18. Februar 2024

Bei angenehmen und etwas windigen 24 Grad peilen wir heute einen Ausflug nach Yas Island an. Dort ist Abu Dhabis Welt des Entertainments zuhause. An den Wochenenden bietet unser Hotel einen kostenlosen Shuttle unter anderem zur Ferrari World an. Diesen Service wollen wir gerne in Anspruch nehmen.

Und so stehen wir pünktlich um zehn Uhr mit einigen anderen Hotelgästen an der Rezeption. Und warten. Und warten. Kein Bus in Sicht. Das Personal wird sichtbar unruhig, hektisch werden ein paar Telefonate erledigt. Doch niemand macht Anstalten, den wartenden Gästen zu verraten, was Sache ist. Die Angestellten kommen ausnahmslos aus dem arabischen und asiatischen Kulturkreis. Mir schwant, dass da auch weiterhin keine freiwillige Info kommen wird. Denn zuzugeben, dass was gerade nicht klappt, wäre in ihrem Selbstverständnis nicht ohne Gesichtsverlust möglich. Und so schweigen sie lieber.

Sie tun natürlich weiterhin alles, um den Gästen den versprochenen Service zu bieten. Aber ich möchte dann doch lieber selber entscheiden, ob ich weiter warte oder auf eigene Kosten ein Taxi nehme. Und so „zwinge“ ich sie nach mehr als 45 Minuten vergeblichen Wartens durch direktes Nachfragen zu einer Auskunft.

Der Fahrer sei unterwegs, erfahre ich. Doch durch eine teilweise Streckensperrung kommen größere Fahrzeuge wie unser Bus nicht richtig durch, es könne noch weitere 20 bis 30 Minuten dauern. Da der Vormittag nun schon deutlich fortgeschritten ist, entscheiden wir uns für einen alternativen Transport. Mit zwei sehr netten jungen Frauen aus Shanghai, die wir beim Warten auf den Bus kennengelernt haben, teilen wir uns ein Taxi zur Ferrari World.

Die beiden haben erst recht keine Zeit zu verlieren. Haben sie doch für Dubai und Abu Dhabi jeweils nur drei Tage eingeplant, bevor es wieder zurück in die chinesische Heimat geht. Das ist mehr als sportlich, denn dafür mussten sie 16 Flugstunden via Doha antreten. Da will die knappe Zeit gut genutzt sein.

Dank unseres mit reichlich Frohnatur ausgestatteten Taxifahrers aus Ghana steht uns nun eine lustige und kurzweilige Fahrt bevor, die nach rund 25 Kilometern fast schon zu schnell endet. Sie erteilt uns auch so ganz nebenbei eine bereichernde Lektion in kulturellen Unterschieden. Als wir gleich zu Beginn der Fahrt einen kleinen Umweg fahren müssen, da die Uferstraße wegen einer Rad- und Laufsportveranstaltung gesperrt ist, lässt uns die Stimme Ghanas wissen, was sie davon hält. Nämlich absolut nichts!

In Accra, so erfahren wir, gibt es für sportliche oder politische Veranstaltungen gesondert ausgewiesene Flächen. Er findet das auch richtig so, denn dann könnten die Teilnehmer ihr Ding machen, ohne den fließenden Verkehr und die Öffentlichkeit zu stören und zu beeinträchtigen. Weg also von der Straße mit den lästigen Sportlern und Demonstranten! Unserem Gegenargument, dass es bei solchen Veranstaltungen aber doch gerade darum ginge, Aufmerksamkeit für ein Anliegen oder eine Aktivität zu bekommen, steht er skeptisch gegenüber.

Als Stefan und ich von den jährlich rund 500 Demos in Berlin und ihren Auswirkungen auf die Öffentlichkeit und den Verkehr erzählen, ertönt schallendes Gelächter aus den Mündern von zwei Chinesinnen und einem Ghanaer. „So ist das eben in einer Demokratie“, sagt Stefan. Ja ja, sagen die Vertreter aus China und Ghana. Und aus gleich drei Gesichtern will das breite Grinsen einfach nicht mehr verschwinden 😅. Was aus unserer Sicht demokratisch akzeptierte Meinungs- und Versammlungsfreiheit ist, geht bei anderen als der blanke Irrsinn durch.

„Too much talking“, sagt der Mann aus Ghana dann auch erst, als ihn die freundliche Navi-Dame auf seine zu hohe Geschwindigkeit hinweist. Lieber lenkt er stattdessen das Thema um. Er würde gerne von Stefan nach Deutschland eingeladen werden für zwei Wochen Urlaub, da er mit seinem ghanaischen Pass nur mit Einladung einreisen kann. Doch wir kürzen das heikle Thema ab und fragen stattdessen nach seiner Familie. So erfahren wir, dass seine Frau im senegalesischen Dakkar lebt, da sie keine Lust auf ein Leben in den VAE hat. Und so sehen sie sich eher selten.

Was? Schon da? Na dann wollen wir uns mal umschauen. Eine der beiden Damen aus Shanghai biegt direkt zur Warner Brothers World ab, während uns die andere noch ein Stück des Weges in Richtung der Ferrari World begleitet.

Ich kenne die Gegend natürlich schon von meinem letzten Trip, freue mich aber sehr, sie nun auch Stefan zeigen zu können. Was Infos und Fotos betrifft, halte ich mich dieses Mal zurück, denn im Grunde habe ich alles schon in diesem Bericht gezeigt und erzählt. Dennoch möchte ich euch auch an dieser Stelle die gigantische Ferrari World zumindest von außen noch einmal in Erinnerung rufen.

Ein Gebäude ist jedoch auch für mich neu. Es liegt direkt gegenüber der Ferrari World und existierte anno 2018 nur als Ankündigung auf einem großen Plakat. Mittlerweile ist der futuristische und facettenreiche Kubus, der eine Indoor-Kletterhalle und Skydiving-Flugkammer beheimatet, fertiggestellt worden. Schick, oder?

Bevor wir weiterziehen, statten wir dem Starbucks noch einen schreibfehlerfreien Besuch ab, …

… bewundern vor einem anderen Restaurant diese überdimensionierte Kaffeekanne …

… und machen uns dann an diversen Careem Bikes zu schaffen. Doch dieses Mal ist unser Wunsch, die kurze Strecke zum nächsten Ziel mit dem Fahrrad zurückzulegen, zum Scheitern verurteilt. Keines der Räder lässt sich aufschließen, weder mit Sanftmut noch mit roher Gewalt. Nun, dann muss eben wieder ein Taxi her für die überschaubaren vier Kilometer.

Das W Hotel, das 2018 noch Viceroy hieß, zieht uns bzw. vor allem Stefan eine ganze Weile in seinen fotografischen Bann. Heute hält sich auch der systemimmanente Autolärm auf der berühmten Formel 1-Strecke, auf deren Gelände das Hotel steht, im Gegensatz zu meinem letzten Besuch einigermaßen in Grenzen. Das soll jetzt natürlich keine Beschwerde sein! Denn wenn man an eine Rennstrecke fährt, ist die Geräuschkulisse nun mal eine andere als im Wald 😁.

Als Stefan seinen Fotorausch ausgelebt hat, laufen wir einmal um die Marina herum, futtern kurz was, drücken noch einmal auf den Auslöser …

… und treten dann am Nachmittag per Taxi den Heimweg an. Als wir im benachbarten Lulu Supermarkt noch kurz für Nachschub sorgen, bemerken wir, dass es in der Obst- und Gemüseabteilung eine Mitarbeiterin gibt, die nur für das Abwiegen der Ware zuständig ist. Und so drücken wir ihr brav unsere gefüllten Tüten in die Hand. Nicht zum ersten Mal fällt uns in den VAE auf, dass die Arbeitswelt noch deutlich personalintensiver ist als bei uns.

Den restlichen Nachmittag verbringen wir auf der Dachterrasse unseres Hotels. Wir machen es uns auf den Liegestühlen bequem, lesen, bis es dunkel wird und schauen gedanklich auf einen richtig schönen, lustigen und entspannten Tag zurück.

Und während ich mich in die abwechselnd rot, grün und blau beleuchteten Poolfluten stürze, …

… könnt ihr euch bei Interesse in meine 2018 verfassten allgemeinen Infos und Gedanken zu Abu Dhabi vertiefen. Morgen geht es wieder etwas actionlastiger zu. Stay tuned!

6 Gedanken zu “Abu Dhabi – Es lebe der Unterschied!

  1. Was? Fehlerfrei bei Starbucks? Wie unoriginell 🤣
    Dabei waren doch die vielfältigen Derivate Deines schönen und zugegebenermaßen eigentlich auch unkomplexen Vornamens auf Deinen Reisen immer ein Lacher. ☺️
    Aber die afro-chinesische Taxi-Crowd war dafür auch illuster. Aki Kaurismäki hätt‘ sicher seinen Spaß gehabt 😉🥳

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    1. Das kann ich mir lebhaft vorstellen 😁. Ich sag‘s ja: du musst mal in die Emirate reisen! Und wenn du dich mit der Architektur und den Autos ausgetobt hast, kannste dich in Ruhe am Strand erholen. Das Wetter passt dort ja fast immer!

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  2. Spannend zu erfahren, wie Menschen aus anderen Ländern mit einer uns nicht immer verständlichen Politik ihre Welt betrachten. Manchmal ist das Unverständnis unserer Mentalität und unseren Werten gegenüber ebenso groß wie unser Unverständnis. Wo wir „die anderen“ als zu hart in ihrem Vorgehen betrachten, betrachten sie uns vielleicht als „zu weich“. Immer schön und erhellend, sich darüber austauschen zu können 🙂

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