11. Februar 2024

In Dubai regnet es im Durchschnitt an sieben Tagen. Pro Jahr, wohlgemerkt. Einen davon greifen wir heute ab. Die aktuelle Wetterlage hat Potential zur Eskalation. Doch davon ahnen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts.

Der Regen war schon vor Tagen angekündigt. Nun ist er da. Erst mal frühstücken! Ein Highlight unseres Hotels ist die originelle Einrichtung des Restaurants, in dem auch das Frühstücksbuffet serviert wird. Sven’s bakery, benannt nach ihrem österreichischen Gründer und Betreiber, führt hier die köstliche Regie. Der Name ist Programm, denn die alten Produktionsgerätschaften wurden nicht etwa in die ewigen Bäckereigründe geschickt, sondern dekorativ in die Tische eingebaut, inklusive Infos zur Funktion. Hier ein Beispiel:

Nach dem Frühstück warten wir noch ein wenig, bis sich der feine Nieselregen weitgehend verflüchtigt hat. Ich bestelle ein Uber, und schon wenig später begrüßt uns der nette und gesprächige Fahrer in seinem schicken Tesla. Dass E-Autos bei Uber hier eher die Regel als die Ausnahme sind (und meist auch die günstigsten Preise haben), wird uns erst in den kommenden Tagen bewusst. Hier und jetzt jedoch genießen wir den Hauch der vermeintlich exklusiven Aura.

Als wir uns dahingehend outen, dass wir zum ersten Mal in einem E-Auto unterwegs sind, bekommen wir eine spontane Fortbildungsveranstaltung serviert. Erfreut und ausgiebig erklärt Muhammad alle Funktionen. Sehr spannend! Zum Glück jedoch kommen wir nicht in den Genuss einer Notbremsung, die automatisch ausgelöst wird, um eine eventuell drohende Kollision abzumildern. Vielmehr verläuft die Fahrt ohne jegliche heikle Vorkommnisse.

Beim Blick nach draußen fällt uns auf, dass nach dem bisherigen Regen im Gegensatz zu den vergangenen Tagen sehr klare Luft und eine noch klarere Sicht herrschen. Die für die Stadt typische diesig-sandige Eintrübung wurde buchstäblich weggewaschen.

Nach 20-minütiger Fahrt haben wir unser Ziel erreicht. Nun stehen wir vor dem Dubai Frame, den ich bereits kenne, aber Stefan keinesfalls vorenthalten möchte. Im Gegensatz zu 2018, als ich wenige Wochen nach der Eröffnung der seinerzeit brandneuen Attraktion hier fast alleine unterwegs war, ist nun, sechs Jahre später, die Hölle los. Die Schlange vor den Kassen ist lang, doch es geht schnell und routiniert voran.

Bevor wir uns in schwindelnde Höhen katapultieren lassen, drehen wir eine kurze Runde durch die den Rahmen umgebenden Grünanlagen. Die kurze Trockenphase will genutzt werden, bevor der Himmel wieder seine Schleusen öffnet. Als erstes fällt uns ein etwas ungewöhnlich aussehendes Gastronomieangebot auf. Das müssen wir uns unbedingt etwas näher anschauen.

Zusätzlich zu diversen Heißgetränken ist auch Eis im Angebot. Wir sind noch gesättigt vom üppigen Frühstück. Doch glücklicherweise geht es anderen Besuchern anders. Und so können wir voller Vergnügen beobachten, wie der Roboter in Aktion tritt. Schaut mal rein!

Doch nun zum Hauptdarsteller des Geländes: der Dubai Frame! Da ich bereits bei meiner letzten Reise ausführlich über ihn berichtet habe, werde ich mich heute dazu kurzfassen. Du willst wissen, was ich vor sechs Jahren dazu zu sagen hatte? Dann schau hier. Doch so ganz ohne Fotos will ich euch natürlich nicht im bald wieder einsetzenden Regen stehen lassen.

Nun aber hinein mit uns. Die Warteschlange zur Rolltreppe und anschließend zum Fahrstuhl ist lang, es dauert ein wenig, bis wir oben sind. Dort angekommen, genießen wir die Aussicht auf das alte und das neue Dubai. Im oberen Rand des Rahmens, wo sich die Besichtigungsplattform befindet, ist es recht voll. Doch das überwiegend asiatische Publikum ist sehr entspannt und rücksichtsvoll.

Nach einer Weile zieht es uns wieder nach unten. Bevor wir den Ausgang erreichen, laufen wir durch einen großen Raum, der uns mit einer riesigen Videopräsentation in seinen Bann zieht. Sie zeigt die Zukunftsvisionen der Vereinigten Arabischen Emirate zu Bereichen wie Verkehr, Bauen, Medizin, Energie und Raumfahrt. Was hier gezeigt wird, mag aus unserer heutigen Sicht gewagt anmuten.

Doch manches von dem, was heute noch wie Zukunftsmusik in unseren Ohren klingt, kann in ein paar Jahren oder Jahrzehnten schon selbstverständlicher Standart sein. Ob es uns nun gefällt oder nicht. Schaut euch das Video unbedingt an! Es sind gut investierte sieben Minuten.

Als wir wieder vor die Tür treten, hat es sich kräftig eingeregnet. Da haben wir den (Eti)salat! Im Handumdrehen steht überall das Wasser, wir waten durch tiefe Pfützen, haben klatschnasse Füße. Land unter allenthalben. Dieses Land ist aus naheliegenden Gründen auf solche Wassermassen nicht eingestellt.

Das rasch bestellte Uber kommt innerhalb weniger Minuten. Unser Fahrer ist sichtbar angesäuert, als wir mitsamt unseren tropfenden Regenjacken und Rucksäcken in seinen blitzsauberen und bis dato innen trockenen Tesla steigen. „Ist nur Wasser“, sage ich. Doch Imran schweigt mürrisch und denkt sicher schon darüber nach, dass er nachher mal mit einem trockenen Tuch über die Rückbank wischen muss. Nun, wir können nichts für den Regen. Seine Entscheidung, dass er den Fahrauftrag angenommen hat. Was hat er erwartet bei dem Wetter 🤷🏽‍♀️?

Ich nutze die schweigsame Fahrt, um das seltene Vergnügen eines Regentages in Dubai von unserem bequemen und überdachten Platz aus zu genießen und den letzten Teil der Fahrt nebenbei zu filmen.

Begleitet uns doch auf den letzten drei Minuten unserer Rückfahrt zum Hotel! Sie zeigen den spektakulärsten Abschnitt der Hauptverkehrsachse namens Zayed Road. Manche der Gebäude kennt ihr schon von Fotos meiner letzten Berichte. Doch nun seht ihr sie im städtischen Kontext. Möget ihr mir nachsehen, dass ich beim Drehen durch die etwas ruckelige Fahrt zeitweise buchstäblich auf die schiefe Bahn geraten bin 😁.

Als wir im Hotel ankommen, haben fürsorgliche Mitarbeiter schon mehrere Pool-Handtücher auf dem Boden vor dem Eingang ausgelegt, damit niemand auf der glitschig-nassen Oberfläche ausrutscht. Wir werfen unsere Rucksäcke ins Zimmer und machen uns dann gleich auf Richtung Dubai Mall.

Auf dem Weg dorthin sehen wir viele Einheimische, die ungläubig und staunend ihre Handys zücken und die Wasserpfützen fotografieren. Vielleicht sollten wir in Deutschland unseren Regen besser als Touristenattraktion vermarkten 🤣! Wir haben ja schließlich mehr als genug davon.

Vor den kleinen Geschäften in der Nachbarschaft unseres Hotels kann man aber im Grunde genommen nicht mehr von Pfützen sprechen. Enorme Wassermassen haben sich dort ausgebreitet, die zahlreiche Arbeiter in mühsamer Hand-und Kleinarbeit mit Hilfe von Wischern, Besen, Kehrblechen und Saugern versuchen in den Griff zu bekommen. In einer Stadt, die kaum Regen kennt, ist die Kanalisation nicht auf solche Wassermengen ausgelegt. Gullys sehen wir so gut wie keine. Bis das hier wieder getrocknet ist, wird es noch ein Weilchen dauern.

Wir werden das Gute an der Situation später zu unseren Gunsten nutzen. Doch erst einmal zieht es uns hinüber in die Dubai Mall, die wegen des heutigen Wetters noch überfüllter ist als sonst. Doch da müssen wir durch, denn dort gibt es nun einmal das größte Essensangebot in Laufweite.

Dann eilen wir zurück ins Hotel, schnappen unsere Kameras und nutzen die Gunst der Stunde im sich schnell ändernden Licht. Nur sehr selten bietet sich in Dubai eine solche Gelegenheit für Pfützenfotos. Damit hätten wir ja nie im Leben gerechnet!

Die Leute auf der Straße amüsieren sich köstlich über unser Tun und fahren milde lächelnd in großem Bogen um die beiden Verrückten herum, die mitten auf der Straße stehen, hocken, knien und fotografieren. So sind wir dann vollständig mit dem Tag versöhnt, auch wenn wir unsere Pläne nur teilweise verwirklichen konnten. Stay tuned!

14 Gedanken zu “Dubai – Das kostbare Nass

  1. Regen in Dubai, wie cool ist das denn? Und die Gelegenheit zu tollen Pfützenfotos mit Spiegelungen habt ihr perfekt genutzt. Ich hoffe, ihr konntet am Rand der Wasserflächen knien und nicht mittendrin.

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  2. Hättet Ihr es nicht mit den genialen Beweisfotos unterfüttert, wir würden The Rain Situation kaum glauben. Und wo es kaum Pfützen gibt, ist man halt auch keine „Pfützen-Fotografen“ wie Euch im Stadtbild gewohnt. „Milde lächelnd“ hätt‘ ich gern gesehen.
    @Bäckerei-Oldtimer im Esstisch: crazy….. gut, dass Ihr nicht den Tisch mit dem reingebastelten Riesenbackofen bekommen habt 😉

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    1. Ja, die Regensituation war schon bizarr! Und ja, so bekloppte Touristen, die mitten auf der Straße auf dem Boden herumkriechen, sieht man vermutlich auch nicht alle Tage. @Backofen im Esstisch: ach, das hätte mir sicher auch gut gefallen 😁.

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