Die Nacht ist kurz. Um 5:15 Uhr werden wir abgeholt und zum Flughafen gefahren. Es ist um diese Jahreszeit zu dieser Uhrzeit noch stockdunkel. Noch wissen wir nicht, ob unser Ausflug in die Lüfte stattfinden wird oder nicht. Und wenn ja: wann? Also heißt es: Einchecken, Sicherheitskontrolle, warten.

Doch schnell wird klar: wir werden starten! Und das mit nur marginaler Verspätung. Hinein mit uns in den Zubringerbus mit eindeutigen Anweisungen …

Weißte Bescheid!

… und in die kleine Linienmaschine von Buddha Air. Wie bei einem „normalen“ Flug hätte ich auch hier 25 kg Gepäck mitnehmen dürfen 😂. Aber wozu?

Startklar

Der Flieger verfügt über 18 Reihen à vier Plätze, doch bei einem Panoramaflug wie diesem werden nur die Fensterplätze besetzt. Auf zu den höchsten Bergen der Erde! Kein Nebel, Sonne pur, kein Wind. Das Wetter könnte kaum besser sein. Vielleicht noch ein paar dramatische Wölkchen … ach lassen wir das. Ein Luxusproblem!

Doch bevor ihr mit mir staunend aus dem Fenster blickt, gibt es erst noch eine kleine Portion Bildung. Der Himalaya („Wohnstätte des Schnees“) ist das höchste Gebirge der Welt. Hier erheben sich alle 14 Achttausender dieses Planeten. Seit mehr als 40 Millionen Jahren schiebt sich die indische Kontinentalplatte unter die asiatische. Der Frontalzusammenstoß der beiden hat die Berge des Himalaya aufgefaltet. Das führt zu Spannungen, die sich in Form von Erdbeben entladen.

Insgesamt erstreckt sich der gigantische Gebirgsbogen des Himalaya über sagenhafte 2.500 Kilometer. 800 Kilometer davon liegen in Nepal. Innerhalb dieser 800 Kilometer ragen in Nepal zudem noch 47 Siebentausender und 156 Sechstausender in die luftigen Höhen. Beeindruckend, nicht wahr?

Weitere Anrainerstaaten sind Pakistan, Indien, China und Bhutan. Manche der Grenzverläufe sind umstritten: Kashmir zwischen Pakistan und Indien sowie die Gegend um Ladakh und Garhwal zwischen Indien und China. Es gäbe noch so unendlich viel mehr über den Himalaya zu sagen. Doch das würde an dieser Stelle zu weit führen. Wer sich genauer informieren möchte, schaue gerne hier.

Zurück zum Geschehen. Der Steigflug ist noch nicht ganz abgeschlossen, schon kommt die freundliche Einladung aus dem Cockpit, die beiden Herren in der ersten Reihe doch einmal zu besuchen. Wer lässt sich so etwas schon zweimal sagen? Ich jedenfalls nicht!

Nicht nur bei ARD und ZDF …

Die Flugbegleiterinnen an Bord verteilen zwar keine Getränke, dafür aber einen Plan, aus dem ersichtlich wird, welche Berühmtheiten wir hier gerade passieren. Die netten Damen geben zudem auch noch weitere Infos zu den steinernen Giganten. Kuriose Fakten zum höchsten Berg der Welt, dem Mount Everest, findet ihr hier. Lesen lohnt sich!

Verschleiert

Himmelsgipfel: der Mount Everest!

Auf den Punkt gebracht muss ich sagen: Dieser Flug ist ein Traum und einer der Höhepunkte der Reise! Ich bereue keine Sekunde und keinen Dollar, den ich hierfür ausgegeben habe. Welche Erhabenheit dieser nicht enden wollenden Bergkette! Ich habe das Dach der Welt mit eigenen Augen erblickt und bin glücklich ❤️. Statt der geplanten 45 bis 60 Minuten bleiben wir 80 Minuten in der Luft, wem oder was auch immer wir das zu verdanken haben. Ein Erlebnis, das ich so schnell nicht vergessen werde!

Zurück zum Hotel, wo noch genügend Zeit bleibt, in Ruhe zu frühstücken. Dann brechen wir auf zum regulären Programm. Für die überschaubaren 12 Kilometer in die ehemalige Königsstadt Bhaktapur brauchten wir fast eineinhalb Stunden 😱! Der Verkehr, ihr wisst schon. Doch irgendwann haben wir es geschafft.

Und nun lade ich euch ein zu einem Rundgang durch dieses Stadtjuwel. Ich hoffe, es gefällt euch!

Museal
Lass rollen!

Vier-Augen-Prinzip
Stadtjuwel
Aufs Treppchen

Was soll ich sagen? Ich stimme der ambitionierten und vielfach gelesenen Aussage zu: Bhaktapur, im 9. Jahrhundert gegründet, ist ganz sicher eines der schönsten Städtchen dieses Planeten. Die Innenstadt hat geradezu musealen Charakter – mit allen Vor- und Nachteilen.

Nicht jugendfrei
Hereinspaziert!

Fröhlichkeit

Von den fast 100.000 Einwohnern gehört die Mehrzahl zu den Newar, die traditionell als Bauern, Händler und Kunsthandwerker bekannt sind. Deren Kultur prägt die Stadt, sodass ein moderner Lebensstil hier eher weniger präsent ist. Doch die Besucher, die gut auf zeitgenössische Kunst, Fine Dining und ausgeprägtes Nachtleben verzichten können, soll das nicht weiter stören. Denn Bhaktapur bietet Kunst aus Stein, Holz, Metall und Terrakotta. Tempel und Skulpturen, soweit das Auge reicht!

Stadtidyll
Pfau im Fenster
Innig
Sackgasse
Hohe Kunst
Zugewandt

In den 1980er Jahren wurde die Stadt im Rahmen eines deutsch-nepalesischen Stadtsanierungsprojekts restauriert und viele Häuser im traditionellen Newar-Stil erdbebensicher gemacht. Das desaströse Beben von 2015 ging dennoch nicht spurlos an dem schmucken Städtchen vorbei. Bis heute schleppt sich der Wiederaufbau hin, doch es geht voran. Fortschritte sind allenthalben zu sehen.

Korsett

Und so zahle ich gerne die 1.500 Rupien (12 EUR) Eintritt, die Besucher am Eingangstor entrichten müssen. Damit unterstütze ich nicht nur den Wiederaufbau, sondern auch einige andere Kultur- und Infrastrukturprojekte.

Kurioses findet sich hier übrigens auch. So hängen zum Beispiel die Briefkästen für viele in unerreichbarer Höhe 😅. Ralf, der sich netterweise als Referenzobjekt zur Verfügung gestellt hat, misst geschätzte 1,80 Meter und würde hier zu den Privilegierten gehören, die die Briefpost auf diesem Wege loswerden.

Unerreichbar

Die Zeit vergeht viel zu schnell. An jeder Ecke stehen geblieben und gestaunt. Viele Leute, Gebäude und Details fotografiert. Unzählige Kinderhände geschüttelt. Und schon muss ich wieder zum Bus. Bhaktapur, ich komme wieder. Versprochen!

Die dritte der drei ehemaligen Königsstädte, Patan, wird Opfer der verkehrsbedingten Zeitknappheit und dem Umstand, dass wir uns in Bhaktapur mehr Zeit genommen haben (absolut richtige Entscheidung!) als ursprünglich geplant. In dem gleichen Tempo, in dem wir von Kathmandu nach Bhaktapur gelangt sind, geht es nun weiter nach Patan. Die königlichen Drei sind mittlerweile zu einem einzigen Ballungsraum zusammengewachsen und gehen mehr oder weniger nahtlos ineinander über. Gegen den Verkehrskollaps hat man hier noch keine durchschlagenden Mittel gefunden.

Und so bleibt uns für Patan gerade mal eine Stunde. Klar, ich könnte mich auch von der Gruppe abseilen, länger bleiben und mir ein Tuk-Tuk für die Rückfahrt nehmen. Doch die Dämmerung steht schon in den Startlöchern und damit die Dunkelheit. Ich entscheide mich deshalb, mir den Durbar Square (Hauptplatz) nur von außen anzuschauen, …

Durbar Square
Business as usual
Gut gebaut
Horizontal
Teilversehrt

… auch wenn dieser hier in Patan als der schönste von den drei Durbar Squares gilt. Next time!

Stattdessen streife ich noch ein wenig durch die Gassen …

Balance
Sporthose

… und laufe zum Goldenen Tempel.

Reich verziert
Angezündet

Gestapelt

Zurück zum Bus, zurück zum Hotel. Ich bin randvoll mit den vielen schönen Eindrücken des Tages und möchte das Abendessen alleine in kontemplativer Wahrnehmung meiner Selbst genießen. Na ja, so ganz gelingt mir das dann doch nicht.

Denn in dem Café-Restaurant um die Ecke, in dem ich einkehre, läuft der Fernseher: Nepal spielt im Rahmen der South Asian Games gegen die Jungs aus Sri Lanka, die uns gestern so nett aus ihrem Bus heraus zugewunken hatten. Und bei Fußball kann ich nun mal nicht wegschauen 😅. Bis kurz vor Schluss führen die Gastgeber, kassieren dann aber in der 91. Minute den späten Ausgleich. So ein Pech!

Nach dem sportlichen Essen lande ich früh im Bett. Ich bin platt nach diesem langen, aber sehr tollen Tag! Ich werde ihn so schnell nicht vergessen.

8 Gedanken zu “Tag 21: Kathmandu – Wo der Schnee wohnt

  1. Liebe Elke, was für ein schöner Bericht. Ich habe den Panoramaflug nie selbst gemacht, da ich ja nach Lukla geflogen bin um zum Everest zu trekken. Danach durfte ich v Lhasa an KTM fliegen und den Berg der Berge aus der Linienmaschine sehen….so ein Panoramaflug ist aber nochmal anders. Patan und Bhaktapur liebe ich auch, waren selbst 2015 nach dem Erdbeben toll. Solltest Du nochmals
    nach Nepal kommen, empfehle ich Dir Panauti, eine kl Newarstadt ohne echte Sehenswürdigkeiten aber absolut unzerstört. Diese hat noch nie etwas von den Erdbeben abbekommen. LG Sandra

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  2. Diesmal wähle ich das Bild mit dem Untertitel „Innig“ !!!!
    Was die 8000er betrifft und den Rundflug , ich hätte vermutlich ein kleines Vermögen ausgegeben und dann noch das passender Wetter dazu.
    Du hat das Dach der Welt gesehen und das ist ein unvergessenes Erlebnis ! Das können nicht viele von sich behaupten ! Also perfekt und besser geht es nicht !!!

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    1. „Innig“ ist auch einer meiner Favoriten, neben „Fröhlichkeit“. Der Rundflug war gar nicht mal so teuer. Habe 180 US Dollar gezahlt. Das sind rund 165 Euro. Ja, das war für mich wirklich ein unvergessliches Erlebnis, das ich nicht missen möchte!

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