Heute komme ich aus dem Staunen kaum heraus. Erst beeindruckt mich ein Naturspektakel, dann von Menschenhand geschaffene Kunst.

Ich habe schon gestern Abend die Gezeitentabelle gecheckt. Deshalb zieht es mich gleich am Morgen zu einem der für die Kanarischen Inseln typischen Phänomene, das auf den klangvollen Namen El bufadero (der Fauchende) hört. Das Ganze funktioniert so: In einem Felsen am Meeresufer bildet sich eine Höhle mit einem Loch im Dach, wie eine Art Oberlicht. Wenn bei aufsteigendem Wasser Wellen eindringen und diese Öffnung abdecken, entweicht komprimierte Luft durch die Öffnung, was sich akustisch wie ein Fauchen oder Schnauben anhört.

Der Bufadero de La Garita befindet sich in der an der Ostküste gelegenen Gemeinde Telde. Von Las Palmas aus gibt es eine direkte Busverbindung dorthin. Und so bin ich recht schnell dort. Außer mir sind nur eine Handvoll weiterer Leute da, was ich sehr angenehm finde. So kann ich in Ruhe hier herumstöbern und mir einen guten Standort suchen. Dabei sollte man die aufgestellten Warnschilder durchaus ernst nehmen, auch wenn die Übersetzung eher zur Heiterkeit anregt.

Showbühne
Übersetzung gefährdet

Als ich dort ankomme, ist der Wasserstand noch recht niedrig. Doch im Laufe der nächsten halben Stunde gewinnt das Ganze an Höhe und Spannung. Ich genieße das Naturschauspiel sehr! Und da Fotos – mit Ausnahme von Langzeitaufnahmen – das Spektakel nur unzureichend wiedergeben, drehe ich stattdessen ein Video.

Nach etwa 45 Minuten reiße ich mich los. Zwar ist der Höchststand des Wassers noch nicht erreicht, doch ich bin von der bereits am Vormittag erbarmungslos zuschlagenden Hitze schon weitgehend durchgekocht. Nicht einmal der Hauch eines Lüftchens will mir den Aufenthalt versüßen. Na gut, laufe ich eben noch ein wenig an der Promenade entlang, in der Hoffnung, bald ein kühles Plätzchen im Schatten und ein noch kühleres Getränk in einem Café zu ergattern.

Natürlich lenken mich auf dem Weg in Richtung der Playa de La Garita ein paar schöne Fotomotive hier und da ab!

Knallig

Der doppelte Angler

In einer kleinen Bar am Strand stürze ich gierig ein großes Glas Orangensaft in meine trockene Kehle, kühle mich etwas ab und schleiche dann weiter zur Haltestelle. Beim Warten auf den nächsten Bus zurück nach Las Palmas finde ich die Bestätigung, dass ich mir die heutige Hitze nicht etwa eingebildet habe oder sie meinem gleichnamigen Gemüt entspringt.

Heiß!

Entspannt lehne ich mich wenig später auf meinem Sitz im glücklicherweise klimatisierten Bus zurück. Die Fahrt gestaltet sich unerwartet kurzweilig. Denn direkt vor mir sitzt der Typ, den ich schon an der Haltestelle beobachtet hatte. Er ist mit umfangreichem Film-Equipment ausgestattet und filmt tatsächlich die komplette Busfahrt, beginnend mit der Ankunft des Busses an „unserer“ Haltestelle. Er lässt auch die optisch eher unattraktive Kulisse während der Fahrt über die Autobahn sowie das Innere des Busses nicht aus.

Ach, wie gerne hätte ich meiner Neugier freien Lauf gelassen und dem Typen ein paar der klassischen W-Fragen gestellt. Doch ich sehe die Tonspur auf seinem Aufnahmegerät und möchte da nicht unqualifiziert reinquatschen.

Wieder zurück in der Hauptstadt, stärke ich mich mit einem leckeren Eis …,

Habt ihr ihn schon vermisst?

… bevor ich vor der Hitze ins Innere zweier Institutionen flüchte, die ich eh auf dem Zettel hatte. Ja, da war doch noch was in Las Palmas, das auf mich wartet. Na dann aber mal los! Denn morgen ziehe ich weiter zum nächsten Standort.

Ich beginne mit der Casa Colon. In diesem Beitrag habe ich euch bereits ihr ansehnliches Äußeres gezeigt. Heute sind die Innereien an der Reihe. Im Kolumbushaus werden die gewagten See-Expeditionen der Europäer im Mittelalter anhand von Karten und Schautafeln rekonstruiert. Die Architektur wurde in bester Patchwork-Manier aus Gebäuden vom 16. bis zum 18. Jahrhundert zusammengestellt. Ergänzt wird die interessante Ausstellung durch Interieur aus der Zeit der Expeditionen sowie diverse Kunstobjekte. Und direkt im Eingangsbereich werden die Besucher von gefiedertem Personal empfangen und unterhalten. Hier ein kleiner Eindruck:

In unmittelbarer Nachbarschaft liegt mein nächstes Ziel. Nach einem leckeren Mittagessen im Café Chic Vegueta betrete ich das Centro Atlántico de Arte Moderno, kurz CAAM genannt. Hinter der historischen Fassade …

Behelmt

… verbergen sich modern entschlackte, lichtdurchflutete Räume …

Es werde Licht!

… und richtig tolle, teils provokante moderne Kunst und Fotografie. Ein gefundenes Fressen für mich! Erstaunlich auch, dass der Eintritt immer kostenlos ist. Kleine Kostprobe gefällig? Bitteschön!

Sei ein Schaf!
Weisste Bescheid
Der Nabel der Welt

Vielfältig!

Als ich später wieder ins Freie trete, ist die Hitze einer milderen Nachmittagswärme gewichen. Ich drehe noch eine kleine Runde durch die Altstadt …,

Sommerfarben
Gezackt

… und mache es mir dann am Pool auf der Hotelterrasse gemütlich. Am Abend steige ich dem Hotel noch einmal aufs Dach und genehmige mir in der hauseigenen Bar an diesem letzten Abend in der Hauptstadt einen süffigen Apérol Spritz. Auf das offiziell auf der Karte befindliche Angebot an Shishas mit diversen Geschmacksrichtungen kann ich jedoch ohne Mühe verzichten 😎. Bis morgen!

Abschiedsdrink
Verqualmt

13 Gedanken zu “Gran Canaria – Fauchen und staunen

  1. Liebe Elke, da hast du Recht: ein Foto könnte dieses Meeresspektakel niemals so eindrucksvoll wiedergeben. In jedem Falle sehenswert. Auch wenn die Hitze ungeahnte Höhen erreichte 😉

    Typ im Bus: wer weiß, vielleicht drehte er ja eine Reportage? Das wäre ja die einmalige Gelegenheit gewesen, Teil davon zu werden (oder von einem Familien-Reisevideo…). „Busfahrten auf Gran Canaria – der Erfahrungsbericht. Mit Video! Folgt meinem Youtube Canal.).

    Kunst: Die Ausführungen zu den Schafsmodelen sind ja philosophisch tiefgehend. Der richtige Stoff für eine ganze Abhandlung. Das Kunstwerk selbst – ohne Erklärung wüsste ich nicht so viel mit anzufangen. Schafe haben wir im Pfälzer Wald auch… 🙂 Aber ich bin ja auch ein Kunstbanause, verzeih mir. Dennoch, immer her mit der Kunst, damit ich was zum Wundern habe… 😉

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    1. @Typ: Ja, wer weiß, was ich mir da für eine Jahrhundertchance habe durch die Lappen gehen lassen 😅. @Schafe: mich hat vor allem beeindruckt, wie würdevoll sie in die Kamera schauen. Richtig professionell! Und wie unterschiedlich ihre Gesichter und Gesichtsausdrücke sind, ist mir live bei einer Schafherde so deutlich auch noch nie aufgefallen. Ich habe diese Portraits geliebt!

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