11. – 12. Oktober 2023

Die Reise beginnt kurios. Weil die Koffer nicht rechtzeitig zum Flugzeug gebracht und eingeladen wurden, handeln wir uns schon vor dem Start eine halbstündige Verspätung ein. Doch der Pilot gibt im Laufe des Fluges alles und holt die verlorene Zeit tatsächlich wieder auf. So landen wir fast pünktlich nach etwas weniger als drei Flugstunden in Madrid.

Per U-Bahn fahren wir zur Plaza de España, in deren Nähe wir für eine Woche eine Wohnung gemietet haben. Den Türcode für den Self Check In habe ich rechtzeitig bekommen. Und so verläuft alles schnell und unkompliziert. Die Wohnung liegt zentral, aber recht ruhig für Innenstadtverhältnisse. Und schön ist sie auch! Kurze Schlossbesichtigung gefällig? Bitte sehr:

Doch bevor wir es uns gemütlich machen, müssen wir erst einmal unser Überleben sichern. Das ausgefallene Mittagessen kompensieren wir mit einem frühen und üppigen Abendessen in einem richtig tollen veganen Restaurant namens Vega Alamo. Anschließend starten wir noch einen Großeinkauf im nächsten Supermarkt. Als die Beute verstaut ist, drehen wir bei bereits einsetzender Dämmerung eine erste Erkundungsrunde in der näheren Umgebung. Gesessen haben wir heute schließlich schon genug!

Voller Tatendrang starten wir am nächsten Morgen unsere erste Tour durch Madrid. Die Wetteraussichten für die kommenden Tage klingen perfekt für einen Städtetrip. Alles zwischen 18 und 25 Grad ist uns sehr willkommen. Wärmer muss es nicht sein, kälter allerdings auch nicht.

Gleich zu Beginn unserer heutigen Tour landen wir vor dem Königspalast, in dessen Nähe wir wohnen. Erst gestern Abend haben wir realisiert, was uns die nächsten Tage hier in Madrid erwarten wird: eine Mega-Dauer-Party! Denn heute ist hier in Spanien ein Feiertag. Und zwar nicht irgendeiner, sondern der Nationalfeiertag, Día de la Hispanidad genannt.

Der Tag fällt in diesem Jahr auf einen Donnerstag. Eine prima Gelegenheit, die Feierlichkeiten großzügig bis zum Ende des sich anschließenden Wochenendes auszudehnen! Warum nur einen Tag feiern, wenn man sich auch gleich vier Tage lang vergnügen kann? So endet die Party eben erst am Sonntagabend. Das Motto Man muss die Feste feiern, wie sie fallen wird hier perfekt umgesetzt.

Der Vorplatz des Palastes ist entgegen sonstiger Gewohnheit abgesperrt. Die Gerüchte verdichten sich, dass sich der König heute zur Feier des Tages vor dem Palast, den er übrigens nicht bewohnt, blicken lassen wird, bevor er sich zu einem Empfang im Palast begeben wird. Ein Vertreter der lokalen Presse, den ich hemmungslos anspreche, bestätigt uns das. Um 13:30 Uhr solle es so weit sein, lässt er mich wissen. Na dann schauen wir uns doch erst mal weiter in der Stadt um. Ist ja noch ein wenig Zeit bis dahin. Ein letzter Blick zurück auf den Palast, …

Vom hohen Ross

… und weiter geht’s durch den kleinen Park gegenüber und vorbei an der Oper hinein in die charmante Fußgängerzone, die insbesondere mein Detailherz erfreuen.

Theatralisch
Im Ausschnitt

Wer entlang der Hauptachse der Fußgängerzone wandelt, landet nach kurzer Zeit unweigerlich an der Puerta del Sol. Hier schlägt das Herz der Stadt, hier tobt das Leben! Das ist sicher auch im Alltag der Fall, aber der Nationalfeiertag setzt definitiv noch einen drauf. Fasziniert lauschen wir den traditionell auf diesem Platz auftretenden Mariachi-Sängern.

Wir werden uns die Puerta del Sol an einem anderen Tag noch einmal genauer anschauen. Doch das bekannteste Wahrzeichen Madrids, das einen Bären am Erdbeerbaum darstellt, will ich euch nicht vorenthalten. Und wenn ich schon mal dabei bin, gibt es gleich noch eine Dame mit originellem Haustier dazu.

Bär an Erdbeerbaum
Mit Fehlbiss

Als plötzlich Kampfjets über unsere Köpfe donnern, die den Himmel über Madrid im einschlägigen Nationallook einfärben, …

Eingefärbt

… erfreuen wir uns in unserer touristischen Arglosigkeit einfach an dem Spektakel. Dass diese Aktion zur Militärparade gehört, die gerade nur wenige Hundert Meter entfernt von uns stattfindet und bei der – wie sollte es anders sein – natürlich auch der König anwesend ist, erfahren wir erst, als es längst zu spät ist. Doch davon ahnen wir zu dem Zeitpunkt noch nichts.

Als es uns auf der Puerta del Sol zu voll und trubelig wird, sehen wir uns ein wenig in den angrenzenden Straßen um und schauen, was uns vor die Linse läuft. Das geht doch schon mal gut los!

Weggeschaut
Haltung zeigen
Lady in red
Flagge zeigen

Eigentlich wollten wir bis hinunter zum Paseo del Prado laufen. Doch einige Leute strömen schon, so unsere Wahrnehmung, in Richtung Königspalast, viele eingehüllt in die spanische Flagge. Also drehen wir um und laufen wieder Richtung Königspalast zurück. Ein Blick auf die Uhr sagt uns, dass es wirklich langsam Zeit wird.

Was uns bei all den Eindrücken, die hier und heute auf uns einprasseln, anscheinend nicht so richtig bewusst wird, ist, dass uns auch einige Beflaggte entgegenkommen. Was das bedeutet, checken wir erst, als wir wieder vor der Absperrung stehen. Dort posiert zwar das teils berittene Wachpersonal und eine kopflose Fangemeinde, …

… doch mehr passiert dort nicht. Auch ist hier gar nicht so viel los wie wir erwartet hatten. Nach einer Weile fasst sich die nette Dame aus Venezuela, mit der wir uns angeregt unterhalten haben, ein Herz, setzt ihre muttersprachlichen Vorteile ein und fragt einen der bis an die Zähne bewaffneten Diensthabenden, was denn nun Sache sei mit dem König.

Und nun wird klar: das wird nichts mehr mit dem König und uns. Wir haben ihn verpasst! Und auch die Presse ist offenbar nicht immer optimal informiert. Der gute Felipe ist zwar da, wird sich aber nicht mehr vor dem Palast blicken lassen. Zur Zeit läuft drinnen schon ein Empfang, nach dessen Ende der König den Palast durch den Hintereingang verlassen wird. Nun denn, wir werden es verschmerzen. Aber schade ist es natürlich schon, dass er uns durch die Lappen gegangen ist.

Wir setzen uns wieder in Bewegung und laufen den ultimativen Prachtboulevard der Stadt, die Gran Via entlang. Überall sehen wir Bühnen, hören Livemusik, staunen über die heitere, entspannte Atmosphäre trotz des großen Andrangs überall. Und dann diese wahnsinnig schönen Gebäude, die sich wie Perlen auf einer Schnur aneinanderreihen. Wohin sollen wir zuerst schauen? Ach, am besten mal hier hin, mal da hin.

Prächtig
Feierpause
Erste Sahne
Viel Fußvolk

Wir laufen weiter bis zur Plaza de Cibeles, …

Von der Post zur Stadtverwaltung

… biegen dort nach links ab und flanieren an einem schattigen Grünstreifen gen Norden entlang, um etwas Kunst zu goutieren.

Ein Frosch, kein König
Kopflastig

Und dann sind wir reif für eine Pause im Grünen. Zum Glück ist es von hier aus nicht mehr weit bis in die grüne Lunge der Stadt, dem Retiro Park. Auch dort sind wir nicht gerade alleine an diesem Feiertag, von dem wir bis gestern noch nichts ahnten. Doch die Masse verläuft sich, und es geht recht gemächlich zu.

Verwässert
Doppelkopf

Nachdem wir eine ausgiebige Runde im Gras liegend verbracht haben, treten wir den Heimweg an. Dieser führt uns am berühmten Museo del Prado und einer schönen Kirche oberhalb des Museums entlang. Eigentlich hatte ich meiner Kamera schon den Feierabend versprochen. Aber da muss sie jetzt durch 😎.

Gegen 19 Uhr sind wir wieder zuhause. Für mich ist hier für heute Schluss. Genug gesehen, erlebt und erlaufen! Doch Stefan hat noch Energiereserven. So zieht er gegen 21 Uhr noch einmal alleine los und stürzt sich ins Getümmel. Denn an der Plaza de Cibeles wird noch ein Feuerwerk entzündet. What a day!

Alle unterwegs

16 Gedanken zu “Madrid – Hin und weg!

  1. Was für ein Glück, am Nationalfeiertag in Madrid zu sein! Ein Wunder, dass es da überhaupt noch Zimmer gab.
    War dieser König nicht mal ins Ausland geflüchtet, weil er irgendwas ausgefressen hatte? Oder war das sein Vorgänger? Ich meine, mich schwach zu erinnern, bin aber in Adelsthemen nicht so firm. Aber populär scheint er jedenfalls zu sein.
    Der Frosch ist genial!

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    1. Ich hatte mich beim Buchen auch schon über die doch recht hohen Preise gewundert. Aber eine Wohnung war dann doch noch zu bekommen. Auf die Idee, da könne ein hoher Feiertag sein, bin ich im Vorfeld echt nicht gekommen 😅. Das schwarze Schaf unter den Königen, an das du dich erinnerst, war Carlos, der Vater des heutigen Königs. Felipe indes erfreut sich bisher eines recht guten Rufes und auch großer Beliebtheit, seine Frau ebenfalls. Außerdem sieht er auch deutlich besser aus als der Vater 😁. Ja, dieser Megafrosch ist wirklich klasse!

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  2. bist du eigentlich irgendwann auch mal zuhause ? Spaß nehme alles an Reisen mit die du machen kannst !
    Madrid zu besuchen kam mir persönlich nie in den Sinn. Wenn ich an Spanien denke fällt mir als erstes Barcelona, Allicante oder Marbella ein, also alles Städte am Mittelmeer.
    Madrid ist aber sicherlich ein interessantes Ziel wenn man sich mit Hauptstädte beschäftigt in Europa. Ich bin gespannt was noch kommt !
    Mein Favorit was die Fotos betrifft ist „Haltung zeigen“. Ein wirklich wahres Kunstwerk

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    1. @zuhause sein: für meinen Geschmack bin ich dort noch viel zu oft 🤣. Ja, genau so mache ich es: ich nehme alles mit, was geht. Wer weiß, was morgen ist! Die drei spanischen Städte, die du genannt hast, punkten neben ihren tollen Innenstädten natürlich tatsächlich auch mit ihrer Lage am Meer. Da muss Madrid passen. Ja, das Kunstwerk, das ich „Haltung zeigen“ genannt habe, fand ich auch sehr beeindruckend. Schon toll, was manche Künstler so draufhaben!

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  3. Liebe Elke,
    schade um den König, aber du hattest ja den Froschkönig. Ich finde es übrigens gut, dass auch mal jemand schreibt, dass er nicht optimal vorbereitet war, denn beim Reisen ist selten alles perfekt.
    Liebe Grüße, Horst

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    1. Lieber Horst, ich habe schallend gelacht, als ich deinen Kommentar las 😁. Deine Argumentation bzgl. des Froschkönigs ist großartig! Da bin ich selbst gar nicht draufgekommen. Danke, dass du mir eine andere Perspektive aufgezeigt hast, wie man den Umstand, dass wir den echten König verpasst haben, sehen kann. Ja, ich habe kein Problem damit, sowas zu erzählen. Es läuft halt nicht immer alles rund.

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  4. Elkes Bericht war wieder klasse, wie immer.
    Der Vergleich: König Felipe und der Froschkönig fand ich auch klasse.
    Ich sehe mir gleich den nächsten Bericht aus Madrid an

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  5. Da habt ihr euch unwissentlich den perfekten Zeitpunkt ausgesucht, um Madrid zu besuchen. Ein Glück, dass noch Übernachtungsmöglichkeiten frei waren 🙂 Schön, so ein Fest aus der Nähe zu bestaunen. Der König glänzte zwar mit vornehmer Zurückhaltung, aber es scheint auch so ein ereignisreicher Tag gewesen zu sein.

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