19. – 20. Februar 2023

Am späteren Vormittag bringt mich der Bus zur Stratified City. Danke an Kasia von windrose.rocks für den tollen Tipp! Da wäre ich sonst vermutlich nicht oder erst dann gelandet, als ich im weiteren Verlauf der Reise auf dem Weg zu anderen Zielen im Norden der Insel daran vorbeigefahren wäre. Mein Reiseführer jedenfalls schwieg vielsagend zu diesem sehenswerten Kleinod.

Das Areal mit den bizarr geformten Steinen und kleinen Höhlen liegt zwischen zwei Bushaltestellen, was mir einen zusätzlichen Fußweg von rund eineinhalb Kilometern beschert. Doch das ist nicht weiter wild, denn ich bin ja durchaus andere Strecken gewohnt.

Ganz alleine bin ich dort nicht. Es hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass zumindest ein kurzer Stopp hier lohnt. Ein kleiner Parkplatz direkt hinter dem Straßenrand, von dem aus nur wenige Meter zu der Geschichteten Stadt (so die deutsche Übersetzung der Stratified City) zu laufen sind, machen es dem Autofahrer leicht.

Die meisten Besucher begnügen sich zum Glück mit den vorderen Steinchen. So kann ich weitgehend unbehelligt hinter die Kulissen schauen. Geschlagene zwei Stunden treibe ich mich dort herum, denn ich finde es hier geradezu genial. Die Natur hat sich hier ordentlich Mühe gegeben und zeigt eindrucksvoll, dass sie letztendlich doch die beste Künstlerin ist. Einen flotten Überblick serviere ich euch mit dem nachfolgenden Video, das ich an einem der folgenden Tage im Vorbeifahren aufgenommen habe:

Die besseren Detailansichten liefern dann aber doch die Fotos. In diesem abwechslungsreichen Terrain lohnt es sich absolut, etwas genauer hinzuschauen.

Keilschrift
Ausgehöhlt

Vernarbt
Schichtbetrieb
Klotzen statt Kleckern
Sollbruchstelle
Mit Schliff

Am frühen Nachmittag nehme ich den nächsten Bus zurück nach Arrecife. Den Rest des Tages verbringe ich damit, gedankenverloren am Strand zu sitzen, den morgigen Tag zu planen und später im Hotel einen Blogbeitrag zu einer längst vergangenen Reise zu verfassen.

Abends auf dem Balkon gibt es ordentlich was auf die Ohren. Salsa- und trommellastige Karnevalsmusik von der nahen Bühne mischt sich mit Kindergeschrei unten auf der Straße und dem Zirpen der Grillen. Ich genehmige mir ein Bierchen, lege die Füße hoch und lasse dabei den Tag genüsslich ausklingen.

Am nächsten Morgen besteige ich das Taxi, das mir der nette Herr an der Hotelrezeption gestern Abend organisiert hat. Denn für mein heutiges Ziel brauche ich einen motorisierten Chauffeur, der mich heute Nachmittag auch wieder abholt. So ist es organisatorisch am einfachsten.

Flott geht’s zur Caldera de los Cuervos, wo ich mich ein wenig um den gleichnamigen Vulkan herumtreiben möchte. Ich bin zum Glück recht früh am Start und deshalb weitgehend alleine auf der Piste. Im Laufe des Vormittags nimmt der Betrieb deutlich zu. Doch die meisten Besucher nehmen gleich die Abkürzung rechts herum, um nur einen schnellen Blick in den begehbaren Vulkankrater zu werfen. Mir soll es recht sein.

Gut behütet laufe ich los. Das schier endlose, erkaltete Lava-Meer breitet sich vor meinen Füßen aus und vermittelt mir ein Gefühl der Grenzenlosigkeit. Seine Wellen verlieren sich im Horizont. Alte Vulkane und ein paar kleinere Hügelchen ragen in verschiedenen Farbnuancen aus dem Lavagestein heraus. Die Landschaft ist wunderschön, der Weg ist gut laufbar, um mich herum herrscht weitgehend Stille. Nur die schotterförmige Lava knirscht unter meinen Schuhen.

Scheinheiligenschein
Spalier der Steine
Zerfurcht
Black Beauty
Angemalt
Mit Sitzplatz

Die ‚Rückseite‘ des Vulkans ist recht begrünt. Ich lasse mir hier viel Zeit, denn es lohnt, auf die Details in der nur scheinbar kargen Mondlandschaft zu achten. Wie sich die Natur Bahn bricht! Wie unverdrossen Grün und Blümchen aus dem Boden schießen! Welch tolle Formen die Lava geschaffen hat! Welche Spuren sich hier und da abzeichnen! Die Vielfalt der Farben! Da kann ich nicht achtlos daran vorbeilaufen.

Dschungelcamp
Zart errötet
In voller Blüte
Hier bitte nicht entlang!
Ein Hauch von Farbe

Den begehbaren Vulkankrater habe ich mir für den Schluss aufgehoben. Auf den Fotos fehlt die dritte Dimension, die dieses Erlebnis so beeindruckend macht. Ich hoffe, sie vermitteln dennoch eine Ahnung davon, wie es ist, mitten in einem Vulkankrater zu stehen.

Verkratert
Mittendrin statt nur dabei

Zur vereinbarten Uhrzeit wartet das Taxi an dem kleinen Parkplatz auf mich und bringt mich am frühen Nachmittag zurück nach Arrecife. Nach einer kurzen Pause im Hotel ziehe ich wieder los. Für heute bin ich noch nicht ausgelastet. Mir ist jetzt nach Städtchen. Auf zum Busbahnhof.

Doch der Bus nach Yaiza kommt nicht. Arrecife ist im Karnevalstaumel! Auch wenn der Rosenmontagsumzug erst heute Abend um 18 Uhr startet: die Strecken sind teilweise schon jetzt um 14 Uhr gesperrt. Auch die meisten Geschäfte und Restaurants sind schon geschlossen oder haben erst gar nicht geöffnet.

Ach, egal, ich bin da entspannt. Fahre ich eben an einem anderen Tag hin. Stattdessen verleibe ich mir ein ausgedehntes Mittagessen ein, kühle den Magen anschließend mit einem cremigen Eis und laufe barfuß am Strand entlang. Später genieße ich noch ein wenig die Sonne auf meinem Balkon und lese den spannenden Krimi zu Ende.

Am Abend mache ich mich auf zum Rosenmontagsumzug. Dort erfreuen sich die zahlreichen Zuschauer an den Tänzern und Trommlern, die im Unterschied zu dem Umzug am Samstag noch durch einige Wagen ergänzt werden. Im Gegensatz zur deutschen Variante transportieren diese jedoch weder politische Botschaften noch werden von dort aus Kamelle unters Volk geworfen. Gott sei Dank! Bleiben mir wenigstens schwere Kopfverletzungen erspart 😅.

Kamele statt Kamelle
Draußen nur Kännchen!
Unter Medusen

Auch an diesem Abend fallen mir die zahlreichen Kostüme à la Haus des Geldes auf. Zu gerne würde ich für Stefan und mich je so ein Teil als Souvenir mit nach Hause nehmen. Doch wer weiß, wie weit der Humor des Sicherheitsdienstes am hiesigen Flughafen geht, wenn ich zwei Maschinengewehre in den Koffer packe 😂.

Allzeit bereit

Irgendwann habe ich genug vom Umzug und ziehe mich für den Rest des Abends wieder auf meinen Balkon zurück. Unten an der Strandpromenade flanieren später etliche aktive und passive Teilnehmer des Umzugs vorbei. Da kriege ich wirklich was geboten!

Die offizielle Karnevalsparty startet gegen Mitternacht. Nun muss am Aschermittwoch nur noch die Sardine verbrannt werden. Dann ist es geschafft für dieses Jahr. Zumindest in Arrecife. Woanders auf der Insel ist die Party dann jedoch noch lange nicht vorbei.

Umgezogen

14 Gedanken zu “Lanzarote – Die Spur der Steine

  1. Da werden schöne Erinnerungen wach. Vielen Dank, Elke! Den ehemaligen Picon Steinbruch habe ich ebenfalls besucht. So tolle Fotomotive! Den Tipp bekam ich übrigens von der Facebook Gruppe „Freunde Lanzarotes“. Und natürlich war meine Wanderung rund um den Vulkan ein richtiges Highlight.

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  2. Danke für die Verlinkung 🙂 Ich freue mich sehr, dass dir der Ort gefallen hat. Man kann die Felsen aus allen Blickwinkeln fotografieren, es eröffnen sich immer wieder neue, faszinierende Perspektiven.
    Karneval in einem anderen Land ist wirklich mal was anderes. Wobei mir die deutschen, politisierten Motto-Wägen gut gefallen. Und nein, die Maschinenpistole wäre keine gute Idee gewesen… 🙂

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    1. Ja, die Felsen bieten Fotomotive ohne Ende. Ich war genauso begeistert wie du von dem Areal. Die politischen Botschaften der deutschen Karnevalswagen sind auch oft sehr originell und enthalten meist mehr als nur ein Körnchen Wahrheit. Es ist halt so gar nicht vergleichbar mit dem, was ich auf Lanzarote erlebt habe. Da ging es einfach nur darum, fröhlich zu sein und zu feiern. In Deutschland fehlt mir da bisweilen etwas mehr Leichtigkeit. Und ja, die Nummer mit der Maschinenpistole wäre wohl sicher nach hinten losgegangen 😅.

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  3. Die Schönheit der Steine. Immer wieder erstaunlich, was in der Natur einfach so entsteht, wenn man sie nur lässt.
    Die verbrennen wirklich am Aschermittwoch eine Sardine? Stinkt das nicht fürchterlich? Merkwürdig.

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    1. Die Natur hat‘s einfach drauf! Ja, es wird am Aschermittwoch tatsächlich eine Sardine verbrannt. Aber nicht so, wie du dir das vermutlich vorstellst 😁. Und auch olfaktorisch ist es erträglich. Ich werde berichten!

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  4. Richtig cooler Tipp mit der Steinlandschaft! Ich war bereits zwei Mal auf Lanzarote, aber nicht so richtig im Norden. Mich hatte es bis zum Vulkanausbruch die letzten Male nach La Palma verschlagen. Die Vulkanlandschaft und der Lorberwald dort sind einfach überragend. Aber Du hast mir wieder Lust auf Lanzarote gemacht. Mal sehen…

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    1. Ja, gib Lanzarote ruhig mal wieder eine Chance und lass den Norden dabei nicht aus. Spoiler: auch die kleine Nachbarinsel La Graciosa ist ein absolutes Highlight! Bericht folgt. La Palma steht bei mir auch noch auf der Liste. Da war ich bisher noch nicht, würde da aber gerne mal wandern gehen.

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