11. Februar 2025
Auf in den Süden der Insel! Heute wartet eine …
… längere Fahrt auf mich. Für die rund 90 Kilometer von der Hauptstadt bis zur südlichsten Spitze Fuerteventuras braucht die Buslinie 1 etwas mehr als zwei Stunden. Sind die Straßen so schlecht? Mitnichten. Den öffentlichen Bussen ist nun mal zu eigen, dass sie ihre Ziele selten auf direktem Weg anfahren. In der Regel drehen sie diverse Schlenker durch kleine Ortschaften. Inselrundfahrten sind somit immer inklusive.
Doch erst mal frühstücken. Nach den geschilderten Anlaufschwierigkeiten gestern bin ich heute dann doch direkt um die Ecke meiner Wohnung fündig geworden: das Frühstückscafé Huga ist meine Rettung! Hier gibt es auch Leckeres für Vegetarier, und die Portionen sichern mein Überleben bis heute Nachmittag.

Die Busfahrt nach Morro Jable kostet zehn Euro. Beim Einsteigen bin ich noch unschlüssig, ob ich wirklich bis zum Ende der Strecke mitfahren werde. Ich löse dennoch ein Ticket für die ganze Strecke und will spontan entscheiden, wo ich aussteige.
Die Fahrt gestaltet sich nicht unbedingt komfortabel. Die Sitzabstände sind für eher kleine Menschen konzipiert. Mit meinen 1,75 Metern kann ich meine Beine nicht gerade hinstellen. Doch solange ich keinen Sitznachbarn habe, kann ich mich mit schräg gestellten Beinen gut arrangieren.
Außer mir sind nur wenige Touristen im Bus. Im Süden Fuerteventuras sind hauptsächlich Pauschalurlauber unterwegs. Sie werden in der Regel abgeholt, bleiben dann entweder an Ort und Stelle oder nehmen an organisierten Touren teil bzw. nehmen einen Mietwagen.
Wir passieren winzige Ortschaften, einsame Windmühlen, ein Käsemuseum. Dann erreichen wir Antigua. Das Örtchen scheint recht hübsch zu sein. Doch ich habe den Eindruck, dass ich beim Durchfahren schon alles gesehen habe. Weiter geht’s, vorbei an Feldern, auf denen Aloe Vera angebaut wird, teils flankiert von kleinen Verkaufsständen, die die fertigen Produkte vertreiben.
Als die letzte Stunde der Fahrt anbricht, bekomme ich eine einheimische Sitznachbarin. Als sie sich niederlässt, setzt sie den Telefonmonolog, den sie schon beim Einsteigen führte, bis zum Aussteigen fort. Ohne Unterbrechung! Immer wieder bin ich fasziniert davon, wie schnell, wie viel und wie lange manche Menschen Wörter aus ihrem Munde purzeln lassen können.
Stopp in Tarajalejo. Dieser Ort scheint etwas größer zu sein, verleitet mich aber nicht dazu, spontan auszusteigen. Wenig später folgt La Lajita, direkt am Meer gelegen. Nun ändert sich die Landschaft. Es wird sanddüniger. Dazwischen immer wieder Felsen, doch davon immer weniger. Wir passieren Costa Calma. Das Meer ist hier flach wie das Badewasser in der heimischen Wanne. Costa Calma ist kein natürlich gewachsener Ort. Hier gibt es nur Feriensiedlungen mit der dazugehörigen, ganz auf den Tourismus zugeschnittenen Infrastruktur. In der Ferne sind Typen mit lärmenden Dune Buggies unterwegs.
Ankunft in Morro Jable. Da ist er, der riesige Sandhaufen! Willkommen in der Buddelkiste von Fuerteventura. Vorbei an den am weitläufigen östlichen Strand gelegenen Endlos-Bettenburgen geht’s weiter nach Westen, ins alte Fischerdorf von Morro Jable. Dort steige ich aus und lasse mich durch die bescheidene, kleine und recht schmucklose Altstadt in leichter Hanglage treiben. Dennoch bin ich froh, überhaupt so etwas wie eine „richtige“, natürlich gewachsene Ortschaft mit einheimischen Bewohnern vorzufinden.






Und vom oberen Bereich der kleinen Altstadt aus bietet sich mir ein schöner Blick auf die Umgebung.


Außerhalb der kleinen Altstadt dominiert der Tourismus. Morro Jable ist ein klassischer Ferienort mit einem großzügigen Strand, einer netten, kleinen Strandpromenade und einem „badefähigen“, sprich flachen Meer ohne nennenswerten Wellengang. Ganz im Gegensatz zu El Cotillo im Nordwesten, wo sich nur Surfer in die raue Brandung wagen.
Gegen Mittag wird es ordentlich warm. Ein Eis muss her! Auf der Strandpromenade reihen sich Cafés und Restaurants nahtlos aneinander. Hier tobt das Leben. Alle Tische draußen auf den Terrassen sind besetzt, auch die Sitzkissen, die die Betreiber auf die ausreichend breite Begrenzungsmauer zwischen Strand und Promenade gelegt haben, um mehr Gästen einen Platz anbieten zu können.
Kein Platz für mich, doch davon lasse ich mich nicht abschrecken. Das nächste Eiscafé ist meins. Setze ich mich eben an den kleinen Katzentisch im Inneren des Ladens, der umgeben ist von Kartons und ähnlichem Sammelsurium. Die Bedienung fragt mich amüsiert, ob es mir denn hier drinnen besser gefallen würde als draußen. Ich verneine und ergreife gleich die Gelegenheit, ihn zu bitten, mir Bescheid zu geben, wenn draußen was frei wird. Gesagt, getan. Wenig später lotst er mich zu einem gerade freigewordenen Tisch und serviert mir den bestellten Eisbecher.
Nun wirft mir der weibliche Teil eines Paares, das draußen auf der mit Sitzkissen ausgelegten Mauer sitzt und Aperol Spritz süffelt, Blicke zu, die potenziell tödlich sind. Auch ihre Gestik lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie sauer ist. Warum so genervt? Ja, die beiden waren schon vor mir da. Doch es sah für mich und offenbar auch für den Kellner so aus, als ob sie mit ihrem Platz zufrieden seien. Ich sage es mal so: reden hilft! Sie hätten, genau wie ich, einfach den Kellner bitten können, Bescheid zu geben, wenn ein Tisch frei wird.
Um die Situation zu entschärfen, biete ich den beiden an, sich zu mir zu setzen. Es gibt ja drei Stühle am Tisch. Und vielleicht kommt man auch nett miteinander ins Gespräch. Aber Madame winkt genervt ab und wartet lieber weiter – auf einen freien Tisch oder auf Godot, wer weiß das schon. Mensch Mädel, mach dich doch einfach mal locker! Doch das gelingt manchen noch nicht einmal im Urlaub.
Als ich mein leckeres Eis verputzt habe, flaniere ich abwechselnd am Strand und auf der recht hübschen Promenade entlang. Darüber hinaus muss ich jedoch – nicht wirklich überraschend – feststellen: das ist nicht meine Welt. Abgesehen vom Strand gibt es unendlich viele Lokale und Läden im 08/15-Stil, eine Bettenburg klebt an der anderen, die Architektur ist eher zweckmäßig als schön. Nett, den Süden der Insel einmal gesehen zu haben. Doch ein Tagesausflug reicht, zumindest mir.
Hier meine fotografischen Impressionen von Morro Jable. Und glaubt mir, ich habe mich dabei nur auf die schöneren Motive fokussiert 😁:








Auf der Rückfahrt nehme ich die Buslinie 10, die einen direkteren Weg nach Puerto del Rosario einschlägt. Um mich herum sitzt hauptsächlich Hotelpersonal, das nach dem Schichtende auf dem Weg nach Hause ist. Die Dame neben mir greift in die Seitentasche ihrer Dienstkleidung und klimpert mit einer Handvoll Münzen. Das Trinkgeld von heute. „Für einen Salat wird’s wohl reichen“, meint sie zu ihren beiden Kolleginnen in der Reihe hinter uns und lacht dabei aus vollem Herzen. Das Leben ist leichter, wenn man es mit Humor nimmt.
Stopp am Flughafen. Dort wartet ein gänzlich anderes Publikum. Fast die gesamte Meute der frisch Eingeflogenen will in den Süden, in die großen Ferienzentren. Doch da kommen wir gerade her, auf dem Weg in die nördlicher gelegene Hauptstadt. Der bewundernswert geduldige Busfahrer erklärt zum gefühlt hundertsten Mal, dass dieser Bus dort nicht hin fährt. Der Bus Richtung Süden werde in etwa 45 Minuten an der gleichen Haltestelle und mit der gleichen Busnummer abfahren, lässt er die Leute freundlich wissen.
Es ist aber auch verwirrend. Denn an der Anzeige der Busse stehen immer beide Endpunkte der jeweiligen Strecke statt nur das Ziel, das gerade angefahren wird. Warum das so ist, bleibt mir ein Rätsel. Man muss sich jedenfalls an den Abfahrtszeiten orientieren, sonst landet man in der falschen Richtung. Oder man kommuniziert erfolgreich mit dem Busfahrer.
Die meisten der wartenden Fahrgäste wissen nun jedenfalls, was Sache ist. Doch ein deutsches Paar ist weiterhin planlos. Offenbar reden der Fahrer und die beiden aneinander vorbei – der Herr am Steuer auf Spanisch und Englisch, die beiden Neuankömmlinge auf Deutsch. Sie kommen einfach nicht zusammen.
Es ist mir fremd, mich immer und überall einmischen zu müssen. Doch wenn wir heute noch in Puerto del Rosario ankommen wollen, muss ich es tun. Also greife ich übersetzend ein und rette den Fahrer, das Paar, die Fahrgäste im Bus und letztendlich auch mich selbst 😅.
Morgen gönne ich mir einen weiteren Ausflug. Wieder mit dem Bus, versteht sich. Stay tuned!
Danke für den schönen Bericht mit deinen lebhaften Schilderungen des touristischen Geschehens auf Fuerteventura. Ich habe bisher den Eindruck, dass es mir auf der Insel, mal von El Cotillo abgesehen, nicht so gut gefallen würde wie auf Lanzarote mit seinen einzigartigen Vulkanlandschaften. Aber mal sehen, was du noch berichtest.
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Das freut mich ja, dass dir der Bericht gefallen hat 😎. Einen Bericht über Fuerteventura wird es noch geben, und zwar über einen schönen Ausflug ins Inselinnere. Ich nehme das Fazit dennoch schon einmal vorweg: Fuerteventura kommt auch in meiner Wahrnehmung nicht an Lanzarote heran.
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Eigenartig, wie unlocker manche Menschen sind, sogar im Urlaub. Aber zum Glück können Blicke eben nicht töten. Die Menschheit wäre schon längst ausgestorben…
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Ja, manchen Zeitgenossen ist scheinbar nicht zu helfen. Hoffentlich wird uns die Evolution nicht eines Tages doch noch die Fähigkeit bescheren, den Blick erfolgreich als Mordwaffe einsetzen zu können 😅.
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Hm, ich verstehe so etwas nicht. Diese Verbissenheit, gerade im Urlaub, wo man doch eigentlich entspannter sein sollte. Wenn ich auf Reisen bin, dann bin ich weitaus fehlertoleranter als daheim/im Job, wo alles funktionieren sollte. Gerade das ist oft die Zeit, um loszulassen. Wie auch immer, man kann seine Zeit auch trotz schlecht gelaunter Mitmenschen genießen, das ist dir ja gut gelungen 😉
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Ja, ich kann über sowas gut hinwegsehen, auch wenn ich es registriere und mich hier und da wundere. Letztendlich machen sich die Leute nur selbst das Leben schwerer als es eigentlich ist.
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Deinen Eindruck von Morro Jable kann ich nur teilen. Nicht meins Welt. Und auf derartige Madams passen dazu. Absolut verzichtbar 😁
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So jetzt noch mal auf Deutsch: 😂
… Nicht meine Welt. Und derartige Madams passen dazu. Absolut verzichtbar…
Geht doch 😉
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😁👍
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Aber sowas von!
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