17. Mai 2023
Am 11. September 2023 schreibe ich diesen Bericht, in dem es unter anderem um unseren Besuch an einem der Orte der Anschläge geht. Ein Zufall? Ja, tatsächlich! Es fiel mir gerade eben erst auf, als ich meinen Entwurf öffnete, um ihn zu bearbeiten.
Im zweiten Anlauf gelingt es uns heute, das 9/11 Museum zu besuchen. Ich kenne es schon von meiner Reise anno 2015. Doch gerne begleite ich Stefan, um es mir noch einmal anzusehen. Als wir vor der Wahl der richtigen Warteschlange vor dem Eingang stehen, bestätigt sich, was ich erst vor wenigen Tagen hier vor Ort recherchiert habe: Unsere Sightseeing Pässe, die ich schon Monate vor der Reise erstanden habe, werden hier mittlerweile nicht mehr akzeptiert. Hätte ich das vorab gewusst, hätte ich einen Pass mit einer Attraktion weniger gebucht.
Deshalb an dieser Stelle mein Tipp an alle künftigen New York-Besucher unter meinen Lesern: entscheidet euch erst möglichst kurz vor der Reise für eine der vielen Passmöglichkeiten, denn hier ändert sich häufiger mal etwas. Die eine Sehenswürdigkeit fällt raus, dafür kommt eine andere. Den Pass gibt es eh als digitales Dokument. Von daher ist es nicht nötig, sich schon lange im Vorfeld damit zu beschäftigen. Im 21. Jahrhundert muss man ja keinen Schneckenpostweg mehr einplanen. Nun also reihen wir uns in die Warteschlange für diejenigen ein, die noch ein Ticket kaufen müssen. Trotz des großen Andrangs geht es aber recht flott voran.
Wir verbringen fast vier Stunden in dem unterirdisch am Standort der früheren Twin Towers angelegten Museum. Kein Wunder! Ist es doch wirklich gut, packend und informativ gestaltet. Ich werde an dieser Stelle nicht weiter inhaltlich auf das Geschehene und Gesehene eingehen. Zu den Anschlägen vom 11. September 2001 und allem, was damit zusammenhängt, ist alles bereits gesagt und geschrieben worden.
Jedoch möchte ich anmerken, was uns während der gesamten Dauer unseres Besuches auffällt: Trotz der vielen Besucher ist es fast muxmäuschenstill in allen Bereichen der Ausstellung. Was hier vor 22 Jahren passiert ist, geht eben unter jedermanns Haut.







Der Nachmittag ist bereits fortgeschritten, als wir wieder nach oben ins Freie gelangen. Pralle Sonne bei 19 Grad empfängt uns. Doch ein heftiger Wind sorgt dafür, dass es sich deutlich kälter anfühlt. Trotz langer Hosen, geschlossener Schuhe und langärmeliger Oberteile sind wir ordentlich schockgefrostet. Dabei hat das auf Gefrierfach-Temperatur heruntergekühlte Museum schon gute Vorarbeit geleistet.
Nach einem Lunch beim bewährten Sweet Greens begeben wir uns erneut in den Untergrund. In der Lower East Side tauchen wir wieder an der Oberfläche auf. Hier erwartet uns eine sehr kontrastreiche Ecke der Stadt.






Schritt für Schritt nähern wir uns dem East Village, wobei die Übergänge fliessend sind. War das Village ursprünglich ein Teil der Lower East Side, so haben die unübersehbaren multikulturellen Einflüsse der letzten Jahrzehnte hier zu einer spannenden Mischung und einer ganz eigenen Identität des heute „eigenständigen“ Viertels geführt.
Die Rockclubs und Drogenumschlagplätze der 1970er konnten all die zahlreichen Musiker und Künstler nicht abschrecken, sich hier niederzulassen. In den 1980ern gesellten sich die Kunstgalerien dazu, die 1990er ergänzten schicke Boutiquen, Restaurants und Lounges. Heute ist das East Village eine der angesagtesten, unkonventionellsten und interessantesten Ecken der Stadt, wo sich Vergangenheit und Gegenwart immer noch freundlich die Hand reichen. Hier zu wohnen, können sich jedoch nur noch Gutbetuchte bzw. deren Nachkommen und Erben leisten.
Das Publikum ist auf charmante Weise schick und schrill mit leicht abgerissenem Punk-Touch hier und da trotz der unübersehbaren Gentrifizierung. Ach, schaut einfach selbst:












Ach, herrlich war’s im Village! Am Astor Place nehmen wir am späten Nachmittag die U-Bahn und fahren zu den Hudson Yards. Jetzt spontan hoch auf The Edge, um von oben auf die Stadt zu schauen, wäre doch nett! Ist ja auch in unserem Sightseeing Pass drin.
Doch das nächste freie Zeitfenster öffnet sich erst in zwei Stunden. So lange warten? Nö! Morgen ist ja auch noch ein Tag. Schlau, wie wir sind, wollen wir uns jetzt gleich für morgen ein Zeitfenster reservieren, denn das geht zumindest für Inhaber des Sightseeing Passes nicht online, sondern nur hier vor Ort an den Automaten.
Wie sich herausstellt, funktioniert das allerdings nur für den heutigen Tag und nicht für morgen. Wie blöd ist das denn! Ach, egal, dann nehmen wir auch hier einen zweiten Anlauf. Zuhause in der Wohnung ist es schließlich auch gemütlich 😎.
Schöner Bericht,! Gut, dass ihr euch vom Museumsbesuch im East Village erholen konntet. Das Museum muss ich besuchen, sollte ich wieder einmal nach NY kommen. Die Twin Towers habe ich in den 80 und 90er Jahren mehrmals besucht.
Deine Schilderung des Museumsbesuches erinnert mich an das Peace Memorial Museum in Hiroshima, das den Atombombenabwurf und seine Opfer zeigt. Auch dort war es sehr ruhig und manchen Besuchern liefen Tränen über das Gesicht. Nach dem Museum bin ich durch den Shukkei-en Garten spaziert, wo ich die ersten Kirschblüten auf meiner Japanreise gesehen habe 😊🌸 (s.Blog).
LikeGefällt 1 Person
Danke! Ja, das Museum ist bei einem Besuch in New York ein Muss. Und es ist auch echt gut gemacht. Japan fehlt mir noch in der Sammlung! Doch es steht auf meiner Liste schon ziemlich weit oben.
LikeLike
Ich bin Jahrgang 2000. Ich hatte nie einen persönlichen Bezug zum 11. September. Wie auch. Ja, ich wusste, dass es etwas fürchterliches war, aber ich hatte nie dieses ich weiß, wo ich damals war Erlebnis. Bis ich letztes Jahr in New York war und das Museum besucht habe. Du hast Recht, es ist ganz leise im Museum und eine unglaublich bedrückte Stimmung. Das ist jetzt der erste 11. September seitdem ich in New York war und ich nehme den Tag auf einmal ganz anders war. Das Museum macht wirklich etwas mit den Besuchern .
LikeGefällt 1 Person
Ja, für einen persönlichen Bezug zu dem Ereignis bist du jung. Ich finde es aber sehr beeindruckend, was dein Besuch im Museum im vergangenen Jahr mit dir gemacht hat. Das zeigt einerseits, wie gut das Museum gemacht ist, und andererseits, dass du dich auf das Thema mit Tiefgang eingelassen hast.
LikeGefällt 1 Person
Liebe Elke,
dein Bild „Ein Lächeln“ ist grandios! Zusammen mit dem Kioskfenster und der abgewandten Verkäuferin eine klasse Milieustudie.
Liebe Grüße Horst
LikeGefällt 1 Person
Lieber Horst, dein Kommentar bedeutet mir sehr viel. Ich finde es klasse, wenn meine Fotos nicht nur als schön empfunden, sondern auch inhaltlich gesehen und verstanden werden. Mehr Lob geht nicht. Danke!
LikeLike
Jeder neue NYC-Beitrag von Dir ein Lese- und Bildgenuss, der sich wohltuend von den üblichen Geschriebs über New York City abhebt. Wie als ob Du in einer ganz anderen Stadt unterwegs warst. Dabei schaust Du „nur“ anders hin …. grandios, danke dafür! Ich will jetzt ganz dringend wieder hin.
LikeGefällt 1 Person
Vielen lieben Dank, Mareike! Das freut mich ja total. Ich gebe mir Mühe, etwas genauer auf scheinbare Kleinigkeiten zu achten und auch anders zu schauen. Und es ist schön, dass du das auch so wahrnimmst. Ja, auf mit dir nach NYC!
LikeLike
Ich bin sicher, dass mich das Museum auch nachhaltig beeindruckt hätte. Es war ein einschneidendes Erlebnis. Und dein Timing hat, wie immer, gepasst – auch wenn es nur Zufall war 🙂
LikeGefällt 1 Person
Ja, ganz bestimmt würde es auch dich beeindrucken. Vielleicht zieht es dich ja eines Tages hin!
LikeGefällt 1 Person
9/11 ist für mich ein sehr bedrückendes Erlebnis, dass ich definitiv nicht aus dem Kopf bekomme, auch wenn das nach 22 Jahren etwas weniger wird. Ich war in Berlin am Fernseher und im Internet live dabei, als ganz dieses quasi stehenblieb….
LikeGefällt 1 Person
Ja, es ist schwer aus dem Kopf zu bekommen, auch wenn es sich über die Jahre auch bei mir etwas abgeschwächt hat. Wirklich frappierend, dass sich die allermeisten, so auch ich, relativ detailliert daran erinnern können, wo sie an dem Tag waren und was sie gemacht haben. Wir kamen an dem Tag von einer Italienreise zurück und hatten zuhause gleich ein Sanitärproblem zu bewältigen. Als der Klempner kam, gab es gerade die ersten Berichte im TV. Und wir rannten wie aufgescheuchte Hühner ständig zwischen Bad und Glotze hin und her. Das Sanitärproblem war am gleichen Tag gelöst. 9/11 verfolgt uns bis heute.
LikeLike
Ich erinnere mich auch noch genau, wie die ersten Gerüchte über den Anschlag bei der Arbeit die Runde machten. Anfangs war ja noch nicht klar, ob es ein Unfall oder sonst was war. Wir konnten uns an diesem Tag kaum vom Fernsehen trennen. Es hat ganz schön gedauert, bis man die Bedeutung erkennen konnte. Bestimmt ist das noch ein ganz spezieller Flashback in dem Museum.
LikeGefällt 1 Person
Ja, krass, wirklich jeder erinnert sich so genau an diesen Tag! Und ja: der Besuch im Museum verursacht tatsächlich einen intensiven Flashback.
LikeGefällt 1 Person
Was du alles angeschaut hast ! Volles Programm und immer auch Achse !
Jede Stunde wurde perfekt genutzt aber das soll man auch so machen.
Alles mitnehmen was geht !
LikeGefällt 1 Person
Ach, so dicht war das Programm an dem Tag eigentlich nicht. Nach dem Museum haben wir uns mehr oder weniger durch die Gegend treiben lassen. Aber ja, wir waren auch schon gezielt in die Lower East Side gefahren. Von daher passt es dann auch schon, was du sagst 😎.
LikeGefällt 1 Person
Ich meinte auch mehr den ganzen Besuch in New York. Ich würde es aber genauso machen. Mitnehmen was geht .
LikeGefällt 1 Person