Wie es dazu kommen konnte, dass ich einige Jahre nicht auf Sylt war, kann ich im Nachhinein nicht nachvollziehen! Je länger ich darüber nachdenke, umso unverständlicher erscheint es mir. Egal. Jetzt wird der Frevel wieder wettgemacht. Schon ewig rede ich davon, mir einmal in der kalten, dunklen, schmuddeligen Jahreszeit den stürmischen Nordseewind ums Näschen wehen zu lassen. Letzten Herbst war es endlich soweit.

Ich habe mir mit Mitte November durchaus beabsichtigt die absolute Nebensaison ausgesucht. Dass zu der Zeit einige Läden, Restaurants und Cafés geschlossen sind – jetzt machen die Insulaner selbst Urlaub – kann ich verschmerzen. Im Gegenzug werde ich belohnt mit moderaten Hotelpreisen und einsamen Landschaften.

Tag 1 geht überwiegend für die Anreise drauf. Während bis Ende Oktober ein durchgehender Zug Berlin mit Westerland verbindet, muss ich zu dieser Jahreszeit in Hamburg umsteigen. Als ich am Nachmittag aus dem Zug steige, setzt bereits die Dämmerung ein. Kurzer Check In im wunderbaren Öko-Hotel Niedersachsen, ein erster kleiner Spaziergang entlang der Strandpromenade, und auf ins nächste Restaurant! Am Abend mache ich es mir im Hotel gemütlich und freue mich auf die kommenden Tage.

Tag 2 beginne ich, gestärkt durch ein leckeres und üppiges Frühstück, mit einem ausgedehnten Spaziergang am Strand und in den Dünen von Westerland. Es ist nicht zu kalt, die Luft ist herrlich, die Leere und Stille um mich herum ein Traum! Einzige Geräuschkulisse: das Meeresrauschen. Und so vergesse ich die Zeit und den Alltag, bin ganz esoterisch im Hier und Jetzt und bestaune die Wunder und Kunstwerke der Natur, die sich mir hier verschwenderisch zu Füßen werfen.

Nach dem Mittagessen am frühen Nachmittag schlendere ich durch die Geschäfte von Westerland, gönne mir ein Paar neue Winterschuhe und vertrödele den Rest des Nachmittags im legendären Café Wien bei Tee und Roter Grütze mit Vanillesauce. Im Anschluss leite ich das Abendprogramm im Hotel ein, das sich an den noch folgenden Abenden exakt so wiederholen wird 😎: Sauna, lesen, Blog schreiben (Kanada, hüstel), selig einschlummern.

Am Tag 3 bringt mich der Bus ins benachbarte Rantum. Hier gerate ich unversehens auf eine Zeitreise, die mich ohne Umwege ins Jahr 1997 katapultiert. Im August jenen Jahres verbrachten Stefan und ich hier unseren Sommerurlaub. Und erfuhren nach der Rückkehr von einer sehr anstrengenden Radtour nach List vom Unfalltod der englischen Lady D. Verrückt, was mein sonst so gar nicht auf Promi-News geeichtes Hirn so alles abspeichert 😅. Heute jedenfalls liegt das kleine Örtchen still und verlassen an seinem angestammten Platz an einer der Engstellen der Insel zwischen Watt und offener See, die irgendwann in vielleicht gar nicht so ferner Zukunft in zwei Teile brechen wird. 600 Meter sind schnell überwunden.

Auch hier habe ich den Strand fast für mich alleine. Für kurze Zeit lugt auch schüchtern die Sonne zwischen den Wolken hervor. Hier an diesem wunderbaren Strand durchflutet mich dann auch ein inniges Glücksgefühl, verbunden mit der Dankbarkeit, hier und heute an diesem Ort zu sein und Zeit zu haben, diesen Moment zu genießen.

Durch die Dünen …

… wandere ich zurück in den Ort, bewundere die hübschen Häuser, …

… und warte dann an der nächsten Haltestelle auf den Bus, der mich auf die Wattseite nach Keitum bringen wird. Dort steige ich etwas außerhalb des Ortskerns aus, um der Kirche St. Severin meine Aufwartung zu machen. Da gerade ein Trauergottesdienst stattfindet, begnüge ich mich damit, das Kleinod samt Friedhof und diverser Skulpturen von außen zu betrachten.

Gemächlich schlendere ich in den Ort hinein. Hier wird der Unterschied zwischen dem Sommer und dem jetzigen Spätherbst besonders deutlich. Keitum gilt mit seinem historischen Ortskern, den gemütlichen Gässchen und schönen Friesenhäuschen als eines der schönsten Dörfer Nordfrieslands und ist in der Hauptsaison entsprechend bevölkert. Nun liegt es still und fast verlassen da. Seine verwinkelten Straßen laden zum Verlaufen ein. Und so dauert es ein Weilchen, bis ich am Watt bin.

Dort angekommen, erwartet mich ebenfalls ein Kontrastprogramm. Im Gegensatz zur offenen See „drüben“ auf der anderen Seite liegt das Wasser hier glatt und spiegelblank da. Kein Meeresrauschen durchbricht die Stille. Nur in der Ferne ist ab und an ein Vogelschrei zu hören.

Zurück nach Westerland. Bis die Dämmerung einsetzt, bleibt mir noch etwas Zeit. Auf zum Strand! Denn mittlerweile ist ein ordentlicher Wind aufgezogen, der das Meer in Wallung bringt. Die diversen Wassersportler lassen sich die Gelegenheit natürlich ebenfalls nicht durch die Lappen gehen.

Genug Programm für heute. Nach einem späten Mittagessen in einem der Restaurants geht es zurück ins Hotel, wo ich dem allabendlichen Ritual (siehe Tag 2) fröne 😎. Fortsetzung folgt!

10 Gedanken zu “Tage 1 bis 3: Sylt im November – eine ziemlich beste Idee

  1. Die Person auf Bild 2 irritiert mich. Da badet wirklich jemand nackt im November in der Nordsee? Brrr. Das Hotel ist fetzig, habe ich mir gleich mal abgespeichert. Die Idylle und Ruhe der Nebensaison kann man anhand deiner Beschreibung förmlich fühlen. Ich finde ja auch, dass Nord- und Ostsee zu jeder Jahreszeit gehen. Stürmischer kalter Wind ist dort ganz anders ertragbar als bspw. in Berlin.

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    1. Ja, die ganz Hartgesottenen baden auch zu dieser Jahreszeit nackt in der Nordsee. Das härtet das Immunsystem gut ab 😎. Das Hotel war echt klasse! Kann ich nur empfehlen. Die haben übrigens auch Apartments im Haus. Also auf mit dir nach Sylt im nächsten Herbst, solange dein Kleiner noch nicht in die Schule geht!

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  2. wie wunderbar, Elke Du hast einen phantatischen Blick für Fotoobjekte. das ist unglaublich und sehr schön. Das entspannt sogar schon beim nur hinsehen! Mehr davon!

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