30. Juni 2022

Ah, gut ausgeschlafen! Das war auch bitter nötig. Voller Elan kehre ich bei Syd‘s Bagelry ein. Dort werden mir nicht nur ein schmackhaftes Frühstück, sondern auch originelle Sitzmöbel und ein faszinierendes Spielzeug in Form eines Smart Globes geboten. Kein Wunder, dass ich es hier etwas länger aushalte!

Anschließend zieht es mich zum Farmer‘s Market, der heute in bester Strandlage stattfindet. Dachte ich, ich sei von Berlin schon originelle Angebote jenseits des üblichen Marktsortiments gewohnt und hätte alles gesehen, so werde ich hier und jetzt eines Besseren belehrt. Ich liebe ja die Märkte dieser Welt, und seien sie noch so klein!

Selbst ist der Hund!

Futtertrog

Es folgt eine ausgedehnte Fotosession am Seeufer. Erste Versuche mit dem vor der Reise neu erworbenen Graufilter gestalten sich mühsam und unergiebig. Doch ich gebe nicht auf und werde es ein anderes Mal wieder versuchen. Mit diesem Ergebnis bin ich jedoch so halbwegs zufrieden.

Geglättet

Ich verweile noch ein wenig am Ufer unterhalb des Marktes und genieße diesen unfassbar schönen See. Die Gegend hier ist wirklich ein Traum ❤️. Und die Schmetterlinge so groß wie mein Handteller! Leider toleriert das unten gezeigte Exemplar kein wie auch immer geartetes Objekt zum Größenvergleich in seiner Nähe. Schon gar nicht meinen griesgrämigen grünen Begleiter im Rollstuhl. Da sind die gigantischen Tannenzapfen doch deutlich toleranter.

Ausgebootet
Gebrettert
Flatterhaft
Kleiner Mann, was nun?

Bevor es weitergeht mit der Erkundung des Seeufers, ist es höchste Zeit, dass ich euch mit ein paar Basisinformationen zum Lake Tahoe füttere. Fangen wir mit dem Namen an, der, wie manche von euch sicher schon vermutet haben, indianischen Ursprungs ist. Er geht zurück auf ein falsch ausgesprochenes Wort aus der Sprache der Washoe. Der Begriff „Da ow a ga“ bedeutet so viel wie „hochgelegenes Wasser“ oder „Großes Gewässer“.

Der mit einer Fläche von 500 Quadratkilometern größte Bergsee Nordamerikas liegt am Rand der Carson Range, einer Gebirgskette der Sierra Nevada mit bis zu 3.300 Meter hohen Gipfeln. Mitten durch den auf 1.900 Metern Höhe gelegenen See verläuft die Grenze zwischen den Bundesstaaten Nevada und Kalifornien. Während Kalifornien zwei Drittel der Fläche sein Eigen nennt, begnügt sich Nevada mit dem östlich gelegenen einen Drittel.

Das riesige Gewässer (vergleichbar mit unserem Bodensee) wird von 63 kleinen Bach- und Flussläufen gespeist, während der Truckee River den See entwässert. Sein tiefster Punkt liegt auf 500 Metern. In dieser Disziplin wird er innerhalb der USA nur vom Crater Lake überboten, der es auf fast 600 Meter bringt. Aber auch ein halber Kilometer Tiefe reicht locker aus, um das Empire State Building darin versenken zu können. Hochkant, versteht sich. Im Durchschnitt bringt es der Lake Tahoe auf 300 Meter Tiefe.

Im übrigen ist das Baden im See nichts für Weicheier. Denn die Wassertemperatur liegt im Jahresdurchschnitt bei überschaubaren 6,4 Grad Celsius. Die tiefste Temperatur wird in der Regel im Januar mit null Grad, die höchste im Juli mit 16 Grad erreicht.

Ich muss es sicher nicht besonders betonen, denn es liegt auf der Hand: Der Lake Tahoe ist ein Touristenmagnet! Vor allem für einheimische Besucher, so zumindest mein Eindruck. Die Gegend um den See herum ist nicht nur traumhaft schön, sondern auch ein Eldorado für Outdoor-Enthusiasten. Skifahrer, Wanderer, Mountainbiker, Kletterer und Wassersportler aller Art kommen hier voll auf ihre Kosten. Aber auch die nicht ganz so ambitionierten Besucher, die lieber genießen, herumsitzen und schlemmen, sind hier richtig. Zum Glück bin ich in der Vorsaison hier. Denn im Sommer platzen die Orte um den See herum sicher aus allen Nähten.

Auf den Punkt gebracht: Mit spektakulären Aussichten auf die Bergwelt der Sierra Nevada, seinem kristallklaren, azurblauen Wasser, den schönen Küstenstreifen, den fotogenen Steinformationen in Ufernähe und der insgesamt schönen Natur drumherum raubt der Lake Tahoe seinen Besuchern buchstäblich den Atem. Auch mich zog er vom ersten Augenblick in seinen Bann. Und schon jetzt bereue ich, hier nicht mehr Zeit eingeplant zu haben.

Genug geredet! Weiter geht’s am Seeufer entlang. Kommt mit und genießt die Aussichten!

Blütenmeer
Dicke Brocken
Angelegt
Freiluftbüro
Kerzengerade
Im Gänsemarsch

Na, gefällt es euch am Lake Tahoe genauso gut wie mir? Es würde mich jedenfalls nicht wundern.

Im Anschluss laufe ich noch ein wenig am schattigen Ufer des Truckee River entlang, das mir ebenfalls sehr abwechslungsreiche Unterhaltung und Einblicke bietet.

Im Fluss
Gut behütet
Auf großer Fahrt

Zurück geht’s durch das charmante Örtchen mit tierischer Begleitung.

Lieblingscafé
Bitte hier laufen

Fast direkt gegenüber den beiden Fassadenkletterern thront eine imposante, 3,70 Meter hohe tierische Skulptur, die ich nicht unkommentiert hier präsentieren möchte. Denn die Geschichte und die Details dahinter sind mindestens so interessant wie das bärige Dreiergespann selbst. Darf ich vorstellen? Penny Bear!

Die riesige, sagenhafte 5.700 Pfund schwere Statue ist mit 200.000 gespendeten Pennystücken bedeckt. Ja, ihr habe euch nicht verlesen. Sie wurde aus Schaumstoff hergestellt, mit Betonstuck beschichtet und dann mit den vertikal in den Stuck eingelassenen Geldstücken bedeckt. Letztere dienen dazu, den Eindruck von Bärenfell zu erwecken. 12 Künstler waren vier Monate lang damit beschäftigt, die Skulptur fertigzustellen.

Die Grizzlybärin und ihre beiden Jungen wurden 2017 vom Künstlerteam Mr. and Mrs. Ferguson für das weltberühmte Burning Man Festival gebaut. Da wollte ich übrigens auch immer mal hin. Wird langsam Zeit 😁! Nachdem das jährlich stattfindende Festival beendet war, zog das Bärenteam nach Tahoe City um. Dafür hatten sich Festivalteilnehmer aus der Region erfolgreich eingesetzt. Ich finde die Bären echt klasse!

Ursa Mater
Bärig

Genug erlebt. Nach dem Mittagessen gönne ich mir eine kleine Siesta auf meiner Terrasse vor dem Motelzimmer und blicke gedanklich zufrieden auf meine bisherige Zeit hier am Lake Tahoe zurück. Und auch das Wetter ist sooooo angenehm! Morgens geht’s los mit leicht kühlen 11 Grad, die sich dann im Laufe des Tages auf maximal 24 Grad hocharbeiten. Diese Temperaturspanne deckt sich exakt mit meinen Wohlfühlkorridor 👍.

Am späteren Nachmittag schlendere ich zur Marina, denn ich habe für den Frühabend einen zweistündigen Segeltörn gebucht. Nach und nach finden sich insgesamt 14 Gäste – 13 Amerikaner und ich als Quotentouri aus dem Ausland – am Treffpunkt ein. Unsere beiden Skipper verfrachten uns in ein Zubringerboot, das uns zum Segelboot weiter draußen im See und nach der Tour auch wieder zurück an Land bringt. Anders ist es momentan wegen des sehr niedrigen Wasserstandes nicht möglich.

Geschlaucht
Segel setzen

Die Tahoe Cruz wurde früher als Rennboot zwischen Los Angeles und Hawaii eingesetzt. Mittlerweile ist sie „in Rente“ und schippert arg- und ahnungslose Gäste wie uns über den Lake Tahoe.

Unsere beiden Skipper sind – zumindest für deutsche, auf Sicherheit fokussierte Vorstellungen – ziemlich lässig. Sie verweisen zwar darauf, dass Schwimmwesten an Bord sind. Doch da es nur für Kinder bis 13 Jahre Pflicht ist, diese auch zu tragen, werden sie nicht verteilt. Hier setzt man offenbar auf das Prinzip Selbstverantwortung. Schließlich sind alle an Bord erwachsen und können sich bei Bedarf eine nehmen. Was soll ich sagen? Niemand tut es, auch ich nicht. Erstens kann ich schwimmen, und zweitens vertraue ich darauf, dass mich schon einer wieder an Bord ziehen wird, falls ich es unfreiwillig über die Reling schaffen sollte.

Ich entere zum Sitzen die Pole Position knapp hinter dem Titanic-Schauplatz, was sich nur auf den ersten Blick als schlau erweist. Denn schon bald geht der Wind in die Vollen. Ich werde als Frontfrau mehrmals abgeduscht. Doch zum Glück und in weiser Voraussicht bin ich komplett in Wanderklamotten gewandet, die schnell im Wind trocknen.

Unser Boot gerät auch längere Zeit ordentlich in Schräglage. Verzeiht mir meine laienhafte Ausdrucksweise. Ich bin zum ersten Mal auf einem Segelboot und bin mit dem dazugehörigen Fachvokabular nicht vertraut.

Jedenfalls war es in dem Zusammenhang auch schlau, aus Sicherheitsgründen die Kamera zuhause zu lassen. Denn mit der einen Hand bin ich permanent damit beschäftigt, mich an einem der seitlichen Haltegriffe vor dem Abrutschen zu bewahren. Schließlich will ich nicht gleich schon bei meiner Segel-Premiere einen unwürdigen Abgang hinlegen!

Und die zweite brauche ich für den immer gut gefüllten Weinbecher. Meine Hose trinkt trotzdem ordentlich mit! Doch zum Glück schluckt sie rückstandsfrei alles, was ich über sie schütte. Und ich trinke auch nur Weißwein 😎.

Deshalb habe ich auch nur ein paar Handyfotos von fragwürdiger Qualität für euch. Sie entstanden, als wir noch in halbwegs ruhigem Fahrwasser lagen und ich mein Mobiltelefon guten Gewissens in fremde Hände legen konnte.

Lucky me
Kann losgehen!
Debbie & Dave

Jedenfalls lasst euch gesagt sein: ich hatte zwei sehr vergnügliche Stunden auf dem Boot mit vielen netten Gesprächen, Gelächter, einer ordentlichen Brise, angenehmen Temperaturen und natürlich genialen Aussichten 😍.

Auf dem Weg nach Hause wohne ich noch der Dämmerung bei und genieße die schöne Abendstimmung am See mit seinen lauschigen Lokalen am Ufer. Auf dem Weg nach Hause schaue noch kurz bei dem Softballturnier vorbei, das lautstark schräg hinter meinem Hotel stattfindet.

Was für ein Tag! Was für eine Reise! Ich kann noch immer nicht ganz begreifen, was ich in den letzten vier Wochen alles sehen und erleben durfte. Und so sinke ich dankbar in die Kissen und falle alsbald in seligen Schlummer. Gute Nacht!

20 Gedanken zu “Lake Tahoe – Paradies auf Erden

  1. Da isser ja endlich…. Dein treuer, nörgelnder Begleiter 😉😎 Lang nicht auf der Bühne gesehen, das Kl. A…… 🤣
    Auch sehr cool: der rote Foodtruck-Unimog (aka das einzige Allterrain-Vehicle, das man wirklich in Städten akzeptieren kann statt der schnöseligen SUV-Armada). Wer einmal Unimog gefahren ist, liebt diese Karre ☺️
    Ach ja, klar, auch die Fotos dieser fast unwirklichen Naturidylle sind echte Hingucker.

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    1. @Alter Sack: Ja, er ist etwas medienscheu geworden im Laufe seines langen Lebens 😇. @Unimog: die Teile haben echt was! Bekannte von uns haben sich so ein Ding zum Wohnmobil umgebaut und tingeln damit durch die Welt. @Natur: wirklich fast unwirklich schön 😎.

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  2. Eine tolle Umgebung, du sieht auf dem Boot richtig glücklich aus. Die Landschaft ist ein Träumchen. Nur die permanente Bärenplage würde mich ängstigen… 😉

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    1. Ja, ich war an dem Tag auch wirklich glücklich. Freut mich, dass das auf dem Foto auch so rüberkommt. Die Gegend ist wirklich toll! Wäre dort gerne länger geblieben, trotz der vielen gefährlichen Bärchen 😁.

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    1. Ja, der Segeltörn auf diesem See vor dieser Kulisse bei tollem Wetter war wirklich das Nonplusultra. Der Vergleich mit dem Bodensee bezog sich aber nur auf die Größe 😁. Das Setting am Lake Tahoe ist schon, hüstel, etwas spektakulärer. Und während ich die letzten Zeilen schrieb, sah ich schon deine sich zu den Ohren hochziehenden Mundwinkel ein spöttisches Grinsen ansetzen, weil deine Anmerkung natürlich, na was wohl, eh nur ironisch gemeint war 😇.

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