Frühstück bei Denny‘s, einem klassischen amerikanischen Diner. Dass Hotels ein Frühstück anbieten, ist eher selten. Was ihr hier sehen könnt, …

… ist die Luxusvariante dessen, was uns in den folgenden Wochen erwartet. Wer sich fleischlos ernährt, überlebt zwar auch in den USA. Doch auf allzu viel Auswahl darf man jenseits eines Salattellers insbesondere in kleinen Orten und abgelegenen Gegenden nicht unbedingt hoffen. Doch noch sind wir in Las Vegas, wo Denny’s für uns sorgt.

So, nun sind wir für eine Weile erst einmal gut satt. Auf geht’s zum Strip, dem Herz und der Seele der Stadt.

Wie ein roter Faden zieht sich der Las Vegas Boulevard – so der offizielle Name der berühmten Flaniermeile – fast sieben Kilometer durch die Stadt. Neonlichter, schicke Casino-Hotels, unzählige Geschäfte und Restaurants reihen sich mehr oder weniger nahtlos aneinander. Komplettiert wird das bisweilen erschlagende Angebot durch Veranstaltungsorte, in denen von Musik über Sport, Comedy, Artistik und Shows bis hin zum klassischen Theater alles angeboten wird, was die Unterhaltungsindustrie auf Lager hat.

Bereits gestern haben wir Paris und New York besucht. Heute geht unsere Weltreise weiter. Wir laufen den Strip gen Süden entlang, …

… und schaffen es bis zum Casino-Hotel Mandalay. Keinen Schritt weiter. Geplant war, noch einen weiteren Kilometer bis zum berühmten Las Vegas-Schild zurückzulegen. Doch es ist Mittagszeit in einer Stadt auf 600 Metern Höhe mitten in der Wüste. Die Sonne brennt gnadenlos, und die flirrende Hitze wird dazu noch vom Asphalt reflektiert. Die 40-Grad-Marke ist längst überschritten, und kein Schatten weit und breit. Das Schild wird unsere Aufmerksamkeit noch bekommen. Doch das muss warten.

Stattdessen hieven wir unsere erhitzten Körper in die Monorail, die bis „nach New York“ kostenlos und vor allem klimatisiert ist. In Ägypten legen wir einen kurzen Stopp ein. Und dort passiert, was nicht passieren darf. Nachdem ich die Pyramide mit dem schönen Sphinx auf den Speicherchip gebannt habe, …

… lasse ich die Kamera, gewohnt, sie (eigentlich) IMMER zusätzlich mit eingehängter Handschlaufe zu tragen, lässig aus der Hand gleiten. Und schon knallt das gute Stück ungebremst aus einem Meter Höhe auf den Betonboden vor der Pyramide. Ein überaus hässliches Geräusch, das mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Stefan murmelt entsetzt was von „Das war’s“, während ich das gleiche nur denken und gar nicht aussprechen kann.

Schon am zweiten Tag der mehrwöchigen Reise die Kamera gecrasht? Der Supergau! Klar, wir haben natürlich noch Stefans Kamera. Aber schließlich gilt auch beim Fotografieren: Selbst ist die Frau. Bange hebe ich meine misshandelte Sony Alpha 6600 vom Boden auf und versuche, das Ausmaß des Desasters einzuschätzen.

Eine Ecke des Displays auf der Rückseite ist angesplittert und etwas eingedellt. Vorsichtig klappe ich das Display rein und raus. Hakt ein wenig, aber funktioniert! Eingehend inspiziere ich mein kostbares 18-135 mm-Objektiv. Unversehrt! Ich schalte die Kamera ein und mache ein Testfoto. Funktioniert! Probiere hier und da was aus. Funktioniert!

Und spätestens jetzt wird mir klar: meine Kamera ist hart im Nehmen und noch nicht gewillt, mich zu verlassen und das Zeitliche zu segnen. Oder um es mit Stefans Worten zu formulieren: Mehr Glück als Verstand 😅. Doch der Schreck wird mir noch den ganzen Tag in den Knochen sitzen und mich halbwegs verstört durch die Gegend taumeln lassen.

Weiter geht’s, den Strip gen Norden hoch. Fotos von diesem unteren Abschnitt gab es schon im gestrigen Beitrag. Doch dieses heute geschossene Foto eines durchaus witzigen Details will ich euch nicht vorenthalten.

Wir kühlen uns in bewährter Manier zwischendurch immer wieder in den auf dem Weg liegenden Malls/Hotels/Casinos herunter, (ver)laufen (uns) im weitläufigen Bellagio …

… und legen dann eine ausgedehnte Siesta im Hotel ein. Zwischendurch drehe ich dort noch ein paar Runden in einer der beiden großzügigen Poolanlagen. Abgesehen davon, dass ich generell sehr gerne schwimmen gehe, schreien die Temperaturen ja geradezu nach Abkühlung. Die Liegestühle um den Pool herum sind fast alle besetzt, doch das Schwimmbecken ist so gut wie leer. Diejenigen, die sich ins Wasser trauen, halten lieber eine Stehparty mit Drink am Beckenrand ab, statt ein paar Bahnen zu ziehen. Mir soll es recht sein.

Der Abend gehört wieder dem Strip, nachdem wir uns ein frühes Abendessen in einem der zahlreichen Restaurants zu Gemüte geführt haben. Kennt ihr den Film One Hour Foto? Nein? Macht nichts. Seine Erwähnung soll nur als Aufhänger zu einem Wortspiel im Zusammenhang mit unserem Abendessen dienen. Denn dessen Zubereitung dauert durch diverse Missgeschicke und Missverständnisse derart lange, dass wir nur noch von unserer One Hour Pizza reden 🤣.

Zurück im Hotel, durchschauen wir endlich die geräuschintensiven Machenschaften des Eisfachs in unserem Kühlschrank. Der automatische Eisnachschub kann tatsächlich abgestellt werden! Nun werden wir noch besser schlafen, wenn das ständige Geschepper aufhört …

Am nächsten Morgen wachen wir relativ gut ausgeschlafen auf. Aber natürlich sind wir immer noch recht früh wach. Doch das hat in dieser heißen Wüstenstadt den unschlagbaren Vorteil, dass wir als frühe Vögel die noch einigermaßen angenehmen morgendlichen Temperaturen „fangen“.

Nach dem obligatorischen Frühstück bei Denny‘s steigen wir beim MGM Grand in die Monorail und lassen uns gen Norden bis Endstation Sahara kutschieren. Da es noch nicht mal 9 Uhr ist und der Rest der Welt es weitgehend noch nicht an den Start geschafft hat, haben wir einen ganzen Wagen für uns alleine.

Die schicke Einschienenbahn fährt nicht direkt am Strip entlang, sondern schlägt einen Haken über das „Hinterland“ innerhalb der Innenstadt. Hier offenbaren sich überraschende Blicke auf ausgedehnte Grünanlagen, mit denen wir an dieser Stelle nicht unbedingt gerechnet hätten.

Am nördlichen Ende angekommen, rollen wir den Strip von oben nach unten auf. Hier an seinem nördlichen Ende geht es im Gegensatz zum Center und South Strip deutlich ruhiger und gemächlicher zu. Anzuschauen und zu beobachten gibt es aber auch hier mehr als genug.

Als wir dort so unserer Wege gehen, taumelt plötzlich ein unübersehbar angetrunkener und verhaltensauffälliger Obdachloser auf uns zu. Doch zu einer Begegnung mit ihm kommt es nicht. Denn ein neben uns laufender Einheimischer (das schließen wir aus seinem Outfit, seiner Aktentasche und seinen zielstrebigen Schritten) ist offenbar um den Ruf seiner Stadt (und sicher auch um uns) besorgt und greift ein, bevor der bedürftige Herr uns erreicht.

Nachdem die beiden ein paar unaufgeregte Worte miteinander gewechselt haben, zückt der Herr im Anzug sein Portemonnaie, entnimmt ein paar Dollar und drückt sie dem Obdachlosen in die Hand. Dieser zieht zufrieden von dannen und lässt uns in Ruhe. Ganz sicher hätten wir die Situation auch alleine händeln können. Aber dennoch sind wir beeindruckt davon, wie besonnen und vorausschauend sich unser „Retter“ verhalten hat. Und natürlich haben wir uns freundlich bedankt.

Schon bald erreichen wir den geschäftigeren Teil des Strips, der im Sinne eines harmonischen Miteinanders einschlägige Verhaltensweisen erfordert.

Nun erreichen wir The Venetian, wo wir uns eine ganze Weile aufhalten. Wir kennen Venedig noch nicht, können uns nach unserem hiesigen Rundgang eine Reise dorthin jedoch vielleicht sparen. Da sage noch eine(r), diese mit viel Energie- und Wasserverbrauch in die Wüste gebaute und verschwenderisch dauerbespielte Großstadt sei eine ökologische Sünde! Wo doch so viele Reisen an die Originalschauplätze eingespart werden können, wenn man binnen weniger Kilometer auf dem Strip in Las Vegas die halbe Welt besichtigen kann! Ironiemodus off 😁.

Doch auch wenn das hier nachgebaute Venedig eine krasse Kunstwelt ist, die nur aus Shopping-Overkill, Entertainment und Gastronomie besteht, müssen wir in diesem Fall einräumen, dass das Ganze optisch wirklich gut gemacht ist. Bis hin zu einem täuschend echt aussehenden Himmel, der sich farblich den wechselnden Tageszeiten anpasst. Allerdings lag dem aufwendigen Unterfangen ganz offensichtlich die Absicht zugrunde, Venedig im tiefsten Winter zu simulieren. Denn das Areal ist noch krasser heruntergekühlt als alle anderen Indoor-Bereiche, in denen wir bisher waren. Dass die Gondolieri tatsächlich live singen, muss ich nicht extra erwähnen, oder?

Wenn wir eh gerade in Italien unterwegs sind, haken wir Rom doch gleich auch noch ab. Im Caesars Palace ist die Hölle los. Überall wird gezockt, was das Zeug hält – auch schon am sehr frühen Morgen, wie wir an anderer Stelle bereits festgestellt hatten. Wobei sich uns im konkreten Fall nie erschließt, ob da Frühaufsteher oder von gestern Nacht übrig Gebliebene am Werke sind.

Was uns generell in den Casinos auffällt und erstaunt, ist, dass dort überall geraucht wird, man davon aber nichts riecht. Die Technik macht auch diesbezüglich einen guten Job.

Am frühen Nachmittag nehmen wir den nächsten Shuttle zurück zum Hotel. Genug gesehen, genug gelaufen. 13 Kilometer haben wir auf der Uhr bei krasser Hitze. Zeit, uns auszuruhen.

Später drehe ich wieder ein paar Runden im Pool. Und wieder bin ich die einzige, die schwimmt. Am Beckenrand tummeln sich ein paar Gäste, bevorzugt in voller Montur, sprich mit Straßenklamotten statt mit Badekleidung. Bademeisters Alptraum! Zumindest wäre das in Deutschland so. Doch hier in Vegas sind die Hüter des hoffentlich ausreichend gechlorten Wassers entspannt. Weder der Life Guard noch die Jungs von der Security sagen was. Es wird toleriert, dass eine Horde kreischender Mädels, in auffällige Goldfummel gewandet, durchs Wasser watet.

Die dazugehörigen Macker, äh, sorry, Jungs, posen derart, dass selbst die kliescheehafteste Darstellung in einschlägigen Hollywoodfilmen im Rückblick als stark untertrieben gewertet werden kann. Einer der Typen taucht mit großen Gesten ins kühle Nass ein. Seine mindestens zwei Zentimeter breite Goldkette prangt auf der üppig behaarten Brust. Er landet bei mir dann auch gleich in der einschlägigen Vorurteilskiste – bis er mir den Rücken zudreht. Dort prangt über die gesamte Breite seiner Schultern ein sorgfältig geschnörkeltes Tattoo: The Lord is my shepherd. Na dann!

Zwischendurch suche ich die sanitären Anlagen neben der Poolanlage auf. Das Schild, das dort direkt neben der Eingangstür angebracht ist, offenbart, dass die Beobachtungen, die ich bisher selbst gemacht habe, noch zu den harmloseren Geschehnissen gehören. Da gibt es definitiv Steigerungspotenzial.

Zurück zu appetitlicheren Themen. Am Frühabend verzehren wir bei Nacho Daddy das beste Essen, das uns jemals in einem mexikanischen Restaurant serviert wurde. Sehr empfehlenswert!

Zum Abschluss gönnen wir uns noch eine letzte Runde auf dem Strip. Tobte gestern Abend hier schon das Leben, so legt der heutige Samstagabend noch eine Schippe drauf. Menschenmassen sind hier unterwegs, die meisten in akuter Partylaune. Doch es herrscht eine fröhliche, entspannte Atmosphäre bis hin zu den Autofahrern, die sich sehr in Geduld und Rücksichtnahme üben müssen, wenn die Fußgänger die Grünphasen der Ampeln wieder einmal großzügig verlängern. Doch hier funktioniert das wunderbar.

Zum Abschluss unseres Aufenthalts in der legendären Spielerstadt spendiert euch Stefan noch eine seiner Nachtaufnahmen.

Morgen verlassen wir die Stadt und starten unsere Rundreise durch die Nationalparks, die dort enden wird, wo sie begann. Las Vegas, wir sehen uns wieder, du auf Sand gebaute Verheißung auf der Suche nach dem schnellen Glück.

11 Gedanken zu “Las Vegas – Die Suche nach dem schnellen Glück

  1. Super beschrieben und beeindruckende fantastische Fotos! Las Vegas fand ich auch genial, aber die Nationalparks sind der Hammer und unglaublich schön. Ich bin gespannt was du berichtest
    LG Andrea

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  2. Genau so war es in Las Vegas! Ich habe dem nichts hinzuzufügen.

    Die Frühstücke bei Dennys haben uns auch immer geflasht. Portionen, dass einem der Blutzucker explodiert. Wir haben teilweise 55+Menüs bestellt (der hiesige Seniorenteller) und schafften es nicht aufzuessen.

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  3. Es wäre sicher interessant, Vegas zu sehen – einfach mal, um es gesehen zu haben. Verstehe ich das richtig, „Venedig“ ist ein Indoorbereich und der Himmel gar nicht echt? Dafür ist es gut gemacht. Da ich nicht so der Spieler bin und noch nie war, würde sich mein Besuch, ähnlich wie bei euch, auf das Schauen und Staunen beschränken. Dass der „Strip“ sieben Kilometer lang ist, damit hätte ich nicht gerechnet. Und nein, bei über vierzig Grad kann man den unmöglich ablaufen. Vermutlich ähneln sich die Motive irgendwann.

    Kamera: kann ich nachvollziehen. So einen Moment hatte ich auch, als mir mein Handy unbemerkt in den Sand zwischen die Autoreifen unserer Geländewagen in Turkmenistan gefallen ist. Der Schreck kam, als die Reiseführerin damit ankam und meinte, einer der Guides hätte es gefunden. Puh…

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    1. Ja, Las Vegas kann man gut mal gesehen haben. Mehrmals muss dann vielleicht nicht sein 😁. Aber das ist wie bei allem einfach eine Geschmacksfrage. Ich kenne einige Leute, die richtige Fans von Vegas sind. Ja, das mit Venedig hast du richtig verstanden. Und es ist wirklich gut gemacht! Wirkt ziemlich echt, nicht nur auf den Fotos. Nun, die Sache mit den misshandelten Kameras und Handys: braucht echt kein Mensch, passiert aber halt mal. Blieb dein Handy in Turkmenistan denn unversehrt bei der Aktion?

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      1. Ja, das Handy blieb glücklicherweise ganz und intakt. Sonst wäre die Reise wohl vorbei gewesen. Denn wenn ein Baum im Wald umgefallen ist und es keiner mitbekam, ist dann der Baum wirklich umgefallen? Wenn niemand die Kiste aufmacht, lebt dann die Katze noch? Und wenn keine Fotos von Kasias fabelhafter Reise existieren, hat es die Reise dann gegeben? Und war sie wirklich fabelhaft? Sinnfragen über Sinnfragen…

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