Wieder ein strahlend schöner Morgen! Bei frischen sieben Grad ziehe ich gegen acht Uhr alleine los, wohl wissend, dass mir im Laufe des Tages 18 bis 20 Grad gegönnt sein werden. Der etwa 30-minütige Fußmarsch quer durch die Stadt erweckt meine Lebensgeister. Den Hügel hinunter, durchs Gassengewirr, dann hinüber auf die andere Seite des Flusses, der wenig Wasser, dafür aber viel Müll mit sich führt.
Und dann sehe ich mein Ziel schon von weitem. Hoch oben auf seinem Hügel thront majestätisch der Swayambhunath Stupa, umgeben von zahlreichen Tempeln, Klöster und Heiligtümern. Seine Nähe muss ich mir erarbeiten. Doch erst einmal beobachte ich fasziniert das intensive und dennoch relaxte Leben um den Fuß des Hügels und um mich herum. Und mittendrin immer eine Horde wilder Rhesusaffen 😎.





Und während ich die Treppen hinauf steige, könnt ihr euch mit ein paar Infos zu diesem Stupa befassen. Nicht, dass euch noch langweilig wird!

Der älteste Stupa Nepals wurde im 5. Jahrhundert n.Chr. wird im Gegensatz zu dem Stupa, den ich heute Nachmittag sehen werde, auch von Newar-Buddhisten verehrt und von Hindus besucht. Ursprünglich war ein Stupa ein Grabmal und heiliger Aufbewahrungsort der Reliquien des historischen Buddhas. Heutzutage stellen tibetische Stupas überwiegend symbolische Grabmäler und Kultbauten dar. Man findet sie auch im Hochgebirge überall. Eine Besonderheit in Nepal sind die Augen des Buddhas auf allen vier Seiten des Turms. Sie sehen alles. Nichts entgeht ihnen.
Was, schon fertig? Die Elke schon oben? Nun, es waren ja auch nur 231 Stufen zu erklimmen.
Oben angekommen, verweile ich länger auf dem spannenden Areal, auf dem Buddhisten ihre Rituale durchführen, Händler ihre Waren feilbieten, Affen hier und da Futter und anderes stibitzen – lasst bloß die Pfoten von meiner Kamera!








Ich kehre dem Stupa den Rücken und betrachte Kathmandu zu meinen Füßen. Von hier oben bietet sich ein wunderbarer Blick über die Stadt, die Tag und Nacht von den alles sehenden Augen des Buddhas beobachtet wird.


Stück für Stück steige ich den Hügel auf der entgegengesetzten Seite hinab, immer wieder unterbrochen von Abstechern hier …

… und Fotostopps da.


Schlussendlich lande ich wieder unten am Fuße des Hügels, genau entgegengesetzt zu der Stelle, an der ich den Aufstieg begann. Dort warten die riesigen Statuen auf mich, die ich schon vor zwei Tagen auf dem Weg zum Hotel aus dem Bus heraus wahrgenommen hatte. Sowohl die Gesamtansicht als auch die Details faszinieren mich sehr. Und so lasse ich mir Zeit, mir alles genau anzuschauen.



Auch hier setze ich meine Karriere als Fotomodel fort. Diese vier aparten Damen möchten unbedingt mit mir aufs Foto. Auf sie muss ich wie eine merkwürdig gekleidete Riesin aus einer anderen Welt wirken.

Danach geht’s mit dem Taxi vom ältesten zum größten Stupa Nepals. Der Verkehr ist gewohnt chaotisch. Es gibt so gut wie keine Ampeln. Nur hier und da, vor allem an größeren Kreuzungen, versuchen Verkehrspolizisten ihr überschaubares Glück.
Und dann bin ich da. Von der ersten Sekunde an, in der ich den Boudhanath Stupa erblicke, ist es um mich geschehen. Der Bau, die Menschen, die Szenerie drumherum, die Stimmung. Einfach unbeschreiblich schön! Der größte Stupa Nepals und einer der größten der Welt strahlt nach den Schäden durch das Erdbeben in 2015 wieder in neuem Glanz.

Willkommen in der ganz eigenen Welt von Klein-Tibet! Von morgens bis abends umkreisen Tibeterinnen und Tibeter den 40 Meter hohen, wie ein Mandala aufgebauten Stupa, drehen die Gebetsmühlen …

… und murmeln unablässig das Mantra (Gebetsformel) „Om mani padme hum„. Es ist das universelle Mantra der Liebe und des Mitgefühls und hört sich so an:
Und auch der Alte Sack lässt sich auf die Situation ein und sucht die Nähe zum Spirituellen.

Ich genieße die relaxte Dorfatmosphäre, die auf ganz ruhige und unaufgeregte Art und Weise Kontemplation mit Spektakel vereint. Immer schön untermalt durch das überall ertönende besagte Mantra.






In einem der Gebäude des Geländes komme ich in den Genuss einer buddhistischen Zeremonie. Wollt ihr sie auch sehen und hören? Bitteschön!
Von der dortigen Dachterrasse aus bietet sich mir ein wunderbarer Anblick von oben über die Anlage.



Im Gegensatz zum Swayambhunath Stupa ist es hier möglich, oben auf dem Stupa herumzulaufen. Das lasse ich mir nicht durch die Lappen gehen! Ich umrunde den Stupa, dessen Sockel einen Durchmesser von mehr als 100 Metern hat, gleich drei Mal und entdecke immer wieder neue faszinierende Perspektiven. Das ist gefährlich, denn es ist fast unvermeidlich, sich zu Tode zu fotografieren 😅.



Nach zweieinhalb Stunden schaffe ich es, mich loszueisen. Das nächste Taxi bringt mich zurück zum Hotel. Für die überschaubaren fünf Kilometer brauchen wir eine halbe Stunde. Business as usual. Hier darfst du es nicht eilig haben 😎.
Der Nachmittag ist schon recht weit fortgeschritten. Ich habe heute viel gesehen, was mich sehr beeindruckt und an die Grenze meiner Aufnahmefähigkeit gebracht hat. Doch ich habe ja noch so gut wie nichts von Kathmandu selbst gesehen. Und da mir kein weiterer Tag hier zur Verfügung steht, ziehe ich gleich wieder los.
Unser Hotel liegt zentral mitten in der Altstadt. Und so ist es nur ein kleiner Fußweg durch die Gassen …



… zum Durbar Square. Wie ich bereits an anderer Stelle erwähnte, hat das Khatmandu-Tal bei dem starken Erdbeben von 2015 extreme Schäden erlitten. Am Durbar Square lässt sich das eindrucksvoll demonstrieren. Denn offenbar ist in Sachen Wiederaufbau hier noch nicht so viel passiert. Ich beschränke mich darauf, nur einen Blick von außen auf das deprimierende Elend zu werfen, bin aber in optimistischer Erwartung, dass es dort bald weiter vorangehen wird.


Im nächsten Café lasse ich mich nieder, gönne mir ein Bananen-Lassi und lasse den Tag gedanklich Revue passieren. Denn er hat mich sehr berührt.
So viel gäbe es hier noch zu entdecken und zu erzählen. Doch ich will nicht undankbar sein. Dieses kleine Land Nepal strotzt nur so von Stätten, die als UNESCO-Welterbe ausgezeichnet wurden. Und von diesen habe ich immerhin gleich sieben besuchen dürfen: Chitwan Nationalpark, Bhaktapur, Patan, die Stupas Swayambhunat und Boudhanath, den Durbar Square in Kathmandu und das Kathmandu-Tal.
Auf dem Rückweg widerstehen meine müden Knochen der Versuchung, mich von diesem wundersamen Gefährt nach Hause kutschieren zu lassen. Die Strecke ist schließlich sehr überschaubar.

Zurück zum Hotel, die Siebensachen gepackt und ab unter die Dusche. Abends lassen wir uns alle gemeinsam zum Abschiedsessen im New Orleans Café nieder. Und schon ist sie da, die letzte Nacht der Reise.
Danke für das Video mit dem Mantra! Die Atmosphäre hat mich dort auch sehr berührt und das konnte ich jetzt nochmal aufleben lassen. Toller Bericht!!!
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Danke für dein Feedback! Das Video schaue ich mir in der Tat immer mal wieder selbst an. Es lässt die Erinnerung auch für mich aufleben.
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Wunderschön das Mantra om mani padme hum, das mich immer sehr berührt und die Augen sind auch total faszinierend. Hatte ich schon erwähnt, dass Nepal auf meine Liste nach ganz oben gerutscht ist 🙂
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Nee, das höre ich zum allerersten Mal 😅🤓😎!
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Test
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Schaaaaade, dass du nur so wenig Zeit in Kathmandu hattest. Im Gegensatz zu den vielen Menschen, die die Stadt nicht mögen, mag ich sie sehr gerne. Und es war auch toll, dass ich zu Beginn und zum Schluss der Reise dort Zeit hatte.
Aber nächstes Mal besuchst du die Kumari und liest vorher das Buch, ja?
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Ich denke ja nicht in „Schade“-Kategorien. Ich habe mir einfach noch was fürs nächste Mal aufgehoben 🤓. Ob ich dann die Kumari besuchen werde, weiß ich noch nicht. Ich finde es ja irgendwie ziemlich unmenschlich, was so einem Kind mit dieser Rolle zugemutet wird.
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Oh, der Durbar Square sieht 2020 sogar wüster aus als 2015 nach dem Erdbeben. Damals wurde viel abgestützt. Habe Dir mal meinen Bericht beigefügt. Da sind Bilder von 2011 ( vor dem Erdbeben) und der direkte Vergleich danach.
Schade das Du Pashupathinath nicht geschafft hat, das war immer mein Highlight in KTM.
So, nun habe ich wirklich alle Berichte gelesen, Danke für die Mitnahme nach Indien und Nepal, es wurden viele alte Erinnerungen wach.
LG Sandra
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Der Link http://allcontinentsinonelife.com/nepal-2015-der-zweite-versuch-kathmandu/
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Danke!
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Habe gerade deinen Bericht zu Kathmandu gelesen. Total interessant dein Vergleich 2011 zu 2016! Ja, das tat bestimmt weh, die Schäden zu sehen, wenn man den unversehrten Zustand davor kannte. Ja, für Pashupathinath blieb leider keine Zeit. Ein Grund mehr, noch einmal zurückzukommen.
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