13. – 15. September 2024

Nach 80 sehr sehenswerten Straßenkilometern entlang des Scenic Byway 12 erreichen wir …

… Escalante, die einzige nennenswerte Ortschaft im weitläufigen Grand Staircase-Escalante National Monument. Willkommen in einer typisch amerikanischen Kleinstadt mitten im Nirgendwo!

Der Nachmittag schreitet voran. Wir chillen erst einmal eine Runde auf der überdachten Terrasse vor unserem Motelzimmer. Dann drehen wir eine kurze Runde durch den Ort.

Escalante zeigt sich uns als verschlafenes, aber charmantes Nest mit freundlichen Menschen und allen nötigen Versorgungseinrichtungen: eine Handvoll Motels, Cafés und Restaurants, ein Outdoor-Laden, ein Touranbieter, ein kleiner Supermarkt, drei Tankstellen, ein Liquor Store, ein Yogastudio – alles schön entlang einer langen Durchgangsstraße aufgereiht.

Halt! Eine wichtige Institution habe ich vergessen. Es gibt auch noch eine sehr liebevoll eingerichtete Bibliothek. Und im benachbarten Restaurant servieren sie die beste Pizza der Stadt.

Eine kurze Anmerkung zum Liquor Store. Ich hatte es in diversen USA-Blogbeiträgen schon erwähnt: hier kannst du Alkohol nicht einfach im Supermarkt kaufen. Es gibt dafür spezielle Läden, unseren Berliner Spätis nicht unähnlich, wenn auch meist deutlich größer. In Escalante geht es dort lässig zu. Ich frage die nette Verkäuferin nach dem hiesigen Verkaufsschlager, denn ich kann mich nicht entscheiden bei der großen Auswahl. Sie drückt mir ohne zu zögern diese Dose …

… in die Hand und verzichtet lachend auf die obligatorische Ausweiskontrolle. Was soll sie auch gegen mein grinsend hingeworfenes „Sie glauben mir doch sicher auch so, dass ich älter als 21 Jahre bin“ entgegnen? Dass das jedoch nicht immer und überall funktioniert, werde ich im weiteren Verlauf der Reise noch feststellen. Aber hier und jetzt, in diesem einsamen Kaff im südlichen Utah, komme ich damit durch.

Zu mehr Action raffen wir uns an diesem Ankunftstag nicht mehr auf. Wir sind früh aufgestanden und haben uns schon zur Genüge ausgetobt. Verpasst? Dann schau hier, während wir uns der verdienten Nachtruhe hingeben.

Am nächsten Tag, einem Samstag, lassen wir es gemütlich angehen. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zum Devil‘s Garden. Liegt das rund 7.700 km² große Gebiet des National Monument (wer mehr wissen will, schaue gerne hier) an sich schon sehr abgelegen und einsam, so steht der Teufelsgarten dem in nichts nach. Doch eines nach dem anderen.

Abgelegene, wenig besuchte Ziele haben häufig die Eigenschaft, nicht mal eben schnell und einfach erreichbar zu sein. Wir wissen, dass uns auf dem letzten Stück unseres Weges 20 Kilometer mit Sand versetzte Schotterpiste erwarten. Doch wie uns Bryce, unser netter Vermieter, gestern wissen ließ, hat es in letzter Zeit hier nicht geregnet. Deshalb ist die Straße derzeit in gut passierbarem Zustand.

Umhüllten uns morgens schattige 12 Grad, müssen wir ab dem späteren Vormittag mit 27 Grad klarkommen. Doch da sind wir wahrlich Schlimmeres gewohnt. Auf dem kleinen Parkplatz am Devil’s Garden stehen überschaubare fünf PKW. Wir dürfen uns also auf eine exklusive, weil sehr kleine Besucherschar freuen. Und schon bald wird uns klar: diese etwas andere Art von Garten ist der Hammer! Bizarre Steinformationen, abrupte Farbwechsel, leicht begehbares Gelände: was wollen wir mehr? Der Weg hierher war etwas härter erarbeitet als gewohnt, hat sich aber extrem gelohnt. Doch seht selbst:

Am frühen Nachmittag verlassen wir den Garten mit den putzigen Steinformationen. Und weil wir noch nicht vollständig ausgelastet sind, biegen wir auf dem Rückweg kurz vor Escalante noch zum Petrified Forest State Park ab. Der Name ist Programm. Hier findet sich versteinertes Holz, das in bunten Farben schillert. Ihr wollt mehr wissen? Bitteschön, hier entlang.

Der relativ kurze Wanderweg dort oben ist nicht ohne. Besonders der Abstieg macht mir zu schaffen. Zwischendurch verfluche ich Stefan, der mich zu dieser Tour überredet hat. Doch die schönen An- und Aussichten trösten über die Mühen hinweg. Und letztendlich will der anschließende Feierabend auch verdient sein.

Der Sonntag beginnt mit einem großartigen Frühstück im Magnolia, am Ortsausgang von Escalante gelegen. Im winzigen Café wird bestellt, was anschließend im mintgrünen Food Truck zubereitet und draußen im Schatten von uns verspeist wird. Hier kommen wir in den Genuss der besten Breakfast Burritos, die uns je serviert wurden. Great food, great people, great location!

Weiter geht’s – quer durch das Escalante National Monument – über den genialen Scenic Drive UT 12 East in Richtung unseres nächsten Standorts. Die Aussichten werden immer besser. Wie soll man denn da Strecke machen, wenn höhere Mächte uns hinter fast jeder Kurve zum Anhalten zwingen? Wie gut, dass wir heute nur wenig mehr als 100 Kilometer zurücklegen müssen. Nachdem wir uns an einem der Aussichtspunkte ausgiebig mit einem netten Paar aus Chicago verquatscht haben, würden wir heute auch kaum wesentlich weiterkommen 😅.

Nur wenige Kilometer weiter sieht die Landschaft schon wieder etwas anders aus. Habt ihr Lust, uns auf ein paar Metern zu begleiten? Dann steigt mal ein:

Später wechselt die Landschaft noch einmal. Es wird waldiger. Wir schrauben uns zwischenzeitlich auf 3.000 Meter hoch, durchqueren Bärengebiet und erreichen am frühen Nachmittag unser auf 2.000 Metern gelegenes Ziel, das für die nächsten drei Nächte unser Zuhause sein wird. Mehr demnächst. Stay tuned!

16 Gedanken zu “Grand Staircase-Escalante NM – Ein touristischer Rohdiamant

  1. Sehr interessanter Bericht mit tollen Bildern! Großartige Landschaft mit richtiggehender Steinkunst. Das Örtchen Escalante sieht sehr charmant aus. Mir war die Ecke total unbekannt, gehört wahrscheinlich nicht zu den Tourihotspots, scheint sich aber zu lohnen.

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  2. Herrlich! Uns hat dieser Scenic Highway 12 auch sehr gefallen. Eine der schönsten Straßen in den USA, auch wenn Route 66 und Highway Nr. 1 bekannter sind. Nur die sinnlos reisende Beifahrerin hat manchmal geflucht, wenn es an steilen Abgründen vorbei ging.

    Ein Vermieter mit dem Namen Bryce ist aber auch Programm 😉

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    1. Ja, die 12 ist wirklich eine der schönsten Strecken in den USA. Und dafür ist sie erstaunlich wenig befahren. Ich hoffe, die Sinnlosreisende hat dennoch die Schönheit der Landschaft genießen können. Ja, der Vermietername war echt Programm! Sofern es tatsächlich sein echter Name war und nicht bloß ein passendes Pseudonym 😁.

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  3. Unsere arme Elke wurde bei Hitze die Berge hochgejagt 😉 Es hat sich gelohnt, diese „kleinen“, putzigen Felsen sehen aus, als würden auf ihnen Felsmännlein stehen. Unglaublich, so etwas habe ich noch nie gesehen. Und bei der Pflanzenwelt würde meine Pflanzenapp nur so rauchen. Das versteinerte Holz ist faszinierend. Obwohl mich die USA noch nie besonders gereizt hatten (sieht man dauernd in irgendwelchen Filmen/Serien…), die Nationalparks müssen toll sein.

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    1. Ja, spotte du nur über arme, ältere Damen 😇. Der Devil‘s Garden hat mich auch total geflasht. Manchmal war ich mir nicht sicher, ob das, was ich sehe, wirklich echt und da ist, oder ob ich halluziniere 😀. Deine Pflanzenapp hätte sicher auch zu tun. Noch besser ausgelastet wäre allerdings eine Steineapp – falls es sowas gibt 😁. Das versteinerte Holz hat mich auch überrascht. Was so ein Stück Holz „plötzlich“ an Farbenpracht hervorbringen kann! @Nationalparks: das denke ich auch, dass die genau dein Ding wären. Vielleicht verschlägt es dich eines Tages ja doch mal in die Ecke, USA-Desinteresse hin oder her.

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