Ich blogge nicht mehr live vor Ort, aber dennoch weitgehend in Farbe.
Dieser Umstand nimmt einerseits meinen Lesern den Charme des Gefühls, dabei zu sein und mir die Freude, über die Kommentare von unterwegs mit euch interagieren zu können.
Es hat jedoch auch unschlagbare Vorteile, die letztendlich überwiegen. Mir bleibt vor Ort deutlich mehr Zeit, zu erleben und zu genießen. Und ihr bekommt sorgfältiger bearbeitete Fotos und in Ruhe verfasste Texte „geliefert“, die vom Beigeschmack des Gehetztseins befreit sind.
Eure Kommentare sind natürlich weiterhin mehr als willkommen! So macht das Bloggen doch erst richtig Spaß 😎.
Während es in Berlin bereits kräftig herbstelt, schwelge ich in lebhaften Erinnerungen an unsere diesjährige Sommerreise, die uns ab Ende August für drei Wochen in den südwestlichsten Zipfel Europas nach Portugal führte.
Tag 1
Es geht endlich los! Am frühen Nachmittag bringt uns TAP Portugal nach Lissabon. Wir starten pünktlich – in Tegel keine Selbstverständlichkeit 😅! Doch letztendlich landen wir dann doch später als geplant in der portugiesischen Hauptstadt.
Denn in der Reihe hinter uns erleidet eine Dame während des Fluges eine Panikattacke, die nicht nur in der Luft den beherzten Einsatz der Crew und einer mitreisenden Ärztin erfordert, sondern nach der Landung auch die Rettungskräfte am Flughafen in Lissabon in Aktion treten lässt. Und das dauert … Zum Glück erholt sich die Dame außerhalb des Fliegers wieder recht schnell. Und wir anderen Passagiere können ebenfalls von dannen ziehen.
Die U-Bahn bringt uns zu unserem Hotel in unmittelbarer Nähe vom Bahnhof Rossio. Große Action ist bei uns heute nicht mehr angesagt. Wir streifen noch ein wenig durch die Altstadtgässchen, lassen uns beim Italiener um die Ecke ein Abendessen servieren und läuten anschließend den Feierabend ein.
Tag 2
Der Sonntag beginnt heiter. Am liebevoll arrangierten Büffet checkt die Elke nicht, dass man sein Frühstücksei hier nach eigenem Gusto kochen kann. Und so bekleckere ich in der naiven Annahme, ein gekochtes Ei in der Hand zu haben, meinen Teller, den Tisch und mich mit den glibberigen Bestandteilen des Rohmaterials 😅.
Unfallfrei checken wir aus, laufen die überschaubaren 150 Meter zum Regionalbahnhof und gönnen uns vor der Abfahrt noch ein liebgewonnenes Ritual bei Starbucks. Ihr ahnt, was kommt!

Die S-Bahn bringt uns in 40 Minuten nach Sintra. Unser Zimmer im Boutique Hotel Sintra (sehr empfehlenswert!) ist am späten Vormittag schon bezugsfertig, sodass wir unsere Siebensachen gleich loswerden und von der schweren Last befreit durchstarten können.
Ja, wo sind wir hier eigentlich? Sintra liegt inmitten der Serra da Sintra, einem hügeligen Mittelgebirgszug auf etwa 200 bis 300 Metern Höhe, der Lissabon vom Atlantik trennt. Das Klima hier ist auch im Sommer angenehm, weswegen das Städtchen nicht nur von der Königsfamilie, sondern auch von zahlreichen betuchten Menschen aus aller Welt zum Reiseziel oder gar zum Wohnsitz erwählt wurde. Dazu gehörte beispielsweise auch Lord Byron.
Das sieht man der attraktiv in einer Schlucht gelegenen Kleinstadt auch an. Villen, prächtige Herrenhäuser und nicht zuletzt ein spektakulärer Palast buhlen mit der sehr schönen Altstadt um die Gunst der Besucher. Von letzteren gibt es hier in der Tat eine Menge. Bei den meisten handelt es sich um Tagesbesucher, die aus Lissabon anreisen.

Nun aber los! Kaum raus aus dem Hotel, sehen wir uns zu einem ersten Stopp gezwungen. Bekannte Persönlichkeiten bevölkern die Fenster des benachbarten Gebäudes, vor dem ein imposanter Kerl in der Farbe der Hoffnung Platz genommen hat. Hier hat das News Museum eine Heimat gefunden.


Wir schlendern gemächlich durch das historische Zentrum …

… und bewundern Details des Palácio Nacional de Sintra und die Aussicht von dessen Vorplatz aus.


Der Palast ist der einzige vollständig erhaltene mittelalterliche Herrscherpalast Portugals. Auf den Fundamenten einer maurischen Wohnanlage aus dem 10. Jahrhundert errichtet, bekam er bis ins 19. Jahrhundert diverse Anbauten in verschiedenen Baustilen verpasst. Dennoch – oder gerade deshalb – ist er eine Augenweide. Hier eine Aufnahme vom späteren Nachmittag „von oben herab“:

Nach einem leckeren Essen beim Inder packt uns der sportliche Ehrgeiz. Statt uns zu den nächsten beiden Zielen faul kutschieren zu lassen, reißen wir ordentlich Höhenmeter per pedes. Ein wunderschöner Weg durch den Parque da Pena führt uns durch üppiges Grün und entlang der Villa Sassetti hoch zur Festung. Bei diesen Anblicken und Aussichten sind die körperlichen Anstrengungen bei zunehmenden Temperaturen schnell vergessen!



Und schon schiebt sich das Castelo dos Mouros in unser Blickfeld.

Die imposante Festung wurde im 10. Jahrhundert von den Muslimen, die die Iberische Halbinsel besetzten, erbaut. Von hier aus wurden die Atlantikküste und die nördlichen Gebiete bewacht. Zudem diente die Festung als militärischer Vorposten Lissabons. Die Ruinen der Burganlage wurden im 19. Jahrhundert konserviert. Ein vollständiger Wiederaufbau erfolgte allerdings nicht.
Es ist einfach herrlich, in diesem weitläufigen Gelände herumzulaufen und die grandiose Aussicht zu genießen. Und das tun wir dann auch ausgiebig.


Der Nachmittag schreitet voran. Und dabei haben wir das Highlight des Tages noch vor uns! Ein wenig Fußarbeit müssen wir noch leisten.
Und dann stehen wir vor dem Palácio da Pena, dem mit dem unausrottbaren Vergleich mit dem Schloss Neuschwanstein meiner Meinung nach Unrecht getan wird. Klar, der irre Stilmix aus allen erdenklichen portugiesischen und deutschen Baustilen ist gewagt, aber dennoch weniger kitschig geraten als das Vergleichsobjekt in Deutschland.
Jedenfalls hat sich Prinzgemahl Ferdinand von Sachsen-Coburg-Gotha ordentlich ins Zeug gelegt, als er um die alte Klosterruine herum diesen Palast errichtete. Gotik, Manuelinik, Renaissance und Rokoko treffen auf fernöstliche und maurische Stilelemente – und finden doch zu einer überraschenden und farbenfrohen Einheit. Aber urteilt selbst!











Wer von euch schon in Lissabon war, schaue einmal genau auf den großen Hauptturm des Palácio da Pena. Na, fällt euch was auf?
Wir hatten im Vorfeld total unterschätzt, wie lange man sich auf der Festung und im Gelände des Palastes aufhalten kann und wie groß der gesamte Park ist – und welche Aufstiege man meistern muss. Und so kommt es, dass wir die Palastanlage erst kurz vor der Schließzeit um 19 Uhr verlassen.
Der Abstieg bietet ein fotografisches Kontrastprogramm, das ebenfalls ein näheres Hinsehen lohnt.


Den Ausblick auf den Nationalpalast im fotogenen Abendlicht habe ich euch bereits weiter oben gegönnt.
Höchste Zeit für ein Abendessen im lauschigen Villa 6, wo uns ein leckeres veganes Mahl serviert wird. Unser anschließender kurzer Verdauungsspaziergang durch die Altstadt von Sintra gestaltet sich abends deutlich beschaulicher. Denn die Tagestouristen sind längst nach Lissabon zurückgekehrt. Stefan lässt es sich natürlich nicht nehmen, seiner Kamera eine Spätschicht zuzumuten. Hier zwei seiner Werke im romantischen Abendlicht.


Jetzt aber schleunigst ins Bettchen nach diesem langen und fantastischen Tag! Denn morgen wartet ein Abenteuer der etwas anderen Art auf uns.
puh was soll ich da schreiben bei so vielen tollen Fotos ! Ich fange von hinten an !
Rathaus by night, super klar und scharf und ich bin ja ein Fan von der Nachtfotografie !
Das darüber natürlich auch top
Traum in rosa, Orient im Oxident, das sind meine Favoriten ! Sehr schön auch die Villa Kunterbund . Dann noch das Bild „Linientreu“ ! super
Also alles ganz tolle Fotos !!!! VG Manni
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Danke, Manni. Dein Lob freut mich sehr!
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Oha, was für ein Start. Was hatte die Dame im Flugzeug denn? Flugangst?
Ein Foto von dir und dem Ei hätte ich doch zu gerne gesehen. Stefan soll nächstes Mal bitte für einen nachhaltigen Beweis sorgen.😜
Bezgl. netter „brüsten“: haben die da nicht eine Tür vergessen?😅
Die Villa Sassetti gefällt mir ausgesprochen gut. Könnte ich mir sehr wohl als Zweitwohnsitz vorstellen.
Der bunte Palast hat schon was, der Stil- und Farbmix ist aber in der Tat auch wirklich gewagt. Ich habe mir schon oft überlegt, ob ich ihn schön finde oder eher nicht. Bin noch zu keinem Ergebnis gekommen.🤷♀️
Was hat es mit dem Hauptturm auf sich? Mir fällt nichts auf, obwohl ich in Lissabon war.🤔
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Die Dame im Flugzeug hatte eine Panikattacke. Das ging so weit, dass das Sauerstoffgerät ran musste … Ja, das hätte dir gefallen: eine Nahaufnahme von meinem Kampf mit dem Ei 😅. @ vergessene Tür: sowas wird meist überschätzt … @ Hauptturm im Pena: es ist eine exakte Kopie des Torre de Belém in Lissabon!
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Ach Mensch, das wäre mir tatsächlich nicht aufgefallen.🙈
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😂😂😂
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Liebe Elke,
danke für die tollen Bilder. Da Reisen gerade sehr schwierig ist, versuche ich gerade meine Lieblingsreiseziele nochmals virtuell zu entdecken. Sintra gehört da definitiv dazu. Wunderschön und magisch…
Tipp – Durch den wirklich sehenswerten Palast „Palácio Nacional da Pena“ und den Park könnt Ihr auch eine online bzw. 3D Tour machen:
https://www.portugal-reiseinfo.de/lissabon/umgebung/sintra/sintra/
Viel Spass
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Schön, dass du meinen Bericht zu Sintra dazu nutzt, dich gedanklich wieder dorthin zu beamen, jetzt, wo es „in echt“ schwierig bis unmöglich ist. Danke für den Tipp mit der Online-Tour durch den Palast! Das werde ich mir die Tage gerne mal ansehen.
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