Schon wieder USA? Kann man denn da noch hin? Ja, man kann, wenn man will. Und wir wollen, jenseits aller politischer Turbulenzen.

Am Dienstag steigen wir in den ICE in Richtung Frankfurter Flughafen, wo wir am späten Nachmittag pünktlich auf die Minute (!) ankommen. Unser Hotel liegt von hier aus nur eine U-Bahnstation entfernt, was uns am morgigen Abflugtag einen entspannten Start ermöglichen wird. Das Abendessen, das wir um die Ecke des Hotels einnehmen, ist lecker. Doch der wahre Grund, weshalb ich das asiatische Etablissement hier erwähne, ist ein anderer. Seht selbst 😃:

Am Mittwochmorgen geht’s zum Flughafen, wo ein kurzer Schreckmoment auf Stefan lauert. Ein alternativer Reisepartner dient sich an! Doch letztendlich bleibt Stefan meine Nummer Eins.

Am späten Vormittag machen wir es uns in der Premium Economy von Lufthansa gemütlich. Mehr Beinfreiheit, breitere und weiter zurücklehnbare Sitze sind uns diese Mehrausgabe auf einem Langstreckenflug wert. Und besseres Essen auf „richtigem“ Geschirr gibt es als schöner Nebeneffekt auch.

Am Nachmittag landen wir pünktlich in Detroit. Unsere Uhren drehen sich um sechs Stunden zurück. In neuer Rekordzeit von genau zwei Minuten reisen wir ein. Wie das? Nun, das gar nicht mehr so neue MPC-Verfahren scheint sich bei der Masse der aus dem Ausland Einreisenden noch nicht herumgesprochen zu haben. Jedenfalls steht an dem gesondert dafür ausgewiesenen Schalter außer uns nur ein weiterer Reisender. So schnell können wir kaum die Pässe aus den Taschen zerren, wie wir schon an der Reihe sind. Wirklich erstaunlich, dass das nicht mehr Leute nutzen und sich stattdessen lieber in die ewigen Schlangen der „normal“ Einreisenden reihen. Nun, liebe Leser, ihr jedenfalls könnt ab jetzt nicht mehr behaupten, ihr hättet von nichts gewusst 😃.

Draußen vor dem Flughafen ordere ich ein Uber, das uns zur gebuchten Unterkunft bringen soll. Michelet, ein gebürtiger Haitianer mit ausgesprochener Frohnatur, ist in Plauderlaune. Die kurzweilige Fahrt bringe ich knapp auf den Punkt: viel gequatscht, viel gelacht. Das geht ja schon mal gut los.

Das gebuchte Apartment in einer ruhigen Wohngegend stellt sich als Mini-Reihenhäuschen auf zwei Etagen heraus, das wir für uns alleine haben.

Wir schaffen noch eine Runde durch den nächsten Supermarkt, halten irgendwie tapfer durch bis 21 Uhr, checken die Wetterlage für die nächsten Tage …

… und kippen dann ins Koma.

Am Donnerstag wachen wir erstaunlich gut ausgeschlafen auf. Früh wach, früh raus. Wir wohnen fußläufig zur Midtown und starten unsere Tour deshalb zu Fuß. „Unsere“ Straße, die East Ferry Street, entpuppt sich als recht adrette Wohngegend mit ansehnlichen Gebäuden, wenig Verkehr und viel Grün. Es fühlt sich sehr nach Vorort an.

Nach rund 15 Minuten Fußweg landen wir im Museumsviertel von Midtown. Das Charles H. Wright Museum of African American History lockt uns mit seinem Äußeren an, …

… doch uns zieht es inhaltlich mehr ins berühmte Detroit Institute of Arts.

Dieses fantastische Museum bietet von den alten Ägyptern bis hin zu zeitgenössischen Werken alles, was das Kunstherz (bitte nicht falsch verstehen 🤣) begehrt. Doch zuerst müssen Kaffee und Tee her, begleitet von einem zweiten Frühstück. Das Ambiente lädt zum Verweilen ein.

Dann drehen wir unsere Runden in dem an diesem Morgen noch erstaunlich wenig besuchten Museum. Die verschiedenen Ausstellungen gefallen uns richtig gut. Die Details erspare ich euch. Doch das Highlight kann ich euch nicht vorenthalten: der Rivera Court. Die Detroit Industry Murals bestehen aus einer Ansammlung von Fresken des mexikanischen Künstlers Diego Rivera. Nie gehört? Aber der Name seiner Frau sagt euch bestimmt was: Frida Kahlo. Die Freskenreihe besteht aus 27 Tafeln, die den gesamten Innenraum des Rivera Court einnehmen.

Hier wird nichts weniger als die Geschichte der amerikanischen Industrie mitsamt ihren Nebenfacetten und Begleiterscheinungen thematisiert: die Produktionsbasis, die Arbeitskräfte, die Kluft zwischen Arm und Reich, die gegenseitige Abhängigkeit zwischen Nord- und Südamerika und nicht zuletzt das Thema Leben und Tod. Der Rivera Court beeindruckt uns sehr, und so betrachten wir die Details recht lange. Es ist schwierig, die Halle auf ein Foto zu bannen. Deshalb habe ich mich für ein Video entschieden.

Nun aber wieder hinaus mit uns an die tatsächlich frische Luft. Die zentrale Hauptachse durch Midtown und Downtown hindurch bis zum Ufer des Detroit River ist die Woodward Ave. An ihr wollen wir uns heute zur ersten Orientierung entlang hangeln.

Als wir den Museumsdistrict hinter uns lassen, tritt ein weiterer Hauptakteur der im nördlichen Teil Detroits gelegenen Midtown auf den Plan. Es ist die Wayne State University, die hier unübersehbar sehr präsent ist, auch mit tollen Gebäuden und einer großen Bibliothek. Kurzum: ein richtig schöner Uni-Campus mitten in der Stadt.

Entlang des Weges begegnen uns einige Schätzchen in Form von tollen Gebäuden (z.B. das Theater, das es heute aufs Titelbild geschafft hat) und guter Street Art.

Im mittleren Abschnitt kommt die Woodward Ave etwas trostloser daher, überzeugt aber dennoch mit ihrem alten Industriecharme. Kurz bevor wir die Downtown erreichen, zieht es uns hier und da noch in kleinere Nebenstraßen mit ganz eigenem Flair. Wir lieben das ja. Denn dort lauern immer gute Fotomotive.

Unsere nächsten Ziele sind hingegen teils Klassiker: das berühmte Fox Theatre, die für Detroit typische wilde Baumischung …

… und dann Stefans Heiliger Gral: der Comerica Park, das Heimstadion der Detroit Tigers. Der Zoo also? Nein, natürlich nicht! Das ist das Baseball-Team aus der M(ajor)L(eague)B(aseball). Stefan ist seit Jahrzehnten Fan und hätte auch gerne ein Spiel gesehen, wenn wir schon mal hier sind. Doch leider passen die Spielpläne der Tigers nicht mit unseren Reiseplänen zusammen. Sie schwingen gerade auswärts ihre Keulen.

Zeit für eine späte Mittagspause. Wir kehren bei DER Pizza-Institution der Stadt ein und werden nicht enttäuscht. Buddie’s berühmte, rechteckige und reichlich belegte Pizza schmeckt uns richtig gut.

Die anschließende kurze Regenphase nutzen wir für eine doppelte Rundfahrt (mal in die eine, mal in die andere Blickrichtung) mit dem kostenlosem People Mover. Das ist ein rund fünf Kilometer langes, automatisch betriebenes Hochbahnsystem, das die Innenstadt von Detroit umschließt. Die Wartezeit bis zur nächsten Abfahrt kann man sich gut mit Zeitungslektüre vertreiben.

Nachdem wir zwei Mal 20 Minuten lang unsere Runden gedreht und uns einen guten ersten Überblick über die Innenstadt verschafft haben, wagen wir uns wieder nach draußen. Der Regen hat mittlerweile auch schon wieder Feierabend.

Der Nachmittag ist schon recht fortgeschritten. Doch den kurzen Abschnitt der Woodward Ave zwischen Grand Circus und Campus Martius weiter südlich nehmen wir noch mit. Was wir sehen, gefällt uns richtig gut! Alt und neu, hoch und niedrig präsentieren sich die Bauten – und fügen sich harmonisch zueinander, wie wir finden. Platz für intellektuelle Freizeitaktivitäten findet sich dazwischen auch. Wir sind schon sehr gespannt auf morgen, wenn wir hier in der Gegend etwas tiefer eintauchen in das Herz der Stadt.

Im Gegensatz zu den beiden Schachspielern übermannt uns nun die Mattigkeit. Wir steigen in die QLine, eine kostenlose Straßenbahnlinie, die die Woodward Ave hinunter bzw. hinauf fährt. Sie wird uns fast bis nach Hause bringen. Detroit ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln, von Bussen abgesehen, nicht sonderlich gut ausgestattet. Doch wir haben Glück und wohnen in Laufweite zu einer der Straßenbahnhaltestellen. Zehn Minuten Fußweg dorthin sind wahrlich überschaubar.

In unserer Wohnung legen wir die Füße hoch und blicken auf einen sehr abwechslungsreichen und spannenden Tag zurück. Wir hatten von Detroit nur eine vage Vorstellung und sind bisher sehr angetan. Mehr zur Stadt und zu unseren Erlebnissen gibt’s demnächst in diesem Kino auf diesem Blog. Stay tuned!

8 Gedanken zu “Detroit – Erste Eindrücke

  1. Gratuliere zur pünktlichen Bahnfahrt, ich hatte zuletzt kein Glück damit. War der Geräuschlachs denn sehr laut? Und habt ihr die Massago auch probiert?

    Ganz schön viele erste Eindrücke. Ich war ja mal 2014 geschäftlich in Detroit und wurde tatsächlich von den Gastgebern zu einem Heimspiel der Detroit Tigers eingeladen. Ich kann nicht behaupten, dass ich das Spiel verstanden hätte, aber die Atmosphäre war schon sehr beeindruckend. Grüße an Stefan 😃

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    1. @Bahn: Danke! Ich bin mir der Exklusivität dieses Erlebnisses durchaus bewusst 😁. Dein Drama habe ich ja „live“ mitbekommen und selbst auch schon einiges in dieser Richtung erleben dürfen. @Restaurant: den Geräuschlachs haben wir gemieden, da wir eine zu hohe Lärmbelästigung befürchtet haben. Und für die Massago am Schluss hatten wir uns dann irgendwie keine Zeit mehr genommen. Vielleicht beim nächsten Mal 😁.

      @Detroit: dein Tigers-Erlebnis hat Stefan in eine mittelschwere Neidkrise gestürzt. Doch ich bin sicher, dass er eines Tages darüber hinwegkommen wird. Aber echt klasse, dass dir seinerzeit so ein Erlebnis ermöglicht wurde. Klar, noch schöner wäre es natürlich gewesen, wenn sich dir das Spiel an sich mehr erschlossen hätte. Doch vom soziokulturellen Aspekt her hast du ja einiges mitgenommen 👍. Es ist tatsächlich so, dass das Spiel auf „Unbedarfte“ recht langweilig wirken kann. Doch wenn man es im Detail versteht, ist es hoch spannend, auch wenn scheinbar „nichts“ passiert, sprich wenig Runs kommen.

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  2. Die USA, da kann man mit Sicherheit immer wieder hin und findet dort neue, sehenswerte Ziele. Das MPC Verfahren war mir tatsächlich neu, kann aber nur genutzt werden, wenn man schon mal in den Staaten war. Momentan kommt eine USA-Reise für mich nicht infrage und der Reisekalender ist eh schon zwei Jahre im Voraus voll. Mal schauen, was die Zukunft bringt. Bei unserer Vorliebe für vor allem „schwierige“ Reiseziele werden wir, sofern wir in die Staaten wollen, um eine liebevolle, persönliche Befragung der Beamten wohl nicht rumkommen 😉

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    1. Das ist richtig. MPC geht nur für Wiederholungstäter. @Reisekalender: echt jetzt 😅? Du hast schon zwei Jahre im Voraus alles durchgeplant? Na das nenne ich mal zielstrebig! @Liebevolle Befragung: vermutlich liegst du da richtig. Erhöhte Aufmerksamkeit wäre dir sicher 😁.

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