Am Tag nach der großen Party lässt Porto es langsam angehen. Der kollektive São João-Kater der letzten Nacht, die sich bis in die frühen Morgenstunden zog, muss auskuriert werden. Selbst die Jungs …

… von der Müllabfuhr kommen erst am späten Vormittag an den Start, um die Feierspuren von den Straßen der Stadt zu fegen.

An diesem Morgen hüllt sich Porto in nebliges Grau. Kein Fotowetter, aber perfekt für einen ersten Überblick. Und die Temperaturen bewegen sich auch noch im moderaten Bereich. Das wird sich in den kommenden Tagen ändern.

Ohne Plan laufe ich los. Denn die Stadt ist kompakt, über kurz oder lang landet man fast automatisch überall dort, wo es was zu sehen und zu entdecken gibt. Dennoch wird es sportlich, denn die Stadt klebt an einem steilen Hügel. Ein ewiges Auf und Ab, das man an manchen Stellen z.B. dank einer Standseilbahn sozialverträglich abmildern kann.

Ein paar Worte zu Porto. Nach Lissabon ist die Geburtsstadt von Heinrich, dem Seefahrer die zweitgrößte Stadt des Landes. Seit 1996 gehört die Altstadt zum UNESCO-Welterbe. Rund 213.000 Menschen leben hier. Das ist bezogen auf die Einwohnerzahl vergleichbar mit Erfurt oder Mainz. Porto liegt am Douro, ausgesprochen klingt der Name aber eher wie Dauro. Nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt mündet er in den Atlantik. Ihr könnt es euch sicher schon denken: natürlich gibt es deshalb auch schnell erreichbare Stadtstrände, gleich vier an der Zahl.

Schluss mit der Theorie, rein in die Praxis! Hier kommen meine ersten Eindrücke von dieser zauberhaften Stadt, die mich im Laufe der Woche ziemlich in ihren Bann ziehen wird:

Am Ufer des Douro angelangt, bewundere ich eine ganze Weile das Wahrzeichen der Stadt, die Ponte Dom Luís I., …

… die Porto mit der gegenüberliegenden Gemeinde Vila Nova de Gaia verbindet. Gaia gilt als Zentrum der Portweinproduktion. Wer eine Vorliebe für einschlägige Weinproben hat, sollte sich hier im Paradies befinden. Die Uferpromenade von Gaia rühmt sich darüber hinaus natürlich auch damit, den besten Blick auf das Stadtpanorama von Porto zu bieten. Und auch die sich sanft den Hügel hochziehenden Sträßchen hinter der ersten Reihe bieten so dies und das.

Jetzt, am frühen Nachmittag, verzieht sich das Grau, es wird heller, die Sonne lässt sich blicken. Das kommt gerade zur rechten Zeit. Nichts wie rüber über das Brückchen! Fußgänger können sowohl hier unten als auch hoch oben die Brücke überqueren.

Im von der berühmten Ponte aus gesehen hinteren Bereich der Uferpromenade kann man per Gondel in höhere Sphären schweben und wird oberhalb der Brücke unmittelbar vor dem ehemaligen Kloster Serra do Pilar ausgespuckt. Alles andere als ein Nebeneffekt ist die tolle Aussicht auf Porto und Gaia während der absichtlich langsamen Fahrt.

Nachdem ich die Ausblicke auf die Stadt, das Kloster und die tolle Brücke mit ihrem 45 Meter hohen Spannbogen ausgiebig genossen habe, laufe ich nun auf dem oberen Metallsteg zurück nach Porto. Diesen recht breiten Weg teilen sich die Fußgänger mit der Metro, die sich von Zeit zu Zeit akustisch bemerkbar macht, um die Zweibeiner von den Gleisen zu verscheuchen. Doch das läuft alles sehr entspannt ab.

Fast drüben angekommen, lasse ich noch einmal ausgiebig das Auge über die Stadt schweifen. Von hier oben wird es noch deutlicher, wie steil die Hänge hier sind, an denen die Stadt klebt – und wie farbenprächtig sie ist.

Hier oben gibt es noch dies und das zu sehen, doch das hebe ich mir für einen anderen Tag auf. Ich bleibe beim Motto des Tages, mich einfach treiben zu lassen. Und so entdecke ich noch das eine oder andere Fotoschätzchen auf dem Weg zurück ins Zentrum.

Nun lasse ich mich den nächsten Hügel hinunter kullern und lande an dem wunderschönen Regionalbahnhof São Bento, dem ich in den nächsten Tagen noch weitere Besuche abstatten werde. Von außen wird sein Eindruck zur Zeit durch eine große Baustelle (hier entsteht einer der Bahnhöfe der neuen U-Bahnlinie) beeinträchtigt. Doch seiner Schönheit tut das keinen Abbruch. Das eigentliche Highlight jedoch ist seine spektakuläre Eingangshalle mit ihren Kunstwerken aus insgesamt 20.000 farbigen Kacheln. Sie strahlt inmitten des Baustellenambientes unbeeindruckt in altem Glanz.

Bevor ich mich für heute auf den Heimweg mache, flaniere ich noch den riesigen Aliados Platz entlang, der heute morgen verschwommen im Dunst lag. Das Rathaus der Stadt muss sich die Aufmerksamkeit der Besucher mit einigen anderen schönen Gebäuden teilen. Doch auch der Platz selbst macht was her. Man muss nur die richtige Perspektive bemühen.

So, noch kurz an einem berühmten, mittlerweile hinter viel Grün versteckten Mural von Mr. Dheo in der Nähe des U-Bahnhofs Trindade vorbei, …

… und dann wieder den nächsten Hügel hoch ins Univiertel, wo ich wohne. Eigentlich hatte sich die Kamera schon zum Feierabend in den Rucksack verzogen. Doch als ich diese Hütte hier sehe, muss sie doch noch mal ran.

Als ich mich am späten Nachmittag dem Hotel nähere, meldet sich der Hunger. Zum Glück hat der Pelmeni-Laden direkt gegenüber was zu bieten, das mir schmecken könnte. Und ich werde nicht enttäuscht.

Doch der eigentliche Grund, weswegen ich das überhaupt erwähne, ist ein anderer. In einer Ecke des recht kleinen Ladens haben eine Handvoll Leute die Tische zueinander geschoben und spielen Schach. Kaum habe ich die erste Ladung Pelmeni im Mund, kommt eine jüngere Frau herein, eilt gezielt auf mich zu und bittet mich um eine Schachpartie. Wie schade, dass ich davon genauso wenig Ahnung habe wie von technischen Daten von Flugzeugen 🤣. Stay tuned!

10 Gedanken zu “Porto – Einfach drauflos

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