3. – 4. Mai 2023

Auf diesen Trip haben Stefan und ich uns schon lange gefreut. Und nun ist es so weit! Anfang Mai diesen Jahres geht es mit einem richtig üppigen Zeitbudget von zweieinhalb Wochen in den Big Apple. Denn wir wollen viel sehen und es gleichzeitig langsam angehen lassen.

Fünf Tage vor unserem Abflug versetzt uns jedoch am frühen Morgen eine Email von unserer Vermieterin kurzzeitig doch noch in den Stressmodus. Wegen der horrenden New Yorker Hotelpreise und wegen des doch recht langen Aufenthalts mit 17 Übernachtungen hatten wir uns entschieden, eine Wohnung zu mieten. Und in dieser sind nun schwerwiegende Probleme bei den Sanitäranlagen aufgetreten.

Die Vermieterin teilt uns mit, dass wir statt am 3. erst am 6. Mai einziehen könnten, weil sie vorher keinen Handwerkertermin bekommen hat. Wir müssten entsprechend für die ersten drei Nächte kurzfristig eine alternative Unterkunft suchen oder aber die komplette Buchung kostenfrei stornieren. Nun, sollte sich die Reparatur – falls die Handwerker tatsächlich pünktlich anrücken sollten – am Ende doch nicht als erfolgreich herausstellen, stünden wir als Versuchskaninchen in einer überschwemmten Bude und müssten uns dann noch kurzfristiger als jetzt eine neue Bleibe suchen.

Die Entscheidung fällt schnell. Wir stornieren den kompletten Aufenthalt und stürzen uns aufs Neue in die Suche nach einer Wohnung. Die verbliebene Auswahl so kurz vor der Anreise ist kleiner und teurer als noch vor ein paar Monaten. Aber egal. Diese Lösung erscheint uns unter dem Strich sicherer und stressfreier.

Abflug am Abend mit Norse. Die noch recht neue norwegische Airline fliegt von Berlin aus direkt nach New York, was uns mit Direktflügen nicht gerade verwöhnte Hauptstadtbewohner natürlich freut. Wir gönnen uns zwei Sitzplätze in der Premium Economy. Diese ist auf unserem Flug maximal halb voll, die Kabine ist vorne direkt hinter dem Cockpit und ist wie früher die First Class durch den kleinen Flur im Einstiegsbereich komplett von der Economy getrennt. Wir haben viel Platz, es ist ruhig, man serviert uns ein recht gutes Essen. Kurzum: Wir können den Flug mit Norse insgesamt sehr empfehlen.

Voller Vorfreude
Nicht nur bei ARD und ZDF
Probesitzen in der zweiten Reihe

Dieses Mal bin ich mit gleich zwei alten Säcken im Gepäck unterwegs. Das stellt mich natürlich vor besondere Herausforderungen. Doch wie sich herausstellen wird, werde ich diese souverän meistern 😁.

Fabulous!

Nach einem unspektakulären Flug landen wir 30 Minuten zu früh am JFK Airport. Doch dieser Zeitvorsprung wird durch die Wartezeit im Einreisebereich locker aufgefressen. Als der Schichtwechsel naht, werden mehr Schalter besetzt. Nun geht es flott voran. Wir geraten an einen sehr netten Officer in Stefans Alter. Er schenkt sich die übliche nüchterne Befragung, als er hört, dass Stefan unter anderem um des Fotografierens Willen nach New York gereist ist. Ab sofort schwelgen die beiden älteren Herren gemeinsam in sentimentalen Erinnerungen an die guten alten Zeiten der Analogfotografie. Ach ja 😅!

Dann landet der Stempel im Pass, wir befreien die schon Karussell fahrenden Koffer aus ihrer Endlosschleife und ordern ein Uber. Und so landen wir zwei Stunden nach der Landung gegen Mitternacht Ortszeit in unserer Wohnung. Unser Vermieter José nimmt uns in Empfang und zeigt uns die Wohnung. Zum Glück ist nichts Kompliziertes dabei, denn richtig aufnahmefähig sind wir nicht mehr. Unsere Körper wähnen sich bereits am frühen Morgen. So ist das bei sechs Stunden Zeitverschiebung.

Ich habe bereits auf dem Flug ein paar Stündchen geschlafen. Mit kleinen Unterbrechungen zwar, aber immerhin. Seit dem Landeanflug auf die Stadt im Lichtermeer bin ich etwas aufgekratzt, wenn auch nicht wirklich fit. Stefan hingegen hat auf dem Flug kein Auge zugetan und ist nun, nach 24 Stunden ohne Schlaf, komplett erledigt. Gegen 1 Uhr Ortszeit liegen wir im Bett. Und nun erweist sich Stefans Durchhaltevermögen als Vorteil. Er ist so hinüber, dass er in dem Moment, in dem sein Kopf das Kissen berührt, sofort einschläft und somit besser in den hiesigen Rhythmus kommt. Ich hingegen schlafe in der erzwungenen Verlängerung der Nacht nicht mehr allzu viel und nicht mehr allzu gut. Egal, das wird schon.

Am nächsten Morgen sind wir natürlich früh wach. Nachdem wir gestern nach unserem Einzug nur das Nötigste erledigt haben, packen wir nun unser Zeug aus und nehmen unser temporäres Zuhause näher unter die Lupe. Wir haben eine sehr schöne Wohnung in recht ruhiger Lage erwischt. Sie liegt in der South Bronx, genauer gesagt am Hunts Point schräg gegenüber vom Yankee Stadium. Wir wohnen somit ein gutes Stück nördlich von Manhattan, doch gleich drei U-Bahnlinien direkt vor der Haustür garantieren uns eine gute Verbindung dorthin.

Noch vor wenigen Jahren hätten wir in diese Gegend freiwillig wohl keinen Fuß gesetzt. Hunts Point war lange Zeit eine der elendsten und kriminellsten Ecken der Stadt. Seitdem hat sich hier einiges geändert, auch wenn die Gegend heute immer noch deutlich von Armut geprägt ist. Und wir zwei „Weißbrote“ (O-Ton Stefan) fallen hier in der fast ausschließlich von Schwarzen Menschen und Latinos bewohnten Gegend alleine schon wegen unserer Hautfarbe auf.

Nun muss erst mal ein deftiges Frühstück her. Wir sind ausgehungert! Stefan vertilgt seine geliebten Pancakes, während ich mich über ein Omelette mit Bratkartoffeln und Toast hermache. Ein guter Start mit zwei amerikanischen Frühstücks-Klassikern.

Wege aus dem Hunger

Anschließend stellen wir unsere kulinarische Grundversorgung im nächstgelegenen Supermarkt sicher. Dort staunen wir – nicht zum ersten Mal – über die Ausmaße, die internationale und vielfältige Auswahl und die Verpackungsgrößen amerikanischer Supermärkte. Zum Beispiel kommt der Reis in Säcken daher, in denen bei uns eher 20 Liter Blumenerde verstaut und verkauft werden. Auch stehen religiöse Bekenntnisse auf Kerzenhaltern keineswegs im Widerspruch zu anderen Dingen des täglichen Bedarfs. Ich komme nicht umhin, ein paar verstohlene Beweisaufnahmen mit dem Handy zu machen.

Katholisches

Ermattet trotten wir zurück zur Wohnung. Das heutige graue Nieselwetter bei maximal 13 Grad kommt uns nicht ganz ungelegen. Denn damit sinkt die Hemmschwelle zum Nichtstun noch weiter. Generell haben wir vor, langsam zu starten. Denn bei unserem großzügigen Zeitbudget für die Stadt ist auch der eine oder andere Tag mit Laissez-faire drin. Dennoch lässt Stefan es sich nicht nehmen, notwendige Kleinreparaturen in der Wohnung schnell selbst zu erledigen, statt den Vermieter damit zu belasten.

Heimwerkerträume

Am frühen Nachmittag berappelt sich das Wetter. Und auch wir finden so langsam wieder zu unserer Form und raffen uns zu einer ersten kleinen Erkundungsrunde durch unsere Wohnumgebung auf. Hier finden wir passgenau zum Yankee Stadium orientierte Gastronomie, Läden mit einschlägigen Sportklamotten, themenbezogene Street Art und tolle, alte Eisenbrücken. Vom Publikum her zeigt sich die South Bronx insgesamt als eher raue, teils von Armut geprägte Gegend. Hier geht es ungekünstelt, ungeschminkt und sehr untouristisch zu. Absolut nichts, worüber man sich übermäßig sorgen sollte.

Gute Laufbahn
Stan’s
Schlagkräftig
Auf die leichte Schulter
Der Brückenschlag
Allgegenwärtig

Flashback ins Jahr 2000, als wir zum ersten Mal New York besuchten. Als ich auf die Autobahn blicke, denke ich mit einer Mischung aus Schaudern und Belustigung an den Moment zurück, als Stefan lapidar feststellte, dass er seinen Führerschein in Berlin vergessen hatte. In New York City selbst braucht man natürlich kein Auto. Doch wir hatten anschließend noch einen neuntägigen Road Trip durch die Neuenglandstaaten geplant.

So musste ich, die ich in meinem ganzen Leben nie wirklich Fahrpraxis erworben hatte und zu dem Zeitpunkt geschlagene 12 Jahre nicht mehr hinter dem Steuer eines Fahrzeugs gesessen hatte, den Mietwagen an einem verkehrsreichen Freitagnachmittag quer durch New York lenken und neun Tage durchs Land kutschieren. Ansonsten hätten wir den Urlaub abbrechen müssen. Unvergessen der glückliche Moment, als ich am Rückflugtag in bester Hell Driver-Manier mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit über den Highway bretterte, um so schnell wie möglich den Wagen am Flughafen wieder loszuwerden! Eine leidenschaftliche und entspannte Autofahrerin werde ich in diesem Leben wohl nicht mehr.

Zurück zum Hier und Jetzt. Nach einem späten Mittagessen beim Mexikaner um die Ecke widmen wir uns den Rest des Tages dem Poolbillard, bevor wir unsere müden Häupter auf die Kissen betten. Wenn man so ein Teil schon in der Wohnung stehen hat, muss man es auch nutzen, oder? Ich wusste bisher gar nicht, welchen Spaß das macht! Nun bin ich schlauer.

15 Gedanken zu “New York City – Wurde auch Zeit!

  1. Oh yeeeaaahh, liebe Elke! Ich freue mich auf alle Texte, die da nun kommen werden. Ganz toll, dass ihr so viel Zeit mit nach NYC genommen habt. … und du hast meinen allergrößten Respekt, dass du dich damals mit wenig Fahrerfahrung hinters Steuer in den Stadtverkehr getraut hast und dann auch noch auf Roadtrip durch New England. Aber jetzt erstmal: New York State of Mind! Liebe Grüße, Mareike

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    1. Danke! Das freut mich sehr! Ja, für diese Grenzerfahrung musste ich mich damals wirklich verdammt weit aus meiner Komfortzone heraus wagen 😅. So viel Zeit in NYC zu haben, war richtig klasse. Und nun muss ich mal wieder ran an die Fotos und Berichte. Da liegt viel auf Halde! Aber ich werde mich ranhalten.

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  2. Cool!
    Ich war einmal vor 20 Jahren in der Bronx. Einmal im Kreisverkehr zu früh abgefahren und wir waren mit dem Mietwagen mittendrin. Auf dem Rücksitz zwei blonde Kinder, die mit großen Augen die brennenden Mülleimer mit den Obdachlosen betrachten. Mein Puls beruhigte sich erst wieder als ich mit einem waghalsigen U-Turn das Viertel verlassen hatte.

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    1. Ha! Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Und irgendwie wundert es mich auch nicht, dass sich die Sinnlosreisenden ausgerechnet dort verfahren haben 😜. Vor 20 Jahren sah es in der Bronx ganz sicher noch, hüstel, ein klein wenig anders aus. Armut gibt es da zwar heute auch noch zur Genüge. Aber insgesamt geht es dort mittlerweile doch deutlich harmloser zu.

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  3. Mein Lowlight: Upps, dass einem angemietete Wohnungen wieder kurzfristig gekündigt werden, soll in NYC ja nicht so ungewöhnlich sein. Gut, dass es beim zweiten Versuch geklappt hat, aber ich fürchte, ich hätte es nicht so gelassen genommen wie ihr, sondern wäre wohl dezent an die Decke gegangen.
    Mein Highlight: Elke hinter dem Steuer eines Autos! Man hätte meinen sollen, dass für dich nach dieser Rosskur das Fahren selbstverständlich geworden wäre. Aber nein, Elke beweist Charakter und bleibt standhaft!

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    1. @Wohnung: es gab für uns keinen Grund, sauer zu sein oder anzuzweifeln, dass es tatsächlich ein ernstes Problem mit den Sanitäranlagen gab. Das kann ja immer mal passieren. Die Vermieterin hat uns ja auch nicht gekündigt, sondern einen verkürzten Mietzeitraum angeboten. Dass sie länger auf einen Handwerkertermin warten musste, klang auch glaubhaft. Ist hierzulande ja auch nicht anders. @Auto: das wird für mich wohl nie selbstverständlich! Auch in den neun Tagen damals am Steuer habe ich nicht eine Sekunde lang meine Angst vorm Fahren ablegen können. Das Auto und ich werden in diesem Leben keine Freunde mehr. Es sei denn, ich darf auf der Beifahrerseite oder hinten sitzen 😂.

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  4. Als WaWo und die Kids 2010 in Manhattan für 12 Tage waren, mussten unsere NewYorker Freunde Karten für den Madison Square Garden aus der South Bronx aus einem UPS-Depot abholen. Das kostete deutlich Überwindung. Scheint ja heute anders auszusehen!

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  5. Yeah, endlich die NY-Beiträge! 😉 Boah, die Graffitis sind so cool. Sehe ich die, wenn ich zum Stadion fahre? Habt ihr dort zufällig ein Sportgeschäft gesehen, wo etwas von den Boston Celtics verkauft wird? Oder bekommt man sowas eh überall? Und eure Wohnung ist ja wohl der Hammer. Die sieht super aus. Da habt ihr eine sehr gute Wahl getroffen. Ich freu mich auf die Berichte. Das Macht ungemein Vorfreude. Achja, die Premium Eco sieht ja ebenfalls wunderbar aus. Stefan hatte ja massig Platz in der 2. Reihe. Großartig!

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    1. Ja, jetzt bin ich endlich fast up to date! Ja, die Street Art dort ist klasse, wie an so vielen Stellen in der Stadt. Wegen der Celtics: in der Umgebung des Stadions sind alle nur auf die Yankees eingestellt 😎. Aber schau einfach mal in anderen „neutralen“ Sportgeschäften in der Stadt. Ja, die Wohnung war echt schön. Über ein paar kleine Macken konnten wir gut hinweg sehen. Die Premium Eco von Norse hat sich wirklich gelohnt. Kann ich sehr empfehlen!

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