25. September 2024

Zwischen unserer Unterkunft im gefühlten Niemandsland von Mexican Hat und unserem heutigen Ziel liegen theoretisch nur rund 20 Autominuten. Doch letztendlich …

… brauchen wir länger, denn die Aussichten am Wegesrand sind einfach zu verlockend, als dass wir einfach achtlos daran vorbei rasen könnten.

Und dann wäre da auch noch unser Anspruch, Fotos mit wenigen bis keinen Störfaktoren in die Kästen zu bekommen. Gut Ding will Weile haben! Und so harren wir Minute um Minute um Minute, bis endlich nichts und niemand mehr auf der berühmten Zufahrtsstraße zum Monument Valley zu sehen ist. Auch wenn wir bei Forrest Gump liebend gerne eine Ausnahme gemacht hätten.

Bevor wir in das berühmte Tal hineinfahren, gibt’s noch ein paar grundlegende Infos auf die Augen. Wind und Wasser haben im Laufe von Jahrmillionen diese bizarre Mondlandschaft mit ihren roten Sandsteinformationen, spitzen Felsen und Bergmassiven geschaffen. Das Monument Valley ist Teil des fast sieben Millionen Hektar großen Gebiets der Navajo, einer der First Nations in Nordamerika, und zugleich eines der bekanntesten Wahrzeichen im Südwesten der USA. Es sollte den meisten von euch ein Begriff sein, auch wenn ihr selbst nie dort wart.

Nicht nur wegen der zahlreichen bizarren Monolithe, die die schier unendlichen Weiten des Tals zieren. Vielmehr spiele ich auf seine lange Kino- und Werbefilmkarriere an. Den einen oder anderen Streifen aus der unten angefügten, unvollständigen Liste kennt ihr bestimmt, oder? Und zumindest die Mitteljungen unter euch erinnern sich sicher an den Marlboro Man. Heute kaum noch vorstellbar, dass Zigaretten so offensiv und romantisch beworben werden 😅.

  • „Ringo“ von John Ford (1939)
  • „Der Teufelshauptmann“ von John Ford (1949)
  • „Der Schwarze Falke“ von John Ford (1952)
  • „Spiel mir das Lied vom Tod“ von Sergio Leone (1968)
  • „Odyssee im Weltraum“ von Stanley Kubrick (1968)
  • „Easy Rider“ von Dennis Hopper (1969)
  • „Missouri“ von Blake Edwards (1971)
  • „Die schrillen Vier auf Achse“ von Harold Ramis & Amy Heckerling (1984)
  • „Zurück in die Zukunft III“ von Robert Zemeckis (1990)
  • „Forrest Gump“ von Robert Zemeckis (1994)
  • „Lone Ranger“ von Gore Verbinski (2013)

Ende des Werbeblocks. Her mit den Fotos! Voilà, hier ist die erste Runde:

Bevor wir uns am späteren Nachmittag im wahrsten Sinne des Wortes auf die Piste begeben, müssen wir eine grundlegende Entscheidung treffen. Eine 27 Kilometer lange Schotterpiste verläuft vom Besucherzentrum aus quer durch das Tal. Die Strecke gilt als holprig und rau, kann aber selbst befahren werden – wenn es seit längerer Zeit trocken war und man vorsichtig am Steuer agiert. Eine Karre mit Allradantrieb ist von Vorteil, noch besser wäre ein Jeep.

Wir haben weder das eine noch das andere, sondern nur einen ganz normalen Mietwagen. Sollen wir uns das echt antun? Der junge Navajo am Kassenhäuschen wirft einen kurzen Blick auf unser Auto und gibt uns das Go. Doch nachdem wir dem wilden Treiben auf der Piste von der höhergelegenen Aussichtsterrasse aus eine Weile zugeschaut und auch ein paar Erfahrungsberichte von bereits zurückgekehrten Besuchern angehört haben, die großteils schon nach ein paar Hundert Metern reumütig umgekehrt sind, steht für uns fest: Wir buchen eine geführte, zweieinhalbstündige Tour mit einem Navajo-Guide (130 $ pro Nase) und lassen unseren Mietwagen derweil auf dem Besucherparkplatz ruhen. Die Piste ist nach einem durchaus nassen Sommer einfach zu abenteuerlich.

Die anschließende Erfahrung zeigt: es war für uns die richtige Entscheidung. Die Strecke als Buckel- und Sandpiste zu beschreiben, wäre charmant untertrieben. Wir werden ordentlich hin und her, auf und ab geschleudert oben auf dem offenen Geländewagen der Extraklasse (siehe Foto). Gut ist auch, dass wir insgesamt nur zu sechst sind. So hat jeder einen „Fensterplatz“.

Klar, es wird nicht unbedingt immer da gehalten, wo, wann und wie das Fotografenherz danach lechzen würde. Aber das ist zu verschmerzen. Der Trip lohnt sich sehr! Zumal es bei den geführten Touren auf einen Extra Loop geht, den man als Selbstfahrer nicht befahren darf, inklusive eines Besuchs bei einer Navajo-Dame, die aus ihrem Leben und von ihrer Kultur erzählt.

Und so jagen wir die abenteuerliche Piste hin und her, auf und ab, immer gut unsere Rucksäcke festklammernd. Ist die Tour von Beginn an schon schön, so wird sie im Verlauf immer besser. Denn das Licht am Nachmittag ist ein Traum! Doch das haben euch die Fotos ja schon selbst erzählt.

Als sich der Tag dem Ende zuneigt, wird unser Guide hektisch. Er hat sich etwas in der Zeit verzockt, und nun droht uns, dass wir den Sonnenuntergang an der richtigen Stelle verpassen. Fast zu spät drücken wir deshalb auf die Auslöser. Doch ich finde, die Ergebnisse können sich dennoch sehen lassen. Danke, Monument Valley, dass du uns an deinen einzigartigen Panoramen in dieser wunderschönen Wildwestkulisse hast teilhaben lassen! Dieser Tag war echt ein Erlebnis.

12 Gedanken zu “Monument Valley – Hollywoods Zweigstelle

      1. Ja, tatsächlich. Die Dame am Schalter hat sich bei uns überschwänglich entschuldigt, dass sie leider nur noch einen Golf Automatik hätte. Wir waren über diese Auswahl sehr glücklich und nach 3 Wochen sehr zufrieden. Speziell an der Tankstelle hat der gegen alle Amischlitten gepunktet.

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  1. Na, die Aufnahmen sind trotz dem „zu spät“ Zeitpunkt wunderschön geworden, das Licht ist top. Was viele nicht wissen: nach dem „richtigen“ Sonnenuntergang, wenn die meisten nach Hause gehen, wird es richtig interessant. Das Rot wechselt in warmes, rauchig leuchtendes Grau, die Farben werden nochmals tiefer.

    Es ist immer gut zu wissen, wo die eigenen Grenzen sind 🙂 Ich hätte mich die Strecke auch nicht getraut. So habt ihr eine Besichtigungstour plus Action bekommen.

    Die Navajo Dame: wenn ich solche Wohnräume sehe, beschleicht mich immer die Vorstellung, dass sie nach getaner Führung in ihren SUV steigt und in ihr eigentliches Domizil, ein Penthouse mit Einbauküche fährt… Vielleicht bin ich da einfach zu westlich geprägt. Hinter jeder Folklore vermute ich Moderne. Was habt ihr den Spannendes von ihr erfahren?

    Natürlich sagt einem Monument Valley etwas, selbst wenn man die Ohren verschließt, von einer der berühmtesten Gegenden in den USA bleibt immer etwas hängen 🙂 Forest war anscheinend am Tag vorher da…

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    1. Stimmt, nach dem eigentlichen Sonnenuntergang wird es erst richtig schön. Ja, die Navajo-Dame und ihr Domizil: ich bin mir da auch unsicher, wie authentisch das noch ist und wie ihr Leben tatsächlich verläuft. Ich will mal gutgläubig sein und denke, dass sie zumindest noch in Teilen traditionell lebt bzw. aufgewachsen ist. Aber vielleicht bis du auch näher an der Wahrheit dran als ich. Wer weiß? Was wir von ihr erfahren haben? Hm, das hätte ich dir wenige Tage danach sicher noch qualifiziert beantworten können. Aber jetzt, ein halbes Jahr später, hüstel … was Forrest seinerzeit erzählte, ist mir hingegen deutlich präsenter 😁. Life is a box of chocolates. You never know what you‘ll gonna get. Oder so 😎.

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