26. – 27. September 2024

Wieder einmal packen wir unsere Sachen ins Auto und peilen unser nächstes Ziel an. Auf dem Weg dorthin …

… nehmen wir noch einen kleinen Umweg in Kauf, um den kleinen, aber feinen Gooseneck State Park zu besuchen. Das noch immer weitgehend unbeachtete Kleinod liegt nur wenige Kilometer von unserem letzten Standort Mexican Hat entfernt. Der zusätzliche Schlenker hat sich definitiv gelohnt! Der kleine Park serviert uns schöne Ausblicke bei sehr geringem Andrang.

Dann geht’s weiter auf dem direkten Weg nach Page, wo wir für vier Nächte unser Lager aufschlagen werden.

Heute fällt uns verstärkt auf, dass die Drängelei auf den Straßen auch in den USA deutlich zugenommen hat. Auch wenn wir nicht unter der jeweiligen Höchstgeschwindigkeit fahren, hängt uns praktisch immer jemand an der Stoßstange. Das hatten wir von früheren Road Trips als deutlich entspannter in Erinnerung.

Am frühen Nachmittag erreichen wir Page. Hier drehen wir die Uhr um eine Stunde zurück. Nun sind wir wieder in Arizona und hinken Deutschland neun Stunden hinterher.

Page liegt auf rund 1.300 Metern Höhe. Im Vergleich zum Monument Valley sind das fast 1.000 Höhenmeter weniger, was sich auch deutlich in den Temperaturen spiegelt. Hier erwarten uns satte 34 Grad, die uns auch in den nächsten Tagen begleiten werden. Auch am Abend fällt das Thermometer nur knapp unter die 30-Grad-Marke. Nicht exakt das, was für Ende September erwartet hätten!

Bevor wir im Hotel einchecken, statten wir dem berühmten Horseshoe Bend einen Besuch ab, der nur wenige Kilometer vor der Stadtgrenze von Page zu finden ist. Die hufeisenförmige Schleife des Colorado River hat sich an dieser Stelle etwa 300 Meter tief eingeschnitten. Der sogenannte Navajo-Sandstein, der hier zu sehen ist, besteht aus versteinerten Überresten von Dünen einer urzeitlichen Sandwüste.

Direkt an der Durchgangsstraße befindet sich ein riesiger Parkplatz, der es locker mit den täglichen Besuchermassen aufnehmen kann. War er früher kostenlos, so sind seit ein paar Jahren zehn US-Dollar pro Fahrzeug zu zahlen. Von dort aus trennt uns noch ein etwa zehnminütiger Spaziergang bis zur berühmten Aussicht. Und hier ist sie, die bescheidene amerikanische Antwort auf die noch berühmtere Saarschleife!

Von hier aus geht’s für uns direkt ins Motel, wo wir den Tag gemütlich am Pool ausklingen lassen.

Am nächsten Tag, einem Freitag, schlendern wir Richtung „Downtown“. Sie liegt fußläufig zu unserem Hotel, stellt sich letztendlich aber dann doch mehr als klassische amerikanische Durchfahrtstraße mit Hotels, Gastronomie, Supermärkten und ähnlichen Versorgungseinrichtungen heraus. Page lässt vermissen, was ich in Moab so geschätzt hatte. Lebendiges Stadtflair eben. Aber ein Café mit einschlägigen Aufputschmitteln finden wir natürlich schon.

Danach wird es aufregend. Wir haben eine dreistündige Fototour im Antelope Canyon X gebucht. Damit dauert sie doppelt so lang wie eine normale Tour, und es sind weniger Teilnehmer dabei. Vor allem aber ist in diesem Slot Canyon noch erlaubt, was sowohl beim Lower als auch beim Upper Antelope Canyon nicht mehr gestattet ist: man darf sowohl eine (Foto)Tasche als auch ein Stativ mitbringen. Zusätzlich dazu hat uns der Umstand, dass der Canyon X immer noch fast ein Geheimtipp ist, dazu bewogen, diese Tour statt eine der herkömmlichen zu buchen.

Schnell noch ein Besuch im mobilen Outdoor-Badezimmer – ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an mein williges Model Kate! – …

… und dann warten wir am Treffpunkt gespannt auf die Einteilung der Touristenhorde in verschiedene Gruppen. Nun stellt sich erfreulicherweise heraus, dass wir insgesamt nur zu fünft (plus Guide) auf der speziellen Fototour unterwegs sein werden. Perfekt!

Zu uns gesellt sich ein Amerikaner, der wie wir mit voller Kameraausrüstung inklusive Stativ an den Start geht. Dazu kommen zwei junge Kanadierinnen auf Posie-Trip. Um ihre Hälse hängt jeweils nur ein Smartphone. Ihr Hauptgepäck indes besteht aus einem großen Seesack voller schicker Klamotten 🤣. Sie werden in den folgenden drei Stunden mit Umziehen und Posen voll ausgelastet sein. Sie erweisen sich während der Tour jedoch als sehr rücksichtsvoll und höflich. So kommen wir uns alle nicht in die Quere.

Wir haben richtig viel Zeit, um uns in dem kleinen, zweiteiligen Canyon in Ruhe umzusehen und zu fotografieren. Da stört es auch nicht weiter, dass etwa alle 20 Minuten eine weitere Gruppe „Normal-Besucher“ flott durch den Canyon gejagt wird. Dann räumen wir eben mal schnell unsere Stative zur Seite, und kurze Zeit später sind wir wieder alleine. Das macht richtig Spaß! Denn die Antelope Canyons sind ja nicht ohne Grund die Attraktion schlechthin in dieser Gegend.

Für mich endet die Tour etwas unrühmlich. Denn von einer Sekunde auf die andere – zum Glück bin ich schon fertig mit Staunen und Fotografieren – streckt mich eine akute Kreislaufschwäche nieder. Übelkeit, Schweißausbrüche am ganzen Körper, Schwindel. Das volle Programm. Wie gut, dass ich den Arzt hier ja immer dabei habe! Ich kann mich binnen Sekunden nicht mehr auf den Füßen halten und schaffe es gerade noch rechtzeitig, halbwegs kontrolliert auf den sandigen, kühlen Boden zu sinken. Dann Füße hoch, Wasser trinken, einen nassen Lappen in den Nacken und ins Gesicht. Stefan handelt ruhig und überlegt.

Wenig später übernehmen zwei umsichtige und gut geschulte Navajo-Guides die Versorgung der Schwundrübe. Mit einer Elektrolytlösung angereichertes Wasser rinnt durch meine Kehle und wird mich innerhalb der nächsten Viertelstunde wieder in einen weitgehend stabilen Zustand versetzen. Parallel dazu verwickeln die beiden mich in ein Gespräch mit dem offensichtlichen Ziel, mich irgendwie im Wachzustand zu halten. Das gelingt auch. Währenddessen stellen sie Stefan ein paar grundlegende Fragen zu meinem Gesundheitszustand. Und das alles, während eine zwischenzeitlich eingefallene chinesische Touristenhorde aufgeregt um mich herumspringt, um ein paar schicke Fotos zu machen. Nein, natürlich nicht von mir!

Nach etwa 15 Minuten bin ich wieder auf den Beinen. Zwar noch etwas wackelig, aber es geht schon. Unser Guide indes traut dem Frieden nicht wirklich und besteht darauf, dass ich nicht zu Fuß den steilen Weg bis zum Jeep bewältige, sondern in Begleitung von Stefan mit einer Art großem Golfmobil nach oben chauffiert werde. Ende gut, alles gut.

Die Navajo, auf deren heiligem Land wir uns hier bewegen durften, fühlen sich der hiesigen Erde ja sehr verbunden. Ich hingegen hätte in dem Bestreben, es ihnen gleich zu tun, nicht gleich so übertreiben müssen 🤣.

Doch ich will den Bericht über diese fantastische Tour nicht so enden lassen. Das würde dieser unfassbar schönen Szenerie keinesfalls gerecht. Deshalb zum Schluss noch ein paar weitere fotografische Impressionen vom Antelope Canyon X. Enjoy and stay tuned!

20 Gedanken zu “Page – Von Hufeisen und Antilopen

  1. Die Antelopes sind so schön, das könnte sich ein Mensch nicht ausdenken. Kein Wunder, dass es dir da schwindelig wurde. Ich glaube, die klimatischen Bedingungen dort sind halt nicht zu unterschätzen. Die Wüste ist eben eigentlich nicht für Menschen gemacht.

    Gegen deine Saarschleife können die Bends natürlich nicht anstänkern, aber schön sind sie auch 😉

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    1. Ja, diese Canyons sind fast zu schön, um wahr zu sein. Schönheit kann einen in der Tat schwindelig werden lassen 😅. Und ich hatte definitiv an dem Tag gegen meine sonstige Gewohnheit einfach zu wenig getrunken. Plus das Wetter war es dann in der Summe einfach zu viel.

      Sehr schön, dass wir uns in der Bewertung zu Saarschleife versus Bends vollkommen einig sind 😇.

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  2. Na du machst ja Sachen! Dein Schwächeanfall hing wahrscheinlich mit dem langen Tag und der Hitze zusammen. Hatte ich auch mal auf dem Rückflug von Island nach einem längeren Besuch in der Blauen Lagune …. Damals hat man mir jede Menge Cola eingeflößt, was wie Elektrolytlösung gut funktioniert hat. Danach hatte ich jahrelang immer Cola beim Wandern im Rucksack, obwohl ich das Zeug nicht mag. Vorsichtshalber empfehle ich dir einen medizinischen Check up.
    Die Horseshoe Band sieht – sorry – doch ein bisschen spektakulärer aus als die Saarschleife.
    Und der Antelope Canyon ist einfach eine Wucht und ein sensationelles Fotomotiv. Weiß nicht, warum wir dort in den 80 er Jahren nicht vorbei gefahren snd. Möglicherweise war der Ort damals noch nicht zugänglich ?

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    1. Ja, der Tag war lang und anstrengend, und ich hatte durchaus mit Absicht weniger getrunken als sonst, um den größeren Aufwand, während der drei Stunden unten im Canyon hoch zur Toilette zurückzukehren zu müssen, zu vermeiden. @Horseshoe Bend versus Saarschleife: war von mir natürlich nicht ganz ernst gemeint 😁. @Antelope: ich habe eben mal versucht, herauszufinden, seit wann diese Canyons für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Habe aber nur herausgefunden, dass sie in den 1930er Jahren zum ersten Mal dokumentiert und fotografiert wurden.

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  3. Felsen, geschmeidig wie Softeis. Beeindruckend. Bzw. wohl echt umwerfend! 😮‍💨😇👍😉

    #Saarschleife: definitiv schön und was dort drüben bei den Amis braun ist, ist in Mettlach erfrischend grün. Lohnt sich – für all die, die noch nicht dort waren 😎

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  4. Gut dass sie dich so schnell wieder aufgepäppelt haben. Was war da los, Wasser- und Elektrolytmangel? Überhitzung? Na jetzt kannst du aber erzählen, dass dich der Canyon wortwörtlich von den Socken gehauen hat 🙂

    Ich habe da bislang nur Tolles über diesen Ort gehört. Gut zu wissen, dass es da Fototouren gibt, vermutlich wäre ich ahnungslos in so eine chinesische „Normalo-Tour“ gestolpert und wäre nach zehn Minuten wieder draußen.

    Mich würdest du auch mit einem Smartphone um den Hals, allerdings ohne den Kleidersack am Rücken sehen 😉 Das hat aber geklappt mit den Mädels und euch. Scheint noch nette Influencerinnen zu geben.

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    1. Ja, der Canyon hat mich wahrlich im doppelten Wortsinn von den Socken gehauen 😁. Der Grund war sicher das ungünstige Zusammenspiel von hoher Temperatur, zu viel Action und zu geringer Flüssigkeitszufuhr. Und ja, es gibt sie, die netten Influencerinnen 😎. Wenn du eines Tages mal dahin reisen solltest, wärest du mit Smartphone und ohne Kleidersack wirklich besser unterwegs.

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  5. Die Horseshoe Band sieht wirklich spektakulärer aus als die Saarschleife und der Antelope Canyon ist ein sensationelles Fotomotiv, das ich mir auch nicht entgehen lassen wollte. Ich war sogar in beiden drin. Deine Route gleicht fast meiner Route vor sieben Jahren
    LG Andrea

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    1. Den Spruch mit der Saarschleife sollte man bei mir nie ganz ernst nehmen 😁. Die Antelope Canyons sind wirklich einzigartig. Die darf man auf einer solchen Route keinesfalls auslassen. Wir sind mehr oder weniger die klassische Route gefahren, du offenbar auch.

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