17. Februar 2023

Gleich morgens nehme ich den Bus ins rund zehn Kilometer entfernte Costa Teguise. Der in den 1970er-Jahren auf dem Reißbrett entstandene Ort bildet eines der drei großen Ferienzentren auf Lanzarote. Von Touristenzentren ohne gewachsene Ortskerne erwarte ich grundsätzlich nicht allzu viel. Doch wie so oft treibt mich die Neugier.

César Manrique hatte auch bei der Planung von Costa Teguise seine Finger im Spiel. Und das ist gut so. Er achtete darauf, dass auch hier im traditionellen Stil gebaut wurde. Und fast wichtiger noch: er setzte durch, dass auf der ganzen Insel kein Haus höher sein darf als eine Palme. Damit ist bei maximal drei Stockwerken Schluss.

Vor den berühmt-berüchtigten Ansammlungen von Bettenburgen blieb die Insel deshalb bis heute verschont. Die einzige offiziell genehmigte Ausnahme ist das Gran Hotel in Arrecife, das deutlich höher in den Himmel über Lanzarote ragt. Bausünden, wie man sie aus so vielen anderen Urlaubsregionen kennt, sieht man hier bis heute tatsächlich nur selten. Doch es gibt sie hier und da, in der Regel illegal gebaut, aber geduldet, sobald baulicheTatsachen geschaffen wurden.

Raus aus dem Bus. Ich ignoriere die Ansammlung aus Hotels, Gastronomie- und Shoppingangeboten und mache mich gleich auf den Weg hinunter zum Meer. Dort laufe ich auf der direkt am Küstensaum angelegten Promenade entlang ortsauswärts und schaue mich eine Weile um. Hier ist angenehm wenig los.

Kaum überraschend zeigt sich hier, welche Pflanzen am besten mit den Boden- und Wasserbedingungen klarkommen. In ein paar Tagen allerdings wird sich mir ein anderes Bild zeigen. Doch ich greife vor. Zurück ins Hier und Jetzt:

Ich will Meer!
In Reih und Glied
Abgeblättert
Im Vorgarten
Karge Schönheit

Irgendwann drehe ich um und schlendere wieder zurück in Richtung des Ortes. Obwohl die Sonne wirklich alles gibt, beginne ich nach einer Weile zu frösteln. Der berühmt-berüchtigte Wind schlägt zu. Doch ich bin vorbereitet und greife zu meiner dünnen Jacke.

Auf dem gesamten Weg bieten sich mir schöne Ausblicke aufs Meer. Hier gibt es keine durchgehenden Strände, sondern nur kleine und mittelgroße Buchten. Wer auf Baden und Sonnen aus ist, ist hier goldrichtig. Die Küste ist an dieser Stelle weitgehend zugebaut, wie fast überall auf der Welt an solchen künstlich geschaffenen Orten. Doch wegen der Restriktionen, was die Bauhöhen betrifft, bleibt die hier und da auch mit Kunst aufgewertete Gegend dennoch ansehnlich.

Plantschen und grillen
Geringelt

Nach dem Mittagessen riskiere ich dann doch noch eine kleine Runde durch die Shopping- und Fressmeile in der Ortsmitte. Ihr Charme hält sich in Grenzen, doch es gibt alles, was das Pauschaltouristenherz begehrt.

Grundversorgung

Die in der Mehrzahl britische Klientel ist unschwer zu erkennen, unübersehbar und trieft nur so voller Klischees: Rotgesichtige, von der Sonne misshandelte und vielfach beleibte, weißbestrumpfte Engländer, die schon am Mittag mehr als nur ein Bierchen trinken und in entsprechender Stimmung sind. Ich glaube, ich mache mich dann so langsam mal vom Acker!

Am frühen Nachmittag geht’s weiter mit dem nächsten Bus nach Teguise, etwa 17 Kilometer entfernt im Landesinneren gelegen. Die ehemalige Inselhauptstadt punktet mit harmonischer Architektur und wohltuender Ruhe, zumindest unter der Woche. Sonntags hingegen, wenn der berühmte Markt stattfindet, zeigt sich hier wohl ein ganz anderes Bild. Dann wird’s turbulent, und es kommt ordentlich Leben in die Bude.

Das kleine Örtchen mit seiner gemächlich-trägen Stimmung macht es mir leicht. Ich kann gemütlich und in Ruhe flanieren und fotografieren. Mögt ihr mich auf meiner Runde begleiten? Na dann los!

Gehörnt

Abgestuft

In Hochform
Surfer’s Paradise

Die letzte Pforte
Neue Perspektiven

Gegen Ende der Tour – zum Glück erst dann! – hat es das fette Regenband, das sich schon seit einer Weile mit optischen Drohgebärden ankündigt, bis nach Teguise geschafft.

Mit Ansage

Ein erster Guss geht herunter. Ich rette mich rechtzeitig in die öffentliche Bibliothek und harre dort aus bis zum Ende der zehnminüten Dusche. Dann wieder raus. Und als ich dann inmitten von Gastro-Niemandsland ohne Aussicht auf ein temporäres Obdach unterwegs bin, geht ein zweiter Guss an den Start. Deutlich länger und heftiger als der erste. Dicke Bindfäden prasseln herunter. Ergiebiger Landregen, vom Wind gepeitscht.

Trotz meiner durchaus belastbaren Regenjacke bin ich fix durchgeweicht. Mein Schirm liegt derweil gemütlich im Hotel herum, denn meine Wetter-App erzählte mir heute morgen nichts von Regen. So ist es manchmal im Winter auf Lanzarote: Zwar bin ich hier in deutlich wärmeren Gefilden, aber das Wetter ist bisweilen ähnlich unberechenbar und wechselwillig wie an der deutschen Nordseeküste 😅.

Ich rette mich schließlich unter einen Unterstand am Rathaus, in der Nähe der Bushaltestelle. Dort wartet eine kontaktfreudige Inselbewohnerin mit mir auf den nächsten Bus nach Arrecife. Ich bin erfreut, auch mal außerhalb von Hotel und Gastronomie mit einer Einheimischen ins Gespräch zu kommen. Ich spreche ja ein wenig Spanisch. Aber für eine längere Unterhaltung reichen meine Sprachkenntnisse nicht. Und die nette Dame spricht kein Wort Englisch. Schade! Ich muss wirklich mein Spanisch verbessern für künftige Reisen. Denn nicht zuletzt vom Kontakt und den Gesprächen mit Einheimischen lebt doch so eine Reise in andere Länder. Wenn das mal kein Ansporn ist!

Das Mikroklima auf Lanzarote gibt sich facettenreich. Denn zurück in Arrecife ist von Regen keine Spur. Die Straßen staubtrocken, die Sonne in Hochform. Deutlich wärmer ist es auch. Dabei trennen die beiden Städtchen gerade einmal 11 Kilometer. Für die weitere Feuchtigkeitsregulierung sorgt am Abend dann ein Bierchen, das ich mir auf meinem Balkon genüßlich die Kehle hinab rinnen lasse. Prost!

12 Gedanken zu “Lanzarote – Costa Teguise und Teguise

  1. Die Engländer! Ich werde nie verstehen, warum die sich immer wieder diese massiven Sonnenbrände holen. Das muss doch auch in England bekannt sein, wie man sich davor schützt. Aber egal, jeder wie er mag…
    Ansonsten sieht das doch ganz putzig aus, zumindest hätte ich nicht mehr erwartet bei einer so touristisch dominierten Gegend.

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    1. @Engländer: ja, das frage ich mich auch. So eine verbrannte Haut sieht weder gut aus noch fühlt es sich sonderlich angenehm an. Vielleicht steht Sonnencreme dort auf dem Verkaufsindex 😅! @Costa Teguise: für so eine Art Siedlung ist es tatsächlich optisch voll in Ordnung. Es macht halt schon eine Menge aus, wenn da nicht diese riesigen Hotelkästen in der Gegend herumstehen. Teguise im Landesinneren ist aber dann doch bedeutet hübscher, wenn auch ohne Strand.

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  2. Die Küste von Teguise und die Flaniermeile wirken relativ uninteressant. Den Stadtkern haben wir uns aber gerne angeschaut. Und hah! die Surfbretter habe ich genau so fotografiert… und natürlich die ganzen schönen Türen. Alles in allem ein sehr hübscher Ort.

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  3. Danke für den schönen Bericht. Costa Teguise ist trotz der von Manrique vorgegebenen Architektur nicht so der Burner, das stimmt. Ich hatte dort einen spanisch Intensivkurs mit vielen Hausaufgaben gebucht (habe alles vergessen!) und fand die Spaziergänge am Meer, von der Landzunge, auf der sich mein Apartment befand (ging abwechselnd in die eine und in die andere Richtung) trotzdem sehr schön. Störend fand ich allerdings, dass auf meine Versuche Spanisch zu parlieren immer auf Englisch geantwortet wurde.
    Am Wochenende und am Ende des Aufenthalts unternahm ich Besichtigungsfahrten und Wanderungen (s. Blog). Als ich in Teguise war, regnete es auch in Strömen und am Mirador del Rio war die Sicht gleich null. Etwas später an der Küste herrschte dann wieder schönes Sonnenwetter.

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    1. Mit den Sprachkursen ist das immer so eine Sache. Da füllt man den Kopf mit einer Menge Stoff, und wenn man das danach nicht oder nur selten anwendet, ist das Erlernte ganz flott wieder weg. Sehr schade, dass dir die Einheimischen immer auf Englisch geantwortet haben. Das ist in touristisch dominierten Orten keine Seltenheit. Die Promenade an der Costa Teguise kann man gut entlang laufen. Da hast du ja strategisch gut gewohnt. Mit Teguise hast du dann ja echt Pech gehabt. Bei mir wurde es ja zum Glück erst am Ende meines Rundgangs nass. Den Mirador del Rio habe ich mir für die nächste Reise aufgehoben. Vielleicht zieht es dich eines Tages ja auch wieder mal nach Lanzarote. Dann kannst du das Versäumte in Ruhe nachholen.

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