15. – 16. Februar 2025
Nach dem Frühstück schnappe ich mir am Samstagmorgen meinen Rucksack und laufe …
… einmal quer über die Insel. Mein Ziel ist die Playa de las Conchas. Ich hatte im Vorfeld mit dem Gedanken gespielt, ein Fahrrad zu mieten. Doch beim Anblick der sandigen, gerölligen, mit tiefen Schlaglöchern gespickten Schotterpisten habe ich darauf verzichtet. Ich verlasse mich lieber auf meine eingebauten Fortbewegungsmittel. Der Hin- und Rückweg beträgt je sechs Kilometer. Die kann ich auch locker laufen. Eine gute Entscheidung!
Ich bin an diesem Morgen früh genug am Start, um meine Pole Position gegenüber den noch nicht eingetroffenen Tagesgästen auszubauen. Nur eine Handvoll Jeeps und Radfahrer hoppeln an mir vorbei. Aber auch später wird es nicht wirklich voll. Es gibt nun mal Strände, die deutlich schneller und einfacher zu erreichen sind als die Playa de las Conchas, an der man im übrigen wegen der gefährlichen Strömung und Brandung auch nicht ins Wasser kann.
Ich laufe an der „Hauptstraße“ entlang, zu der es auf direktem Weg keine wirkliche Alternative gibt. Doch es ist, wie gesagt, eh kaum was los. Einen Kilometer vor dem Ziel stoppe ich an einem Fahrradparkplatz mit Strandzugang. Zu dem Zeitpunkt bin ich mir nicht sicher, ob ich nicht doch schon an meinem Ziel angekommen bin.
Ich spreche einen Radler an, der da auch gerade hält und Google Maps checkt. Daraus ergibt sich ein total nettes und spannendes Gespräch mit Henning, der ebenfalls mehrere Tage hier im Paradies weilt. So verquatsche ich mir endgültig den Vorsprung von heute Morgen 😅. Doch es ist mir egal, denn ich habe schon längst, genauer gesagt seit meiner Ankunft auf Graciosa, jedes Zeitgefühl ad acta gelegt und bin so entspannt wie lange nicht mehr.
Dann ziehe ich weiter. Nur kurz wollte ich an der Playa de las Conchas weilen und mich etwas umsehen. Doch daraus werden fast zwei Stunden, denn der Strand ist einmalig. Was ich gelesen hatte, war keineswegs übertrieben: es ist einer der schönsten Strände überhaupt. Leicht abschüssig, ausladende Dünen drumherum, eine dekorative, rötlich gefärbte Bergkuppe dahinter, ein unbewohntes Inselchen davor. Das Ganze garniert mit schroffen, schwarzen Felsen und einer Brandung, die sich gewaschen hat.
Das Meer glitzert, wie überall um die Insel herum, geradezu unwirklich blau. Dass der feinsandige Strand karibisch hell glänzt und kaum was los ist, muss ich jetzt nicht noch betonen bzw. erwähnen, oder 😀?



Bei schönem Nachmittagslicht trete ich den Rückweg an und belästige mein Mobiltelefon mit einem seltenen Selfie.

Auf dem letzten Kilometer ziehen wie aus dem Nichts Wolken auf. Kaum bin ich zuhause, mutiert die Welt draußen zu einem düsteren Dunkelgrau. Ein heftiger Regenschauer peitscht mit ordentlich Windgeschwindigkeit über den Ort und die Meeresenge. Der Spuk hat sich in Windeseile aufgebaut und ist im Handumdrehen auch schon wieder vorbei.
Ich nutze den Moment, um unter die Dusche zu gehen. Die ist jetzt auch mehr als nötig, denn ich bin ordentlich verdreckt 😅. Das ungünstige Zusammenspiel von Sonnenmilch und Sand hat mir eine dicke Panade beschert, einem Wiener Schnitzel nicht unähnlich, wenn auch weniger lecker. Der aufgewirbelte Staub von vorbeifahrenden Rädern und Jeeps, der mich hier und da eingehüllt hat, hat auch seine Spuren hinterlassen.
Anschließend ein Abendessen in „meiner“ Strandbar. Dort treffe ich auf eine deutsch-englische Familie, die ich gestern irgendwo auf dem Weg kennenlernte. Auch die Kellner kennen mich schon und sind immer für einen kleinen Schwatz zu haben. So ist das auf dem Dorf.

Noch eine kleine Runde am Hafen entlang, und dann ist Feierabend.


Der letzte Tag, ein Sonntag, bricht an. Heute wird gechillt! Nachdem ich den Sonnenaufgang von meiner Terrasse aus gebührend bewundert habe, …

… mache ich mich auf zu einer kleinen Wanderung in die ortsauswärts gelegene Richtung. Da es noch früh am Morgen ist, bin ich fast alleine auf weiter Flur und kann dieses spezielle Leuchten am Fels genießen.

Die Strecke führt mich bis kurz vor die zweite Ortschaft auf der Insel, die jedoch nicht durchgängig bewohnt ist. Als es mir gegen Ende des Weges zu kraxelig wird und der Wind am Hang an mir zerrt, drehe ich um. Wunderschön und einsam ist dieser Weg! Ich habe ihn sehr genossen.


Am frühen Nachmittag widme ich mich meinem Buch und der grandiosen Aussicht. Ein Rundumblick von meiner Terrasse gefällig? Voilà!
Später drehe ich eine letzte Sonnenuntergangsrunde in Richtung Montaña Amarilla. So schön! Dieser Abend läutet das Ende meiner tollen Zeit hier auf La Graciosa ein. Die Insel entlässt mich tiefenentspannt und ganz im Hier und Jetzt.


Nun meldet sich der Hunger. Auf dem Weg zum Restaurant habe ich noch eine herzliche Begegnung inklusive Abschiedsumarmung mit der Kellnerin von gestern, die nun in den verdienten Feierabend geht. Aber ihr Kollege erkennt mich auch gleich, als ich wenig später am Tisch Platz nehme. Ich wiederhole mich, aber so isses: Dorf halt!
Zufrieden und satt gehe ich nach Hause. Für meine Kamera ist hier und jetzt die Reise zu Ende. Sie verschwindet in den Tiefen meines Rucksacks. Für mich selbst habe ich noch einen weitern Tag in petto, wenn auch nicht auf La Graciosa. Morgen mehr. Stay tuned!
Wenn das mal keine „Neidbilder“ sind, …
Zumindest kann man sie wertneutral als Einladung auffassen.
Liebe Grüße Horst
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Die Formulierung als Einladung gefällt mir besser 😁.
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Sehr entspannt sieht das aus. Und immer etwas windig, wenn ich die Hintergrundgeräusche auf den Videos richtig deute.
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Ja, entspannt war‘s, und windig auch. Vielleicht sollte ich mal so einen Anti-Geräusch-Puschel für meine Kamera besorgen 😂.
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Es ist schön zu sehen, dass dich die Insel so umgehauen hat wie mich damals. Die Playa de las Conchas ist einfach ein Traum, einsam und schön, ich fühlte mich wie in einer anderen Welt. Ich bin damals die Küstenstraße gewandert, die rauen Felsen, immer wieder kleine Buchten – und kein Mensch weit und breit. Die Insel hat so ein spezielles Leuchten, nicht wahr? Und all diese Schönheit existiert, egal, ob wir Menschen uns drum scheren oder nicht. Eigentlich müsste dieser Ort überlaufen sein, doch so ist es besser 😉
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Ja, die Insel hat wirklich so ein ganz spezielles Leuchten. Man kann gar nicht anders, als schockverliebt zu sein 😍. Mögen die Massen niemals auf La Graciosa einfallen, auf dass die Insel für immer nur uns beiden gehört 😁.
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So sei es 😉
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Unter Deiner Terrasse sind wir letztes Jahr langgelaufen 😊
Wir waren im Februar da. Eine Woche. Es war unglaublich stürmisch und wir hatten zwei Mal Glück, dass wir an den Tagen der Anreise und Abreise überhaupt mit der Fähre übersetzen konnten. Dazwischen fiel die Verbindung nämlich öfters aus und die Leute kamen nicht weg.
Wir haben im Norden des Städtchens gewohnt mit Blick auf den Vulkan und dem Friedhof. Beerdigungszug inklusive.
Trotz des starken Winds hatten wir eine echt tolle Zeit dort. Der Balkon war super windgeschützt und der Blick auf Lanzarote grandios!
La Graciosa ist so wie die kleinen Kykladen vor 20 Jahren. Da gibt es fast ausschließlich relaxte Touristen und diesen dörflichen Charme.
Ein ganz besonderer Ort!
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Ist ja witzig, dass ihr „bei mir“ vorbeigelaufen seid. Ein Jahr später, und ich hätte euch glatt auf einen Drink mit Aussicht eingeladen 😎. Ja, auf La Graciosa kann es sehr windig werden. Kann ich mir gut vorstellen, dass es dann auch mal Probleme mit der Fähre geben kann. Die Überfahrt ist ja auch bei moderatem Wind schon recht ruppig 😅.
Der Blick auf Lanzarote ist in der Tat unschlagbar, genau wie La Graciosa selbst. Möge der „Kykladen vor 20 Jahren“-Charme noch lange erhalten bleiben!
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Die Einladung hätten wir liebend gerne angenommen! 😀
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Das glaube ich gerne 😎.
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