Das gebirgige Landesinnere ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln etwas (zeit)aufwändiger zu erreichen. Doch es ist mit einem Umstieg in San Mateo gut machbar. Nach leichten Anflügen von Schwindel nach der gefühlt 100sten Serpentine, die der risikofreudige Busfahrer sehr sportlich nimmt, muss ich erst einmal ein paar Minuten durchatmen, als ich nach einer Stunde und 45 Minuten in Cruz de Tejeda aus dem Bus taumele.

Der Pass liegt auf rund 1.500 Metern Höhe. Man erreicht ihn sowohl vom Süden als auch vom Norden kommend. Cruz de Tejeda liegt in der Inselmitte und besteht aus einer Handvoll Lokalen und Souvenirständen, ergänzt durch ein sehr schönes Hotel und einen Infostand, an dem man Tipps für Wanderungen bekommt.

An der Kreuzung

Die Neugier treibt mich auf die Aussichtsterrasse des Hotels, und dort genieße ich einen ersten grandiosen Ausblick auf die Landschaft rings herum. Wer zur Fraktion der Fußlahmen gehört oder sich generell nur ungern längere Zeit bewegt, könnte glatt der Versuchung erliegen, sich hier häuslich einzurichten. Doch ganz so weit will ich es heute nicht kommen lassen.

Kaffee mit Aussicht

Generell steht das Wandern auf dieser Reise nicht im Hauptfokus. Ich nehme jedoch gerne hier und da eine kleine, unaufwändige Tour mit. Da ich zwar festes Schuhwerk, …

Fußläufig

… aber keine Stöcke dabei habe, fallen Touren mit rutschigem, gerölligem Untergrund aus. Dafür bin ich nicht trittsicher genug, vor allem bergab. Auch zeitlich sollte es sich in Grenzen halten. Die Hin- und Rückfahrten sind lang, ich habe nicht den frühesten Bus genommen, es wird recht früh dunkel, und ein hübsches Bergdörfchen will ich auch noch besuchen, wenn ich schon mal hier in der Ecke bin.

Nach einer guten Beratung durch den netten Herrn am Infostand mache ich mich schließlich auf den Weg nach oben. Schon bald rückt Cruz de Tejeda in immer weitere Ferne, bis es völlig aus meinem Blickfeld verschwindet.

Weit

Ich laufe den ersten Abschnitt der Tour Richtung Tunte (nein, kein Schreibfehler!) und nehme die ersten paar Miradores auf der Strecke zum Anlass, die Ausblicke zu genießen.

Die Drei von der Bergkante

Auf dem Weg sehe und rieche ich jede Menge wilden Salbei. Doch leider habe ich kein Tütchen oder ein sonstiges geeignetes Behältnis dabei. Sonst hätte ich die Gelegenheit genutzt, einen passablen Vorrat für zuhause zu sammeln und zu trocknen.

Ich hatte zu Beginn der Tour damit geliebäugelt, die Runde über La Culata bis nach Tejeda zu laufen. Nach einer Weile wird mir jedoch klar, dass ich die besten Ausblicke auf den Roque Nublo (Wolkenfels) und seine zwei Kollegen in Form eines Mönchs und eines Froschs schon am dritten Mirador geboten bekomme. Beim Abstieg hinunter nach La Culata hingegen würde ich immer weniger von der schönen Bergwelt zu sehen bekommen.

Ich checke dennoch kurz meine Optionen, …

… und kehre dann nach ein paar kleinen Schlenkern, mal auf diesem, mal auf jenem Weg, nach Cruz de Tejeda zurück.

Um meiner Ehrlichkeit heute die Krone aufzusetzen, gestehe ich, dass ich die Landschaft auf dieser Tour zwar schon recht hübsch finde, ich aber unter anderem auf anderen kanarischen Inseln schon deutlich Spektakuläreres zu Gesicht bekommen habe. Auch dieser Umstand trägt dazu bei, dass ich mich zu einer früheren Umkehr entscheide.

Zurück am Cruz de Tejeda, warte ich bei in dieser Höhenlage erstaunlichen 27 Grad im Schatten auf den Bus, der mich zu meinem nächsten Ziel bringen wird. Derweil erfreut mich dieser ansehnliche Zeitgenosse sowohl optisch als auch akustisch.

Hahn ohne Korb

Nach einer 15-minütigen Busfahrt erreiche ich das wunderschöne Bergdorf Tejeda. Das Örtchen krallt sich in spektakulärer Weise an den Hang, bietet von mehreren „Terrassen“ aus tolle Ausblicke auf die umliegende Bergwelt und ist auch baulich eine Augenweide. Nicht umsonst wurde es schon zu einem der schönsten Dörfer Spaniens gekürt.

Bonitos de España

Südblick

Am späteren Nachmittag trete ich den zweistündigen Ritt mit dem Bus zurück nach Las Palmas an. Dieser letzte Bus des Tages dreht als einziger eine Zusatzrunde durch La Culeta, bevor er auf die Hauptstrecke zurückkehrt. Die Fahrt ist sehr unterhaltsam, auch wenn ich nur wenig verstehe. Wie häufig auf den Kanarischen Inseln sind überwiegend Einheimische im Bus, die sich untereinander zumindest teilweise kennen. Sie reden alle zur gleichen Zeit, ohne Pause, wild durcheinander, lebhaft und fröhlich. Was für ein lebensfrohes Konzert!

Kurz nach 19 Uhr bin ich zurück in der Hauptstadt, die sich bereits in ihr dunkles Nachtgewand gehüllt hat. In der Nähe der Kathedrale und meines Hotels verlasse ich den Bus und drehe noch eine kleine Runde durch die abendliche Altstadt mit ihrer lauschigen Atmosphäre. Was für ein abwechslungsreicher Tag!

14 Gedanken zu “Gran Canaria – Ab durch die Mitte und hoch hinauf

  1. Schöner Bericht! Die Insel hat doch viel mehr zu bieten, als man denkt.
    Auf der Rückfahrt von Ronda mit dem Bus habe ich Ähnliches erlebt. Die Spanier inklusive Fahrer unterhielten sich während der gesamten Fahr fröhlich und seehr laut. Das Gleiche passierte in einem großen Café in Córdoba, das mir von der Hotelrezeption als von Einheimischen bevorzugt empfohlen worden war 😉.
    Befasse mich gerade mit Fuerteventura als Reiseziel. Die Landschaft erinnert mich doch sehr an Lanzarote, allerdings gibt es schönere Strände.

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    1. Danke! Ja, Gran Canaria besteht zum Glück nicht nur aus mit Hotelkästen vollgebauten Stränden. Ja, das lebhafte Treiben im Bus habe ich auch schon in verschiedenen Gegenden Spaniens erlebt. Ich mag das! Zu Fuerteventura kann ich nichts sagen. Da war ich noch nie, habe aber die Vorstellung, dass das zum größten Teil ein riesiger Sandhaufen ist 😁. Also hauptsächlich was für Strandlieger. Ein Vorurteil? Vielleicht kannst du es nach deiner Reise dorthin widerlegen. Oder ist das erst mal nur ein Gedankenspiel bei dir?

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      1. Danke, eher ein Gedankenspiel, mal sehen … Eine kanarische Insel reizt mich zur Zeit sehr. Vielleicht reise ich nochmal nach Teneriffa. Puerto de la Cruz und Umgebung gefiel mir gut. Wir hatten damals richtig kaltes Wetter und konnten nicht einmal in den Nationalpark fahren, weil es geschneit hatte. Und Santa Cruz habe ich auch nicht gesehen.

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  2. Es war dennoch eine schöne Wanderung, zumindest den Bildern und der Beschreibung nach. Persönlich kann ich in einer weniger spektakulären Umgebung besser wandern: der Sauerstoffmangel bleibt aus, da mir nicht ständig vor Begeisterung der Atem stockt 🙂 Bergab gehöre ich zur Fraktion Langsam. Und das schöne Dorf hätte ich mit Sicherheit auch nicht ausgelassen. Es geht ja darum, was tolles zu sehen auf Reisen 😉

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