Ich erwähnte bereits im letzten Bericht zu Lyon, dass sich hier zwei Flüsse vereinigen. Heute starte ich meine Tour dazu passend im Stadtteil Confluence, auf Deutsch Zusammenfluss. Der Name ist Programm.

Der Bahnhof Perrache und seine Gleisanlagen bilden die nördliche Grenze des besagten Viertels. Darunter, sprich südlich davon, siedelte einst das Industrieviertel Lyons mitsamt einem Güterhafen. Doch das ist längst Geschichte.

Seit ein paar Jahren wandelt sich das Viertel im Rahmen eines großen Stadterneuerungsprojekts zu einem modernen Wohnquartier, das von Einkaufszentren, Büros, Restaurants, Clubs, Medienfirmen, Hotels und Kultureinrichtungen flankiert bzw. ergänzt wird. Und drumherum bleibt, dem Wasser sei Dank, auch eine Menge Freiraum, um zu flanieren und seine Freizeit zu genießen. Doch dazu später. Denn ich rolle das Feld quasi von unten auf und lasse mich mit dem Bus zur Südspitze der Halbinsel bringen, wo Rhône und Saône zusammenfließen.

Dort steht das architektonische Highlight der Stadt für all diejenigen, die der modernen Bauweise zugeneigt sind. Also zum Beispiel für mich 😎. Das Musée des Confluences bildet inhaltlich nichts weniger als alles Wissenswerte zur Geschichte der Menschheit ab. Doch der Inhalt nimmt im Vergleich zur Hülle und Eingangshalle erstaunlich wenig Raum ein. Schwarze Boxen ohne Tageslicht dienen als Ausstellungsräume. Die schaue ich mir zwar halbherzig an, doch mein Hauptaugenmerk liegt auf dem phänomenalen Gebäude. Passend dazu führen auch eine moderne Brücke und die schicke Straßenbahn direkt zu ihm hin.

Nachdem ich mich dort ausgiebig ausgetobt habe, flaniere ich am Ufer der Saône gen Norden und schaue, was dort schon alles realisiert wurde bei der Umgestaltung des ehemaligen Industrieareals. Der Uferweg ist richtig schön! Hier wurde und wird kräftig umgebaut und umgenutzt, doch immer mit behutsamem Blick darauf, dass das baulich Charakteristische der ehemaligen Nutzung immer noch durchblitzt. Hier und da scheint noch ein wenig an alltäglicher Infrastruktur zu fehlen. Doch das Ganze ist ja noch im Werden. Gastronomie gibt es jedenfalls genug, und der Bahnhof Perrache mit seinem gut ausgestatteten Umfeld ist ja nicht weit.

Die U-Bahn bringt mich ins Zentrum zurück. Dort mache ich dem opulenten Rathaus und dem nicht minder dramatischen Brunnen meine Aufwartung …

… und nähere mich von dort aus meinem eigentlichen Ziel für den Nachmittag. Auf nach Croix-Rousse! In dem ehemaligen Industrieviertel ratterten früher die Webstühle der Canuts. So wurden einst die Seidenweber genannt. Heute hat sich das Viertel zum hippen Hotspot der Kreativen und Künstler entwickelt. Croix-Rousse liegt am Hang, und so werde ich für den Rest des Nachmittags hier einige Höhenmeter absolvieren. Meine Health App freut’s 🤣.

Hier herrscht eine sehr ansprechende alternative Atmosphäre, um mich herum wuselt ein sehr buntes, gemischtes Publikum. Gastronomie und Läden passen perfekt dazu. Die kunterbunte Street Art ergänzt die schönen Häuserfronten, die abwechselnd in Gelb, Terracotta oder Safran leuchten.

Eine Besonderheit Lyons ist hier in dem Viertel auch noch zu sehen. Einige Häuser sind durch Schleichwege miteinander verbunden, die sogenannten Traboules. Dank ihnen gelangt man von Häuserblock zu Häuserblock, ohne die Straße betreten zu müssen. Auf diese Weise ersparten sich die Bewohner so manchen Umweg. Die meisten dieser Wege sind heute nicht mehr öffentlich zugänglich. Doch es gibt Ausnahmen.

Hach, Croix-Rousse ist insgesamt so richtig nach meinem Geschmack! Kurz liebäugele ich noch damit, die Tour von hier aus weiter fortzusetzen ins unmittelbar angrenzende Quartier noch weiter oben auf dem Hügel. Doch der Nachmittag ist schon fortgeschritten, ich habe viel gesehen, Kopf und Socken qualmen, und morgen ist schließlich auch noch ein Tag.

Zu Fuß laufe ich zurück gen Hotelheimat, vorbei an dem formschönen Opernhaus, …

… und erreiche am Frühabend die heimatlichen Gefilde mit ihren schönen Brücken und der tollen Uferpromenade. Richtig klasse hier!

Randvoll mit Erlebnissen und Eindrücken lasse ich den Tag gemütlich am Ufer ausklingen und freue mich auf morgen. Stay tuned!

10 Gedanken zu “Lyon – Kontrast und Vielfalt

  1. Herrlich vielseitig, wie deine Bilder beweisen. Und alles schön ordentlich beschriftet, sogar für Links-rechts-Verwechsler im Bild „industriell“. Ich fürchte, du hast mal wieder meine Reisezielliste verlängert.

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    1. Hier in Berlin wird vieles wahllos nebeneinander gebaut, aber da scheint sich jemand echt Gedanken gemacht zu haben und zwar irgendwie auch übergreifend. So dass die Stadtkern ein Gesicht bekommt, so zumindest aus der Ferne und anhand der Bilder.

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  2. Lyon scheint ja eine richtig moderne Seite zu haben. Ich kann mir vorstellen, dass die neuen Bauwunder ganz nach deinem Geschmack sind 😉 Wir haben uns beide Male eher am Stadtzentrum orientiert, doch auch hier war die junge, lebendige Stimmung spürbar. Eine spannende Stadt.

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