In diesen Mittwoch Mitte November passt aus mehreren Gründen kein Ganztagesausflug ins Umland in meinen Tagesablauf. Raus will ich trotzdem. Und so nehme ich die S-Bahn bis hoch in den Berliner Norden und wechsele an der Station Waidmannslust in den Bus, der mich nach Alt-Lübars bringt.
Dort geht es noch sehr ländlich zu. Es gibt viel Landwirtschaft und einige Reiterhöfe. Kaum zu glauben, dass die dichtbesiedelten Berliner Stadtteile nur einen Steinwurf entfernt sind. Hier findet man noch eine klassische Dorfstruktur mit Dorfkirche, altem Schulhaus, einem Dorfanger, einem traditionellen Gasthof, Kopfsteinpflaster und einer zur öffentlichen Bibliothek umgewidmeten alten Telefonzelle.


Lübars liegt direkt am Tegeler Fliess, einer Abflussrinne aus der Eiszeit, die sich bis zum Tegeler See hinzieht. Die Gegend um das Örtchen herum ist ein Naturschutzgebiet, das man sich wunderbar erlaufen kann. Die Möglichkeiten reichen von kurzen über mittellange Distanzen bis hin zum 32 Kilometer langen Barnimer Dörferweg, der vom Tegeler See über Lübars und Lichtenberg bis nach Hellersdorf führt.

Doch so weit reichen heute weder mein Ehrgeiz noch die freie Zeit dafür. Und so wähle ich einen etwa acht Kilometer langen Rundweg, der mich von Lübars über Schildow und den Eichwerder Steg wieder zurück nach Lübars führt. Die Strecke ist kurz, aber sehr vielseitig! Rund um die Eichwerder Moorwiesen wechseln sich Feuchtgebiete, sandige Trockenrasenflächen und staubtrockene Sandhänge munter ab.
Nachdem ich den Ort hinter mir gelassen habe, führt mich der Weg über weite Wiesen und Felder und wenig später dann entlang des ehemaligen Grenzstreifens der Berliner Mauer. Überall am Wegesrand gibt es was zu schauen, wenn man mit offenen Augen durch die Welt läuft.


Vorbei am Köppchensee (Titelfoto) laufe ich trockenen Fußes durchs Moor, den berühmt-berüchtigten märkischen Sand und gleichzeitig durch zwei Bundesländer 😎.



Den vielen Info-Tafeln am Wegesrand entnehme ich, dass zahlreiche Tier- und Pflanzenarten hier heimisch sind. Doch ich schenke mir an dieser Stelle einen Vortrag über Flora und Fauna. Denn das sprengt meine Kompetenzen ganz eindeutig. Immerhin weiß ich, dass ich bei diesen neugierig dreinschauenden Gesellen Pferde vor mir habe 😎.

Esel soll es hier auch geben. Doch die haben heute entweder frei, oder ich bin einfach zur falschen Jahreszeit unterwegs.

Gegen Ende der Tour betrete ich den Eichwerder Steg. Das Sumpfgebiet, das der Steg überspannt, entstand vor mehr als 100 Jahren, als der Hermsdorfer See abgesenkt wurde, um Wiesenkalk zu gewinnen. Den endlosen Weiten des WorldWideWeb entnehme ich, dass hier Krebsscheren und Sumpfschwertlilien wachsen und Ringelnattern, Gebänderte Prachtlibellen, Kraniche, Eisvögel, Beutelmeisen, Teich- und Sumpfrohrsänger und diverse Lurcharten leben, brüten und laichen. Habe ich mich letztendlich doch noch weit aus dem Fenster gelehnt, was das Tier- und Pflanzenreich betrifft!
Ja, was hat es denn jetzt mit diesem Steg auf sich? Nun, der Eichwerder Steg ist ein Holzbohlensteg, der Lübars mit Hermsdorf verbindet. Er ist als Naturlehrpfad angelegt und bietet beeindruckende Blicke in die Moor- und Sumpflandschaft unter und neben ihm. Fotos können nicht simulieren, wie es ist, dort zu flanieren. Aber vielleicht bekommt ihr doch einen kleinen Eindruck.




Am Ende des Steges angelangt, kommen auch schon die ausladenden Wiesen des Tegeler Fließes in mein Blickfeld. Der Ortskern von Lübars ist auch nicht mehr fern. Dort wartet auch schon der Bus darauf, mich zur S-Bahn und damit zurück in meinen städtischen Alltag zu bringen. Kleine Fluchten aus der täglichen Routine sind wertvoll. Die heutige war kurz, aber schön und sehr erholsam!
Dieser Beitrag weckt schöne Erinnerungen – in Lübars war ich oft. Als ich noch Kind war haben wir dorthin oft Ausflüge gemacht, da verlief im Tegeler Fließ die Grenze zwischen West-Berlin und der DDR.
Ein Blick in mein Bilderarchiv verrät mir, dass ich zuletzt 2011 dort war. Eine herrliche Gegend, vielen Dank fürs mitnehmen.
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Immer gerne, Richard. Dein letzter Besuch dort ist zwar schon etwas länger her, doch es hat sich hier wenig verändert seitdem. Dennoch: sollte es dich eines Tages mal wieder in deine alte Heimat verschlagen: dreh mal wieder eine kleine Runde durch Lübars und Umgebung!
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Den ein oder anderen Besuch in Berlin wird es bestimmt geben und dann sicherlich auch einen Abstecher in den Berliner Norden.
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👍
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Na acht Kilometer sind aber beachtlich! Schon interessant, was da alles an den Bäumen hängt 🙂 Im Frühjahr und Sommer wird die Gegend sicher sehr reizvoll sein…
Liebe Grüße
Kasia
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Ja, die Bäume produzieren in der Tat Abenteuerliches! Doch diese „Frucht“ scheint in Berlin und Umgebung heimisch zu sein. Sie begegnete mir bisher auf fast allen meinen Touren 😀. Stimmt, im Frühjahr und Sommer ist die Ecke farbenfroher und vielseitiger. Doch ich mochte auch die Winterstimmung, auch wenn sie auf den Fotos etwas trist erscheinen mag.
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In manchen Parks sind die Stämme und Äste mit mysteriösen, bunten Häkelfäden umgeben… Da renne ich immer weg, es ist bestimmt die Invasion einer außerirdischen Spinnenspezies.
Einer, die häkeln kann… 🙂
Liebe Grüße
Kasia
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Das ist eine weise Entscheidung! Vor gefährlichen Spinnen sollte man sich unbedingt in Acht nehmen! Vor allem, wenn sie uns bunt umgarnen und vom outer space sind. Gruselig!
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😉
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Schließe mich Kasia an ! 8 km ist doch auch ein Pensum wenn auch nicht eine Herausforderung !
Sieht halt um diese Jahreszeit alles ein wenig trostlos aus !
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Ja, acht Kilometer sind besser als nichts 😎. Für meine Verhältnisse ist das halt eher die Unterkante. Aber das ist natürlich nicht mein Maßstab dafür, ob die Tour schön war und Spaß gemacht hat. Stimmt, im Winter wirkt es trostloser als im Sommer. Ich kann aber auch der Winterstimmung was abgewinnen!
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Die Stelle im Tegeler Fließ, die du mit Schwung bezeichnest ist meine Lieblingsstelle im Fließ. Da kannst du im Frühjahr, Sommer und Herbst übrigens vor Menschen nicht treten. 🙂
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Das glaube ich dir sofort 😅. So ist es ja in allen attraktiven Ecken, die für die Großstädter gut erreichbar sind. An diesem trüben Spätvormittag mitten in der Woche hielt es sich glücklicherweise in Grenzen, auch wenn ich nicht wirklich alleine dort unterwegs war.
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Wir haben dieses Wochenende zwei längere Spaziergänge in Heiligensee unternommen. Der Schnee und der blaue Himmel sind einfach unwiederstehtlich.
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Heiligensee ist eine schöne Ecke. Da sollte ich auch mal wieder hin! Das Wetter war an diesem Wochenende wirklich traumhaft! Da muss man schon ein Hardcore-Stubenhocker sein, um widerstehen zu können.
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Allerdings! Wir haben unsere Pläne sogar geändert und an zwei Tagen das Wetter genossen!
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Vielen herzlichen Dank fürs Verlinken, liebe Susanne! Darüber habe ich mich sehr gefreut. Ein weiterer Kommentar folgt noch direkt auf deinem Blog.
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