18. Februar 2023

Da mich meine Wetter-App vor möglichen Gewittern warnt, verschiebe ich den für heute geplanten Ausflug auf morgen. Denn da, wo ich hin will, wäre ich den Wetterkapriolen schutzlos ausgeliefert. Wie sich im Laufe des Vormittags herausstellt, hat die Verschiebung noch einen weiteren Vorteil.

Bevor ich mich zu welcher Aktivität auch immer entscheide, muss erst mal, ja ihr wisst schon … Und so bewegen sich meine Füße schon fast automatisch in Richtung meines Stammcafés auf der Islote Fermina. Ich hatte das Inselchen schon einmal in diesem Bericht erwähnt. Und heute gibt’s die versprochenen Fotos und Infos dazu.

Die Islote Fermina wurde in den 1970er Jahren von César Manrique entworfen. Auf einer Fläche von etwa 14.000 m2 tummeln sich ein Salzwasserschwimmbad, eine Gartenanlage mit Türmchen und ein verglastes Gebäude mit einer Cafeteria sowie verschiedenen Mehrzweckräumen für Veranstaltungen. Das Areal wurde lange Zeit vernachlässigt und dann wieder aufpoliert. Das nahm einige Zeit in Anspruch. Doch zu meinem Glück wurde das Gelände just vor ein paar Wochen wiedereröffnet.

Zentrales und auch spektakulärstes Element ist eine ausladende Poollandschaft mit kleinen, palmenbesetzten Inselchen. Ihre zu einer Seite lang und flach auslaufende Umrandung macht mich kurz stutzig. Ist das etwa tatsächlich ein Strand? Nein, alles Beton und Farbe. Aber der Effekt ist, von Weitem betrachtet, verblüffend.

Der Pool selbst ist nicht zur artgerechten Nutzung freigegeben. Man darf aber natürlich um ihn herumlaufen und die Aus- und Ansichten genießen. Das ist eben Kunst! Nun, was soll ich sagen? Das Gelände ist großartig! Manrique eben. Doch schaut selbst:

Hereinspaziert
Weiß umrandet

Gewundene Pfade
Badeträume
Mein Stammcafé am Pool
Unendliche Weiten

Als ich nun so gemütlich mit diesen Ausblick hier sitze und gerade den letzten Schluck Kaffee inhaliert habe, höre ich in der Ferne einen Trommelwirbel, der immer näher zu kommen scheint. Nichts wie zurück aufs Festland! Wie sich herausstellt, findet dort ein Karnevalsumzug statt. Das lasse ich mir selbstverständlich nicht durch die Lappen gehen.

Echt jetzt? Wer mich persönlich kennt, reibt sich nun vielleicht verwundert die Augen. Elke und Karneval? Das wäre ja was ganz Neues. Stimmt! Mit dem heimischen Karneval habe ich sowas von gar nichts am Hut, dass ich mich jedes Jahr zur so genannten fünften Jahreszeit diebisch freue, im karnevalsbefreiten Berlin und nicht etwa im Rheinland zu leben. Von daher dürft ihr mir gerne glauben, dass ich bei meiner Reiseplanung weder auf dem Schirm hatte, dass auf den Kanaren so exzessiv Karneval gefeiert wird noch dass meine Reise nach Lanzarote genau in diese heiße Phase des Jahres fällt.

Doch erstens bin ich hier in einem anderen Land mit einer anderen Kultur und einem völlig anderen Setting am Meer unter südlicher Sonne. Und zweitens hat die Art und Weise, wie hier Karneval gefeiert wird, viel mehr mit unserem tollen Berliner Karneval der Kulturen gemeinsam als mit Humba Humba Täteräää und Büttenreden-Gedöns. Und so lasse ich mich dann allzu gerne einmal darauf ein. Günstigerweise zieht sich auch die gewittrige Drohgebärde am Himmel über Arrecife gerade wieder passend zurück. Auf ins Getümmel!

Vertüllt
Schlagkräftig
Mann trägt blau
Aufgesetzt
Charlie lebt!

Maske runter!
Mit Kopfschmuck
Kurze Pause

Irgendwie fehlt was, oder? Genau. Die Geräuschkulisse! Dann hört gerne mal hier rein.

Der sehr unterhaltsame und heitere Umzug endet am hinteren Teil der Promenade, wo die dekorative Rotunde steht. Dort geht die Sause mehr oder weniger nahtlos auf dem Festgelände weiter. Munter wird hier gegessen, getrunken, gelacht, gequatscht, getanzt und gefeiert. Livemusik und DJ sind natürlich auch am Start. Ich futtere mich hier ordentlich durch und genehmige mir einen verspäteten Frühstücks-Apérol – an dieser Stelle viele Grüße an Kasia und ihren Frühstückswein 😁 -, bevor ich mich zu einer dringend benötigten Siesta ins Hotel zurückziehe.

Flatterhaft
Heißer Ritt
In Feierlaune
¡Salud!

Am Nachmittag zieht es mich wieder hinaus ins pralle Leben. Immer mehr Leute sind unterwegs, und wer nicht verkleidet ist, entlarvt sich als Tourist. Es scheint üblich zu sein, dass sich zusammengehörende Leute mehr oder weniger identisch kleiden. Rund um die kleine Bühne an der Promenade – für das Abend- und Nachtprogramm gibt es noch eine deutlich größere auf dem eigentlichen Festgelände – ist nun auch schon gut was los. Wer nicht tanzt, singt wenigstens mit, und wenn es nur der Gassenhauer ist, in dem es um eine betrunkene Kakerlake geht.

So langsam dämmert mir, wo ich hier hineingeraten bin! Denn der Umzug heute morgen war nur der Auftakt, ein harmloser Kindergeburtstag. Die richtige Party geht ab jetzt ununterbrochen und mehr oder weniger rund um die Uhr weiter, bis am Aschermittwoch die Sardine verbrannt wird. Fragt nicht! Köln, Düsseldorf, Mainz, Ostern, Weihnachten und Silvester zusammengenommen sind ein Witz im Vergleich zum Karneval in Arrecife 🥳. Denn der Karneval ist hier DAS Ereignis des Jahres.

Ich vergnüge mich damit, mir alles in Ruhe anzuschauen, laufe noch mal kurz hinüber zur Festung, von wo aus sich mir noch ein formidabler Blick auf die Umgebung im Abendlich bietet, stürze mich noch mal kurz ins Partygetümmel und verziehe mich dann ins Hotel.

Hoch lebe mein individuell angefertigtes Paar Ohrstöpsel! Ohne euch würde ich weder diese noch die folgenden Nächte bis Aschermittwoch überstehen 😂. So aber stöpsele ich mich noch vor Mitternacht ins selige Stadium der Taubheit und kann den Karneval auch ohne Schlafdefizit und ohne bleibende Schäden genießen. Alaaf! Helau! Oder was auch immer. Sucht euch was aus.

Es dämmert

18 Gedanken zu “Lanzarote – Let’s get this party started!

  1. In Andalusien habe ich den Karneval gerade verpasst. Nur in Ronda fand noch ein letzter Umzug statt (Kinderkarneval glaube ich), den ich nicht gesehen habe. Speziell Cádiz ist ja berühmt für den Karneval, der in Spanien auf dem Festland nicht nur bis Aschermittwoch dauert sondern bis zum folgenden Wochenende.

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    1. Ich hatte Karneval generell nie auf dem Schirm und wusste demnach auch nichts über die Gepflogenheiten in Spanien. Auf Lanzarote endete der Karneval auch nur in Arrecife am Aschermittwoch. Dann ging es nahtlos im benachbarten Puerto del Carmen tagelang weiter 😂.

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  2. Die Kostüme sind der Hammer. Und Elke mittendrin statt unterwegs 😂.
    Das sieht ziemlich anstrengend aus, was die auf dem Umzug da machen.
    Ich glaube, wir müssen unseren nächsten Urlaub auf den Kanaren auch auf den Karneval legen, das ist ja fast wie Rio.

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  3. Schön schön, der Typ bei „Aufgesetzt“ hat mich irgendwie an die Erstürmung des Capitol erinnert. Die beiden Jungs bei „Heißer Ritt“ an die Ritter der Kokosnuss … 😉

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  4. Das mit der Kunst ist so eine Sache: sie ist da, nimmt Raum ein und will nicht nützlich sein. Wie gerne hätte ich in diesen Lagunen gebadet. Aber so sind sie „nur“ zum Anschauen da. Kunst und ich, das wird irgendwie nix… 😉

    Karneval auf Lanzarote ist mit Sicherheit mal was anderes. Es muss interessant sein, das mal zu sehen – ich halte Festivitäten für immaterielles Kulturgut. Und in vielen Ländern nehmen die Feste skurrile Formen an. Schön, dass du uns an diesem etwas „exotischen“ Karneval teilhaben lässt.

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    1. Ja, die Kunst und ihre Zweckfreiheit. Ich verstehe dein Dilemma. Und in diesem konkreten Fall war auch ich zwiegespalten. Einerseits wäre ich auch zu gerne da baden gegangen. Andererseits aber würden, wäre das erlaubt, ja auch alle anderen da baden wollen 😅. Und schwups wäre die schöne Anlage überfüllt mit lärmenden Familien und anderen Horden von Menschen. Vorbei wäre es mit stilvollem Kaffeetrinken in schönem Ambiente. Vorbei wäre es mit tollen Spiegelaufnahmen. Vorbei wäre es mit der Ästhetik und Ruhe. Und von daher bin ich unterm Strich sehr einverstanden mit der jetzigen Regelung. Schwimmen kann man ja entweder im Meer oder in den meist auch sehr großzügigen Poolanlagen in den Hotels überall.

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      1. So wie du argumentierst, kann ich das beinahe schon nachvollziehen 🙂 Man könnte das Baden zwar zeitlich und anzahlmäßig limitieren, aber das wäre vermutlich mit viel Aufwand verbunden. Spiegelaufnahmen sind ein Argument, Kaffee trinken mit Ambiente auch 🙂

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