14. – 15. Februar 2023

Endlich raus! Ich habe den Winter so satt! Ewiges Grau, ungemütliche Temperaturen, Totentanz draußen auf den Straßen, zu viel in geschlossenen Räumen. Nicht mein Ding!

Gegen Mittag steige ich in den Eurowings-Flieger, der mich zu sozialverträglicher Zeit nonstop nach Arrecife bringen wird. Warum ausgerechnet Lanzarote? Die Kanaren sind um diese Jahreszeit eine sichere Bank. Stabile Wetterlage, angenehme Temperaturen, nicht zu warm und nicht zu kalt. La Gomera und Teneriffa kenne ich schon. La Palma und El Hierro möchte ich mir für einen klassischen Wanderurlaub aufheben. Gegen Gran Canaria hege ich – vielleicht zu unrecht? – ein paar Vorurteile. Fuerteventura ist, so habe ich es gehört und gelesen, eher was für Strandlieger. Bleibt Lanzarote, die schwarze Perle mit ihren Mondlandschaften.

Ich werde zwei Wochen auf der Insel bleiben und habe mir für den gesamten Zeitraum Arrecife als Standort ausgesucht. Von hier aus gibt es die besten Verbindungen mit dem ÖPNV. In der ersten Woche komme ich in einem Hotel unter. Für die zweite Woche habe ich mir zur Abwechslung eine Ferienwohnung gemietet.

Landung am fortgeschrittenen Nachmittag nach fast fünf Stunden. Eine Stunde Zeitverschiebung verschafft mir die Möglichkeit, eine erste kleine Runde durch die Hauptstadt zu drehen und endlich was Ordentliches zwischen die Zähne zu bekommen. 20 Grad und Sonne! Endlich wieder draußen sitzen, essen und trinken! Ich merke schon jetzt, wie mich eine große Ruhe und Zufriedenheit durchflutet. Den Rest des Tages verbringe ich auf meinem Balkon und schaue versonnen aufs Meer, dessen Wellen gemächlich an die Playa del Reducto klatschen. Ich gehe früh und zufrieden ins Bett.

Am nächsten Morgen stelle ich fest, dass es über Nacht geregnet hat. Das beschert mir willkommene Pfützen für Spiegelaufnahmen, als ich trockenen Fußes loslaufe. Erst geht’s ein Stück Richtung Westen, vom Zentrum weg am Meeressaum entlang. Schon bald beginnt dort die kilometerlange Promenade, die direkt an der Küste entlang bis zum sieben Kilometer entfernten Flughafen führt und auf dem Weg dorthin auch Playa Honda streift. Der Weg ist charmant, ruhig, und verläuft abseits des Autoverkehrs. Er bietet nicht nur schöne Ausblicke aufs Meer, sondern auch auf die für die Insel so typische Vulkanlandschaft.

Doppelhaushälfte
Tanz auf dem Vulkan

Noch bevor ich Playa Honda erreiche, drehe ich um und laufe wieder zurück Richtung Zentrum. Auf dem Weg dorthin passiere ich die ersten Zeichen des Ereignisses, das in den nächsten Tagen den Beat Arrecifes maßgeblich beeinflussen wird. Auch werfe ich einen Blick auf den Sitz der Inselregierung – und auf meine Wetter-App. Letztere bestätigt meine Vermutung: ich habe einen verdammt guten Tausch gemacht!

Karneval!
Schöner regieren

Ich schlendere an Arrecifes Vorzeigefront am Meer entlang und fühle mich irgendwie gleich zuhause. Die Atmosphäre ist entspannt, die Leute freundlich, alles ist voller Helligkeit und Licht. Es fühlt sich gut an, hier zu sein.

Laterne, Laterne
Werder Bremen?

Die Puente de las bolas ebnet den Weg zum Castillo de San Gabriel. In der ehemaligen Festung befindet sich heute ein Museum. Und direkt gegenüber erheitern mich kuriose Schilder. So was entgeht mir natürlich nicht!

Zugkräftig
Gefestigt
Interessierte Vögel
Rein in die Fluten!

Bevor ich mich zum Lunch in einem der lauschigen Lokale um die Iglesia de San Ginés herum niederlasse, schaue ich mir die Umgebung erst einmal genauer an. Sie strahlt viel Ruhe und Gelassenheit aus und lohnt obendrein den genaueren Blick.

Promenadenmischung
Auf Draht
Klare Linie
Platz nehmen

Danach laufe ich hinüber zur etwas außerhalb gelegenen Marina. Diese macht einen recht schicken optischen Eindruck, doch atmosphärisch ist dort Totentanz. Die Läden, Restaurants und Cafés warten vergeblich auf Kundschaft. Ich bin weitgehend alleine auf weiter Flur, und fast fühle ich mich verpflichtet, irgendwo reinzugehen und was zu konsumieren. Doch davon mache ich mich frei und schaue mich einfach nur weiter ein wenig um.

Ich habe den Eindruck, dass das Konzept dort nicht so richtig aufzugehen scheint. Die Shopping- und Fressmeile liegt eben schon ein wenig zu weit ab vom Schuss der Innenstadt. Aber vielleicht tobt hier das Leben umso intensiver, wenn ein oder mehrere Kreuzfahrtschiffe hier anlegen. Ob das zum Überleben der Läden reicht? Ich will es hoffen.

Flehen und abwarten

Zurück Richtung Zentrum. Von der Marina aus ist es nicht weit bis zum Charco de San Ginés. Es handelt sich dabei um einen natürlichen Salzsee am Rande der Altstadt. Das Areal ist echt schön gestaltet und lädt zum Flanieren und Verweilen ein. Hier hatte ich mich gestern Abend schon in einem der zahlreichen Lokale gut bewirten lassen.

Bitte hier entlang!
Salz und See

Mit einem Eis auf die Hand schlendere ich am späten Nachmittag zurück zum Hotel. Dabei wähle ich zur Abwechslung nicht den Weg am Meer entlang, sondern nehme die Abkürzung durch die Fußgängerzone mit ihren schönen Häuschen und Läden mit teilweise recht ungewöhnlichem Bekleidungsangebot.

Schön gefliesst
Im Haus des Geldes

Mein Programm für den Rest des Tages findet auf meinem Balkon statt. Wer will es mir verdenken bei dieser Aussicht? Mir dämmert schon jetzt: Lanzarote wird meine Insel.

Goldene Zeiten

24 Gedanken zu “Lanzarote – Vom Winter in den Frühling

  1. Juhu, endlich geht es los mit Lanzarote. Könnte ja auch noch auf meine Reise-Bucket-List kommen, insbesondere wenn es auch ohne Auto einfach ist, herumzukommen. Aber dazu wirst du in den folgenden Posts ja wahrscheinlich noch mehr erzählen.
    Achso, und ich dachte immer, diese lustigen Schilder-Übersetzungen gibt es nur in China 😂

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    1. Schön, von dir zu lesen, liebe Vanessa 😎. Ich denke, du wärst auf Lanzarote auch gut aufgehoben. Ich fand, dass man gut mit Öffis herumkommt. Manchmal musste ich mir ein Taxi nehmen, aber das hielt sich echt in Grenzen. Und ja, da werde ich in den folgenden Berichten immer mal wieder drauf zurückkommen. Was die schrillen Übersetzungen angeht: das gelingt weltweit und in allen Sprachen 😂.

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  2. Lanzarote, wie schön! Arrecife habe ich an einem Nachmittag besucht und fand die Atmosphäre sehr lässig. Am Charco San Ginés war ich auch essen, in einem proppenvollen Lokal mit sehr gutem Fisch. Den Weg zur Playa Honda habe ich nicht geschafft. Vielleicht beim nächsten Mal auf Lanzarote… Bin gespannt, wohin es dich als Nächstes verschlagen hat auf der vulkanischen Trauminsel.

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    1. Freut mich, Inga, dass du auch so gute Erinnerungen an Lanzarote hast. Klar, wenn du nur einen Nachmittag in Arrecife warst, musstest du dich aufs Wichtigste begrenzen. Next time! Bald geht’s hier weiter, u.a. mit César Manrique, der die Insel geprägt hat wie kein anderer.

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  3. Lanzarote kenne ich auch noch nicht. Bin gespannt…aber bereits ein paar Highlightes persönlich erfahren! Aber sage nix gegen Gran Canaria! eine herrliche Insel zum Wandern!!!!

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    1. Lanzarote würde dir bestimmt auch gefallen. Was Gran Canaria betrifft: da sag ich ja gar nichts dagegen, denn ich war ja noch nie da. Vorurteile beruhen ja klassischerweise immer auf Unkenntnis 😇. Was ich darüber gelesen habe, hat mich im Vergleich zu Lanzarote einfach weniger angesprochen. Zum Wandern könnte ich durchaus eines Tages es in Betracht ziehen.

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  4. Liebe Elke, so bist du also auf Lanzarote gelandet. Die Insel ist total entspannt, und Arrecife hat einen fast schon ländlichen Flair. Wegen der Konsumgelegenheiten abseits vom Schuss würde ich mir nicht allzu viele Sorgen machen, ich denke, die Flaute war nur der untouristischen Jahreszeit geschuldet. Apropos Jahreszeit, sechs Grad gegen neunzehn, ich ziehe mit 😉

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    1. Was ich bisher so gelesen und gehört habe, stelle ich mir Gran Canaria noch etwas touristischer und voller Bausünden vor als z.B. Teneriffa. Aber das ist ja den Vorurteilen zu eigen: sie basieren auf Vermutungen und Hörensagen, nicht auf Erfahrung. Du mochtest es dort ja, oder?

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  5. Ah toll! Endlich geht es los mit deinen Berichten zu Lanzarote! Ich muss gestehen, dass ich gegenüber allen Kanarischen Inseln Vorbehalte hatte …. grundlos! Nachdem ich Anfang letzten Jahres alle Inseln auf dem GR131 erwandert bin, bin ich ganz, ganz großer Fan! Jede der Inseln ist so wahnsinnig individuell. Lanzarote hat mir auch sehr gut gefallen: das Licht, die Landschaft, die Architektur und irgendwie etwas Archaisches … wahrscheinlich durch die Vulkane und die traditionellen Anbauweisen von Wein. Bin gespannt auf Deine weiteren Eindrücke.

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    1. Ja, du kannst jetzt bei allen Inseln mitreden. Schön, dass sich all deine Vorurteile in Luft aufgelöst haben. Vielleicht schaffe ich es auch noch, alle zu besuchen. Mal schauen! Bald geht’s hier weiter mit Lanzarote. So eine tolle Insel!

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  6. Also mir hat Lanzarote super gut gefallen, wobei Fuerteventura und Teneriffa auch sehr schön sind. Lanzarote hat natürlich von der Landschaft schon was einzigartiges. Einfach eine ganz andere Welt .
    Auf Gran Kanaria war ich auch noch nicht.

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  7. Playa del Reducto, wie treffend. Quasi „Reduce to the Max“. In der Tat, das Gefühl beim ersten nach-winterlichen Trip irgendwo in den milden sonnigen Süden ist unschlagbar. Eben noch mit Jacke, Schal und Mütze, und dann die wärmende Luft, wenn man aus der Maschine die Gangway runter geht (was viel schöner ist als die Gate-Rüssel). Absolut nachvollziehbar, wie es Dir wohl ergangen ist nach der Landung. Für alle weiteren Details freuen wir uns jetzt auf Deine Berichte 😎 Zumal ich Lanzarote nicht kenne – bin gespannt, entdecke aber schon schöne Parallelen zu anderen Kanaren, die ich bereits bereisen konnte. Eines der Fotos erinnert mich auch an eine Ecke in Cádiz. Offenbar war man auf Lanzarote weitsichtig genug und hat den Turbotourismus gezähmt. Andererseits, das Kanaren-Portfolio ist so vielfältig, mit Gran Canaria und Teneriffa auf der einen, und La Gomera und La Palma auf der anderen Seite. Eigentlich genial – für jede Zielgruppe eine „Schwerpunkt-Insel“ 😉😅
    Bereisenswert sind sie aber alle.
    Keep on writing 🙃 Liebe Grüße

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    1. Stimmt, der Name des Strandes ist irgendwie witzig! Das Gefühl, vom trüben deutschen Winter in den Süden zu kommen, kannst du ja ganz besonders gut nachvollziehen. Da hast du ja mittlerweile mannigfache Erfahrungen gesammelt 😎. Ja, auf Lanzarote hat man es tatsächlich ganz gut hingekriegt, den Tourismus in guter Balance zu halten, auch wenn es so leer dann auch wieder nicht ist. Bettenburgen in den Ausmaßen wie anderswo wie anderswo findest du hier aber nicht. Ja, da ist wohl was dran: die Kanareninseln sind jeweils so individuell, dass da jeder seinen Favoriten findet und die Massen sich entsprechend verteilen.

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  8. Ich kann deine Vorurteile zu Gran Canaria zum Teil bestätigen. Da gibt es schon ein paar Ecken, die vom Sauf-Kotz-Gröhl-Billig-Billig-Massentourismus beherrscht werden. Zum Beispiel Maspalomas. Aber es gibt auch durchaus ruhige Ecken, tolle Städtchen und natürlich die Berge, die beeindruckend schön sind. Wandern ist eine gute Idee für einen Check der Vorurteile.
    Wir waren dagegen noch nicht auf Lanzarote, könnte sich aber nach deinen Berichten ändern…

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    1. Ich denke, ich muss Gran Canaria einfach mal eine Chance geben und meine Vorbehalte auf den Prüfstand stellen. Der nächste Winter kommt bestimmt! Und ja, auf mit euch nach Lanzarote. Ich finde die Insel einfach grandios.

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