Ah, heute hat der Himmel über Amsterdam tatsächlich mal Struktur! Zeitweise zeigt sich sogar die Sonne. So können wir endlich …

… die gute Aussicht von den beiden Hotelterrassen im 17. Stock genießen.

Auf dem anschließenden Weg zur U-Bahn stoppen wir noch kurz bei diesen beiden überragenden Gesellen, …

… und steigen dann in den Untergrund. Vom Hauptbahnhof aus nehmen wir die Fähre Nr. 4, die wie alle Fähren kostenlos ist. Schon auf der kurzen Fahrt wird klar, dass wir das pittoreske, touristische Amsterdam gegen das neue Amsterdam der Hipster eintauschen. Das ehemals raue, industriell geprägte Werftareal gehört heute den Kreativen. Doch erst einmal genießen wir die Fahrt und die Aussichten.

Nach 15 windigen Fahrminuten landen wir auf der anderen Uferseite des Ij, einem Wasserweg, der früher mal ein Meeresarm war. Nun sind wir in Amsterdam Noord, genauer gesagt auf dem Gelände der ehemaligen NDSM-Werft. Hier erwarten uns schicke Neubauten, ein schwimmendes Hotel in einem umgebauten Binnenschiff (beides siehe Titelfoto), eine vielfältige Gastronomie, geniale Street Art und ein lässige, entspannte Hafenatmosphäre.

Abgefischt

Es ist gerade erfreulich wenig los so mitten in der Woche, mitten am Tag. Perfekt für einen Besuch des genialen STRAAT Museums, dem weltweit größten Street-Art-Museum. Die riesigen Backsteinfassaden der ehemaligen Werfthalle bieten die ideale Kulisse für die meterhohen bunten Murals. Völlig verdient wurde es in 2021 mit dem Best Museum Award ausgezeichnet.

Dass wir hier so schnell nicht wieder wegkommen, muss ich jetzt nicht besonders betonen, oder? Nachdem Stefan wie viele andere vor ihm einen seiner sehnlichsten Wünsche in die dafür vorgesehene Wand gesteckt hat …,

… verlassen wir völlig geflasht den Heiligen Gral der Street Art und schauen uns noch etwas in der benachbarten ehemaligen Werfthalle um. Dort haben sich einige Firmen, vorwiegend aus der Kreativwirtschaft, in kleinen Containern innerhalb der Werfthalle niedergelassen. Auch hier findet sich immer wieder Kunst zwischendurch. Sehr interessant und sehenswert!

Nachdem wir uns noch ein wenig in dem weitläufigen Gelände umgeschaut haben, schwören wir uns, dass wir unbedingt noch einmal in den wärmeren Monaten hierher zurückkehren werden. Das NDSM-Gelände ist einfach großartig!

Nach einem schnellen Mittagessen nehmen wir am frühen Nachmittag die nächste Fähre zurück zum südlichen Ufer des Ij. Von hier aus geht’s ganz kurz zurück ins Hotel, um die Stative zu holen, die wir nicht den ganzen Vormittag und den halben Nachmittag unnötig mitschleppen wollten.

Im Dezember dämmert es früh. Deshalb müssen wir schon gegen 15:30 Uhr am Damrak sein, damit Stefan den besten Standort für ein Foto von den alten, schiefen Häusern an einer der Grachten in der Blauen Stunde erwischt bzw. findet. Als Stefans Foto im Kasten ist, und die Dunkelheit sich über die Stadt gelegt hat, schlägt meine Stunde. Auf zum zweiten und letzten Teil des Light Festivals!

Es macht auch heute Abend großen Spaß, mit dem Stativ zu arbeiten, auch wenn es etwas aufwendiger ist, als „aus der Hand“ zu fotografieren. Auch ist es auf Dauer etwas anstrengend, mehrere Kilometer in der Kälte mit dem Stativ in der Hand herumzulaufen. Doch es nach jedem Stopp wieder zusammenzuklappen und am nächsten Standort wieder aufzubauen, ist mir zu aufwendig. Dann lieber das Geschleppe, oder besser gesagt, das kostenlose Training 😅. Doch das Wichtigste ist: ich bin zufrieden mit den Ergebnissen.

Goldene Zeiten

Grünstich

Auftrag an mich (von den rundlichen Gesellen obendrüber)

Genug gesehen, genug getan. Auf nach Hause! Abends hängen wir erschöpft, aber glücklich in unserem gemütlichen und warmen Hotelzimmer ab.

Am nächsten Morgen steht die Abreise an. Unser Zug fährt erst um zehn Uhr. So haben wir genügend Zeit für ein letztes gemütliches Frühstück im Hotel, bevor wir uns auf den Weg zum Bahnhof machen.

Unser Zug ist schon hier in Amsterdam, wo er startet, pickepackevoll. Egal, wir haben ja reservierte Plätze. Doch was die Sache ab dem ersten Bahnhof in Deutschland richtig unangenehm macht, ist eine achtköpfige, rein männliche Truppe im Feiermodus. Als Vorspeise gibt es für jeden mehrere Dosen Herforder Pils, gefolgt von diversen Getränken der härteren Sorte. Mit jedem Tropfen Alkohol wird es lauter und ausgelassener. Unser Großraumabteil mutiert zum Proleten-Express, deutliche Ansprachen meinerseits führen nur zu verbalen Eskalationen und Unverständnis. Und so sind wir mehr als froh, als wir, dieses Mal mit nur 30-minütiger Verspätung, am frühen Abend in Berlin endlich aus dem Zug steigen können.

Von der unerfreulichen Rückfahrt abgesehen, war das ein richtig schöner Wintertrip! Der Vorteil der nicht ganz so heimeligen Jahreszeit liegt klar auf der Hand. Es sind einfach viel weniger Leute unterwegs in dieser ansonsten bis zum Anschlag vom Overtourism geprägten Stadt. Dennoch werden wir beim nächsten Mal im Frühjahr oder Herbst kommen, um länger und ausgiebiger draußen unterwegs sein zu können – Menschenmassen hin oder her. Bis zum nächsten Mal, Amsterdam!

18 Gedanken zu “Amsterdam – Nordwärts

  1. Wow richtig toll! Das Viertel und vor allem das Street Art Museum würde mich auch interessieren. Wäre ein Ziel auf einer Zugreise durch die Niederlande. Amsterdam selbst muss wie gesagt nicht unbedingt dabei sein.

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    1. Ja, dieser Teil der Stadt würde dir ganz bestimmt gefallen. Die Fähre dorthin fährt ja direkt vor dem Hauptbahnhof ab. Da könntest du auf der Durchreise einen mehrstündigen Stopp einlegen, das Gepäck im Bahnhof deponieren und dann später weiterreisen.

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  2. Sehr schön sieht das alles aus. Das macht Lust auf einen Besuch in Amsterdam.

    Geniales Wortspiel: Patternwirtschaft, so was fällt nur dir ein!

    Wenn man sich darüber freut, dass der Himmel Struktur zeigt, weiß man, dass man in Mitteleuropa Urlaub gemacht hat. Grins. Aber ihr habt ja schon Pläne für eine andere Jahreszeit.

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  3. Siehst du, diesen Teil von Amsterdam habe ich gar nicht kennengelernt. Die Zeit war einfach zu kurz und verging zu schnell, so beim Kaffee trinken *ähm*. Ich kann mir schon vorstellen, dass es für euch das Eldorado der Kunst und Fotografie war 🙂 Die Nachtbilder sind klasse. Das Schleppen vom Stativ hat sich gelohnt. Ich schaue immer voller ehrfürchtiger Hochachtung Menschen zu, die abends bei Kälte geduldig bei ihren Stativen stehen. Die Ergebnisse entschädigen das Frieren, denke ich mal.

    Proleten-Express: ich glaube, in einer solchen Stimmung kann man nicht mit viel Einsicht rechnen… Ihr habt es überstanden und es ist nichts weiter passiert, das ist gut. Ist einer der Gründe, warum ich nicht gerne mit den Öffis fahre. Man sitzt mit wildfremden auf engstem Raum zusammen und kann sich solchen Situationen nur schlecht entziehen (Zug fährt, Zugfenster zu klein zum Rausspringen…). Es gibt niemanden, der aufpasst und die Haus(Zug?)ordnung durchsetzt und die Kontrolleure sind eindeutig in der Unterzahl. Eigentlich schade, die Bahn könnte so ein tolles Verkehrsmittel sein, wenn… ja 🙂

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    1. Ich glaube, Amsterdam Noord sah zu der Zeit, als du dort warst, noch deutlich anders aus als heute. Auch das Straat Museum gibt es dort erst seit 2020. Du warst deiner Zeit in dem Fall einfach viel zu weit voraus 😁. @Nachtaufnahmen: vielen lieben Dank! In der Tat haben die Ergebnisse für das Leiden beim Tun entschädigt. @Proleten-Express: ja, so ist es. Einsicht war nicht zu erwarten. Und es ist eindeutig ein Nachteil der Bahn, dass man stundenlang auf einem Raum mit unbekannten Zeitgenossen zusammenhockt, die man sich nicht aussuchen kann. Die Kontrolleure wollen auch eher ihren Frieden haben und schauen gerne weg. Die Bahn wäre wirklich besser, wenn es die lästigen Mitreisenden nicht gäbe 😅.

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  4. Grünstich is great. 👍
    Aber auch der Rest, schließlich unter körperlichsten Anstrengungen (Polarkälte, Ausrüstung,….) ohne Sherpa erarbeitet 😉
    @Saufclub powered by Deutsche Bahn: ja tragisch, zum Glück nicht DER Normalfall. Man dürfte schon auch erwarten, dass der Hausherr (Zugchef!) sich mehr Respekt verschafft hätte. Interessant ist, wie teilnahmslos auch andere Reisende sein können, die auf solche Proletennachbarn ebenfalls keinen Bock haben. Toleranz? Angst? Mehr Zivilcourage, oh Herr 🙏

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    1. Danke für das Kompliment, Andreas 😎. So ein Sherpa wäre in der Tat hilfreich gewesen. Vielleicht beim nächsten Mal! @prollige Suffköppe: Ich war die einzige, die was gesagt hat. Hat zwar wenig gebracht außer einem eskalierten Streitgespräch, aber ich sehe es nicht ein, alles kommentarlos hinzunehmen. Zwischendurch habe ich mich auch gefragt, ob wir wirklich die einzigen in dem vollbesetzten Großraumwagen waren, die die lautstarke Party über mehrere Stunden hinweg gestört hat und ob ich da vielleicht zu empfindlich bin. Aber ich denke letztendlich, dass die anderen einfach nicht den A…. In der Hose hatten, was zu sagen aus Angst vor der Reaktion.

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