernen Japan-Techniken auszuprobieren. Die Neugier! Der Spieltrieb! Ihr wisst schon.

Ich drücke auf eines der Knöpfchen, während ich noch vor dem Klo stehe, statt schon darauf zu sitzen. Was soll ich sagen? Anschließend ist das Bad geflutet, und die zweite Hose für heute ist nass! Immerhin war ich so geistesgegenwärtig, dass ich mich dann doch schnell hingesetzt habe, damit der hoch über den Schüsselrand schießende Wasserstrahl nicht weiter in den Raum eskaliert, sondern dort landet, wo er, hüstel, hin soll. Und dann stoppt das Wasser ewig nicht mehr 😂. Ich finde auf die Schnelle auch keine Möglichkeit, die Flut vorzeitig abzustellen.

Bestimmt zwei Minuten – gefühlt jedenfalls unendlich lange – werde ich abgeduscht und überlege schon fieberhaft, wie ich aus dieser Nummer wieder rauskomme, ohne das komplette Hotel zu fluten. Und da hört es endlich auf. Trocken geföhnt – wenn schon, denn schon -, lauthals über mein Missgeschick gelacht und gut! Ob ich mich nun für einen Aufenthalt in Japan qualifiziert habe? Vermutlich nicht.

Genug erlebt für heute. Feierabend vor der Glotze ⚽️⚽️⚽️. Was für ein Tag!

16 Gedanken zu “San Sebastián: Tag 8 – Was für ein Tag!

  1. schöner Beitrag und der Wetterumschwung bestens rübergebracht ! Die Fotos sind schon toll und wie du geschrieben hast “ Weltuntergangsstimmung “ !
    Es geht halt nichts über die einfache normale Toilettenspülung als diesen modernen Scheiß ! Das braucht kein Mensch !!

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  2. 😂😂😂 selten so gelacht. Wenn man für die Toilettenspülung eine Bedienungsanleitung braucht, dann gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man hat das Digitalisierungszeitalter verschlafen oder der japanische Ingenieur war tief im Inneren Komiker. Ich denke, in deinem Fall das zweite. Schau doch mal nach, ob es jetzt im japanischen Youtube ein Filmchen von dir gibt. Bathroom Fails. Oder so. 😏😇.

    Erinnert mich an ein eigenes Erlebnis, als ich eine Kartusche in unserem Duschthermostat wechseln wollte (selbst ist der Mann🙄😎) und den falschen Haupthahn abgedreht hatte. Erstaunlich, wieviel Druck auf so einer Wasserleitung ist 😇😅. Und das hört einfach nicht auf…

    Gefällt 1 Person

    1. Das habe ich mir schon im Vorfeld gedacht, dass dich die Klo-Story stark erheitern würde 😅 – ebenso wie die Vorstellung, über mich und meine dilettantischen Spülversuche kursiere nun ein YouTube-Video. Und irgendwie überrascht es mich auch keineswegs, dass dir so etwas ähnlich Gelagertes auch schon passiert ist 😂! Ja, unfassbar, wieviel Druck so ein Wasser machen kann …

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