22. Februar 2023

Grundsätzlich kommt man hier auf Lanzarote recht gut mit den Bussen herum. Doch bei manchen Zielen ist das schwierig bis unmöglich. In diese Kategorie fallen El Golfo mit dem grünem See, das Weinanbaugebiet La Geria und allem voran der Timanfaya Nationalpark.

Deshalb habe ich für heute eine organisierte Halbtagestour über den südlichen Teil der Insel gebucht, die genau diese drei Spots beinhaltet. Normalerweise werden im Rahmen dieser Tour noch die Salinenfelder Janubio und die Cliffs von Los Hervideros angefahren. Doch bis Ende 2023 ist die Zufahrt zu diesen beiden Punkten gesperrt. Das ist schade, aber nicht zu ändern.

Um kurz nach 8 Uhr morgens werde ich eingesammelt und besteige als eine der Ersten den Kleinbus. Als endlich alle Gäste vor den diversen Hotels eingesammelt sind, geht’s zu El Golfo und der grünen Pfütze, die vermutlich früher mal ein etwas größerer See war. Unser Tourguide macht einen guten Job und jongliert gekonnt zwischen Englisch und Spanisch hin und her.

Aber wie es so ist auf diesen organisierten Touren: Viel Zeit, sich in Ruhe umzusehen und die Umgebung auf sich wirken zu lassen, bleibt nicht. Fotos sind nur auf die Schnelle möglich. Allen anderen Teilnehmern der heutigen Tour scheint das locker auszureichen. Denn die Elke ist zwar auch immer pünktlich – wenn auch auf die letzte Minute – zurück im Kleinbus, aber immer die Letzte😅.

Grüne Pfütze
El Golfo

Next stop Nationalpark Timanfaya, die Hauptattraktion der Insel. Hier ist auch für individuell angereiste Autofahrer Schluss mit Eigenständigkeit. Selber fahren ist innerhalb des Nationalparks nicht erlaubt. Die Autos bleiben auf dem riesigen Sammelparkplatz, während die Insassen in die Parkbusse steigen, um sich auf eine rund 40-minütige Rundtour zu begeben.

Ja, der Timanfaya Nationalpark ist einer der weltweit am striktesten reglementierten Parks. Hier steht der Naturschutz ganz oben auf der Prioritätenskala. Zu Recht! Ich habe auf meiner Tour durch die Caldera de los Cuervos ja gesehen, wie viele Leute sich verhalten. Obwohl es auch dort verboten ist, die angelegten und deutlich erkennbaren Wege zu verlassen, tun sie genau das und kraxeln überall herum. Hauptsache, die Kulisse für das Selfie oder Posie ist perfekt. Sie fassen alles an, nehmen Lavabrocken mit etc. Da ist es nur folgerichtig und offenbar alternativlos, so eine einzigartige, aber auch fragile Landschaft wie Timanfaya maximal zu schützen.

Ankunft an der Einfahrt zum Park. Wir müssen ein Weilchen warten, denn der Park ist voll. Ich möchte nicht wissen, wie es zur Hauptsaison zugeht! Hier ist Massenabfertigung, doch die ist gut organisiert und läuft schnell und routiniert ab. Bevor es auf den 30- bis 40-minütigen Rundparcours auf der Vulkanroute geht, gibt es noch drei Vorführexperimente, die eindrücklich zeigen, dass auch relativ nahe der Erdoberfläche noch genügend Hitze vorhanden ist. Zwei davon könnt ihr euch hier gerne anschauen:

Danach noch ein schneller Blick in die Küche, in der mit Erdhitze gekocht wird, …

Angefeuert

… und dann geht’s schon los. Und nun offenbart sich der Vorteil dieser organisierten Tour: Wir dürfen im Kleinbus des lokalen Anbieters auf die Piste und müssen nicht in die großen Parkbusse steigen. So ist mir mein Fensterplatz weiterhin sicher, und es stören, wenn man schon durch geschlossene Fenster fotografieren muss, wenigstens keine getönten Scheiben. Während der Tour wird drei Mal kurz angehalten, um besonders spektakuläre Stellen etwas länger genießen zu können. Doch Aussteigen ist generell verboten, egal, in welcher Art Bus man hier hindurch kutschiert wird.

Was soll ich sagen, wie soll ich es beschreiben, wie die passenden Worte finden für dieses entrückte, faszinierende und spektakuläre Naturspektakel, das mich gefühlt auf einen fremden Planeten katapultiert? Die Landschaft ist total abwechslungsreich und wahnsinnig schön! Wolken ziehen über Feuerberge und performen perfekte Lichtspiele. Doch hier sagen Fotos mehr als tausend Worte:

Welcher Planet?
Höllenschlund
Zackig
Entrückte Schönheit
Lichtspiele

Da bleibt mir zeitweise fast die Luft weg bei so viel Schönheit. Und im Nachhinein betrachtet war es auch gar nicht so schlecht, dass das Fotografieren so limitiert war. So konnte ich mich voll und ganz aufs Schauen konzentrieren.

Ein paar Videoaufnahmen per Handy liess ich nebenbei mitlaufen, das Gerät immer schön direkt an die Scheibe geklatscht, um den Reflexionen weitgehend ein Schnippchen zu schlagen. Mögt ihr mich drei Minuten lang begleiten? Dann los! Und haltet unbedingt bis zum Ende durch. Denn das Beste kommt wie so oft zum Schluss.

Den dritten und für mich letzten Stopp legen wir im Weinanbaugebiet La Geria ein. Die inkludierte „Weinprobe“ in einem Weingut entpuppt sich als Massenabfertigung. Auf die Schnelle kann man hier einen gefühlten Fingerhut voll Wein inhalieren, während noch fünf bis sieben weitere Busladungen abgefertigt werden. Schnell raus aus der Bude!

Stattdessen nehme ich mir lieber ein paar Minuten Zeit für ein paar Fotos von der beeindruckenden, vom Weinanbau geprägten Landschaft mit ihren symmetrischen Halbkreisen als Windschutz und trichterförmigen Einbuchtungen mit Weinreben.

Umwallt
Allein unter Büschen
Schöner anbauen

Dann geht’s für mich mit einem eigens georderten Shuttle-Bus zurück nach Arrecife. Denn alle anderen Teilnehmer haben die große Tour gebucht, die auch den Norden einschließt. Die dortigen Ziele erreiche ich alle bequem mit dem öffentlichen Bus. Da mache ich das doch lieber auf eigene Faust ohne enges Zeitkorsett.

Hungrig streife ich anschließend durch die Gässchen auf der Suche nach einem Mittagessen. Und nun passiert etwas, was bisher außerhalb meiner Vorstellungskraft lag. In dem originell eingerichteten, kleinen veganen Restaurant wird mir ein wirklich leckerer Burger serviert, an dessen Ausmaßen ich trotz meines großen Hungers scheitere. Ich habe mich nach Kräften bemüht, musste letztendlich aber doch einen Anstandsrest auf dem Teller liegen lassen.

Heiße Reifen
Monster-Burger

So viele Kalorien müssen abtrainiert werden! Zudem habe ich den halben Tag überwiegend im Bus sitzend verbracht. Und so mache ich mich nach dem Essen auf den Fußweg zum etwas außerhalb des Zentrums von Arrecife gelegenen Castillo San José.

Dieses erweist sich als tolle Location für Moderne Kunst. Die architektonische Gestaltung des Inneren geht natürlich – eigentlich muss ich es gar nicht mehr erwähnen – auf Manriques Konto. Im Untergeschoss ist noch ein schön gestaltetes Restaurant mit Bar untergebracht, Meerblick inklusive. Und auch die sanitären Anlagen geizen nicht mit guten Aussichten.

Für die Kunst
Für Barhocker
Gekachelte Aussicht

Auf dem Weg zurück ins Städtchen …

Geankert
Schöner laufen
Diesmal ohne Party

… fällt mir siedend heiß ein, dass mein seit gestern bestehendes Versorgungsdilemma (siehe gestriger Bericht) noch nicht gelöst ist. Nichts wie rein in den nächsten Supermarkt! Kaum sind die Einkäufe in der Küche verstaut, muss ich auch schon wieder los. Und jetzt entschuldigt mich. Ich muss zu einer Beerdigung. Und so endet der Tag, wie er begann: feurig.

Die Vorhut
Gut beschuht
Das Schicksal der Sardine

18 Gedanken zu “Lanzarote – Feuer frei!

  1. Warum verbrennt man auf Lanzarote eine Sardine??

    Die Landschaft der Insel ist einzigartig. Egal, aus welchem Winkel, ich hätte die Feuerberge ewig lang fotografieren können. Und zunächst bemerkte ich noch nicht einmal die getönten Scheiben, erst später beim Betrachten der Bilder. Deine sind in den Originaltönen, da bin ich ein klein Bisschen neidisch 🙂

    Ansonsten hat so eine organisierte Tour nur wenig Vorteile. La Geria haben wir zu zweit erlebt, es war weitgehend leer. Wahnsinn, wie voll es in der Hauptsaison werden kann, wenn die Busse ihren „Inhalt“ ausspucken… 😉

    Und der Burger ist mega!

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    1. Ja, die Landschaft ist wirklich was ganz Besonderes. Und meine organisierte Tour hatte Licht- und Schattenseiten. Dabei war ich ja noch nicht mal in der Hauptsaison dort. Ich mag mir nicht ausmalen, wie voll es dann an den Hotspots ist. Dass du den Timanfaya in getönter Fassung gesehen hast, ist natürlich schade für die Fotos. Aber dennoch ist deine Erinnerung daran sicher dadurch nicht so getrübt wie die Fotos, oder? Ja, der Burger war lecker, wenn auch unbezwingbar 😅. Zur Entstehung des Brauches, am Ende des Karnevals eine Sardine zu verbrennen, gibt es mehrere Theorien. Sie sind ganz gut in dem verlinkten Beitrag erläutert. Konkret geht es hier zwar um Teneriffa, aber der Brauch ist auf allen Kanareninseln gleich:

      https://www.teneriffa-news.com/karneval/beerdigung-der-sardine_10418.html#:~:text=Die%20%E2%80%9CEntierro%20de%20la%20sardina,zentralen%20Ort%20verbrannt%20zu%20werden.

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  2. Endlich mal ein Restaurant, das kapiert hat, dass Veganer nicht automatisch Diät machen 😃.
    Die Sardine verbrennt ja wirklich sehr fotogen. Warum auch immer man eine Sardine verbrennt. 🤔.
    Und der Park sieht wirklich aus wie vom Mars. Da sollte man sein Handtuch nicht an der falschen Stelle ausbreiten 😱

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    1. @Restaurant: das hast du mal wieder perfekt auf den Punkt gebracht 👍. Genau so sieht’s aus! Mars und Handtuch: das sollte man in der Tat tunlichst vermeiden 😁. @Sardine: dazu gibt es verschiedene Erklärungsansätze. Ich verlinke mal einen Bericht dazu, in dem das ganz gut zusammengefasst ist. Da ist zwar die Rede von Teneriffa, aber der Brauch ist ja auf allen kanarischen Inseln gleich:

      https://www.teneriffa-news.com/karneval/beerdigung-der-sardine_10418.html#:~:text=Die%20%E2%80%9CEntierro%20de%20la%20sardina,zentralen%20Ort%20verbrannt%20zu%20werden.

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  3. Ach Elke… wieder so ein herrlicher beeindruckender Bericht mit einem großartigen Video über den Park! Dieses Video war zauberhaft. Da will ich auch hin!
    und jetzt weiß ich, welche Beerdigung Du meinst! ;))

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  4. Uff, was für irre bizarre Landschaften. Und so sauber, dank der Tatsache, dass der immerwährend Müll hinterlassende Touristenmensch in hermetisch geschlossenen Vehikeln durch diese Natur gelauncht wird. Gated community mal anders 👍
    Mitten drin in den 4 Urelementen (naja, eher ein bißchen wenig Wasser…. siehe grüne Pfütze und das kleine Demo-Eimerchen 🫢😅)
    Der Weinanbau überrascht doch sehr – dachte man bisher, die Freunde an Mosel (Saar-Ruwer) oder im Rheingau haben es mühevoll, ist das hier (je Rebe eine kleine Arena?) ja ziemlich extensiv 😳😉
    Ohne die Schönheit der Eindrücke zu vergessen, ging mir beim Betrachten der Bilder auch durch den Kopf, dass unsere schöne Erde eben auch ein ziemlich unwirtliches Fleckchen sein (und werden) kann. Viel Feuer, wenig Wasser. Da braucht man, die aktuellen Bilder aus Spanien, Kanada und Brandenburg (!) vor Augen, nicht viel Fantasie. Und man versteht vielleicht besser, warum Geothermie mancherorts ein Thema ist 🤦‍♂️🤣
    Immerhin, der Veggieburger war ja CO2-reduziert (really…bei der Größe?). Das lässt klimabilanziell am Ende Platz für das fossile Abfackeln der Sardine 🫢😇😎
    Bei Bilbao machen die Fischer das im kleinen Stil – aber schmackhafter 🥕😋
    Alles in allem, auch wegen der Video-add-ons: Great show! Danke, liebe Elke 👍😊

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    1. Immer gerne. Freut mich, dass der Bericht dir gefallen hat. Ja, die strikten Schutzmaßnahmen erinnern in der Tat an Gated Communities 😁. Die Sache mit dem Weinanbaugebiete ist wirklich bemerkenswert. Tatsächlich scheint pro Kuhle immer nur eine Rebe darin angebaut zu sein. Die Buddelei ist notwendig, um die Ascheschicht zu durchdringen, die tagsüber Wärme und nachts die Feuchtigkeit speichert. Der Wall schließlich hält den Wind ab. Massenproduktion ist anders! @Sardinenfackel und Burger: das stimmt wohl!

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    1. Ja, tatsächlich fühlt man sich auf Lanzarote bisweilen wie auf einem anderen Planeten, aber auf einem sehr schönen! Der Burger war in der Tat dann sehr irdisch, aber für mich unbezwingbar.

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