25. Juni 2025
Heute ist mir nach Kontrastprogramm. Raus aus dem touristischen Zentrum, hinein in die Außenbezirke. Die gehören zu einer Stadt nun einmal dazu und bieten oft Unerwartetes.
Im Stadtteil Boavista soll es interessante Architektur geben. Und noch weiter westlich davon wartet Kunst in einem schönen Park. Doch erst einmal der Reihe nach. Soweit es die Strecke, die Temperatur und die Höhenmeter erlauben, will ich zu Fuß unterwegs sein. Doch der Weg zum ersten Ziel zieht sich, ich muss ein paar Umwege wegen diverser Baustellen (die neue U-Bahn, ihr wisst schon) in Kauf nehmen.
Einer dieser unfreiwilligen Abstecher führt mich aber immerhin zum Kristallpalast, der inmitten einer wunderschönen Parkanlage thront, die ich dann gleich auch noch „mitnehme“. In dem kugelförmigen Pavillon finden Konzerte und Sportveranstaltungen statt.

Weiter geht’s, bergauf durch schmucklose Stadt(rand)gebiete. Doch ich mag das. Denn hier sieht man einfach das normale Leben statt Touristenscharen. Irgendwann stehe ich vor der Casa da Música, im Volksmund wohl liebevoll Die weiße Schuhschachtel genannt. Rem Koolhaas hat sich hier ein architektonisches Denkmal gesetzt.

Die Temperaturen steigen, der Weg zum nächsten Ziel führt mehrere Kilometer an einer Ausfallstraße gen Westen entlang. Och nö, das tue ich mir und meinen Füßen nicht an. Ein Uber muss her. Für 4,50 Euro bekomme ich nicht nur eine flotte Fahrt, sondern auch ein sehr nettes Gespräch serviert. Das war eine gute Entscheidung.
Und dann stehe ich vor dem Eingang zum Parque de Serralves. Die weitläufige Grünanlage punktet unter anderem mit schattigen Wegen, einem Museum von Rang und einigen Skulpturen von bekannten Künstlern mitten im Park. So lässt Claes Oldenburg hier seine Schaufel buddeln, Olafur Eliasson seinen seltsamen Wirbel (The Curious Vortex) tanzen. Und Anish Kapoor (ja, das ist der, der das Cloud Gate aka The Bean in Chicago erschaffen hat) verdoppelt den Park samt Himmel mit seinem Sky Mirror.





Nach so viel Grün bin ich reif fürs Museum. Das Museo de Arte Contemporânea schlängelt sich architektonisch elegant mitten durch den Park. Hier gibt es neben moderner Kunst auch tolle Fotoausstellungen. Genau mein Ding!
Bevor es für mich wieder zurück ins Zentrum von Porto geht, laufe ich vom Museum aus noch ein paar Kreuzungen weiter stadtauswärts. Dort lockt mich das Vodafone Building, das die Gegend architektonisch aufmischt.

Per Uber kehre ich am frühen Nachmittag zurück ins Hotel zu einer kurzen Siesta. Anschließend gibt es ein spätes und leckeres Mittagessen im Honest Greens bei mir im Viertel. Da geht was jenseits von Fleisch und Fisch 😁.

Den Rest des Tages verschlendere ich in meiner näheren Umgebung, dem Univiertel. Mir ist jetzt danach, mich in schönen Details zu verlieren und die Kunst im öffentlichen Raum zu würdigen. Und davon gibt es in meiner Wohngegend eine Menge!






Wenig später stehe ich vor der bekanntesten Buchhandlung der Stadt: die Livraria Lello. Innen und außen ein architektonisches Meisterwerk, zieht sie heutzutage jedoch den größten Teil der zahlreichen Besucher aus einem anderen Grund an.
J.K. Rowling, die Autorin der Harry Potter-Reihe, lebte eine Weile in Porto. Und so hält sich seitdem hartnäckig das Gerücht, die Gestaltung und Einrichtung der Buchhandlung, und hier besonders die berühmte Treppe, habe sie zur Erschaffung der Zauberwelt von Harry Potter inspiriert. Da half bisher auch kein noch so deutliches Dementi seitens der Autorin, die ausdrücklich beteuert, zu ihrer Zeit in Porto in den 1990er Jahren diese Buchhandlung gar nicht gekannt zu haben.
Jedenfalls wickelt sich jeden Tag eine nicht enden wollende Schlange um die Buchhandlung und den angrenzenden Häuserblock, um im Pulk durch die Heiligen Hallen geschoben zu werden. Das Ganze kostet Eintritt. Aus der Sicht des Betreibers verständlich, denn bei DEM Andrang an Touristen, der hier täglich von morgens bis abends herrscht, werden normale Kunden, die einfach nur ein Buch kaufen wollen, sicherlich kaum noch hier anzutreffen sein.
Wer überlange Wartezeit umgehen will, bucht sein Zeitfenster-Ticket schlauerweise vorab online. Wer noch weniger Wartezeit in Kauf nehmen möchte, kann auch ein Priority-Ticket kaufen. Soweit ich weiß, kann man den gezahlten Eintrittspreis beim Kauf eines Buches verrechnen. Mich jedoch schrecken vor allem die Massen ab, sodass ich auf einen Besuch verzichte. Und die äußere Hülle ist ja auch schon schön anzusehen.

Statt mir die Beine in den Bauch zu stehen, laufe ich doch lieber noch ein wenig in der näheren Umgebung herum und schaue, was mir noch vor die Linse läuft.




Am frühen Abend zieht es mich wieder einmal zu meinem Lieblings-Aussichtspunkt Miradouro da Vitória. Von hier aus ist der Blick über diese schöne Stadt und über den Douro einfach großartig.



Zurück in meiner kleinen Pension, genehmige ich mir unten im gemeinschaftlichen Wohnzimmer ein Gläschen Portwein. Damit läute ich den Feierabend ein und blicke auf einen abwechslungsreichen und gleichzeitig entspannten Tag zurück. Morgen sieht das Programm wieder ganz anders aus. Stay tuned!
👍👍👍
Grüße Horst
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Danke!
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Ein wunderschöner Bericht über eine Stadt, die ich auch mal gerne besuchen würde. Wir haben es bisher nur nach Lissabon geschafft, aber das war auch sehr beeindruckend.
Der Spiegel ist genial fotografiert. Das sieht ja fast aus wie ein Photoshop-Trick 😇😂.
Sich für Eintritt durch einen Buchladen zu quälen, der gar nichts mit Harry Potter zu tun hat, ist fast so doof, wie Julias Balkon in Verona , der gar nicht Julias Balkon war. Aber wenn es Geld kostet, muss es wohl gut sein…
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Na dann macht euch bei Gelegenheit doch mal auf den Weg nach Porto. Das lässt sich z.B. sehr gut mit Nordspanien verbinden. Oder aber natürlich auch mit anderen Zielen im Norden Portugals. Liegt ja alles nicht weit voneinander entfernt. So wie ich den Spiegel fotografiert habe, lag fast auf der Hand. Der Künstler macht es einem leicht, ihn gut in Szene zu setzen 😎. @Bibliothek: so sieht’s aus 🤣!
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Das steht schon auf dem Plan. Der wird Dank deiner Berichte immer länger. Aber nicht dieses Jahr.
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Lasst euch Zeit. Ihr seid ja noch jung 😁.
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Schön da in Porto, bei „Turm mit Mann“ sah ich kurz den … „Namen den wir nich aussprechen“, bei der „Schuhschachtel“ eine brummende Klima-Anlage
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Ich sehe schon, deine Fantasie blüht ähnlich wie meine 😎.
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Das mit der Buchhandlung erinnert mich ein wenig an das berühmte Schloss Bran, in das Vlad der Pfähler wohl nie einen Fuß reingesetzt hatte. Da hatte ich damals auch auf einen Besuch verzichtet. Außerdem macht die Umgebung auch einen sehenswerten Eindruck 😉
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Ja, man muss nicht jeden künstlich hochgejazzten Hype um was auch immer mitmachen. Ich stürze mich dann doch lieber ins echte, pralle Leben 😎.
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