7. – 8. Februar 2024

Die Nacht war kurz. Um 3:30 Uhr reißt uns der Wecker aus dem Tiefschlaf. Doch das nehmen wir gerne in Kauf, wenn wir dafür ohne Umstieg vom ansonsten eher provinziell angebundenen Hauptstadtflughafen BER an unser Ziel gelangen können.

Um kurz nach sieben Uhr hebt die Maschine von Eurowings Richtung Dubai ab, wo wir nach etwas mehr als sechs Flugstunden pünktlich landen. Hier gehen die Uhren drei Stunden vor. Unser heutiger Tag ist also ebenso kurz wie die Nacht davor.

Ich sitze wie immer am Fenster und beobachte fasziniert, wie sich die Landschaften unter uns verändern. Den stärksten Kontrast bieten uns diese beiden Szenarien:

Manche von euch, die hier schon länger mitlesen, reiben sich vielleicht verwundert die Augen. War diese notorische Herumtreiberin denn nicht kürzlich erst in den Vereinigten Arabischen Emiraten? Nun, kommt darauf an, wie ihr kürzlich definiert. 2018 war ich hier bereits unterwegs. Seinerzeit auf Solotour, habe ich nun Stefan mit im Gepäck, um mit ihm gemeinsam 1001 Fotospots abzugrasen.

Sechs Jahre fühlen sich kurz an. Doch in einem Land wie diesem passiert in einer solchen Zeitspanne architektonisch und stadtplanerisch eine Menge. Da wird mir, die die zögerliche Langsamkeit eines Landes wie Deutschland gewohnt ist, fast schwindelig werden in den nächsten Tagen 😅.

Das Wetter wird uns jedenfalls hold sein, verspricht meine App.

Womöglich wird euch in manchen der folgenden Beiträge auffallen, dass ich weniger wortgewaltig daher komme als ihr es von mir gewohnt seid. Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass ich zu allgemeinen und spezifischen Infos zu Land, Stadt und Leuten mein Textpulver bereits hier, da und dort verschossen habe – nicht zu vergessen die Beiträge zu diesem und jenem.

Doch freut euch nicht zu früh! Was aktuelle Anekdoten und Erlebnisse betrifft, so habe ich auch bei dieser Wiederholungstat noch mehr als ein Wörtchen mitzureden.

Wir wohnen dieses Mal in Downtown Dubai, in Sichtweite zum berühmten Burj Khalifa, dem noch immer höchsten Gebäude der Welt. Scheinbar zum Greifen nah, sieht die Laufrealität dennoch ganz anders aus.

Dubai ist eine Stadt für Autofahrer. Die 12-spurige Zayed Road, Hauptverkehrsachse der Stadt und gleichzeitig Schnellstraße nach Abu Dhabi, wird noch ergänzt durch weitere, parallel verlaufende Nebenfahrbahnen. Fußgänger müssen in der Regel sehr weite Wege laufen, um auf die andere Straßenseite zu gelangen. Am einfachsten ist es, die über Brücken geführten Zugänge zu den U-Bahnhöfen zu nutzen. Da die Station Dubai Mall nur wenige Hundert Meter von unserem Hotel entfernt liegt, sind wir diesbezüglich in einer guten Pole Position.

Doch die rund 1.500 Meter, die unser Hotel vom Burj Khalifa trennen, sind nicht so schnell absolviert. Erst laufen wir durch endlos erscheinende Gänge bis zum Konsumtempel Dubai Mall, dann kreuz und quer durch dessen gigantische und gleichzeitig unübersichtliche Fläche. Auch die Menschenmassen aus aller Herren Länder, die sich mit uns in dieselbe Richtung schieben, verhindern, dass wir mal soeben schnell bei dem in Form einer Wüstenlilie gebauten Riesenturm vorbeischauen.

Das soll keine Beschwerde sein, nur eine Beschreibung der Situation. Denn auf dem Weg gibt es so viel zu sehen und zu bestaunen, was in unseren Augen fremd und exotisch anmutet. Die Leute. Die Kleidung. Das Sozialverhalten. Die Läden. Das Warenangebot. Die Deko. Die Architektur. Ach, einfach so ziemlich alles! Bis hin zu den schon bekannten Toiletten und der in weiten Teilen der Welt üblichen Verwendung von Duschköpfen statt Papier.

Abgeduscht

Heute haben wir nicht mehr viel vor. Vor allem sind wir hungrig! Wir versorgen uns auf die Schnelle im Food Court der Mall, beseitigen verschämt das selbstverursachte Malheur – Stefan kippt mir eine Ladung Kartoffelecken über 😂 – und machen uns dann vom Acker.

Hier in diesen Breitengraden folgt auf eine kurze Dämmerung rasch die Dunkelheit. Hinaus mit uns zur Dubai Fountain! Dort wird ab 20 Uhr im Halbstundentakt ein gigantisches und beeindruckendes Lichtspektakel mit Lasershow und einem Tanz der Fontänen geboten. Schaut bei beiden mal rein! Meine beiden Videos zeigen sehr unterschiedliche Choreografien. Ich sage derweil schon mal Gute Nacht.

Der nächste Tag bricht an. Die zentrale Lage in Laufweite zum Burj-Areal mit der guten Aussicht …

Ausblick vom Balkon

… ist zugleich auch ein Nachteil. Höllenverkehrslärm dringt gnadenlos ins Zimmer. Der angepriesene Schallschutz scheitert daran, dass die Fenster und Türen schon etwas verzogen und damit nicht mehr richtig dicht sind. Wir fragen gleich nach dem Frühstück nach einem anderem Zimmer, das etwas ruhiger liegt. Bingo! Da geht was! Sogar mit kostenlosem Upgrade zu einer kleinen Wohnung mit Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad und gesonderter zweiter Toilette. Eine kleine Küchenzeile ist, wie in dem Zimmer zuvor, ebenfalls dabei. Wer nicht fragt, der nicht gewinnt. Oder so.

Am ersten vollen Tag wollen wir die nähere Umgebung abgrasen. Der Weg dorthin führt vorbei an interessanten Ansichten. Der vergoldete Flachbau beheimatet die besagte U-Bahnstation, deren Optik identisch ist mit allen anderen Stationen in Dubai. Streng genommen müsste man hier von Ü-Bahnstationen sprechen, denn nur die wenigsten führen tatsächlich in den Untergrund bzw. durch einen Tunnel. Der Blick durchs Gitter offenbart sich uns auf dem Übergang zur Mall.

Dann führt unser Weg unweigerlich durch die Dubai Mall, die wir bei der Gelegenheit etwas näher in Augenschein nehmen. Nein, natürlich nicht die Läden! Aber das war euch ja klar, oder?

Auf dem Sprung

Doch schon nach kurzer Zeit zieht es uns hinaus ins Freie. Das Areal um den Burj Khalifa herum ist recht weitläufig, schön und dank des weitgehend ausgesperrten Autoverkehrs auch gut zu erlaufen. Man kann sich dort ewig herumtreiben – zumindest wenn man so gerne schaut und fotografiert wie wir.

Pustekuchen!

Der sechste Finger

In der näheren Umgebung befindet sich auch das Opernhaus, das wir bei der Gelegenheit gleich noch „mitnehmen“.

Einerseits …

Anschließend schlendern wir die parallel zur Zayed Road verlaufende Verkehrsachse hoch bis zu unserer U-Bahnstation Dubai Mall. Der Weg dorthin ist natürlich wieder gepflastert mit Fotomotiven, von denen ich hier gerne eine kleine Auswahl zeige.

Am späten Nachmittag sind wir zurück im Hotel, wo wir unser neues Domizil beziehen und uns häuslich einrichten. Entspannt lassen wir, besonders aber Stefan, der zum ersten Mal hier ist, den Tag und die Eindrücke Revue passieren.

Dubai ist eine echte Metropole mit Menschen aus aller Herren Länder. Hier findet sich Architektur vom Feinsten, aber auch eine herausfordernde Verkehrssituation, die sehr auf den Autoverkehr und weniger auf Fußgänger ausgerichtet ist. Doch das wusste ich ja schon von meiner ersten Reise in 2018. Und Stefan kann spätestens jetzt konkret nachvollziehen, dass meine Schilderungen nicht übertrieben waren. Doch was die Fußgängerfreundlichkeit betrifft, setzt, wie wir in den kommenden Tagen wahrnehmen werden, durchaus ein Umdenken ein. Später mehr. Stay tuned!

16 Gedanken zu “Dubai – Oops …! I did it again

  1. Wow, da hast Du aber mit dem Schreiben ordentlich aufgeholt 👍… oder schlicht Reise-rhythmisch etwas eingebremst (?)… who knows?

    Ein Klo namens ToTo. Wie originell. 😎
    Mangels eigener Reiseerfahrung in Scheich-Regionen mutet bereits zum Einstieg der Duschkopf „ohne Dusche“ mutig an 😳 Aber wie Du schreibst, scheint ja die Mehrheit der dort Lebenden zu wissen, wie man das richtig benutzt ohne „Feindberührung“ und ohne gleichzeitig den großen Außenpools in Dubai Konkurrenz zu machen 🌊 Dann is‘ nich‘ mehr nur „Im Tretboot Seenot“ 🥳 (angelehnt an den fürchterlich schrägen NDW-Song) 🤣
    Well, I stay tuned. Und warte mal auf ‘ne Fußgängerampel. 🙂

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    1. @Aktualitätsgrad: Es war tatsächlich mehr eine furiose Aufholjagd als ein Einbremsen der Reiseaktivitäten! @Klo: die Einheimischen können damit sehr wohl umgehen. Aber ich habe den Eindruck, dass das bei auswärtigen Besuchern nicht unbedingt zutrifft. Ich habe mehr als einmal umfangreich überflutete Kabine vorgefunden 😁. @Fußgängerampel: da kannste bisweilen auch auf Godot warten 😅.

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  2. einfach einfach gigantisch. Ein Land was ich sehr gerne bereisen würde allein schon von der Architektur her. Ich könnte mich sicherlich stundenlang hier aufhalten und langweilig würde es niemals werden. Für Fotografen ein Highlight !
    Klasse

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    1. Eine Fahrt mit der Metro ist ja auch schon ein Erlebnis dort. Sie fährt ja weitgehend überirdisch, und dadurch sieht man ja auch einiges. Vielleicht ergibt es sich ja eines Tages noch, dass du auf den Burj hochfahren kannst.

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  3. Das ist der versprochene Dubai-Beitrag 🙂 In den Emiraten war ich noch nie, aber in Katar, und da ist es das Gleiche mit dem „vernachlässigten Fußgänger“. Was daran liegen könnte, dass die Einheimischen nun mal gerne Auto fahren (bequem, klimatisiert) und wer zu Fuß läuft, ist entweder der Pöbel oder der gemeine Tourist. Das Überqueren einer solchen, für dortige Verhältnisse „normalen“ Straße kann ein echtes Abenteuer sein. Wir standen fast zehn Minuten an einer Fußgängerampel, die einfach nicht grün geworden ist. Über rot gehen wollten wir auch nicht, da wir nicht verheiratet waren (mal sehen, ob du drauf kommst, wo der Zusammenhang liegt…).

    Ach, die mir lieb gewonnenen Toiletten. Ich finde, die Popo-Dusche sollte auch im Westen Standard werden 😉 Jedenfalls bin ich gespannt, was du sonst noch aus Tausendundeiner Nacht berichten wirst.

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    1. Ja, ich habe ordentlich aufgeholt im vergangenen Jahr, und nun bin ich ziemlich aktuell mit der Berichterstattung. Kaum zurück aus den Emiraten (morgen sind es vier Wochen her, seit wir zurück in Berlin sind), schon geht’s los, dass ich mein Versprechen einlöse 😎.

      Kann ich mir lebhaft vorstellen, dass es in Katar ähnlich zugeht, was die Verkehrssituation betrifft. Die Gründe dafür hast du zum Teil genannt. Dazu kommt, dass sowohl Dubai als auch Abu Dhabi seeeeeehr weitläufig sind. Die jeweiligen Stadtflächen sind riesig. Das Thema „Statussymbol“ ist sicher auch nicht unwichtig.

      @Ampel und Familienstand: hm, da kann ich nur spekulieren und meine Fantasie spielen lassen. Wie wäre es damit: Wäre einer von euch angefahren worden und im Krankenhaus gelandet, hätte der andere kein Recht auf Besuch oder Auskunft gehabt. Oder ganz allgemein wäre bei einer Strafanzeige, die dem Fehlverhalten folgen würde, vielleicht aufgefallen, dass ihr – Sünde! – gemeinsam reist und auch noch gemeinsam in einem Hotelzimmer nächtigt 🙈. Oder so … Ach, kläre mich doch bitte auf!

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      1. Nummer zwei ist richtig. Wir machten uns Gedanken um den nicht vorhandenen Heiratsstatus – es ist illegal, sich als unverheiratetes Paar in Katar das Zimmer zu teilen. In der Theorie. In der Praxis jedoch kräht kein Hahn danach, doch mal sollte vielleicht Kuscheleinheiten in der Öffentlichkeit vermeiden und Cops aus dem Weg gehen. Ich kann mir zwar vorstellen, dass sie bei auswärtigen Besuchern beide Augen zudrücken, aber verlassen würde ich mich darauf nicht.

        Ach, und letztendlich haben wir die rote Ampel doch noch überquert. Sonst würden wir wohl heute noch dort stehen.

        Insgesamt habe ich Katar, konservativ oder nicht, als angenehmes Reiseland empfunden. Ich sah sogar Touristinnen mit kurzen Shorts (aus Deutschland, du Schande), doch es gab keine maßregelnden oder sonstigen Blicke der Einheimischen. Alle verhielten sich neutral und respektvoll. Vielleicht komme ich wieder, um noch mehr von dem Staat zu sehen 🙂

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        1. @Heiratsstatus: ja, Theorie und Praxis klaffen da offenbar auseinander. Wie sollten sie es im Fall der Fälle auch tatsächlich nachprüfen? Stefan und ich z.B. sind ja verheiratet, aber wir haben beide unsere eigenen Nachnamen behalten. Da müssten wir ja die Heiratsurkunde erst mal ins Englische übersetzen lassen und dann noch daran denken, sie immer und überall dabeizuhaben 😂. Ich denke, die wollen die westlichen Touristen sicher nicht wegen solch einem Kram vergraulen. Und ihr seid schlussendlich ja dann doch noch unversehrt und unbehelligt auf der anderen Straßenseite angekommen. Katar interessiert mich auch. Gibt es zu eurer Reise auch Blogbeiträge, die ich verpasst habe? Muss ich gleich mal nachschauen!

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