6. August 2020

Der Donnerstag verspricht 28 Grad und strahlende Sonne. Rein in die Wanderklamotten, den Rucksack geschultert und raus ins Vergnügen!

Vorher werfe ich vom Balkon aus noch einen Blick auf den temporären Mann an meiner Seite, der sich bereits vom Morgennebel befreit hat und sich in bester Verfassung zeigt.

Watzmann am Morgen

Der Bus 846 bringt mich bis zur Wimbachbrücke, wo der Wanderweg durch das Wimbachgries beginnt. Es gibt zwei Möglichkeiten, die Tour zu beginnen. Entweder macht man gut investierte zwei Euro locker, um die beeindruckende Wimbachklamm zu durchschreiten. Oder man läuft am Abzweig dorthin rechterhand den steilen Hügel hinauf und landet direkt am Beginn des Wimbachgries.

Ich entscheide mich natürlich für die Klamm am unteren Ende des Wimbachtals und lasse mich vom Schauspiel des tosenden Wassers faszinieren. Die Schlucht liegt am Eingang des gewaltigen Hochtals zwischen Watzmann und Hochkalter. Sie ist nur rund 200 Meter lang, sehr eng, sehr laut und sehr beeindruckend. Hier drängt das Wasser des Wildbaches lautstark an die Oberfläche und stürzt in steilen Wasserfällen in die schmale Felsenschlucht. Über Brücken und Stege kann man gut und bequem durch die Klamm laufen.

Dauerdusche
Bahnbrechend
Tobsüchtig
Der Absturz
Ein Schwimmchen gefällig?

Da es mit akustischer Untermalung noch ein wenig beeindruckender ist, habe ich für euch noch eine Zugabe aus der Rubrik „Als die Bilder laufen lernten“:

Heilig’s Bächle!

Der Königssee füllte vor tausenden von Jahren das Nachbartal. Das Wimbachtal hingegen bietet das volle Kontrastprogramm! Die Dolomitgesteine des Watzmann- und Hochkaltermassivs verwitterten zum Gries. So nennt man die Gesteinsbruchstücke, die in einer dicken Schicht den Talboden bedecken. Dadurch ist ein riesiger, 300 Meter breiter Schuttstrom entstanden. Das Wasser fließt hier großteils, aber zu meiner Freude nicht komplett unterirdisch. Na dann lasst uns mal starten auf dem 2015 zu Bayerns schönstem Wanderweg gekürten Trail!

Berauschend
Im Gleichgewicht
Der Alte Sack und der Stein
Berg und Tal
Gefüllter Stumpf
Schotterpiste

Wie ihr seht, ist der Weg von seiner Beschaffenheit her auch für Ungeübte wie mich sehr gut zu laufen. Es gibt keine abrupten Anstiege. Doch es geht stetig bergauf. Auf den insgesamt acht Kilometern bis hoch zur Wimbachgrieshütte werden immerhin 700 Höhenmeter überwunden. Entsprechend kann man sich auf dem Rückweg (gleiche Strecke) entspannt „rollen“ lassen.

Nach einer Weile erreiche ich das Wimbachschloss, ein historisches Jagdschloss, das heute als Restaurant und Biergarten genutzt wird. Dort lasse ich einen halben Liter Himbeerschorle durch meinen durstigen Schlund laufen …

Futterquelle

… und gehe dann weiter meiner Wege Richtung Wimbachgrieshütte. Der Abschnitt, der jetzt kommt, flasht mich total. Die Aussichten auf das steinerne Tal und die imposanten Berge drumherum sind sensationell! Auf der einen Seite die Westflanke des Watzmanns, auf der anderen Seite der Hochkalter, und dazwischen dieses gigantische Geröllfeld.

Mit Bauchansatz

Breitband
Hund, Katze, Maus?
Die große Leere

Puh, es ist ganz schön heiß geworden um die Mittagszeit! Und so entscheide ich, auf die letzten 200 Höhenmeter bis hoch zur Hütte zu verzichten und an dieser Stelle umzudrehen. 500 Höhenmeter bei 28 Grad sind für eine untrainierte Flachlandtirolerin wie mich heute genug. Bis hierhin war es auch sehr ergreifend!

Zugriff!

Auf dem Rückweg lege ich einen Essenstopp im Biergarten des Wimbachschlosses ein und vertilge hungrig eine vegetarische Bowl.

Lecker!

Im sanftwarmen Nachmittagslicht setze ich meinen Abstieg fort. Nachdem ich an vom Grün eroberten Felsbrocken entlang gewandert bin …

Im Klammergriff

… kommt kurze Zeit später wieder der oberirdische Teil des Wimbachs in Sicht. Es ist warm, die Socken qualmen. Und so entledige ich mich flugs meines lästigen Gepäcks und tauche meine Füße ins eiskalte Nass. Es ist mehr als erfrischend ❄️, und so bringe ich sie nach einer halben Minute schnell wieder ins Trockene!

WWW
Von einer, die auszog
Eisige Fluten

Anschließend sitze ich noch ein Weilchen in der Sonne auf einem Felsen direkt am Ufer, lasse meine Füße trocknen und genieße die optischen und akustischen Darbietungen der grandiosen Natur um mich herum.

Ohne Übertreibung kann ich sagen, dass die Tour durchs Wimbachgries eine der schönsten Wanderungen ist, die ich je unternommen habe. Man trifft immer mal wieder Leute, aber es verläuft sich. Die Berge, das riesige Geröllfeld, die Weite, die Stille (bis auf das Wasserrauschen), insgesamt die grandiose Landschaft sind einfach genial ♥️.

Später bringt mich der Bus binnen zehn Minuten zurück nach Berchtesgaden. Ein letzter Aufstieg zum Hotel, und dann ist Feierabend. Ich bin angenehm müde und ausgeglichen. Mein Kopf ist voller Ruhe und Frieden. Auch heute habe ich das Getöse der Welt erfolgreich ausgeblendet.

Watzmann am Abend

16 Gedanken zu “Tag 8: Berchtesgaden – Wanderung durchs Wimbachtal

    1. Danke für das Kompliment! Ja, macht diese Wanderung unbedingt, wenn ihr einmal in der Gegend seid. Für ein Wanderbuch ist meine „Datenlage“ vielleicht noch ein wenig zu dünn 😅. Aber meinen Traum vom eigenen Buch habe ich tatsächlich vor ein paar Jahren verwirklicht 😎: https://360grad-medienshop.de/epages/a3028924-652e-4f34-9355-60b0eaf06963.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/a3028924-652e-4f34-9355-60b0eaf06963/Products/360BAU00101

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  1. Ich mag diese Route, die du da gelaufen bist, auch besonders gerne. Oft ist der Teil bis zum Wimbachschloss der Eingang für viele andere Wanderungen. Wir waren schon so früh an diesem Ort, dass die Gaststätte noch zu hatte. Und ich hatte mich so auf einen Morgenkaffee gefreut.
    In meinem Blog findest du unter Berchtesgaden nur 2 Beiträge. Den letzten großen Urlaub dort im Herbst vor 2 Jahren habe ich noch gar nicht aufgearbeitet aber auf meine Liste gesetzt. Oder du kommst auf einen Kaffee vorbei und ich zeige dir die Fotos und wir schwelgen beide in Erinnerungen.
    Liebe Grüße und danke für die Fotos und den Bericht,
    Susanne

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    1. Deine beiden Beiträge schaue ich mir am Wochenende gerne an. Das soll aber keinesfalls ein Kaffeetrinken mit Fotos gucken und in Erinnerungen schwelgen ersetzen! Warten wir aber einfach mal noch ein Weilchen ab, bis sich die Virus-Situation entspannt.

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  2. grandiose Fotos der tollen Landschaft rund um den Watzmann ! Die Schlucht und die Wimbachgrieshütte keine ich leider nicht bzw. vom „hören und sagen“ ! Sehr schön das zweite und letzte Foto wo der Watzmann richtig zur Geltung kommt. Tolle Wanderung !!!

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      1. Ja das stimmt ! Jahrelang haben sie schon mein Leben mit bestimmt und ich kann mich an Zeiten erinnern da wurden bis zu 10 Touren im Jahr gemacht und heute sind Erinnerungen mein Thema! Ich bin da schon ein bisschen wehmütig! Man darf aber nicht jammern die Zeiten ändern sich vg manni

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  3. WOW! Dieser bericht und die Bilder sind jetzt genau das richtige… der nächste Wandersommer kommt bestimmt und dann hole ich diese Bilder wieder hervor! Danke Elke!!!!

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  4. Und wieder so ein schöner Watzmann-Abschluss! Das Titelbild gefällt mir heute auch ausgesprochen gut. Ein bisschen erinnert mich die Szenerie an Colorado (Strecke Denver-Moab) und auch an den Yosemite NP. Da kommt wieder Fernweh bei mir auf.

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    1. Freut mich, dass ich Erinnerungen und auch Fernweh bei dir entfachen konnte. Obwohl: fürs Fernweh brauchste mich ja eigentlich nicht! Das schaffst du locker alleine 😂. Ja, wenn es dich so an Colorado erinnert, dann wäre das Berchtesgadener Land doch ein wunderbarer Ersatz, sollte die USA im nächsten Sommer nicht klappen.

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