An einem Mittwoch Anfang März bringt mich die S-Bahn in östliche Richtung hinaus aus der Stadt. Rund 35 Kilometer hinter der Berliner Stadtgrenze stoppt die Bahn in Strausberg, einer charmanten Kleinstadt mit etwa 27.000 Einwohnern. Ihre über 700 Jahre alte Altstadt liegt direkt am Ufer des Straussees. Und diesen möchte ich heute umrunden.

Gleich mehrere Wege führen zum Ufer. Ich entscheide mich aus reiner Neugier für die Route über die Hauptachse der Altstadt. Es geht ruhig und gemütlich zu an diesem späteren Vormittag. Ich decke mich in einer Bäckerei mit etwas Wegzehrung ein und schaue mir die schön sanierten Hausfassaden der „Downtown“ an.

Herausgeputzt
Im Dreieck

Eines der Eckhäuser fällt mir gleich ins Auge. Es ist das ehemalige Hotel „Schwarzer Adler“ aka Hotel Proske, in dem Theodor Fontane nach einer seiner Wanderungen durch die Mark Brandenburg anno 1863 sein müdes Haupt bettete.

Ex-Hotel

Schon bald lande ich an der Bootsanlegestelle. Die Sonne scheint an diesem heiteren Spätwintertag, nur wenige Leute sind unterwegs, die Atmosphäre ist relaxed. Und so verweile ich hier ein wenig, bevor ich meine Umrundung im Uhrzeigersinn beginne.

Im Winterschlaf
Die Liegende

Die Runde um den See ist zehn Kilometer lang. Hat man erst einmal den überschaubaren Gewerbekomplex passiert, führt der Weg um den See im weiteren Verlauf immer direkt am Ufer entlang. Kaum bin ich auf den Seeweg eingebogen, liegt mir schon das zu dieser Jahreszeit verwaiste Strandbad zu Füßen. Im Sommer hüpft bestimmt eine ganze Horde Badefans begeistert von diesem historisch anmutenden Sprungturm.

Gewagter Sprung
Gelogen!

Danach komme ich an einigen komfortableren Häusern in bester Seelage vorbei. Schlussendlich lässt die Bebauung allmählich nach, es wird waldiger. Bizarre Baumtiere wagen sich ins Wasser, das sich noch nicht so recht von seinem eisigen Panzer befreien mag.

Unter Echsen
Eiszeit
Scherbenhaufen

Am gegenüberliegenden Ufer angelangt, habe ich eine schöne Aussicht auf die „Skyline“ von Strausberg und die See-Szenerie mit all dem, was ihre Flora und Fauna so zu bieten hat.

Stadtansicht
Gestrandet
Zur Neige
Baumeln lassen
Hals über Kopf
Pause!

Die Strecke um den See herum entpuppt sich als wirklich schöner Waldweg. Vereinzelt treffe ich Leute. Doch es ist deutlich weniger los als an den Seen im Berliner Stadtgebiet. Wer allerdings die klassische Einsamkeit der Brandenburger Wälder weiter draußen sucht, ist hier nicht ganz an der richtigen Stelle. Denn so schön der Weg auf der Strausberg gegenüberliegenden Uferseite auch ist: den Verkehr auf der parallel vorbeiführenden Straße hört man schon, wenn auch sehr dezent. Nennen wir es Grundrauschen. Doch zum Glück ist nicht allzu viel los. Zu sehen ist die Straße dann auch erst ganz am Ende, sozusagen an der schmalen Stirnseite des Sees.

Als ich mich direkt gegenüber der Altstadtsilhouette befinde, zeigen mir ein paar Schautafeln den Vergleich von damals und heute. Offenbar hat die Kirche im Laufe ihres langen Lebens ihren Turm verändert.

Auch im weiteren Verlauf der Strecke wird es nicht langweilig. Überall gibt es was zu schauen! Und das langsam einsetzende Nachmittagslicht wirft einen schönen warmen Farbton über die Szenerie.

Annemarie
Vernetzt
Strandidyll

An der schon erwähnten Stirnseite des Sees, an der sich der Uferweg der Straße und dem Verkehrskreisel nähert, entdecke ich eine üppig bestückte Galerie mit bemalten Steinen. Obwohl: von Entdecken kann eigentlich keine Rede sein. Denn wer diese Sammlung am Wegesrand übersieht, muss definitiv blind sein 😅.

Ein Minion!

Kurze Zeit später erfahre ich Spannendes: hier verläuft der Jakobsweg durch die Märkische Schweiz! Mir war schon bekannt, dass es nicht nur den klassischen Camino nach Santiago de Compostela, sondern viele weitere Jakobswege gibt. Doch mir war nicht bewusst, wie nahe einer davon ist.

Jetzt weißte Bescheid
Folge der Muschel

Nachdem ich meine Tour um den See beendet habe, drehe ich noch eine kleine Abschlussrunde durchs Zentrum von Strausberg, die an einem Teilstück der alten Stadtmauer endet.

Mauerkunst
Im Swing

Mit diesem gelungenen Historien-Graffito verabschiede ich mich von euch und entschwinde gemächlich in die nächste S-Bahn gen Berlin. Denn die heutige Straßenbahn verkehrt hier nur innerhalb Strausbergs. Bis zum nächsten Mal 🙋🏻‍♀️!

Unter Strom

20 Gedanken zu “Wednesday Walks: 12 – Am Straussee

  1. Liebe Elke, deine Beine auf dem einen Foto sehen im Wasser ja so knorrig aus… Kleiner Scherz. Konzentrieren wir uns mal auf die festgefrorene Riesenechse. Da ist es bei euch noch nicht weit her mit Frühling und so? Bei uns hier kommen schon Sommergefühle auf (gut, für heute gilt das nicht, heute gab es Graupelschauer, da habe ich mich ausgiebig darüber beschwert… beim Petrus höchstpersönlich…) Von wann ist denn der Beitrag? Sieht noch so kalt aus… Ein schönes Städchen aber 😉

    Liebe Grüße
    Kasia

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    1. Ja, liebe Kasia, ich hatte schon immer total fotogene und durchtrainierte Beinchen. Die MUSS man einfach zeigen 😅! Wäre doch schade, ich würde sie der Welt vorenthalten. Nee, bei uns sind es in der Tat noch gefühlte Lichtjahre bis zu den ersten Anzeichen von Frühling. Wir hatten im Februar und im März je zwei bis drei Tage mit höheren Temperaturen. Aber ansonsten nur Eiszeit. Diese Tour hier ist zwar schon wieder vier Wochen her, aber just gestern und heute bibbern wir hier wieder bei 2 Grad, Schnee- und Graupelschauern und einem beißend-kalten Wind. Nachts geht es noch in den Minusbereich. Es blüht hier noch so gut wie nichts – nur meine Fantasie 😎. Wie ich schon an anderer Stelle anmerkte: Sibirien ist verdammt nah – und kommt anscheinend immer näher!

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      1. Dabei beschwert sich meine Mutter (Warschauer Gegend) immer, die Wetterkälte käme von uns hier… Ich sag dann, nein, Mama, das kommt bei euch von den Russen 😉

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  2. Als geborene Strausbergerin ein dickes Dankeschön für deinen gelungenen Wanderbericht. Auch wenn ich jetzt im Sehnsuchtsland der Deutschen, Italien, wohne, stelle ich immer wieder fest, wie schön mein kleines Heimat-Städtchen am See war und ist. Da würde ich glatt Urlaub machen (ein paar Tage hin und wieder tue ich das auch und besuche Freunde). Was den Sprungturm im Freibad betrifft, kann man nur auf mehr Regen hoffen, im letzten Jahr oder sogar schon seit zwei Jahren hörte ich, war das Strandbad geschlossen … nicht (nur) wegen Covid, wegen zu wenig Wasser im Straussee.

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    1. Na das freut mich aber, dass hier mit dir eine Einheimische mitliest! Danke für das Kompliment! Und ja, du kommst aus einem wahrlich schönen Städtchen. Interessante Info zu dem Sprungturm und dem Wasserstand. Das wusste ich nicht! Kann ich mir aber gut vorstellen, denn in den letzten Jahren war es für unsere Breitengrade hier viel zu trocken. Dann drücke ich den Strausbergern die Daumen, dass sich das dieses Jahr ändert und sie sich wieder im Strandbad vergnügen können. Darf ich fragen, in welcher Gegend in Italien du lebst?

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      1. Das darfst du. In der Lombardei, ganz im Norden an der Schweizer Grenze. Ich wohne nicht so nah wie damals am Straussee, aber die norditalienischen Seen (Comer, Vareser, Ceresio/Luganer und Maggiore) sind auch schnell zu erreichen. 😀

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  3. „baumeln lassen“ ja es sieht wirklich so aus als ob jemand ( nicht mehr der/die jüngste ) die Füße ins Wasser hält. !! Den Blick muss man erst mal haben ! Hunderte würden vorbeilaufen und keine auf diesen Gedanken kommen ! Das ist das gewisse „Etwas“ ! Man hat es oder man hat es nicht !!!
    Klatsch und Tratsch – Lustige Gesellen !!! Die bemalten Steinchen sind auch sehr nett !!!
    Aber jetzt kommt die Frage aller Fragen ! Wo sind die Handschuhe ???

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    1. Danke! Freut mich zu lesen. Ja, ich gebe mir Mühe, immer genau hinzuschauen und das Besondere im Alltäglichen zu entdecken. Schön zu hören, dass du das siehst!

      Ja, die Frage aller Fragen 😅. Du stellst sie zu Recht! Und in der Tat muss ich dieses Mal passen. Das war die erste Tour im gesamten Winter, auf der ich keine herrenlosen Handschuhe „getroffen“ habe! Und das, obwohl es durchaus noch kühl draußen war. Die Strausberger und ihre Besucher sind wohl hart im Nehmen – oder verlieren ihre Sachen nicht 😃.

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  4. Wieder eine tolle Tour, Elke, die ich im Hinterkopf behalte. Das gute und neue so nah!
    Wir sind über Ostern nicht gelaufen, sondern haben eine größere Runde mit dem Motorrad gedreht. Dabei haben wir Briese und Summt entdeckt. 🙂
    Liebe Grüße von Susanne

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      1. Ja, Elke, es war toll. Eigentlich wollten wir heute wieder fahren, aber als wir morgens den Regen sahen, entschieden wir uns, diesen Wunsch aufzugeben. Dafür haben wir Gartenarbeit geleistet…..
        Läufst du eigentlich alleine oder mit Stefan? Mittwoch müsste ja fast sein freier Tag sein? Haben Ärzte nicht Mittwoch geschlossen?
        Liebe Grüße von Susanne

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        1. Ich gehe alleine auf Wanderschaft. Stefan arbeitet mittwochs. Ich kenne es von meinem Heimatdorf, dass Arztpraxen traditionell am Mittwochnachmittag geschlossen sind und nur morgens Patienten versorgen. Aber von Städten wie Berlin kenne ich diese Tradition nicht. Normalerweise haben Zahnarztpraxen hier von 8 bis 20 Uhr geöffnet, ohne Mittagspause. Da wird eben im Schichtsystem gearbeitet.

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          1. Bemerkenswert.
            Meine Hausärztin hat noch Mittwochs geschlossen. Sie macht an diesen Tagen Hausbesuche oder, wie zurzeit, sie impft die Menschen.
            Hut ab, dass Stefan fast durcharbeitet!
            Einen schönen Sonntag von Susanne

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  5. Hallo Elke,
    wieder eine schöne Runde, die du da beschreibst. Der Frosch ist genial!
    Und zu den fehlenden Handschuhen: Nun ist aber auch langsam gut mit Winterausrüstung. Vielleicht musst du auf verlorene Badehandtücher umsatteln…
    Viele Grüße aus dem Süden der Republik
    Marco

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    1. Stimmt, so langsam reicht es mit dem Winterzeug! Insofern werte ich es mal als gutes Zeichen, dass sich mir dieses Mal kein Handschuh optisch aufdrängte. Badehandtücher allerdings auch (noch) nicht 😎. Viele Grüße aus dem Norden in den Süden!

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