12. Februar 2024

Der Tag beginnt denkbar unangenehm. Dafür sorgt die Dubai Police, die ihren Hang zum Drama beweist, …

… indem sie morgens um sechs Uhr auf allen Handys, die sich irgendwann einmal in irgendein öffentliches WLAN hier in Dubai eingewählt haben, eine Warnung mit akustischer Verstärkung ertönen lässt, die bis ins Mark fährt. Uns trifft es beide im Tiefschlaf. Doch schlagartig sind wir nun hellwach. Einfach umdrehen und weiterschlafen? Funktioniert nach diesem Adrenalinstoß nicht mehr.

Ja, es regnet heftig, teilweise mit Gewitter. Ja, auf den Straßen ist Land unter. Aber deshalb mitten in der Nacht gleich so eine Panik schieben? Na, ich weiß ja nicht … Doch immerhin haben es die aktuellen Wetterkapriolen auch in die internationalen Nachrichten geschafft, so etwa hier.

Ach, egal, machen wir das Beste daraus! Schlaf wird überbewertet. Nach dem Frühstück beobachten wir von unserem Balkon aus das Abpumpspektakel unten auf der Straße. Menschen waten teils knietief durchs Wasser, Autofahrer schleichen im Schritttempo und müssen aufpassen, dass ihre Fahrzeuge nicht geflutet werden.

Gegen Mittag nutzen wir die Regenpause und verlassen das Hotel. Auch die Nebenstraßen sind jetzt wieder einigermaßen passierbar. Doch direkt vor unserem Hotel wünscht sich sicher so mancher Autofahrer, sein Gefährt gegen ein Amphibienfahrzeug tauschen zu können.

Wir laufen entlang der Zayed Road gen Süden …

… bis zum Dubai Water Canal. Dieser wurde als künstliche Verlängerung eines natürlichen Meeresarms, des Dubai Creeks, angelegt. Die neue Wasserstraße führt auf insgesamt rund neun Kilometern vom alten Dubai durch die Business Bay bis in den Arabischen Golf. Und schwupps wird aus einem ganzen Stadtteil schnell mal eine Insel!

Das letzte Teilstück des zwischen 80 und 120 Meter breiten Kanals führt auf drei Kilometern Länge von der Zayed Road bis zum Meer. Ein Stück davon wollen wir uns heute ansehen.

Der immense technische Aufwand – es mussten zehn Millionen Kubikmeter Erde entfernt werden, um die Wasserstrasse anzulegen – bringt einen enormen Mehrwert für Fußgänger und Radfahrer in dieser Stadt. Hier kann man tatsächlich auf der kompletten Streckenlänge unbehelligt vom Autoverkehr flanieren und radeln. Die zahlreichen, direkt am Wasser gelegenen öffentlichen Plätze, Parks, Freizeiteinrichtungen, Hotels, Wohnanlagen, Geschäfte, Cafés und Marinas sind noch nicht vollständig fertiggestellt bzw. in Betrieb. Es gibt noch etliche Baustellen. Aber es ist unübersehbar, dass hier eine völlig neue Aufenthaltsqualität entsteht. Hochpreisiges inklusive, versteht sich.

Was uns hauptsächlich hierher gelockt hat, sind ein paar architektonisch auffällige Fußgängerbrücken. Zwar ist hier vieles, wie gesagt, noch im Bau, doch die Promenade ist weitgehend passierbar. Und wir sind fast alleine auf weiter Flur unterwegs. Auf der ersten Brücke angelangt, schauen wir in Richtung Stadt und stellen fest, dass wir von hier aus eine phänomenale Sicht aus anderer Perpektive auf die Skyline haben. Richtig klasse!

Dann laufen wir entlang der Promenade weiter Richtung Meer. Das Wetter hält, die Luftfeuchtigkeit ist hoch, zeitweise lässt sich sogar die Sonne blicken. Bald erreichen wir die Tolerance Bridge, die das heutige Titelfoto in ihrer vollen Schönheit ziert. Doch auch aus der Nähe bietet sie interessante Perspektiven …

… und Aussichten.

Aber auch die nächste Brücke hat was zu bieten. Es ist die Twisted Bridge, und ihr Name ist Programm.

Von diesem Standort aus offenbaren sich weitere spannende Aussichten, …

… auch was das schöne Wohnen anbetrifft.

Der Hunger treibt uns zurück zur Zayed Road. Auf Google Maps entdecken wir ein indisches Restaurant, das rein vegetarische Küche anbietet. Nichts wie hin! Der Laden liegt ruhig und idyllisch auf der rückwärtigen Seite eines Gebäudekomplexes abseits der Straße. Doch kaum sind wir drin, wird es anstrengend.

Die Karte verspricht ungelogen mehr als 30 verschiedene Paneer-Gerichte. Doch die Aufzählung enthält keinerlei nähere Beschreibung. Der durchschnittliche indische Gast hier inmitten von Little India in der Business Bay kennt eben die einschlägigen Gerichte. Fragen wir doch mal den Kellner! Der lächelt freundlich, wackelt ausdauernd auf einschlägige Weise mit dem Kopf und hadert merklich mit der englischen Sprache.

Da wir so nicht weiterkommen, bestellen wir beide, was wir aus Berlin kennen: Palak Paneer. Dazu ordern wir eine Portion Reis. Doch der Kellner hat noch Redebedarf. Es dauert ein Weilchen, bis wir begreifen, dass er der Meinung ist, eine Portion würde für uns beide reichen. Wir sind misstrauisch, doch er bleibt beharrlich. Nun denn. Es kommt, was kommen muss: zu wenig! Die Portion ist ein Witz, zumindest für zwei! Den Reis hat er irgendwie auch vergessen. Mittlerweile völlig ausgehungert, bin ich nun bereit, zu töten! Zumindest mit Blicken.

Der Kellner begreift den Ernst der Lage und bringt eilig eine Portion Reis. Doch das mit der zweiten Portion Palak Paneer ist ihm weder auf Englisch noch mit Zeichen- und Körpersprache zu erklären. Wir geben auf. Ich genehmige mir zu Überlebenszwecken zwei Löffel des durchaus leckeren Mahls und überlasse dem noch hungrigeren Stefan den Löwenanteil. Später werde ich meinen Hunger mit Supermarktware stillen. Dass man in dieser Stadt am besten generell nicht zwei Mal das gleiche Gericht bestellt, werden wir erst morgen begreifen.

Nun denn, hinaus mit uns, solange das Wetter noch mitspielt. Wir schauen uns noch ein wenig in der zweiten Reihe der Business Bay um, …

… und laufen am späteren Nachmittag zurück zum Hotel, wo wir gerade noch rechtzeitig vor dem nächsten Gewitterregen ankommen. Kaum haben wir es uns in der kleinen Wohnung gemütlich gemacht, wird es draußen richtig ungemütlich. Es wird noch Stunden weiter regnen, doch das kann uns herzlich egal sein. Denn morgen sieht die Welt wieder ganz anders aus. Stay tuned!

14 Gedanken zu “Dubai – Wasserlastig

  1. Es muss schon ein Glücks- oder Unglücksfall sein, ausgerechnet in Dubai von Platzregen erwischt zu werden. Einen ähnlichen Fall hatten wir in Saudi Arabien, wo die Fahrer vor lauter Wasser auf der Straße und einem Mangel an Fahrerfahrung bei solchem Wetter völlig ratlos waren.

    Der Inder: hm, skurril irgendwie. Entweder war nicht genug von gewünschtem Gericht da oder die Aktion hatte andere, mysteriöse Gründe…

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    1. Wir haben es für uns mehr als Glücksfall gesehen. Lieferte der Regen doch unerwartete Fotomotive. Und wir waren auf dieser Reise nicht unter Zeitdruck. Für all das, was wir an den beiden Tagen nicht machen konnten, hatten wir genügend Luft, später nachzuholen.

      Ja, der Inder. Ich glaube nicht, dass da ein Engpass war. Das war eher so ein kulturelles Ding. Denn am nächsten Tag (gerade veröffentlicht) passierte uns wieder so ein Lapsus!

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      1. Spannend… dann werde ich mir sogleich die nächste Folge des „Indian Dinner Dramas“ durchlesen, um hinter das Geheimnis des verschwundenen Mahls zu kommen 😉

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  2. Wenn Inder mit dem Kopf wackeln, stimmt etwas nicht. Vielleicht hätte Stefan dir erst die schriftliche Erlaubnis geben müssen, dass du als Frau selbst bestellen darfst? Oder es ist nicht üblich, dass Frauen dort in der Öffentlichkeit essen? Hüstel, hüstel, jetzt ist mein Sack mit Vorurteilen aber leer.

    Die Häuser sind so schön blau, passend zum Himmel. Oder sind das nur die Spiegelungen?

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    1. Ach so? Ich dachte, Inder wackeln immer mit dem Kopf und decken damit die weite Spanne zwischen Perfekt und Katastrophe komplett ab 🤣. Aber in der Tat habe ich freches Ding tatsächlich selbst bestellt, nachdem ich, ohne demütig zu fragen, einfach vorneweg in den Laden gestiefelt bin. Na, jedenfalls hatten wir am nächsten Tag in einem völlig anderen Setting ein Déjà vu (Beitrag eben veröffentlicht).

      @Häuser: beides 😎!

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